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Damit wäre aber die Uhr als Bild verschwunden, um nur noch stichornamente, von denen beinahe alle vertreten und zur Charakte Wärmequelle zu sein. risierung der Keramit im Märkischen Museum ausgelegt sind."

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Völkerkunde.

In dem Moment jedoch, wo die Geschwindigkeit des fliehenden Auges der des Lichtes gleich geworden wäre, würde gar keine Spur jener Uhr mehr wahrzunehmen sein. Denn dann branden" die Eine Tanzfeierlichkeit tannibalischer Neger. Wellen des Aethers ja nicht mehr, und darum können sie am Ufer­Von den Mi Ssanga ist die Nede, einem menschenfresserischen auf der Netzhaut auch keine Wirkungen hervorrufen. Ueberhaupt Negerstamme, der, wie soeben bekannt wurde, eine deutsche Grenz­wäre eine Welt, die sich mit der Geschwindigkeit des Lichtes von expedition in Neu- Kamerun überfallen hat. Dr. Arnold Schulze hat ums fortbewegte, für unser Erkennen vollständig ausgelöscht. Die Mi- Sfanga als Teilnehmer der Expedition des Herzogs von Denn selbst ein mit ungeheuerer Kraft in den Raumt gefendeter Mecklenburg   kennen gelernt und erzählt von ihnen in dem Werke Funkspruch würde uns feine Botschaft von ihr bringen können, ,, Vom Kongo   zum Niger   und Nil", das im Brockhausschen Verlage weil die elektrischen Wellen ja nicht schneller dahineilen als das erschienen ist und dem wir mit Erlaubnis des Verlags folgende Licht. Schilderung entnehmen: Am meisten pflegen die Mi- Sfanga wie alle Neger aus sich herauszugehen, wenn sie beim Tanz waren, und niemals habe ich einen besseren Einblick in ihr Fühlen und Denken gewonnen, als bei einer Tanzfeierlichkeit, durch die eine ver­storbene Frau geehrt werden sollte.

So erscheinen auch bei Sternen, die von unserer Erde fliehen, gewisse Linien, die auf das Vorhandensein bestimmter Stoffe schließen Lassen, im Spektrum weiter nach dem roten Ende jenes Farbbandes zu gerückt, als dies im Ruhezustande der Fall sein würde.

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Umgekehrtes muß aber eintreten, wenn sich jemand der Uhr aus Die Feier, deren Schauplatz die breite Straße des Dorfes der Ferne nähert. Dann schrumpfen die Stunden zusammen, denn Molundu war, nahm bald nach Einbruch der Dämmerung ihren das Auge kommt jenen vom Zeiger ausgehenden Strahlen gefliffent Anfang. Wir hatten taum auf unseren Feldstühlen Platz genommen, lich entgegen, und es strebt danach, sie schnellstens zu schöpfen, indem als im geheimnisvollen Schein eines flackernden Holzfeuers die es den folgenden Leuchttugeln immer fürzere Wege anbietet. Aber Afteure, S. H.   fast sämtliche Dorfbewohner, in Form einer Ellipse auch hier verschwände die Uhr bei wachsender Geschwindigkeit. Denn Aufstellung nahmen, wobei sie den Naum in der Mitte für die es treffen das Auge nun immer mehr und immer fürzere Wellen. Tanzenden freiließen. Das Orchester bestand aus zwei Trommeln Ein an sich roter Zeiger würde also zunächst alle Farben des Regen- und einigen mit Kerben versehenen Raphiarippen, die wie ein bogens durchwandern. Darauf würde er uns aber die sogenannten Fiedelbogen über ein Stück Holz gestrichen wurden; dazu kam der ultravioletten" Strahlen zusenden. Sehen tönnen wir sie jedoch nicht. nicht unmelodiöse, von Händeklatschen begleitete Gefang der in Und so ließe sich denken, daß ein Auge mit ungeheurer Geschwindig- ihren Beinspiralen flappernden Weiber. Die Tänze, die sich durch feit auf die Uhr zueilte, und daß es sie doch nicht erblickte selbst fabelhafte Geschwindigkeit und Grazie der Bewegungen aus­wenn es dicht davor angekommen wäre. zeichneten meist tanzten nur einzelne Frauen, seltener Paare Scheint bei solchen Betrachtungen und man könnte sie noch zeigten die ganze Leidenschaftlichkeit des Schwarzen. Rasende Be­weiter ausdehnen nicht alles zu wanken: Raum, Zeit, Farbe? wegungen des Bedens, die eine fabelhafte Gelentigkeit und Bieg­Das Relativitätsprinzip entzieht der Welt ja gewissermaßen den samkeit bewiesen, waren die Hauptpas bei allen diesen Tänzen. Boden, und es läßt sie in zahllosen Formen erscheinen, die ganz Die Beweglichkeit der Beine könnte kaum von den besten englischen vom Standpunkt des jeweiligen Beobachters abhängen. Man Tanzerzentrifs erreicht werden. Auch mittanzende Kinder zeigten hat sogar gesagt, daß alle bewährten Geseze unserer Mechanik dieselbe Grazie und Biegsamkeit wie die Erwachsenen. nicht streng richtig seien, sondern daß sie nur angenähert gelten fönnten!

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Freilich fehlt es auch nicht an Gegnern des Relativitätsprinzips. Erst die Zeit muß lehren, was aus diesen gärenden Ideen erwachsen fann. Gehen wir einer neuen physikalischen Weltanschauung ent­gegen, oder sind jene Erwägungen nur ein fesselndes Spiel, das uns doch nicht weiter führt?

Kleines feuilleton.

Aus der Vorzeit.

Eine Steinzeitsiedelung in der Mart. Der Steinzeitfaal des Märkischen Museums hat durch die unter Leitung des Prähistorikers Dr. Kiekebusch in der vergangenen Woche bei Trebus in der Nähe von Fürstenwalde   vorgenommenen Aus­grabungen eine recht erfreuliche Bereicherung erfahren. An den Wänden einer Sandgrube war das seit der Entdeckung der bronze­zeitlichen Ansiedlung bei Buch in wissenschaftlichen Kreisen wohl bekannte Bodenschichtenprofil beobachtet worden, durch das sich vorgeschichtliche Wohnpläge am leichtesten verraten. Die Unter­suchung hatte den Erfolg, daß zum ersten Male in Nord­deutschland und sogar in Nordeuropa   der viereckige Grundriß eines Pfostenhauses innerhalb einer umfangreichen Siedelung mit Tief stichteramit nachgewiesen werden konnte. Außer diesem Grundriß wurden noch eine Anzahl von Herdstellen festgestellt, die zweifellos ebenfalls Mittelpunkte von Häusern waren, deren Pfostenlöcher jedoch beim Abfahren des Sandes teils abgegraben find, teils aber noch nicht vollzählig aufgedeckt werden konnten. Daß sich innerhalb der Siedelung und namentlich in der Nachbarschaft der Herdstellen zahlreiche Kulturreste wie Gefäßbruchstücke, Feuersteinmesser und splitter finden ließen, versteht sich von selber. Wichtiger ist schon, daß auch drei noch gut erhaltene Wirtschaftsgefäße vorhanden waren. An den Wänden eines Gefäßes hafteten sogar noch verkohlte Weizenkörner, die aber in besonders großer Zahl auch an einer Herdstelle vor tamen. Professor Dr. Wittmack hat die Körner als Binkel- oder Zwergweizen( Triticum compactum) beſtimmt.

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Nach einiger Zeit wurde die Ellipse der Zuschauer und Musikanten auf einer Seite, von der aus man eine besondere Ueber­raschung erwartete, offengelaffen. Mit lautem Beifallsgeschrei wurde eine sonderbare Erscheinung begrüßt, die jetzt in den Bereich des fladernden Feuerscheins trat, eine Frau, deren schlanker, wenn auch schon etwas welter, mit Kaolin weiß bemalter Körper durch die einfache, aber sehr folette Kleidung jugendlicher schien, als er unter gewöhnlichen Verhältnissen aussehen mochte. Das Hauptbekleidungs­stück bestand aus einem vorn offenen, hier durch einen Schurz er fegten Rod, der aus mehreren Schichten von Raphiafasern gebildek war und breit und hoch abstand; er war fast in der Form, wie fie unsere Ballettänzerinnen tragen. Die Arme schmüdten schleierartige Anhängsel aus demselben Material; auf dem Kopfe wogte ein Aufbau von Federn, und an den Beinen flapperten Büschel von Fruchtkernen. Eine Anzahl von Spangen an Armen und Beinen vervollständigten die Ballettausrüstung, wie fie in dieser Umgebung geschmackvoller faum gedacht werden fonnte. Und nun begann ein Tanz, richtiger eine Reihe Tanzfiguren, die an Leidenschaftlichkeit, an Grazie und rasender Schnelligkeit der Bewegungen alles bisher Vorgeführte überboten. Die Mi- Sfanga, Männer wie Weiber, verschlangen mit glänzenden Augen jede Be­wegung und spendeten in höchster Begeisterung nach jedem Tanz stürmischen Beifall. Bald war die Tänzerin in Schweiß gebadet; aber unermüdlich tanzte sie weiter; immer neue Figuren brachte sie, immer lauter wurde das Beifallsgebrüll, und die Trommeln voll­führten einen Höllenlärm. Erst nach Mitternacht   zogen wir uns zurüd, nachdem wir die Hauptdarsteller beschenkt hatten; aber lange nachher noch hörten wir vom Dorfe her durch die neblige Nacht den Lärm, der erst verstummte, als der Morgen dämmerte.

Medizinisches.

Die Verbreitung der Tuberkulose in den woh I- habenden Kreisen. Es unterliegt feinem 8weifel, daß die Tuberkulose die ärmere Bevölkerung in viel höherem Maße in Mit­Leidenschaft zieht wie die wohlhabende. So starben z. B. in   Bremen bei der ärmeren Bevölkerung auf 10 000 Lebende berechnet 30, bei der wohlhabenden aber nur 7. Nun hat man aber bei Sektionen gefunden, daß fast alle Menschen, unbeschadet ihrer sozialen Lage, Reste von   Tuberkulose aufweisen, und auch Probeimpfungen, die Interessant ist die Schichtung des Bodens. Ein besonders flares man zur Feststellung der Diagnose bei Lebenden vornimmt, Profil ist zur Aufstellung in der siedelungsgeschichtlichen Abteilung deuten darauf hin, daß die wohlhabenden Kreise der An­der Leipziger Baufachausstellung herausgeschnitten worden. Unter stedung genau in demselben Maße ausgesetzt sind, wie die einer dünnen Grasnarbe liegt eine etwa 6 Bentimer starke Schicht aufgewehten Sandes, darunter eine alte, fast vergangene zweite Gras­narbe und unter dieser die etwa 30-40 gentimeter starte Humus schicht, die von moderner Beaderung des Bodens herrührt. Dann erst folgt nach unten zu die 30-40 Bentimeter starte steinzeitliche Kulturschicht, in der gerade an dieser Stelle ein Stein beil und ein Feuersteinmesser lag. Weiter unten beginnt der weiße Dünensand. Auch im Märkischen Museum ist ein Bodenschichten profil von dieser Stelle zu sehen. Die Ansiedelung bei Trebus ist 4-5000 Jahre alt, reicht also bis ins dritte vorchriftliche Jahr tausend zurück. Sie wird gut datiert durch die steinzeitlichen Tief­Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag:

armen. So nahm Professor Kruse in   Bonn Impfungen unter seinen Hörern vor und fand, daß 84 Prozent auf die Tuberkulinimpfung reagierten. Mindestens ebenso viel müssen mit Tuberkelbazillen an­gesteckt sein, daraus ist der Schluß zu ziehen, daß auch der wohl habende Teil der Bevölkerung von der Tuberkuloseanstedung weit mehr bedroht ist, als man erwarten könnte. Die Ansteckungsfähig­feit dieser Strantheit ist so groß, daß sie ein Forscher mit den Mafern verglichen hat. Daß aber die Wohlhabenden der Ansteckung viel weniger erliegen wie die Armen, rührt zweifellos daher, daß sie eine größere Widerstandsfähigkeit besißen, die durch die bessere Ernährung und günstigeren Wohnungsverhältnisse bedingt wird. Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co.,   Berlin SW.