stelluna zahlt an die vier VergnliPingZparke und leiste! damiteinen Rekord, der uns überlegen heißt, ob es nicht möglich wäre,Unternehmungen von so bedeutsamem Wert ohne den üblichen in-zwischen aber schon langweilig gewordenen Weltausstellungsballastaufzumachen. Es ist widersinnig, eine Propagairda für die Hygienedeö Leben? fast überschüttet zu sehen durch ganze Schwärme vonKneipen.Leipzig hat mit Dresden nicht Schritt zu halten gewußt; auchsonst ist diese Baufachausstellung hinter den guten Vorbildern derdeutschen Ausstellungshechkonjunktur zurückgeblieben. Das mächtigeAusstellungsgelände entbehrt einer klaren Gliederung; es fehlenihm die Achsen, ohne die weder eine zweckmäßige, noch gar einemonumentale und festliche Architektur geleistet werden kann. Dabeiwäre es leicbt gewesen, das Gelände einheitlich und großzügig zudisponieren. Die Straße des 13. Oktobers, die aus der Stadtin gerader Linie aus das Völkerschlachtdenkinal führt, durchschneidetdas AuSstellungsgebiet. Diese Straße mit ihrem Ausblick auf dieungeheuerliche Masse des Denkmals war die gegebene Hauptachse;man nutzte sie auch, zerbrach sie aber zugleich dadurch, daß manihr eine Terrasse vorlagerte und ihr einen Pavillon sozusagen indas Herz pflanzte. So zerhackte man die monumentale Flucht undverstellte die große Perspektive. Ueber die Terrasse ließe sichschließlick nocki reden, wenn sie nicht durch eine unmögliche Archi-tektur. dadurch nämlich, daß sechs auf ihr siebende Türmchen dieSilhouette des iveit draußen liegenden Denkmals variieren,geradezu den freischweisenden Blick hemmen würde.Nicht viel besser ist es um die zweite, zu der Straße des13. Oktobers senkrecht stehende Achse bestellt. Sie gewährt zwareinen guten Endblick auf die machtvolle Kuppel, die WilhelmKreis nacb dem Vorbild des Pantheons wölbte; sie bekam aberWandungen von geradezu erschrecklicher Unruhe. Die Unruhe istüberhaupt da? Schicksal dieser Ausstellung. ES wimmelt vonDäckern. von Ueverschneidungen und Durchdringungen. Das giltfür die Planung, gilt auch für die Hochbauten.Die Knppelballe von Kreis ist ein Betonbau; sie demonstriert,daß sich mu dem neuesten Material die ältesten Formen erbauenlassen. Es scheint zweiselhaft, ob solcherlei die eingeborene Tendenzdes Eisenbetons ist. Wesentlich glücklicher ist das Eisen davongekoiniiien. Der Berliner Architekt Bruno Taut hat ausT-Trägern ein straffes, streng gegtiedertes, aus Energie kristalli-siertes Octogon aufgestellt. Recht interessant ist auch die eine ansEisen konstruierte Maschinenhalle; gelenkig wirkt die spritzbogigeHolzkonstrukrion der Halle für Sport. Alles übrige aber, ausge-nommen einige der Restauration-Zgcbäude, ist teils harmlos, teilsunzulänglich.Jenseits des Ausstellungszaunes steht daS Bölkerschlachtdenk-mal und rechts davon, eine Viertelstunde etwa entfernt, liegt dieWohnkolonie„Maricnbrunn". Dieses ist eine recht geschickt ange-legte Siedelung, die Einfamilienbäuser des mittleren Typ und inden Etagenbäusern der Randbebauung auch Kleinwohnungen auf-weist. Demnächst sollen in einigen dieser Wohnungen Arbeiter-möbel gezeigt werden; ein Ertrag unseres Berliner Bor-bilde?. R o b e r t B r e u e r.Erdkunde.Quer durch Grönlands Eiswüste. Die BerlinerGeographische Gesellschaft begingain Sonnabend ihr 3SjährigeS Bestehenmit einer Festsitzung, in der der schweizerische Meteorologe und Polar-forscher Dr. Alfred de Quervain über seine imSommerlülll mit außer«ordentlichem Geschick unternommene Durchqucrung Grönlands be-richtete. Nansens große Grönlanddurchquerung war durch den süd«lichen Teil dieser größten Insel der Erde gegangen und die ge-. plante Koch-Wagncr-Expedition hatte sich Rordgrönland zwischen' Upernivik und Kap Bismarck zum Ziele gesteckt. Quervain faßtenun die Durchquerung des mittleren Teiles der Eiswüslcin« Auge und zwar in westöstlicher Richtung, weil aufdiese Weise die Expeditton in verhältnismäßig kurzerZeit und unter Benutzung vorhandener Schiffsrouten durch-geführt werden komite. Bon einem Fjord in der Diskobucht,aus— jetzt Quervains Havn genannt— beschloß er, in südöstlicherRichtung die Schliltenlour nach A n g m a g s a li k an der Ostküste zuwagen. Angmagsalik ist der einzige an der grönländischen Ostküste bewohnte Ort. der alljährlich einmal im Hochsommer von einem Schiffe an-gelauten wird. De Quervain mußte also diesen Ort erreichen, wenner nicht in der unendlichen EiSwüste den Untergang finden wollte.Am 2V. Juni 1912 trat die Expedition mit einer Anzahl guterHundegespanne die Schlittenreise an. Der erste Aiiistieg aufdas vereiste Hochland ging günstig; aber schon sehr bald stellten sichHindernisse und Schwierigkeiten ein. Am vierten Tage der Reisebrachen zwei der Schlitten in einen gefrorenen und übcrschneitenBinneneissee ein, und es kostete größte Mühe und An«strengung, Hunde und Vorräte au« dem eiskalten Wasserzu retten. Während deS Bordringens wurden täglich luft«elektrische und meteorologische Ablesungen vorgenommen, selbst-verständlich auch dauernd die Höhen gemessen. Im allgemeinenwurden nie weniger als 20 Kilometer am Tage �zurückgelegt. Derhöchste Punkt, der erreicht wurde, lag 2505 Meter über dem MeereS-spiegel. Die niedrigste, während der Durchguerung beobachteteTemperatur betrug— 23 Grad Celsius; dabei war es die wärmsteJahreszeit. Auf seiner im Jahre 1883 weiter südlich durchgeführtenVerantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.— Druck u. Verlag:Ueberquerung Grönlands hatte Nansen im September bereitsTemperaturen bis zu 40 Grad Celsius unter Null beobachtet.De Quervain konnte ermitteln, daß die Gestaltung des Inlandeisesweniger einheitlich ist, als bisher vermutet wurde; auch ist dieExistenz zweier JnlandeiSzentren wahrscheinlich, eine« im Süden,das andere im Nordosten der von de Quervain eingeschlagenenRoute. Bemerkenswert ist auch, daß die erreichte größte Höhekamn ein Drittel der ganzen Jnlandeisbreite von der Ostlüste ent«fernt ist.Im Bereiche der Ostseiie wurde eine mächttge schneebedeckieBergkette entdeckt, ein bisher völlig unbekanntes, weit insInnere des Inlandeises hineinreichendes Gebirgsland. Denwestlichen Gipfel nannte de Quervain Frauenberg, einen anderen,2800 Meter hohen Berg Moni Forel. Dieser ist neben der Peter«mannspitze der höchste Gipfel in Grönland. Dem ganzen Gebirgewurde der Name„S ch w e i z e r l a n d"' beigelegt. Nachdem dessenGipfel wieder langsam am Nordwesthorizont verschwunden waren,tauchten im Osten� Knstenberge auf. Am 20. Juli 1912 um2 Uhr nachts bei strahlendem Sonnenschein wurde in 840 MeterHöhe der östliche Rand des Inlandeises erreicbt. Hier hattede Quervain im Jabre vorher an genau bestimmter Stelleein Depot errichten lassen, in dem auch Kajaks, die eigenartigengrönländischen Fcllboote, niedergelegt waren. Denn um nach demauf einer Insel gelegenen Angmagsalik zu gelangen, mußte erst einFjord durchrudert werden. Es ergab sich aber, daß die Karten derGegend nicht stimmten, und es dauerte lange, bis die Forscherschließlich daS Depot entdeckten. Am 30. Juli war dieses erreichtworden, und zwei Tage später gelangte de Quervain nach dem OrteAngmagsalik, wo er und seine Begleiter von den Eskimos mitgrößtem Jubel begrüßt wurden. Bis zum 2. September mußten dieGrönlangdurchquercr dort ausharren; an diesem Tage nahm sie derkurz zuvor eingetroffene Dampfer.Godthaab' an Bord und brachtesie nach Island, von wo sie am 29. September vorigen Jahres nachKopenhagen zurückkehrten.Die wissenschaftliche Ausbeute der kühnen Expedition ist sehrreichhaltig; noch sind die zahlreichen Ergebnisse nicht sämtlich be«arbeitet; aber es kann schon jetzt gesagt werden, daß durchQuervains Schlitlenreise die Kenntnis der eigenartigen VerhältnisseGrönlands in meteorologischer und glaciologischer Hinsicht außer«ordentlich gefördert worden ist. In Anertennung seiner wissen-schaftlichen Verdienste verlieh die Gesellschaft für ErdkundeDr. de Quervain die Karl-Ritter-Medaille.Aus dem Tierleben.Maikäferjahre.„In den Bäumen hin und her/ Fliegt undkriecht und krabbelt er'— so singt Meister Wilhelm Busch lustigvom Maikäfer. Wenn die Maikäfer aber so zahlreich auftreten, wiees dieses Jahr ans dem Bezirk Potsdam gemeldet wird, wosie zn großen Klumpen geballt an den Bäumen zusammensitzensollen, so ist der Maikäfer gar nicht lustig, wenigstens nicht für dieForstverwaltung, der solche Maikäferjahre ganz erhebliche Kosten be«reiten. Im Jahre 1904 beispielsweise mußten die preußischenStaatsforslcn über 32 000 M. für das Einsammeln und Vernichtenvon etwa 123 000 Litern Maikäfern aufwenden.Die sogenannten Maikäferjahre wiederholen sich in bestimmtenZeitabständen. In einem großen Teile Deutschland», nördlich vomMain und östlild von der Weser, erscheint der vollendet entwickelt�Käfer massenweise in den Schaltjahren. In den West-lichen und südlichen Teilen Deutschlands und Europas über-Haupt ist die Maikäferpcriode aber dreijährig und esgibt für verschiedene Bezirke auch verschiedene Flugjahre.Den Unterschied erklären die meisten Zoologen als AnpassungS«erscheinung an das Klima; die Frage aber, warum es Flugjahremit massenhaftem Auftreten der Maikäfer gibt, ist noch nicht cnd«gülttg geklärt. Wie kam eS, daß in der Vergangenheit einmal eineso starke Maikäsergeneration auftreten konnte? Dank einem mildenWinter können die Maikäfer auch einmal außerhalb des eigentlichenFlugjahreS— z. B. 1801 in Mittel- und Rorddeutschland— massenhaft auftreten, jedoch knüpfte sich an diese Erscheinung keine neuePeriode von Maikäfcrjahren.In den ärgsten Maikäferjahrcn übertrifft die Menge der Tierealle Vorstellungen. Im Kreisbezirkc Leipzig sammelte man 1804 beinahe400 Millionen Maikäfer und vier Jahre darauf wurden in der ganzenProvinz Sachten 30 000 Zentner Maikäfer eingesammelt! Run wiegtein einzelner Maikäfer etwas weniger als ein Gramm. In derProvinz Sachsen sind demnach im genannten Jahre 1'/.- MilliardenMaikäfer zur Strecke gebracht worden! Diese Zahl entspricht etwader menschlichen Bewohncrzahl der Erde. Wäre man damals nichttatkräftig vorgegangen, so wären die Folgen unabsehbar gewesen:jedes Maikäscriveibchen legt etwa 80 Eier, und wenn man an-nimmt, die Hälfte der vernichteten Maikäfer seien Weibchen ge«Wesen und nur der vierte Teil hätte die Entwicklung bis zum Mai«käfer vollendet, so hätte man im nächsten Flugjahre die stattlicheMenge von 1ö Milliarden Maikäsern in der Provinz Sachsen gehabt.An einzelnen Orten treten die Maikäfer zuweilen so zahlreichauf, daß sie den Berkehr lähmen lönnen. Ein durchaus glaub-würdiger Bericht ans dem Jahre 1832 erzählt, daß am 16. Maimorgens um 9 Uhr die Straße von Cournay nach GisorS mit einersolchen Menge von Maikäfern erfüllt war, daß der Postwagen nichthindurch konnte.____Vorwärts Buchdruckcrei u.BerlagSaustaltPaul Singer LcTo., Berlin S W,