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Sophischen Satzungetümen wie von geistreich sein sollenden Flosteln den Ruf des Frühlings in der großen Prozession von unzähligen freie Darstellung, die die Lektüre des Werkes leicht und anziehend Milben aus dem Baum auf die ersten jungen Frühlingsblättchen, macht. Damit foll selbstverständlich nicht gesagt werden, daß das so legen sie gleich ihren Eiervorrat in das schon wartende Nest. Wert so ohne weiteres einem jeden Leser, der noch feine Spur Die bald lebendig werdende Milbenjugend kennt sofort ihr Heim philosophischer oder keine zureichende allgemeine Vorbildung befigt, und findet sich auch nach Ausflügen bis an die Grenzen dieses zugänglich ist. Eine solche Popularität ist unseres Erachtens gar Mikrokosmos, die täglich mit dem Wachsen des Blattes weiter nicht möglich. Aber die dem Gegenstande überhaupt angemessene hinaus gesteckt werden, sicher ins Ställchen zurüd, wo man sie Besitzt das Werk bon 2. Messer in hohem Grade. tagsüber unter Anwendung einer recht scharfen Lupe nah_aneingedankliche und sprachliche Klarheit paart sich in andergedrängt siben sehen kann.
Die
ihm mit einer lobenswerten Objektivität in der Dar ftellung einzelner Lehrmeinungen. Die Würdigung der Lehren geschieht getrennt von deren Darstellung, sodaß dem Leser eine gewisse Möglichkeit selbstständiger Beurteilung gegeben wird. Her borzuheben ist auch die Vollständigkeit. Die Darstellung reicht bis in die jüngste Gegenwart hinein. Andererseits ist, entsprechend den neueren Anschauungen über das Geistesleben im Mittelalter, die mittelalterische Philosophie mit der nötigen Ausführlichkeit behandelt.
ab
V. Th.
Die Welt unterm Lindenblatt.
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Kleines feuilleton.
Runft.
A. R.
Toten
Gespensterkunst. Gespensterkunft?- Natürlich meinen wir damit nicht die Krigel, die durch die willenlose" Hand des Mediums spiritistische Geister" auf die Schiefertafel malen. Nein, wir meinen vielmehr jene nicht seltenen Werke großer Künstler, die auf Vermittelung graufiger gespenstiger Visionen und Phantasien gehen. Eine Reihe von Berliner Straßen und Alleen sind mit Linden- Unter ihnen stehen die japanischen Künstler als wahre Genies des Fäumen bepflanzt. Unter den Linden ,"" Lindenstraße" und noch Gespenstigen in erster Linie. Katfutawa Shunsho hat einen einige andere sind danach benannt. Was diese Straßen jetzt so „ Schauspieler" gezeichnet, der sich in einer ganz unheimlichen anziehend macht, ist das feine wohlriechende angenehme Linden- Weise in das Nichts auflöst. Sein Körper erscheint als Hintereinander parfüm, was sie in dieser Zeit der Blüte des Baumes durch mehrerer Gründe, sein Gesicht wird durch die Reflexe einer grellen Tafel, schwängert. Abends ergeht man sich gern unter den grünen Wip- die mit einem Mäanderornament bemalt ist, jeder Plastik beraubt und feln, da dann die Wohlgerüche stärker aus dem Blattwerk nieder- bon oben greifen Linien und Flächen nach ihm, um ihn gleichsam zu weben. Wer aber, der sich der Feierstimmung des hereinbrechenden zerpflücken. Das ist ein klassisches Stüd Gespensterkunft, dem sich Abends hingibt, denkt daran, daß nun dort oben unter jedem ein- aus japanischen Holzschnitten noch manches an die Seite stellen ließe. Das Abendland zelnen Blatt der Linde ein geschäftiges Leben beginnt, wie es le- So jene grauenhaften Erscheinungen Ermordeter. bendiger nicht durch die Straßen der Großstadt eilen kann? Man und die Moderne hat zwar keine so ununterbrochene Kette von glaubt es nicht und bricht sich ein Aestchen aus der grünen Fülle Gespensterkünstlern, aber doch immerhin einige sehr wertvolle Werke höchstens ein schlaftrunkener Marienkäfer taumelt da aus dieser Art. Berühmt ist Dürers geniale Darstellung des Todes seiner Ruhe empor! Aber schon mit bloßem Auge fann man, wenn vom Jahre 1905, noch bekannter ist Holbeins iman schärfer hinschaut, die fleinen Häuschen der nächtlichen Va- tang", der hier für eine ganze Gattung von ähnlichen Werken Ein modernes Seitenstück schuf Alfred Rethel in ganten entdecken, und zwar auf der Unterseite des Blattes, wo steht. Auch ein Totentanz". Unter den die vielen winzigen Milben ihre Nachtarbeit geräuschlos besorgen. einer Holzschnittfolge: Als zarte braune Hanrbüschel anzusehen, steden diese Milben- Lebenden steht neben Mar Klinger, der mehr gelegentlich in wohnungen Domatien", in den Nervenwinkeln des Blattes. Hier das Gebiet des Grauens fam, wie beim„ Vampyr ", Alfred halten sich die winzigen Lebewesen tagsüber eng zusammengedrängt ubin als ein Gespensterfreund zugleich. Bei ihm ist es Natur, ivie Schafe in ihrer Hürde auf, hier machen sie auch die Häutung die Dinge mystisch, seltsam, gespensterhaft zu sehen, nicht wie bei so durch, legen sie ihre Eier ab, und von hier aus machen die Nacht- vielen anderen, Mitmachen einer Mode. Ein so alltäglicher Stoff, Eiligem schwärmer ihre Ausflüge über den Bereich des Herzförmigen wie das Ueberqueren einer Straße, erhält in Rubins Künstler" etwas unheimlich Bedeutungsvolles. Kubin ist auch Dichter, wie denn in der Dichtung eine übrigens bildenden Gespensterkunst stets existiert hat. Parallele zur Er Der Großmeister dieser Kunst ist ja Edgar Allan Poe. hat in Deutschland Hunderte von Nachahmern gefunden, unter denen Hans Heinz Ewers der bekannteste ist. Doch sind seine Sachen nicht natürlich gespenstisch", sondern gefucht". Erzählungen Eßweins, die jetzt unter dem Titel„ Megander, der Mann mit den zween Stöpfen"( Delphin- Verlag zu München) gesammelt erschienen. Sprachkundliches.
Blattes.
Um die Tierchen selbst zu erkennen, muß man eine gute Lupe zur Hand nehmen. Mit höchstem Erstaunen entdeckt man da plözlich auf der vorher scheinbar völlig unbelebten Fläche des Blattgrüns in lebendigem Trubel zahllos zierliche Geschöpfchen, die zwischen den dünnen Blattrippen und über die grünen Berge und Täler, als die sich die zarten Erhöhungen und Unebenheiten des Blattes nun darstellen, eifrig hin und her rennen. Ein Gedränge, ein Durcheinanderwogen, ein tolles Hasten und Ueberstürzen, ein raftloses hierhin und Dorthin, als schaue man tatsächlich mitten in das Getriebe einer Liliputanergroßstadt. Wie eine Rotte wahnfinnig gewordener Spinnen sehen die Milben beim ersten Anblick aus. Es scheint, daß sie ohne ein Ziel und irgendeinen Zweck darauf losstürzen. Und doch ist Sinn in diesem scheinbar regellofen Spiel. Sie befinden sich auf der Jagd nach viel kleineren Wesen, die ihnen zur Nahrung dienen und nach den Pilzsporen, die sich fortwährend auf dem Blatt ansiedeln wollen. Einzelne Milben fann man unter der Lupe meist nur einen Moment verfolgen. Man sieht wohl, wie cins der Milbenkörperchen, die tatsächlich mit Spinnen eine gewisse Aehnlichkeit haben, jählings auf der unruhigen Fahrt anhält, seinen Weg ändert an der Blattrippe, darüber hinsetzt, zurückjagt und wieder vorwärts gleich aber ist es in der Masse der übrigen wieder untergetaucht, in der es wunderbarerweise nirgends zu Kollisionen kommt, als habe jebe ihr bestimmtes Jagdgebiet.
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Reiner wirken die
Woher stammen die Besinge? Merkwürdig, daß die Berliner die Blaubeeren Befinge nennen", meinte ein zu Besuch in der Reichshauptstadt weilender Schlesier zu seinem Gastfreund, nach dem er zufällig in der Zeitung gelesen hatte, daß die ersten, Blaubeeren oder„ Besinge" auf dem Markt eingetroffen seien. Der Schlesier betonte das Wort„ Befinge" auf der zweiten Silbe und gab seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß man die Befehlsform des Wortes" Besingen" in Berlin zur Bezeichnung für diese Waldbeere gewählt habe. Ihr Schlesier hört es zwar nicht gern, wenn Was würdet Ihr man Euch Schlesinger nennt", sagte der Berliner . aber sagen, wenn man das Wort„ Schlesinger" auf der zweiten, statt Das Wort Besinge ist auf der ersten Silbe betonen würde? genau so zu betonen, wie das Wort Schlesinger. Wie man aller dings in Berlin zu der Bezeichnung Befinge gekommen ist, weiß ich nicht."
Während diese zierlichen Blattbewohner fortwährend ihrer Beute nachseßen und scheinbar unersättlich immer neue Tierchen Wir sind in der Lage, dem Berliner zu Hilfe zu kommen. In und Pilzsporen verschlingen, reinigen sie zugleich das Blatt von dem Worte Besing verbirgt sich die allerälteste deutsche Form des schädlichen Stoffen, die es sonst angreifen und auf die Dauer vor- Wortes Beere". In dem ersten Denkmal der deutschen Sprache, zeitig vernichten würden. Der Hauptnußen dieser seltsamen der gotischen Bibelüberfezung des Bischofs Ulfilas , finden wir das als Bezeichnung für für Beere. Der Besing ift Milbenansiedelungen, die man aber auch auf ausländischen, in3- Wort basi dem Berliner Dialektwort hat besondere auf Tropengewächsen, wie bei einer Verwandten des also die fleine Beere; in das sich später in r gewandelt Kaffeestrauches, findet, besteht darin, daß das Blatt beständig von sich das ursprüngliche s, den Milben wieder beschmutzt wird durch ihre Erkremente; dieser hat, genau so erhalten, wie in dem Worte Dese, die uns die ursprüngliche Form von" Dhr" zeigt. Wir können oft genug " Schmuz" aber ist für das Blatt eine stidstoffhaltige Nahrung. Zum Dank hat das Lindenblatt diesen Gesundheits- und Rein- die Beobachtung machen, daß uns die Mundarten altes Sprachgut lichkeitspolizisten unter den Gliedertieren kleine Häuser gebaut. bewahrt haben. Das Wort" Nelfe" ist aus Nägelchen, Näglein" Das Wunderbarste an dieser wunderbaren Kleinwelt ist aber, daß hervorgegangen; in verschiedenen Mundarten heißt die Nelke sowohl das Blatt die Häuser schon baut, che noch Milben aus ihren Win- als Blume wie als Gewürz„ Näglein", und diese altertümliche Form terquartieren in den Zweigen, den Knospen und in den Rillen und ist in die Sprache unserer Dichter übergegangen. Den meisten, die Runzeln der Borke im Frühling unter die Blätter friechen. Diese sich an den aromatischen Beeren des Waldes erfrischen, ist es ganz fleinen, Regerhütten nicht unähnlichen Schlupfwinkel, bestehen aus gleich, welche Namen sie führen, die Hauptsache ist, daß sie gut zarten bräunlichen Haaren, die aus den Blattnerven hervorsprießen, munden, mögen sie nun Heidelbeeren, Blaubeeren oder Besinge sich übereinander beugen und so ein hübsches behagliches Zelt zu heißen. Manche interessiert es aber doch zu erfahren, wie er sich sammenseßen. Kommen nun die besorglichen Milbenmütter auf den Ausdruck Besinge" zu erklären hat. Verantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.