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Was ist ein schneller Tod? Ein Glück! Das größte neuestens enorm geftiegen. Die Norddeicher Station sendet ihre Glüd auf Erden! Und das Glück", leben zu bleiben, ist das Funkensprüche nunmehr bet Tag im Umkreis von 1800 Kilometer, schwerste Los. Es ist bitter, daß der Mensch ohne den andern nicht des Nachts 4500 Kilometer umher. Der große Unterschied dieser leben kann, daß die Frau unnüz ist, die nicht liebt." Zahlen wird dadurch bedingt, daß die Luft tagsüber die elektrischen Wellen stört und absorbiert. Die Station am Eiffelturm, der

,, Und der Mann?"

" Der Mann fann den Tod suchen in seinem Beruf. Er kann sich durch die drahtlose Telegraphie eine, bei seiner Erbauung un­über seine Feigheit belügen."

Roman Meschnow nickt vor sich hin:

Sie haben recht, Sascha Krylow; es ist ein großes Glüd; daß ich Arzt bin; da kann ich den Tod am leichtesten finden." Sascha gräbt die Finger ihrer Hand in seinen Arm: Und mich nehmen Sie mit! Ich will die Kranken pflegen!"

Der Gedanke, ein Samariter zu sein, ist schön, aber die Aus­führung ist schwer und das Ende ist häßlich. Die Cholerabaracken find überboll; es find wenig Aerzte und die Ansteckung ist groß.". Da fällt das Weib vor ihm auf die Knie. Sie hebt die ge­falteten Hände auf zu ihm und stöhnt in tiefster Todesangst:

Nimm mich mit, Roman Meschnow! Ein Arzt muß gut sein; er muß Schmerzen lindern und barmherzig sein. Allein kann ich nicht weiter leben; ich sehe meinen Mann nicht mehr. Gehen wir zu zweien! Drüben warten zwei Menschen, die auch einsam sind. Du mußt mich, Roman Meschnow, in Deine Arme nehmen und hin­über führen, hinüber über die paar elenden Tage Leben, die wir noch leiden müssen. Roman Meschnow, nimm mich mit! Nimm mich mit!"

Sie umschlingt ihn und preßt den tränennassen Kopf in seinen Schoß. Ihr zuckender, verlassener Körper bettelt um Wärme und Halt. Er legt den Arm um sie und streichelt ihren Scheitel. Sie zittert an allen Gliedern; ihre Finger suchen seinen Rock entlang. Du bist gut, wie mein Mann"

"

Die Fortschritte der drahtlosen

Telegraphie.

Seitdem Marconi , die vielfachen Versuche erfolgreicher Vorgänger zusammenfassend, im Jahre 1896 sein erstes Patent auf seine Apparate zum Austausch von Funkentelegrammen nahm und im Golf von Spezia auf 12 Kilometer Entfernung das erste Marconigramm zwischen der Küste und einem Schiff austauschte, hat sich zwar der Ruhm dieser Erfindung gewaltig ausgebreitet, man vernimmt aber wenig von ihren neueren Fortschritten, noch weniger von ihrer wachsenden praktischen Nutzung. Die Wissen­schaft von den Funkensprüchen gehört eben zu den vielen mensch­lichen Großtaten, die in aller Stille ohne den marktschreierischen Aufputz und Lärm, mit dem etwa sich die volksbeglückenden Re­gierungshandlungen vollziehen, der menschlichen Gesellschaft dienen und mit einer Selbstverständlichkeit in tausend Beziehungen des täglichen Lebens eindringen, die einen Undank gegen ihre Urheber bedeutet.

Die letzten Jahre haben sehr wesentliche Verbesserungen und vor allem eine Ausbreitung der drahtlosen Telegraphie mit sich gebracht, die man nie erhofft hat. Der wesentlichste Nachteil: die Langsamkeit des funkentelegraphischen Verkehrs ist nun endlich aufgehoben, seitdem es Marconi gelang, durch eine geniale Ver­bindung seines mit einer Saite versehenen Galvanometers mit einer photographischen Platte ein eigenes Alphabet aus den Be­wegungen dieser Saite zusammenzustellen, mit dessen Hilfe, wie die Elektrotechnische Zeitschrift"( 1913) foeben berichtet, zwischen Irland und Kanada bereits 55 Worte in der Minute ausgetauscht wurden.

geahnte Nuzbarkeit erlangt hat, sendet Funkensprüche weit über Europa hinaus, in einem Radius von 3000 Kilometer, des Nachts fogar von 7000 Kilometer. Aber auch das sind noch nicht die höchsten Ziffern. Am 4. März 1913 wurden, wie Elektrotechnit und Maschinenbau" mitteilt, auf der Station Newport Zeichen aufgenommen, die aus 11 000 bis 12 800 Stilometer Entfernung herkamen.

Die bloßen Ziffern geben aber von diesen Wegstrecken keine richtige Vorstellung. Man wird erst dann die erstaunlichen Reistungen der Funkentelegraphie richtig ermessen, wenn man auf der Karte diese Entfernung nachweist und dabei sieht, daß in einent Radius von 7000 Kilometer von Paris aus Tibet und New- Yord erreicht werden können, und daß der Weg von Kairo nach Kapstadt durch ganz Afrika nicht länger ist, auch schon zum Teil von Funken­sprüchen überflogen wurde. Es gelang fogar jüngst den Eng­ländern, durch ganz Afrika einen Funkenspruch mit Bona( in den französischen Kolonien am Aequator ) von Aden aus zu wechseln, obwohl die tropischen Urwälder der Verbreitung elektrischer Wellen viele Hindernisse entgegenseßen.

In gleichem Maße wie die Anwendbarkeit des Funkenspruches zunahm, hat sich auch seine Anwendung gesteigert. Nur in Deutsch land hat man sich daran gewöhnt, auch diese Erfindung ausschließ­lich vom militärischen Gesichtspunkt aus zu beurteilen, in anderen Ländern sind Handel und Weltverkehr schon längst daran gegangen, sie sich in größtem Maßstabe dienstbar zu machen. Nach der amt­lichen Statistik von 1912 waren in diesem Jahr 2381 Schiffs- und 435 Uferstationen tätig, von denen auf Deutschland nur 324 ent­fielen, während auf England und Nordamerifa mit 1329 der Löwenanteil kam. Bis zum Januar 1913 waren schon wieder 106 neue Stationen errichtet, darunter auch solche in Tibet und in der Mongolei , so daß binnen kurzem der ganze Erdball mit einem Netz von Funkenspruchstationen überzogen ist, und das alte pro­phetische Wort vom Menschengeist, der seine Stimme über die ganze Erde hin erschallen wird lassen, zur buchstäblichen Wahrheit werden wird, da im Gefolge des Funkenspruchs, wenn auch in be­scheiden weitem Abstande die drahtlose Telephonie nachrückt.

Es ist namentlich die Schiffahrt, der diese Erfindung dient. Von Rußland bis England befindet man sich ununterbrochen im Bereich der Funkenspruchstationen und eine aus ihren Meldungen zusammengestellte Zeitung wird täglich den Passagieren der Cunard- Linie überreicht. Welche Bedeutung aber der Funken­spruch bei einem Schiffsunglück haben kann, ist von der" Titanic " Katastrophe her jedermann noch frisch im Gedächtnis. Frankreich arbeitet gegenwärtig daran, an seinen Küsten einen ununterbroche­nen Funkenspruchdienst zu organisieren, der in Intervallen von 10 und 30 Sekunden seine Signale aufs Meer hinaussendet, um die Schiffe in ständiger Verbindung mit dem Lande zu erhalten und so vor allem die noch immer größte Gefahr des Seedienstes, nämlich die des Zusammenfißes bei unsichtigem Wetter, zu ver­ringern.

Aber auch auf dem Lande dehnt sich der Funkenspruchverkehr rapid aus. Für ihn wird die Form der Telephonie natürlich stets bedeutungsvoller sein als die der Depesche, und heute, da die Italiener zwischen dem Kriegsministerium zu Rom und dem tripo­litanischen Kriegsschauplatz drahtlose Gespräche geführt haben, da man von Berlin aus auf 400 Kilometer Entfernung Zeitungs­berichte auf gleiche Weise telephonierte und bereits bis 1000 Milo­meter gekommen ist, bei dem auch noch die Stimme der Sprechenden wieder erkannt werden kann, ist auch dieses Problem mitten im Siegeslauf seiner praktischen Verwendbarkeit.

London hat den Funkenspruch schon in den Feuerwehrdienst einbezogen, die New- Yorker Börsianer haben bereits ihre Privat­antennen" ausgestreckt, und so hoffen wir noch alle den Tag zu erleben, da jedermann mit jedermann von seinem Heim aus durch die geheimnisvollen elektrischen Wellen der Luft verkehrt. Technik hat uns daran gewöhnt, daß heute das verwirklicht ist, was gestern noch als Jules Verne 'sche Phantasie erschien.

Die

H. F.

Ein zweites praktisches Erfordernis war es, die Entfernung zwischen Geber und Empfangsstation bedeutend zu vergrößern. Man trachtete ursprünglich, dies durch die Wahl möglichst großer Wellenlängen zu erreichen und die größte deutsche derartige Station zu Norddeich , gegenüber der Insel Norderney , arbeitet mit elektrischen Wellen von 1650 Meter Länge. Aber zu deren Her­stellung gehören Maschinen, deren Bau große technische Schwierig feiten bereitet. Daher trachtet man, nun die Wellenlänge auf andere Weise zu steigern und es gelang auch wirklich, wie die " Nature"( 1913) berichtet, durch Verbindung der Antennen, von denen die Wellen ausstrahlen, mit einer Spulenleitung die Wellen­länge bereits auf das Mehrfache zu erhöhen. Von Vorteil ist es hierbei auch, die Antenne möglichst hoch und umfangreich zu ge= stalten. Daher wählte man die Maße des vor kurzem eingestürzten Nauener Turmes, wie jedem Berliner geläufig, so gigantisch; darum geht man soeben an die Verwirklichung einer so phan- Wurzelziehen eine Spielerei. Wenn die Potenzen und Wurzeln tastischen" Idee, wie der, im Departement Jière in Frankreich die beginnen, verzagt mancher vielleicht bis dahin ziemlich mutige Rechen­eigentümliche Anordnung der fünf dicht nebeneinander stehenden schüler, und wenn er nachher die Logarithmen kennen lernt, so wird Berge der Grande Chartreuse für die Zwecke der Funkentelegraphie er ihren Wert, wenn er nicht das Rennen schon ganz aufgegeben dadurch auszunußen, daß man zwischen ihnen zehn Drähte in baben sollte, hauptsächlich danach schätzen, daß sie ihn von dieser 25 Kilometer Länge ausspannen will, so daß diese Riesenantenne Quälerei befreien. Die Erhebung in eine Potenz ist aber doch noch nach dem Bericht der Nature" aus nicht weniger als 250 Kilometer ein Kinderspiel im Vergleich zum Wurzelausziehen, und doch gibt es Draht ihre Strahlen in die Lüfte sendet. Außerdem hat sich durch wenigstens für eine bestimmite Gruppe höherer Wurzeln ein erstaun­den deutschen Forscher Braun nun auch die Möglichkeit ergeben, lich einfaches Rechenverfahren. Professor Quinton hat die fran­unbegrenzte Energiemengen auszusenden und trop furzer Anzösische Gesellschaft für Philosophie in ihrer legten Sigung tennen die Wellenlänge auf 3000 Meter zu ficigern. dadurch in Erstaunen gefeßt, daß er Kubilwurzeln und fünfte

Kleines feuilleton.

Die Erfolge der drahtlosen Telegraphie sind denn auch Wurzeln auf Sicht" auszog. Dabei ist dieser Herr gar