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અ છે.
faß, meinte, nachdem der Bächter Mathis fort war, ich wäre Nun, dann einen anderen Beamten. Wohin ich aber blickte, auch bei ihm auf Lichtmeß gegen beffere Abrede unter- nirgends eine Uniform. gekommen.
Ja, auf die Steig konnte man sich halt doch verlassen. Was war die Fremde dagegen, wo man einem die Zweirappenstücke durch die Türspalten schob? Ich nahm mir vor, dies für alle Zukunft im Gedächtnis zu behalten. Sonnen- und Werkeltage. Der Stelzenhof. Wenn ich heute mit gemächlicher Neugier und mit wehmütigem Michversenken im Gärtlein der Erinnerungen Ipazieren gehe, so muß ich manchmal darüber staunen, wie die flüchtigen Eindrücke eines Augenblickes, einer Stunde unauslöschlich in mein Lebensbuch eingeschrieben find, während gleich daneben Dinge und Menschen einherwandeln, die ich awar wohl erkenne, die mich aber mit fremden Augen anblicken, fast als ob ich nur von ihnen geträumt hätte. So will es mir oft scheinen, als hätte ich von den Jahren, die ich auf den stillen Höfen, in Gehren und Untersteig als Roß- und Aderknecht zugebracht, gar nicht alle selber gelebt. Es könnte ganz gut ein anderer gewesen sein, der hinter dem weltvergeffenen Scherbenhofe Kartoffeln ausgeadert, Klee gemäht und der sich als angehender Soldat mit lieben und weniger lieben Kameraden in der Rekrutenschule vergnügt und gelangweilt hat. Es hätte ein anderer sein können, der oft wochen- und monatelang jeden lieben Tag mit dem knarrenden Sandwagen von Dreihäusern nach Trüb hinab auf den Fabrikbauplatz fuhr.
Gewiß, sie waren doch einmal fast mein einziges Gut und Teil, jene fargen, einförmigen Werfeltage. Und wenn fie mich nicht stumpf und tot gemacht, wenn ich mir über sie hinaus meine Träume und Festzeiten habe retten können, so darf ich dafür dem Zeigerhaniß danken, der mir in Kinderzeiten für alle die lieben Heimlichkeiten von Acker, Wiese und Wald die Augen geöffnet hat; ich danke es seinem Bruder, dem altmodigen Schullehrer Kaspar Jnzuben, von dem die Bauern von Hohenegg behaupten, er sei ein so vortrefflicher Schulmeister, daß man ihm die schlechtbezahltefte Stelle im Kanton zugeteilt habe; denn da er auch ohne Lohn Schule halten würde, brauche man nicht viel Rücksicht auf ihn zu ( Fortschung folgt.)
nehmen.
Tomasdita
Ich sah auf die Münchener Rathausuhr. Donnerwetter, schon fast zwölf. Und um zwölf Uhr fünfzehn ging mein Schnellzug nach Berlin .
Rasch ein Auto.
Wie ein Pfeil schoß das Auto über den Marienplay, die Kaufingerstraße, die Neuhauserstraße entlang, durchs Karlstor da war der Bahnhof schon.
Wieder sah ich nach der Uhr: Zwölf Uhr drei Minuten? Teufel, war das eine schnelle Fahrt. Hier, Chauffeur, meine Schuldigkeit. Der eingemummte Chauffeur streckte mechanisch seine Hand aus, griff zu, zog sie wie im Tafte wieder ein, verneigte sich wie eine Puppe mit einem Uhriverk.
Mann," sagte ich, sind Sie ein Mensch oder eine Maschine?" und wollte ihm ins Gesicht sehen. Aber das war nicht sichtbar. Das gab auch keine Antiport. Und schon hatten die Gelenke seiner Arme das Rad gedreht...
Frrr da fuhr das Auto schon lautlos davon.
Jest erst fiel mir eine ungeheure Stille auf in dieser Hole. Was war das früher für ein Stimmendurcheinander, für ein Räderrollen, für ein klirren, Pfeifen... Und jetzt? Lautlos, faft gespensterisch, eilten Reisende zielbewußte Wege, hierhin, dorthin, tamen und verschwanden. Die Halle war wie eine stumme Bühne.⚫ Stiller wölbte sich kein Kirchendach als diese Bahnhofshalle.
Stumm sah ich stumme Zeiger rüden. Ein Stück des Bodenz, auf dem ich stand, war aus Glas. Ich sah hinab.
Kleine Wagen, mit Gepäck beladen, sah ich drunten auf Gleisen ziehen. Meinen Menschen sah ich bei den Wagen. Keine Laute drangen aufwärts. Ich war betroffen. Hatte sich die Welt um mich verändert? war ich denn am rechten Orte?
Ein Reisender hastete an mir vorbei:
" Heda!" rief ich, fönnen Sie mir nicht sagen...?"
Er sah mich erstaunt an. Mir selber tamen meine lauten Worte in dieser Kirchenstille jest fast peinlich vor. Dann wies er bedauernd auf die große Uhr.
„ Höchste Zeit für mich", sagte die Bewegung zudte mit den Schultern und verschwand in einem engen Gange.
Ich sah selber auf die Uhr: noch acht Minuten, bis mein Zug abfuhr. Da beschloß ich, auf das Fragen zu verzichten, mich zu fügen. An einer Reihe Bücherautomaten ging ich vorbei. Jedes Buch: eine Mark. Jede Zeitschrift: fünfzig Pfennig. Jede Zeitung: einen
Nickel.
Die Menschen warfen einen flüchtigen Blick darauf, stedten die Münzen ein, zogen Griffe, sentten fast zerstreut die Bücher und die Beitung in die Tasche und hasteten weiter... lautlos, o, wie lautlos. Weiter ging ich, wohin die stummen Pfeiler, wiesen: Direkt Durch ein automatisches Restaurant ging ich; blizblank funkelten die Scheiben und die Griffe, lagen die Speisen hinter Glas auf Tellern. Da und dort ein Mann und eine Frau, die sich in der Eile selbst bedienten. Keine Spur von einem Kellner.
Ah, dort war die Einsteighalle, die vertraute. Dort mußte noch das alte Leben sein. Dort mußten auch die angeheizten Lokomotiven fauchen, Züge donnernd in die Halle fahren, sich die Leute fragend um Beamte drängen....
diese Züge. Geräuſchlos glitten diese Wagen aus und ein. Unfichtbar floß die Kraft vom Kupferdraht herab durch Bügel. Nur ein leises Schwirren drang aus den Wagen unten vor. Da unten liefen große Kreisel. Sie hielten diese Wagen auf der einen Schiene wie schwebend im Gleichgewicht.
Ta stand ich in der Einfahrtshalle: Nichts von dem. Still lagen
Und so weit ich in der weiten Halle blickte, nur die stummen Reisenden, die in dünnen Ketten zwischen schmalen Geländern von den Zügen strömten, zu den Zügen eilten, und nirgendwo ein einziger Beamter.
Wieder sah ich auf die Uhr: noch vier Minuten. Was doch in dieser kurzen Zeit Erstaunliches an mir vorüberzog.
Jch fing an, mich zu wundern, daß ich nach und nach die neuen Dinge rund um mich als selbstverständlich ansah, daß mich nichts erstaunte.
Gehorsam ging ich in der Reihe meinen Pfeilern nach da stand mein Zug. Ein Drehkreuz stand davor. Ich sah, wie ein Mann vor mir sein Messingbillett in einen Spalt schob, der genau gezadt war wie die Karte... das Kreuz drehte sich um und ließ ihn durch. Mechanisch tat ich ganz genau das gleiche.
Unschlüssig stand ich mit meiner Handtasche neben dem Zug. Da ergriff mich ein Gedanke: einen Menschen wenigstens, einen Lokomotivführer mußte dieser Zug doch haben.
Rasch ging ich vor; noch waren zwei Minuten Zeit. Auf ein elektrisches Gehäuse starrte ich. Auf die Zehenspißen stellte idy mich. Durch ein ovales Fenster blickte ich in- einen leeren Raum, Nur Hebel sah ich und Gestänge, das Zifferblatt einer elektrischen Uhr glozte mich an. Auf zwölf 1hr vierzehn stand der Zeiger. Bei
Rasch sprang ich über die Stufen in die Halle. Ein Automat zwölf Uhr fünfzehn ragte ein Kontaktstift vor. Jezt begriff ich: Hand da: punkt zwölf Uhr fünfzehn fing dieser Zug selbst an zu laufen und raste hinaus in die Weite.. führerlos und doch ans Ziel. Schon bog sich der Zeiger hinüber zuni Kontakt auf zwölf Uhr fünfzehn. rasch zurück und aufgesprungen auf den Zug.
Schon wieder eine Neuerung; nun sparen sie wieder einen Schalter und einen Menschen. Ich warf mein Goldstück ein. Eine Feder schnurrte: da lag mein Billett,
Es war ein sonderbares Billett. Eins aus Messing mit einem ausgezadten Rande.
Ich schüttelte den Kopf: Auf was diese Betriebstechniker alles famen. Da hörte ich einen anderen Automaten neben mir schnurren. Direkt Köln 20 Mark
stand darauf. Und ich soh ganz deutlich: das Messingbillett, das er herauswarf, war ganz anders ausgezadt als meines. Und der Herr, der es in Empfang nahm, hielt's für selbstverständlich und ging fchweigend weiter.
...
Es war die höchste Zeit: durch das Fenster sah ich, daß der Zug schon angezogen hatte, geräuschlos, stetig, rascher, immer rajcher.
Nun waren wir schon aus der Halle. Jezt glitten wir schon über den Stadtrand hinaus. Drähte strafften sich von selbst am Bahndamm, Schranken gingen zu und auf. Wie ein Pfeil flog der Zug in die Ebene hinaus.
Auf einmal fiel mir ein: die Schienenstöße?
Ich paßte auf: keine Spur davon, kein Klick und Klad. Nurein feines Schwirren ließ den Zug erzittern: die großen. Kreifer unter unsern Füßen. Wieder sah ich scharf durch das Fenster auf den Bahndamm: es gab keine Schienen mehr, mit Kerben. Eine einzige ununterbrochene Schiene blikte mir entgegen. Eine einzige Aber da drüben mußte ja der alte Portier stehen, der freund- ununterbrochene Schiene ging über München nach Berlin . Schwang liche, ben wollte ich mal fragen. Aber da drüben stand fein Portier. I sich über Täler, Brücken, fletterte am Abhang hin, schoß durch