sehr geschickten Text berfakte Friedrich Richter . Der Verlag ljeifet S e y b o ld in Ansbach . Diesem Buche, das eine kulturelle Tat ist, wünschen wir die weiteste Verbreitung. Zum Schluß nennen wir einige Einzelbücher, die gewiß allen Lesern viele Freude bereiten werden, zwei Selbstbiographien deutscher Maler. Ludwig Richters„Lebcnserinnerungen" sind von jeher allgemein geschätzt worden und jetzt mit Unterstützung des Dürer- fiundes im Verlage von Hesse in Leipzig in einer billigen Volks- ausgäbe erschienen. Im gleichen Verlage erschienen zum ersten Male die.Lebenserinnerungen" Ludwig Emil Grimms, eines jüngeren Bruders der großen Gelehrten Jakob und Wilhelm Grimm , denen wir unsere deutschen Märchen verdanken. Dieser jüngere Bruder, der Maler geworden war. kann sich an Bedeutung mit jenen nicht mesien, aber er ist ein liebenswerter, frischer und tapferer Mensch gewesen, besten einfach und schlicht mit gutem Humor geschriebenen Erinnerungen lebhaftes Interesse erwecken, da der Maler vieles erlebte und mit vielen bedeutenden Menschen in Be« rührung kam. Wir verzeichnen endlich die Tatsache, daß bei der„Akademi- scheu Verlagsgesellschaft" Neubabcksberg eine umfang- reiche Kunstgeschichte zu erscheinen begonnen hat, auf die wir weni�- stens die Bibliotheken hinweisen möchten, da die Herausgabe m Lieferungen zu 1,50 M. diesen die Anschaffung des kostbaren und höchst umfänglichen Werkes sehr erleichtert. DaS Buch trägt den Titel:.Handbuch der Kunstwissenschaft" und wird von Fritz Burger. dem Privatdozenten der Müuchener Universität, herausgegeben. Es sind einige unserer besten Gelehrten Milarbeiter. Die unS vorgelegten Lieferungen 1 und 2 erwecken große Hoff- Hungen . Ganz besonders ist die illustrative Ausstattung unüber- trefflich l_ Adolf Bruno. Kleines feiiiUeton. Wirtschaftsgeschichte. Die Frau als Schöpferin der menschlichen Wirtschaft. Am Anfang der menschlichen Wirtschaft hat nach den früheren Anschauungen immer der Mann gestanden. Nun aber beginnt sich immer mehr die Auffassung siegreich Bahn zu brechen, die den Beginn des wirtschaftlichen Daseins der Menschheit auf völlig andere Basis stellt und die Frau zur Schöpferin unserer Wirtschaft macht. Diese Theorie wird u. a. von dem Wirtschaftsforscher Eduard Hahn in der„Internationalen Monatsschrift' vertreten. Schon seit langem zweifelt man daran, daß die ältesten Menschen nur als Hirten und Jäger ihr Dasein gefristet haben. Dem widerstrebt die Tatsache, daß die westliche Hälfte der Welt niemals den Milchgenuß in die Wirtschaft aufgenommen, niemals ein Haustier mit Wirtschaft- lichen Absichten gezähmt und gehalten hat. In China z. B. hat man sich nie entschließen können, die Milch als etwas Genießbares anzusehen. So ist denn kein Grund vorhanden, unsere ältesten Vor- fahren allein als Jäger anzusehen und ebenso wenig nur als Hirten. Sie haben nicht nur tierische Nahrung, sondern schon gemischte Ä o st gehabt. Wie es aber falsch ist, die Viehzucht al§ eine ursprünglich den Männern vorbchaltene Beschäftigung anzusehen, so gilt die? noch mehr von der Gewinnung und Bereitung der pflanzlichen Nahrung. Die Frau wird in den Mittel- Punkt der Anfänge menschlicher Wirtschaft gerückt und ihr ein weit- gehender Einfluß auf die Entwickelung der materiellen Kultur eingeräumt. Ihr ist in der Hauptsache die Entstehung der Wirtschaft- lichen Arbeit zu danken. Diese Auffassung begründet Hahn dadurch, daß er die Zustände, die noch heute bei den primitiven Völkern Afrikas und Australiens herrschen, zum Vergleich heranzieht. Bei den Australiern wie bei den Buschleuten ist der Mann durchaus nicht der ausschließliche Er- nährer der Familie, sondern er ist bereits stark durch soziale Ver- pflichtuugen in Anspruch genommen. Die Männer beschäftigen sich schon in diesen Urformen der Kultur vielfach init Dingen, die man als religiöse, ideale und künstlerische Ziele bezeichnen kann. Diese Interessen füllen ihre Zeit gut zur Hälfte aus, und so hat man denn nicht mit Unrecht den Australier in Queensland als„Sportsmann" bezeichnet, weil er sich viel seinen Liebhabereien hingibt. In solchen Verhältnissen tritt nun die Tätigkeit der Frau für die Ernährung des Stammes stark hervor. Die Jagdbeute, die der Mann heimbringt, ist nicht immer so er- giebig, daß auch für Frauen und Kinder etwas davon abfällt. Das Weib ist daher auf die Beschaffung sichererer NahrungS - mittel angewiesen; sie bringt Vorräte zusammen, an deren Verspeisung auch die Herren der Schöpfung, wenn sie einmal selbst nichts haben, teilnehmen. Bei � den Australiern und Buschleuten ist da eine richtige Arbeits- teil un g unter den Geschlechtern eingeführt. Dazu kommt, daß gewisse Nahrungsmittel der primitiven Völker in Gruben durch Gärung gewonnen lverden; das ist ein mühsames und umständ- liches Verfahren, daS in der Hauptsache in den Händen der älteren Frauen liegt. Eine ganze Anzahl der wildgewonnenen pflanzlichen Nahrungsmittel wäre ohne das schwierige und mühsame ZubereituugS- verfahren durch Gärung völlig ungenießbar. Leben doch diese Völker zum Teil sogar von Giftpflanzen, die erst durch diese Prozedur unschädlich werden; so ist die Hauptnahrung im ganzen Waldgebiet Brasiliens Lerantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.,- Druck u. Verlag: der Maniok, eine ausgesprochene Giftpflanze. Rätselhaft wäre es auch, wie die Australier bei ihren großen Festen zur Männerweihe wochenlang in Scharen beieinander sind, ohne irgendwelche Nahrung zu gewinnen, wenn sie nicht von den Vorräten der Frauen lebten. Hahn kommt nach all diesem zu dem Resultat, daß der Teil der Wirtschaft, der sich auf die Verwendung pflanzlicher Nahrungsmittel und den Pflanzenanbau erstreckt, durch die Initiative und den Unternehmungsgeist der Frau geschaffen und ausgebildet worden ist. Naturwissenschaftliches. Landwirbeltiere ohne Lunge. Daß alles, was da atmet im rosigen Licht, der Lunge zum Leben bedürfe, ist eine An» schauung, die uns nach allem, was wir von Biologie wissen, selbst« verständlich geworden ist. Und doch gibt es Wirbeltiere, gleich uns, die Luft atmtn, genau wie wir, und doch keine Spur von einer Lunge haben. Auf diese wundersamen Landwirbelnere macht Wilhelm Bölsche in der Zeitschrift„Ueber Land und Meer" aufnierksam. ES sind die Mitglieder einer Lurchfamilie, der Gattung Spelerpes, deren einziger in Europa lebender Vertreter der braune Höhlen- salamander in Italien ist. Alle seine Genoffen von der engeren Gattung wie einem sich anschließenden größeren Kreise wohnen sonst in Nord- und Südafrika . Bei diesem ganzen Geschlecht von mehr als einem Halbhundert verschiedener Arten müßte man eigentlich ein paar kräftig entwickelte Lungelflügel vermuten. Denn die verwandten Tiere, wie Feuersalamander und Teichmolch, sind zwar darin Amphibien, daß sie als freie Kaulquappen im Wasser mit fischhaften Kiemen Wafferluft atmen können, aber wenn sie als reife Geschöpfe aufs Land gehen, haben sie so gut Lungen zu freier Luftatmung wie nur irgendein Säugetier oder wir Menschen selber. Um so überraschender muß nun die Kunde klingen, daß die Anatomen beim genauen Zergliedern der SpelerpeSarten auch nicht das allerkleinste Substanzzipfelchen gefunden haben, das auf eine Lunge gedeutet werden könnte. Es ist sonst ein vielgestaltetes Völk- lein; manche dieser Molche klettern hoch auf Bäume, andere können weite Sprünge vollführen; manche haben einen Greifschwanz, an dem sie sich eine Weile schwebend erhalten, noch andere führen lange Zähne zur Wehr; die einen leben streng auf dem Lande wie der italienische Höhlensalamander, andere gehen auch ins Wasser. Allen gemein ist aber der Verzicht auf jedes besondere Atmungsorgan. Schaut man einem solchen lungcnlosen Salamander eine Weile zu, so gewahrt man mit Befremden ein unablässiges schnelles Schwingen der Kehlhaut, das eigentlich auf eine.sehr heftige Lungenarbeit schließen ließe. Aber der geheimnisvolle Lurch atmet nicht vom Mund in den Lungenschlund, sondern er atmet mit der Mundhöhle selber. Schon hier treten die Blutgefäße zum nötigen GasauStausch unmittelbar heran. Und dies Atmungsfeld breitet sich dann über die gesamte äußere Körperfläche bis in die entlegensten Ausläufer. Besonders sind es merkwürdigerweise die Zehen, die oft durch ein sehr starkes oberflächliches Blutnetz am erfolg- reichsten diesem Zweck dienen. Eine Erklärung für daS einzigartige Phänomen läßt sich finden, wenn man diese wunderbarste»Anpassung" auf ursprüngliche Verhältnisse zurückführt, wie sie gerade bei dem italienischen Höhlen« salamander sich noch deutlich erkennen lassen. Diese Molche müssen lange Zeit weder völlig auf dem Trockenen noch völlig im wirklichen Waffer gelebt haben. An feuchten Grottenwänden kletternd, erhielten sie einen immerwährenden feinen Sprühregen auf Maul und Haut, der die ja stets ein wenig vorhandene Atmung der äußeren Haut durch die beständige Reizung außerordentlich verstärkte. So haben denn diese Molche, nachdem sich eine regelrechte Hautatmung bei ihnen entwickelt hatte, die Lunge nachträglich wieder abgeschafft. Denn zweifellos gehörte zur gesamten Organlsationshöhe des echten Molches auch der ursprüngliche Besitz einer Lunge in reifem Zustand. Landwirtschaftliches. Ein Konkurrent der Kartoffel. Der Kartoffel ist in ihrer weiteren Heimat Amerika ein gefährlicher Konkurrent erstanden. In Florida züchtet man mit großem Erfolge die Dajheenpflanze, die eine Ergiebigkeit von 400— 450 Bushels auf den Acre Hot, den Bushel zu 86,348 Liter, den Acre zu 40,467 Ar gerechnet. Als Er- satz für marktfähige Kartoffeln hat die Dasheen ihr Versuchsstadium bereits hinter sich. Bei einer Reihe von Gastmählern in Washington , Philadelphia und New Aork wurde sie gereicht, und die Aussagen lauteten übereinstimmend dahin, sie übertreffe die Kartoffel bei weitem und habe einen sehr guten, nußartigen Ge« schmack. Man kann sie sieden, braten oder auf jede andere Art zubereiten. die bei Kartoffeln üblich ist; auch gibt sie eine ausgezeichnete Füllung ab für Kalbfleisch und Geflügel. Die Dasheen hat eine gestreifte, haarige Haut, die ihr ein wunderschönes Aussehen verleiht. In der Form hält sie die Mitte zwischen einer großen Kartoffel und einer Zuckerrübe, hat also vor der gewöhnlichen Kartoffel hauptsächlich einen größeren Umfang und ihre Ergiebigkeit voraus, sowie den Umstand, daß sie in heißen. feuchten Gegenden wächst, wo die Kartoffel faulen würde. All das schließt eine Verbilligung in sich. Zudem komint in Betracht, daß daS Kraut der Dasheen ein ausgezeichnetes Gemüse gibt, während das Kartoffelkraut kein Nahrungsmittel ist. Da? Landwirtschasts- dcpartement der Vereinigten Staaten läßt z. B. den Samen der neuen Näbrpflanze in allen Teilen deS Landes verteilen.___ Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer 8cCo.,Berlin LVk.
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30 (30.7.1913) 146
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