Jen« Beete gepflanzt, die sie im Frühling schmücken sollen. Beigu enger Saat muß man sie zunächst in kleinen Abständen aus«etnanderpflanzen(pikieren), im Spütherbst erfolgt denn da» end»tzültige Verpflanzen auf die auSersehenen Beete. Di« genanntenArLHIingsblüber sind zweijährig, d. h. sie sterben nach der Samen-reif« im nächsten Jahre ab. Es gibt noch weitere zweijährigeBlüher, die dann mit dem Flor einsetzen, wenn die vorgenanntenauflsoren. Auch diese werden jetzt gesät, so der rote Finger»!iiit mit seinen Farbensorten, die großblumige GlockenblumeCampanula medium) und die Pyramidenglockenblum«,sowie die M a l v e oder Stockrose. Eine zweijährige Pflanz« ist»mch der Goldlack, da» Gelbveigelein der Märchen� der aberschon im Frühling gesät werden muß. Auch einige einheimischezweijährige Pflanzen lohnen die Gartenkultur, verlangen abergleichfalls frühe Aussaat, so die silberweiße E s e l d i st« l, die�lbblühendc zweijährige Nachtkerze, die mit Vorliebe unserenEisenbahndämmen folgt, und die gleichfalls geibblühende Königs-kerze. Diese drei Pflanzenarten entwickeln sich im kultiviertenIGartenbodcn zu einer Schönheit, wie man sie in der freien Na-sur nur selten und nur an den bevorzugtesten Standorten findet.Einen ganz besonderen Reiz hat für den Kleingärtner undLaubcnkolonisten von jeher das Veredeln der Pflanzen gehabt.E» ist ebenso wie die(Stecklingsvermehrung der Zimmerpflanzeneine künstliche Vermehrungsart und setzt einen operativen Ein-griff voraus. Wie der Chirurg, so bedarf auch der Veredler eineshaarscharf geschliffenen, blank und sauber gehaltenen Messers undeines geeigneten Verbandsmaterials, das in unserm Fall aus Raf-siabast besteht. In den Klein- und Laubengärten wird meist nurdie gewaltsamste, ich möchte sagen die barbarischste Veredelungsart,daS sogenannte Spaltpfropfen, zur Anwendung gebracht. Diebeste Zeit hierfür ist der Nachwinter. Im August führt man meistjene Vcrcdelungsart aus, die man Äugeln oder Okulieren nennt;sie kommt jetzt für Steinobst und für Rosen in Frage. Manokuliert diese Gattungen nun auf das schlafende Auge, d. h. dieeingesetzten Edelaugen wachsen vor Eintritt des Winters nochan, treiben aber erst im kommenden Frühling kräftig aus. Angeeigneter Stelle wird mit dem sogenannten Okuliermesser durchzwei Schnitte die Rinde in I-Form bis auf daS Holz durch-schnitten und dann mit dem entsprechend beschaffenen Rücken desOkuliermessers oder den an diesem befindlichen Falzbein vomHolze gelöst. Ein aus einem reifen Edeltrieb ausgeschnittenesAuge schiebt man nun"vorsichtig ohne die Schnittfläche zu be-schmutzen oder zu berühren, oben in den ll'-Schnitt hinein, so daße» fest sitzt. Das Blatt wird vor dem Ausschneiden bis auf einStilstückchen entfernt, das richtig eingesetzte Auge dann fest ver-bunden. Der ganze vom Schnitt berührte Stammteil muß um-stunden werden, das eigentliche Auge aber frei bleiben. Wenn dererhaltengebliebene Blattftielteil am Äuge festtrocknet, dann ist dieVeredelung mißlungen, wenn er aber nach einigen Wochen selbst-ständig oder nach leiser Berührung abfällt, ist die Operation alsgelungen zu betrachten. Gewöhnlich setzt man jedem Wildlings-stamm der Sicherheit I>alber zwei Augen ein. Wächst nur eins,so genügt dies auch, wachsen beide, die sich gegenüberstehen müssen,dann erhält man rascher eine volle Krone. Auch Stachelbeeren undJohannisbeeren kann man jetzt okulieren.Wer Rosen, Pflaumen und hochstämmige Stachelbeeren ausseiner Parzcll.' hat, der wird sich oft über die wilden Wurzel-triebe ärger», die immer und immer wieder erscheinen. Ich per-sönlich lasse an kräftigen Edelpflanzen die hoffnungsvollsten Wild-triebe stehen, um sie dann mit feinen Sorten zu veredeln undspäter umzupflanzen. Wer mich besucht, der kann bei mir einein der Bildung begriffene Mirabcllenkrone sehen. Die Unterlagefür die Veredelung bildete ein wilder Pflaumenschoß, den»ch b,s1% Meter Höhe aufzog. Im August setze ich ihm zwei Edel-äugen ein, die Heide im nächsten Frühling austrieben. Im.Herbstdes vorigen Jahres grub ich dann diesen Stamm aus, um ihn aneinen geeigneten Platz zu verpflanzen, auf dem er bereits indiesem Sommer eine nette Krone gebildet hat. Auf solche Pflaumen-schößlingc lassen sich neben Edclpflaumen auch Pfirsiche, Mirabellenund Reineclauden veredeln. Fast meine sämtlichen Rosen habeich aus wilden Schossen gezogen, die ich, sobald sie Bleistiftstärkehatten, veredelte. Bevor aber ein Laie an solche Arbeit geht, tut ergut daran, sich das an und für sich einfache Okulierverfahren voneinem Fachmann oder sonst von einem Kundigen praktisch vor-führen zu lassenAuch Obstsorten, die nicht gedeihen oder nicht tragen wollen,oder deren Früchte nicht behagen, lassen sich umpfropfen. Das ameinfachsten zu erlernende und sicherste Verfahren ist das Pfropfenhinter der Rinde, das man im April ausführt, wenn der Saftso weit gestiegen ist. daß sich die Rinde vom Holze lösen läßchkleines Feuilleton.Rulturge�ichtliches.Inquisition und Buchhandel. Im Jahre lööü er-schien das erste Verzeichnis der von der Kirche verbotenen Bücher.ein Geschehnis, das im engsten Zusammenhange mit der Gegen- �Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.— Druck u. Verlag: Ireformatio» stand und ein Astwehrmittel sein sollte gegen den vonNorden eindringenden neuen Geist. Die Redaktion dieses Ver-z.tchnisses wurde in die Hände der Leute von der heiligen Inquisitiongelegt. Ihnen wurde vorgeschrieben, auf den Geist der neu heraus-kommenden Schriften zu achten, vor allem darauf, ob er sich vonder Orthodoxie entferne. Der Zentralsitz dieser Zensur war natürlichRom. Unterämter wurden aber in vielen größeren Städten Italienserrichtet. Von Rom aus gingen ihnen genau einzuhaltende Be-stimmungen zu. die sich auf alle möglichen Einzelheiten erstreckten;was auszuschnüffeln war und wie das geschehen sollte, war aufsgenaueste festgelegt. Derartige Dokumente sind, da sie in den geist-lichen Bibliotheken meist zur rechten Zeit vernichtet wurden, seltengenug; um so interessanter ist ein Fund, der in der italienischenZeitschrist„Bibliofilia' veröffentlicht wird.ES handelt sich um inquisitorische Bestimmungen, die tSL7 zuPadia von dem Mönch Pietro Selero da Ouintiano veröffentlichtwurden; sie stellen geradezu ein Musterbeispiel dar für die Regelungdes Bücherwesens, so wie es sich die Inquisition gedacht hatte.Man erfährt auS ihm, daß jeder Buchhändler in seinem Laden einVerzeichnis der verbotenen Bücher auszuhängen hatte; außerdemmußte er einen. Katalog der von ihm geführten Bücher haben.Dadurch war dem Spion oder dem Inquisitor selbst die Arbeitwesentlich erleichtert; er brauchte nur einige vergleichende Blicke aufdie beiden Tabellen beziehungsweise Kataloge zu werfen. BeideVerzeichnisse waren nur gültig, wenn der Inquisitor sie eigen«händig unterschrieben hatte. Selbstverständlich durfte der Buch-Händler kein Werk verkaufen, das in seinem Verzeichnis nichtenthalten war. Großen Beschränkungen war der Verkauf von Bibelnunterworfen; der Händler durste sie nur Personen aushändigen, dievon ihrem Priester oder Beichwater ausdrücklich zum Kauf ermächtigtwaren. Die gleiche Erlaubnis war auch beim Verkauf der so-genannten ReligionSkontroversen nötig, die religiöse Disputationenzwischen Gutgläubigen und Ketzern behandelten. Natürlich behieltenin ihnen die Orihodoxen immer Recht; dennoch scheinen die Inquisitorengefürchtet zu haben, der Leser könne durch die Scheingründe desGegners infiziert werden und sich auf dessen Seite schlagen. Auf daß jakein unrechtes Buch in sein« Bestände gerate, mußte der Buchhändlerdie eingelaufenen Ballen in Gegenwart des Inquisitors oder seinesSendboten auspacken. Die Pavianer Bestimmungen verbietenspeziell den Bücheraustausch mit Deutschland, man durste wederBücher von dort beziehen noch sie dorthin versenden. Jeder geistigeVerkehr mit dem Land der Ketzer sollte unterbunden sein. Aus-nahmen in dieser Beziehung konnte wiederum nur der Inquisitor ge-stalten. War ein Gelehrter gestorben, der eine Bibliothek hinterließ.die die Erben verkaufen wollten, so mußte, ehe dies geschehen durste.erst der Inquisition das Verzeichnis der hinterlassenen Bücher ein-geliefert werden. Wer sich gegen eine dieser zahlreichen Bestimmungenverging und entdeckt wurde, den erwartete der vom Trientiner Konzilfestgelegte Urteilsspruch des JnquisitionSgerichts.Technisches.Di« kanadischen Wasserfälle. Obgleich die AuS-Nutzung der natürlichen Wasserkraft zur Gewinnung elektrischerEnergie immer noch in den Anfängen steckt, beginnt man doch sorg-fältig in jedem Land« die Möglichkeit abzuschätzen, die nach dieserRichtung gegeben sind. DaS ist nicht immer leicht, da die Kostender Anlagen in den einzelnen Fällen recht verschieden sind und erstnach genauer Untersuchung«migermaßen sicher veranschlagt werdenkönnen. Auch die Regierung von Kanada hat einen besonderenAusschuß ernannt, um einen Ueberblick über die nutzbaren Wasser-kräfte dcS Landes zu gewinnen, obgleich Kanada als eineSder kohlenreichsten Länder der Erde gilt und daher dortnicht in ähnlichem Grade wie etwa in Skandinavien eineEntwickelung dieser Energiequellen eine Vorbedingung für die Ent-stehung einer Industrie ist. Die eingesetzte Kommissionbat jetzl ihre Arbeit beendet und ist zu dem Ergebnis gelangt, daßdie Wasserfälle des Landes eine gesamte nutzbare Arbeitskraft von25,7 Millionen Pferdestärken darstellen. Von diesen sind bishernoch nicht 5000 Pferdestärken in Gebrauch genommen worden. DieVerteilung ist übrigens sehr ungleich, was vielleicht nur an dermangelhaften Erfor'chung der nördlichen Gebiete liegt. Auch mußdie Nutzbarkeit selbstverständlich nach der Befiedelungsmöglichkeitbemessen werden. Das ist wohl auch geschehen, weil es sich sonstkaum erklären ließe, daß die Küstenprovinz Quebec mit mehr als17 Millionen Pferdestärken weitaus an die Spitze gestellt wird.Allerdings find dabei die Schnellen des Hamiltonflussesauf der Grenze gegen Labrador mitgerechnet, deren Kraftallein auf neun Millionen Pferdestärken, also noch auf einDrittel mehr als die der Niagarafälle veranschlagt werden. In derProvinz Ontario. die nördlich der großen Seen liegt, find3 129 Ovo Pferdestärken geschätzt»oorden. Zu diesem Bereich gehörtauch der kanadische Anteil der Niagarasälle, von denen Vertrags-mäßig die Vereinigten Staaten nur 553 Kubikmeter in der Sekundebenutzen dürfen, Kanada dagegen 1019. Größere Ziffern habenaußerdem noch Kolumbien au der Westküste mit etwas mehr als2 Millionen und die benachbarte Provinz Alberta östlich desFelsengebirgS mit fast l'/j Millionen Pferdestärken. In den fürdie Landwirtschaft ausgenutzten Provinzen Manitoba undSaskatchewan sollen zusammen eine Million Pferdestärken zur Ver-fügung stehen.VorwärtZBuchdruckere, u.VerlagSanstaltPaul Singer ScEo.,BerlinL�.'