Reineiweiß, 3,12 Proz. Fett, 1,44 Proz. Rohfaser, 28,09 Proz. stick- stoffreie Extraktstoffe. Tie Kalorien der Hefe waren zu 88 Proz. verwertbar, der physiologische Nutzeffekt betrug 74,3 Proz. ihres Energiegehalts. Beim Vergleich von Nährhefe und Fleisch nach den Kalorien ergab sich, daß 1 Kilogramm Nährhefe 3,3 Kilogramm frischem Fleisch entspricht. Durch ein Preisausschreiben für Hcfekochbücher und eigene Kochversuche konnte die Anstalt den Nachweis führen, daß sich die Nährhefe zu zahlreichen schmackhaften Speisen verarbeiten läßt und in ihnen das Fleisch zu ersetzen vermag. Die besten von den Hefe- kochrezepten wurden zu einem Kochbuch zusammengestellt. Aber die Nährhefe ist nicht nur ein Nahrungsmittel schlechthin, sondern sie erwies sich als ein diätisches Nährmittel ersten Ranges, als ein vorzügliches Kräftigungsmittel für Erwachsene und Kinder. Es hat sich bei zahlreichen klinischen und praktischen Versuchen herausgestellt, daß die Nährhefe, in kleinen Mengen mehr- mals am Tage während oder nach der Mahlzeit genossen, fast sofort eine appetitanregende, nach kurzer Zeit eine das Allgemeinbefinden günstig beeinflussende, kräftigende Wirkung zeigt, die bei schwäch- lichen Personen sehr bald zu einer Gewichtsvermehrung führt. Infolge dieser vortrefflichen Wirkung wird die Nährhefe bereits viel- fach bei Schwächezuständen aller Art von Aerzten verordnet. Die Erklärung für diese Wirkung dürfte in dem hohen Gehalt der Hefe an organisch gebundener Phosphorsäur- zu suchen sein, von der man ja weiß, daß sie eine unentbehrliche Nervennahrung(Lezethin) ist und außerdem die Enzymtätigkeit im menschlichen Organismus anregt...„. Fußend auf diesen Ergebnissen hat die Anstalt eine fabrikmäßig eingerichtete Versuchsanlage geschaffen, die in regelmäßigem Ver- fahren Nährhefe herstellt und beständig abgibt. Die Trocknung der Hefe geschieht nach ihrer Reinigung auf einem mit Dampf geheizten Walzenapparat. Die Jnnentemperatur der Walzen beträgt etwa 125 Grad Celsius. Diese hohe Temperatur bewirkt, daß die Trock- nung bei einmaliger Umdrehung der Walzen in Bruchteilen einer Minute unter vollständiger Abtötung der Lebens- und Enzymkräfte der Zellen erfolgt. Hierdurch wird gleichzeitig eine Sterilisation der Hefe bewirkt, die jedwede Gärwirkung unterdrückt. In dieser Art der Trocknung unterscheidet sich die Nährhefe von den anderen als»medizinische" bezeichneten Trockcnhefen, die nach Möglichkeit unter Erhaltung der Lebens- und Enzymkräfte der Zellen, fast aus- schließlich langsam und bei niedriger Temperatur getrocknet werden. In volkswirtschaftlicher und volksgcsundheitlichcr Beziehung ist zu wünschen, daß sich auf dem vom Institut für Gärunysgewerbe gelegten Grundstein die Industrie der Hefetrocknung kräftig weiter einwickelt. kleines Feuilleton. Neue? vom Stottern..Niemand spricht lieber als der Stotterer", hat Diderot gesagt, und der feine Psychologe hatte gut, beobachtet. Die Anstrengung, die er machen muß, um seinen Gedanken auSzu« drücken, reizt den Stotterer zu immer neuen Versuchen an. Der Laie macht zwischen den mit diesem Sprachfehler Behafteten weiter keinen Unterschied, aber für den Kenner sind die Formen des Stotterns, wie Dr. L. Caze in der.Revue" ausführt, unendlich mannigfaltig, und man kann sagen, daß es nicht zwei Stotterer gibt, die in derselben Art und Weise stottern. Je nach dem Ort und den einzelnen Gelegenheiten sind die Buchstaben und die Lautverbindungen, über die der einzelne stolpert, sehr verschieden. Die Pausen, die Zwischenlaute, die das Herausbringen jedes Wortes begleiten, haben je nach den Umständen ganz verschiedene Stärkegrade. Die einen, die beim Sprechen sehr stottern, reden frei und fließend ohne die geringste Unterbrechung, wenn sie Verse deklamieren. Andere, solche die unfähig sind, ein Gedicht aufzusagen, ohne daß sie so ziemlich bei jedem Wort stocken.� singen ein ganzes Lied flott herunter. Zu dem Stottern beim Sprechen kann sich noch das Stottern beim Schreiben gesellen, jene wunderliche Art� der Schrift, bei der man durch beständig wiederkehrende Zwischenräume bei den einzelnen Schriftzeichen die Hindernisse erkennen kann, die der Schreibende zu überwinden hat, wenn er die Laut- komplexe in seinem Geiste bildet. Die Buchstaben bereiten dann dieselbe Mühe, ohne Stocken in die Feder zu kommen, wie die Worte beim Sprechen. Das Stottern beginnt gewöhnlich sich schon in der Kindheit zwischen dem 4. und 11. Jahre bemerkbar zu machen; es gibt jedoch auch zahlreiche Fälle, in denen es erst iu der Pubertätsperiode auftritt. Der Sprachfehler kann erblich sein; er kann unter dem Einfluß einer plötzlichen starken Erregung entstehen oder unter atmosphärischen Einflüssen. Vielfach ist eS jedoch unmöglich, die genauen Ursachen dafür anzugeben. Eine Krankheit, die Diphthentis oder die Masern, kann das Stottern beseitigen. Ueber die tieferen Ursachen dieser merkwürdigen Erscheinungen gehen die Mifichten auseinander. Man hat das Stottern aus organische», anatomisch festzustellenden Fehlern herleiten wollen; sicherlich spielen auch die UnVollkommenheiten des Sprechorgans eine Rolle. Aber daraus allein ist es nicht zu er- klären; es müssen auch noch nervöse Störungen hinzukommen. Erst Verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berliiu Druck u. Verlag: in jüngster Zeit beschäftigt sich die moderne Neurologie mehr und mehr mit diesem Problem, und durch ihre Festellungen ist die Heilung des Stotterns auf eine ganz neue Basis gestellt worden. Es soll sich beim Auftreten dieses Sprachfehlers um eine Pshchasthenie, eine besondere Art nervöser Störungen, handeln, die nur durch Anwendung psychologischer Methoden, durch eine Stärkung des Willens, durch die es dem Stotterer gelingt, die nervösen Hemmungen zu überwinden, geheilt werden kann. Slus dem Tierreiche. Eine chinesische Mauer wider die Kaninchen. Das undankbarste Geschenk, das Australien von der alten Welt bekommen hat, ist das Kaninchenpaar gewesen, das einst in der Absicht, in dein tierarinen Australien eine neue Tierart heimisch zu � machen, dort hingebracht wurde. Rasend haben sich die Kaninchen vermehrt, und heute zählen sie nach Millionen. In Riesenherden durchstreifen sie das Land und vertilgen alles nur irgendwie Freßbare. Die australische Regierung hat nun beschlossen, einen Riesenwall— gleich der berühmten chinesischen Mauer— zum Schutze gegen die Kaninchenwanderungen auf eine Entfernung von 1200 Meilen quer durch das Land zu ziehen. Allerdings muß das Fundament der Mauern sehr tief gelegt werden, damit die Kaninchen sich nicht doch einen Weg durch- graben können. Aus dem Pflanzenleben. Der Johannistrieb unserer Bäume und Sträucher. Daß Eichen und Buchen um Johanni herum einen zweiten Laubtrieb hervorbringen, ist allgemein bekannt, ist doch die Bezeichnung„Johannistrieb" für diese Erscheinung weit und breit geläufig. Daß aber noch eine große Reihe weiterer Laubbäume in ähnlicher Weise einen zweiten und nicht selten sogar einen dritten Trieb dem ersten folgen lassen, ist selbst solchen Leuten nicht allgemein bekannt, die sich viel im Freien ergehen. Wie kommt nun dieser Johannistrieb zustande? Die Botaniker unterscheiden zunächst zwei Gruppen von Johannistrieben, solche, die aus inneren Ursachen zu begründen sind, und solche, die auf äußere Veranlassungen zurückzuführen sind. Der Johannistricss bei Eichen und Buchen, den man den„echten" Johannistrieb des- halb genannt hat, weil er regelmäßig um Johanni sich einstellt, wird aus innere Ursachen zurückgeführt. Es ist wenigstens trotz mannigfacher Versuche noch nie geglückt, einen von außen auf die Pflanze wirkenden Einfluß ausfindig zu machen. Der Botaniker muß sich deshalb damit begnügen, hier von inneren Ursachen zu sprechen, ohne damit jedoch eine endgültige Erklärung geben zu können. Eiche und Buche zählen zu jenen Bäumen, die am spä- testen treiben. Der Trieb ist dann aber auch in ganz kurzer Zeit, meist schon in 14 Tagen, abgeschlossen. Ende Juni bricht dann der Johannistrieb hervor, der wiederum in etwa 14 Tagen vollendet ist. Unter Umständen erscheint dann nach einer Ruhe von zirka 6 Wochen nochmals ein dritter Trieb. Bezeichnend bei diesem echten Johannistrieb ist es, daß der neue Trieb stets aus einem ausgereiften Trieb hervorkommt, der selbst seine Vegetation abgeschlopen hat. Bei anderen Bäumen, so bei gewissen Ilhorn- und Eschcnarten, beobachtet man, daß ein zweiter Trieb sowohl aus ausgereiften Knospen wie bei Eiche und Buche, wie auch aus solchen Knospen entsteht, die noch keinerlei Ruheperiode hinter sich haben. Diese Pflanzen leiten nun über zu solchen Pflanzen, bei denen die Johannistriebe schon im Frühjahr unmittelbar nach dem ersten Austriebe sich einstellen, und zwar stets an jungen, noch weiter- wachsenden Trieben. Hier sind weder die Triebe ausgereift, noch haben die Knospen eine Ruhe durchgemacht, ja manchmal haben diese Knospen nicht einmal Zeit gehabt zur Bildung von Knospen- schuppen. Bei diesen Arten Pflanzen ist ein dritter Trieb im gleichen Jahre noch häufiger als bei Eichen und Buchen. Von be- kannteren Pflanzen zeigen Birken, Erlen, Hainbuchen, Haselnuß, Pappeln, Ulmen und Weiden den zweiten Trieb am jungen Holz besonders schön, und zwar namentlich an jüngeren, kräftig wachsen- den Exemplaren. Bei älteren Bäumen verliert sich die Er- scheinung. Wo bei Linden, Goldregen und Kastanien im feuchtwarmen Spätsommer oder auch erst im Herbst ein zweiter Trieb aus aus- gereiftem Holz entsteht, da handelt es sich um Johannistriebe, deren Ursache in äußeren Einflüssen, eben in der feuchten Wärme, zu suchen ist. Dieser Trieb ist deshalb auch nicht in allen Jahren zu beobachten. Die Knospen haben hier jedesmal bald längere, bald kürzere Zeit geruht, sie sollten eigentlich erst im nächsten Frühjahr ausbrechen, aber die abnorme Witterung veranlasste den unzeit- gemäßen Austrieb. Jener zweite Trieb, der sich meist bei solchen Pflanzen ein» stellt, die ini Sommer durch Dürre, durch Tierfraß oder durch andere Umstände ihr Laub verloren haben, hat mit dem hier be- schrieben«» Johannistriebe nichts zu tun. Solche Neubildung nennt der Botaniker Regeneration. b. In Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsaiistaItPaul Singer LcCo.�erlinLXV«
Ausgabe
30 (20.6.1913) 118
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