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dem Atem oder Blut aus dem von ihm bewohnten Körper heraus- I fähigkeit von den feineren Funktionen des Denkens unterscheiden zufahren vermag. Doch schon ziemlich früh stellen sich allerlei lernt, eine weitere Differenzierung des Seelenbegriffs nötig. Bedenten gegen die Ansicht ein, daß auch die Seele im Menschen- Neben dem alten Wort für die Seele als bloße Lebenskraft entförper bereits eine Art menschliche Gestalt hat. Immer deutlicher steht nun ein neues Wort, das im Gegensatz zum ersteren nicht Bildet sich die Vorstellung heraus, daß die Seele, solange sie im mehr die körperliche Lebenskraft, sondern lediglich das Dent- und Menschentörper haust, nur eine luftige Substanz sei ein unsicht Gefühlsvermögen des Menschen, die Geisteskraft, bezeichnet. barer, wenn auch manchmal leuchtender oder phosphoreszierender, fich durch seine Wärme bemerkbar machender Stoff( Seelenstoff), ber sich erst nach seiner Trennung von dem bisher von ihm bewohnten Leib zu einem Geist in Menschengestalt verdichte.
Die Anfänge solcher Unterscheidung zwischen der luft- oder gasartigen, noch im Menschenkörper stedenden Seele und der als Geist in Menschengestalt umherschweifenden vom Körper ge= trennten Seele finden wir schon bei manchen der entwickelteren australischen Stämme. So glauben manche australischen Tribes Victorias und Queenslands , zum Teil auch Südaustraliens, daß die Seele, wenn sie den menschlichen Körper verläßt, zunächst nur ein warmer Wind" sei, den man wohl fühlen, greifen, festhalten und in der Hand zusammenpressen könne, der aber noch keine Geftalt( äußere Körperform) habe.
Immerhin fließen, soweit sich nach den Mythen beurteilen Täßt, bei den australischen Stämmen die Geist und Seelenvorstellungen noch vielfach unbestimmt ineinander. Wandern wir jedoch nach der melanesischen und polynesischen Inselwelt, dann tritt die Unterscheidung zwischen der den Menschenleib belebenden und der aus ihm entflohenen, frei gewordenen Seele immer deutLicher hervor, und zugleich zeigen uns die dafür gebräuchlichen prachlichen Ausdrücke, wie sich der Naturmensch den Uebergang der einen Seelenform in die andere denkt.
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Bereits in dem nördlich der australischen Kolonie Queens Land gelegenen westlichen Teil des Torresstraßenarchipels, tritt diese Unterscheidung scharf ausgeprägt hervor. Dort wird die noch im menschlichen Körper weilende Seele furzweg„ Mari", das heißt Schatten" genannt. Solange dieser Mari noch im. Körper sigt, ist er luftig und körperlos ein bloßer Schemen. Hat er aber nach dem Tode eines Menschen dessen Leib verlassen, so nimmt er nach einiger Zeit nach dem Glauben einiger Stämme erst in der nächsten Neumondnacht einen„ Kai", das heißt eine menschliche Körperform an und wird nun„ Maritai", Geistgestalt ( Geistwesen) genannt. Diese Gestalt entspricht genau dem Ausfehen des im Grabe ruhenden Toten, ist aber nicht kompakt und dem Auge eines gewöhnlichen Menschen nicht sichtbar. Nur die Geisterbeschwörer, die Markaiwidaigarka" und die Geisterseher oder Mariimaigarka" vermögen die Geister zu erkennen. In den Mythen der Insulaner jener Gegend haben die abgeschiedenen Seelen oder Geister stets genau die Gestalt des früher von ihnen beseelten Menschenkörpers, und zwar nicht nur die äußere Körpergestalt, sondern auch dieselben Haare, Zähne, Zungen, Augen, Nägel, Narben usw. Oft sind sie bekleidet, leiden unter Hunger, Durst und anderen Uebeln; essen, trinken, tanzen, fingen und begatten sich sogar.
Nach der Ansicht der Eingeborenen Neu- Mecklenburgs( NeuBritanniens), der zweitgrößten Insel des Bismarckarchipels, besteht der lebende Mensch aus zwei Teilen: aus Tamái, dem Leib, und Tanuá, der Seele: ein Wort, das auch zugleich Lebenskraft und Schatten bedeutet. Stirbt der Mensch, so verläßt ihn seine Seele in Gestalt eines manchmal sichtbaren, manchmal unsichtbaren Feuerfunkens oder glühenden Hauches. Nach dem Herausfahren der Seele durch den Mund oder die Nasenlöcher nimmt aber die Seele bald eine Menschengestalt an, und zwar die Gestalt des bisher von ihr bewohnten Körpers, doch besteht sie, wie die Eingeborenen sagen, nicht aus Fleisch und Knochen und ist dem Auge eines gewöhnlichen Menschen nicht sichtbar. Sie ist nun zum Tabarán, zum Seelen- oder Geistmenschen geworden und schweift als solcher ruhelos umher, bis sie schließlich in das Geisterreich eingeht.
Die Seele eines Tieres vermag dagegen nach dessen Tode keine Tiergestalt anzunehmen; sie bleibt wie ein heißer Hauch" und geht entweder in ein neugeborenes Tier derselben Art über oder wird von den menschlichen Geistern weggefangen, da diese mit VorLiebe zu ihrer Stärkung Tierseelen verschlingen. Auch der Mensch kann, wenn ein Tier stirbt, dessen Seele unter Anwendung bestimmter Zauberbräuche einfangen.
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Das Erdbeben, von dem Sonntagmittag Süddeutschland und ein Teil der Nachbargebiete heimgesucht worden ist, ähnelt sowohl nach seiner Ausdehnung wie nach der Stärke, mit der es auftrat, auffällig dem Beben vom 16. November 1911. Auch diesmal befand sich der Herd, das Epizentrum, des Bebens aller Wahrscheinlichkeit nach in der Rauhen Alp; ebenso kann angenommen werden, daß die Ursache der unheimlichen Naturerscheinung die gleiche war wie
damals.
Es sind hauptsächlich zwei Gebiete Deutschlands , in denen Erd beben häufiger auftreten. Die meisten Erschütterungen weist das Gebiet des Erz- und Fichtelgebirges auf; an zweiter Stelle kommt das Revier der Rauben Al p mit seiner weiteren Umgebung. Man tennt in Württemberg überhaupt 68 Bebenherde, während deren 80 im Gebiet des Erz- und Fichtelgebirges nachgewiesen sind. Auch der Odenwald mit den benachbarten badischen Distrikten zählt noch ziemlich viel bekannte Epizentren, nämlich 43. Im Taunus und im Hunsrück sind 32, in Westfalen 29, im Elsaß 24, im Harz 18, im Bereich des Bayerischen Waldes 11, in Thürin gen 10, an der mittleren Mosel, im Haardtgebirge und in Burenburg 10, im übrigen Teil der Pfalz und in Lothringen 9 und im Riefengebirge 7 Bebenzentren bekannt. In der norddeutschen Tiefebene sind Erdbeben dagegen äußerst selten. Ein stärkeres Beben ist aus diesem Gebiet nur vom 1. November 1755, dem Tag des furchtbaren Erdbebens von Lissabon , überliefert. Bei jener Katastrophe, einer der schrecklichsten aus der historischen Zeit, dürfte überhaupt der größte Teil des Erdballes mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen worden sein. So versiegten zur Zeit des Bebens die Teplizer Thermen, und erst nach längerer Zeit kehrte der warme Sprudel, ganz schmutzig und offerfarbig, wieder Wie bei allen in Mitteleuropa vorkommenden Erderschütterungen, so handelt es sich auch diesmal wieder um ein sogenanntes tektonisches Beben. Es sind dies Erderschütterungen, die durch die fortschreitende Erkaltung unseres Planeten entstehen. Einstmals, in den Jugendtagen der Erde, war die ganze Oberfläche unseres Weltkörpers eben und glatt. Aber im Laufe der Jahrmillionen schrumpfte der mächtige Ball in demselben Verhältnis, in dem er sich äußerlich abkühlte, zusammen; höher und höher wurden die Runzeln seiner ihm allmählich zu weit werdenden Haut emporgetrieben. Lange Spalten und Brüche bildeten sich innerhalb der im Verhältnis zur Größe der ganzen Erdkugel außer ordentlich dünnen festen Kruste; an den Rändern der Bruchstelle stiegen gewaltige Gebirgszüge empor.
Es ist begreiflich, daß die Veränderung der Erdkruste da am stärksten ist, wo sie die geringste Festigkeit hat, wo gewissermaßen die Versteifung des festen Erdgewölbes noch nicht den Grad der Sicherheit erreicht hat wie an der Oberfläche: nämlich an ihrer unteren Seite. Hier müssen durch die Abkühlung notgedrungen Faltungen, Berrungen, Verschiebungen im Gestein eintreten, die infolge der Bentrifugalkraft von Zeit zu Zeit zu gewaltsamen Umlagerungen führen. Es müssen sich Hohlräume bilden, in die von oben her die Gesteinsmassen nachstürzen; es müssen ungeheure Pressungen und Schiebungen der Gesteinsmassen eintreten, die schließlich durch irgendeinen geringen äußeren Anstoß zur Ausbildung kommen. Von der Größe der Gebiete, in denen solche unterirdische Umlagerungen stattfinden, können wir uns feinerlei Vorstellungen machen; wir wissen nicht einmal, in welchen Tiefen der Erde jene Gesteins. einstürze erfolgen. Man suchte früher allerdings die Erdbebenherde in außerordentlicher Tiefe; man nimmt aber heute übereinstimmend an, daß der Anstoß zu den Erderschütterungen von einem Gebiete ausgeht, das ganz nahe der Oberfläche zu suchen ist. Solche Umlagerungen unterirdischer Schichten gehen nun auch im süddeutschen Gebirgslande häufiger vor sich, wie die von Zeit zu Zeit immer wieder auftretenden Beben zeigen. Müssen sich doch die gebirgsbildenden Kräfte besonders in solchen Gebieten häufiger betätigen, die einen reichgegliederten Aufbau von Bergen und Höhenzügen bereits aufweisen.
Der Naturmensch versteht also zunächst unter seiner unsterblichen Seele" nur die organische Lebenskraft, die Lebens- und Bewegungstätigkeit feines Störpers und macht sich über die Wesenseigenheit( Substantialität) dieser seiner Seele vor und nach der Loslösung vom Körper vorerst überhaupt noch keine bestimmte Vorstellungen. Treibt ihn dann später ein sinnliches Denken zwischen Katastrophale Erderschütterungen hat Mitteleuropa nicht zu der an den Körper gebundenen Lebenskraft und der aus dieser fürchten. Wir sind ungemein günstiger daran wie etwa die Länder geschiedenen und verselbständigten, als Geistwesen eine Eigen- des Mittelmeerbeckens, insbesondere wie Süditalien, die Balkanexistenz führenden Seele zu unterscheiden, so stellt er sich diese halbinsel, Kleinasien und der Bereich des Kaspischen Meeres bis lettere seiner finnlichen Anschauungsweise gemäß als einen feinen, hinein nach Turkestan . In der Neuen Welt ist es das Karaibische Luftartigen warmen oder heißen( feurigen) Stoff vor als Meer, das einen gewaltigen Erdbebenherd bildet; es ist, ähnlich Pneuma", wie die griechischen Philosophen und die alten christ- wie das Becken des Thrrhenischen Meeres, ein Bruchgebiet, dessen Lichen Kirchenväter einst ihre Seelensubstanz nannten. Doch da die Ränder dauernd großer Gefahr ausgesetzt sind. Das größte Brucheinverleibte" Seele noch immer als Inbegriff der gesamten gebiet unseres Planeten bildet freilich das Riesenbecken des Pacifi Lebenstätigkeit des Menschenkörpers gilt, also dessen sämtliche fchen Ozeans; sowohl die asiatische wie die westamerikanische Küste Lebensfunktionen, auch die sogen. rein animalischen, umfaßt, sind unaufhörlich Erdstößen ausgesezt, und Japan , das Reich der macht sich, sobald der Mensch die bloße körperliche Bewegungs- viertausend Inseln, kommt eigentlich niemals zur Ruhe. Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.