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wies alles ab und schlug immer an feiner Stelle 8atris vor. Bon Jmbar wurde nie ein Wort gesprochen. Auch ruderte Olle nie wieder im Nahn zur Freierfahrt aus, doch nahm man an, daß Briefe zwischen den beiden gewechselt wurden.

Da tam das große Ereignis.

Im Herbst starb ber alte Reichstagsabgeordnete und ein neuer follte gewählt werden. Die größten Barteien hatten unsere zwei Feinde für sich. Batris tat sein Bestes, um feinen Gegner au ber­fleinern, ja man glaubte, daß er der Urheber der häßlichen, sehr auffallenden Blafate über den Gegner war, die in einer Nacht an vielen Stellen angeschlagen wurden und Olle beschimpften. Da wurde der verstorbene Kerstorp" Fischdieb" genannt und Olle selber ein Störenfried und Raufbold, der nicht frei herumlaufen follte. Daraufhin antwortete Olle in der Provinzzeitung mit feiner Rücktrittserklärung von der Wahl. Aber noch mehr!

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Er schlug Zakris Manson vor und nicht genug damit er wies flar und deutlich auf ein Lebenswerk hin, das größer war als das vieler anderer, auf ein Ansehen würdiger als das irgendeines Menschen, auf einen gerechten Willen, wie feiner sonst ihn besaß, und das alles schrieb er Bakris Manson zu. Doch selbst damit begnügte er sich nicht! Er ließ Wahlzettel drucken, eine in dieser Gegend noch unbekannte Sache, ließ seine Knechte hinaus fahren und die Bettel austeilen, auf denen in schöner Schrift der Name des Alten zu lesen stand.

Unterdeffen nahte der Winter ganz unerwartet. Schon war seine Zeit da, aber alte Zeichen hatten geweissagt: Kein Schnee follte vor Sankt Paulus' Messe kommen.

Zatris faß unten an der Fähre; er las in der Zeitung Olles Absage und fluchte über den Elf hin. Bis hierher war er ge­kommen, aber nach Hause fonnte er nicht. Die Eisstücke flossen so dicht nebeneinander, daß es unmöglich war, die Ruder das zwischen zu stecken. Man hätte es ja versuchen können, wenn nicht hundert Meter weiter unten der Wasserfall gewesen wäre, über den war bisher nur einmal ein Bauernbursche aus Osele mit dem Leben hinübergekommen. Und der hatte Gott   gelästert, nachdem der Strom ihn wohlbehalten in die Eda hinausgeführt hatte.

( Schluß folgt.)

Vom Deutfchen Anthropologentag.

Prähistorische Ausgrabungen in der Mark, die Entstehung des aufrechten Ganges  , der englische  Tertiärmensch.

Brof. Kiekebusch- Berlin   berichtete über die wichtigsten der neueren prähistorischen Ausgrabungen in der Mark.

Der Vortragende hat, ausgerüstet mit von der Stadt Berlin  zur Verfügung gestellten Mitteln, eine steinzeitliche Siedlung mit Tiefftichkeramit und die Spuren dreier altgermanischer Dörfer aus taciteischer Zeit untersucht. An der Hand zahlreicher Licht­bilder gab er ein Bild von der Schwierigkeit berartiger Unter­suchungen, bei denen es darauf ankommt, auch die feinsten im Boden zurückgebliebenen Reste verschollener Kulturen zu er fennen, richtig zu deuten und auf diesem mühsamen, aber ergeb­nisreichen Wege die Grundlagen zu schaffen für eine allen An­forderungen der Wissenschaft entsprechende Siedlungsarchäologie. Die Untersuchung der steinzeitlichen Ansiedlung bei Tre­bus in der Nähe von Fürstenwalde   hat in vielfacher Hinsicht zu überraschenden Ergebnissen geführt. Es wurde hier zum ersten Male festgestellt, daß der Pfostenbau schon während der Steingeit auch im Gebiete der nordischen Tiefstichkeramik üblich war. Nicht nur zahlreiche Pfostenlöcher beweisen das, auch der ganze Grund­riß eines Hauses wurde aufgedeckt. Das Haus war bieredig, aber nicht rechtwinklig, der Herd lag innerhalb des Hauses mehr nach der einen Ecke zu. Er war in diesem Falle eine Grube, die mit Kohlenresten gefüllt war. Andere Herdstellen auf derselben Sied­lung bestanden aus Stein- und Lehmpackungen. Auf einem Herde in der Füllung und in der Umgebung der Pfostenlöcher fanden sich große Mengen von Weizenkörnern, die als Triticum compactum ( Binkelweizen) bestimmt werden konnten. Die in der Kulturschicht und in den Gruben gefundenen Gefäßreste weisen alle Muster der Tiefstichteramik auf: Bunttstich und Schnittverzierung, Kreuz, Wintel- und Bogenstich- Bidzad, Schnurberzierung und den so eigentümlichen Furchenstich. Drei größere Gefäße find ebenfalls als der Steinzeitferamit angehörig zu erkennen, und ein Steinbeil wurde beim Ausschneiden eines Bodenschichtenprofils in der Rul turschicht gefunden. Bei der hellen Färbung des Inhalts der ein­zelnen Gruben spielen die parallel gelagerten eifenhaltigen Linien eine große Rolle, da sie meist durch den Inhalt der Gruben nach oben oder nach unten abgelenkt find. Diese Linien fönnen wieder durch die Gruben batiert werden. Hier ist ein Gebiet gegeben, auf dem Archäologie und Geologie in gemeinsamer Arbeit noch zu wertvollen Refultaten fommen kann.

Die Wohnstätten bei L.- Beeren, in der Nähe des Schlachtfeldes aus dem Jahre 1813, zeigen vielfach Uebereinstim­mung mit dem bronzezeitlichen Dorfe bei Buch. Auf einer zwischen Sümpfen gelegenen Anhöhe ist die alte Kulturschicht nur von der etwa 25 Zentimeter starken Ackerkrume bedeckt. Bis jetzt wurde

ein fleiner Teil der etwa ein Geftar großen Anfieblung aufgebedte die Arbeiten sind noch im Gange. Eine große Zahl von Abfall gruben, Pfostenlöchern und Herostellen hat bereits eine stattliche Menge intereffanter Fundstüde geliefert. Neben Bronzeschmuck und Knochengeräten aller Art fallen besonders die im Gegensatze au Buch hier zahlreichen, größtenteils schön verzierten Spinne wirtel auf. Die Grundrisse der Häuser sind viereckig. Die durch Rädchentechnik hergestellten Mäandermuster beweisen allein schon daß hier in den ersten Jahrhunderten n. Chr. Germanen wohnten, und zwar Westgermanen. Besonders schwierig gestaltete sich die Untersuchung der germanischen Siedlung auf dem Richard plaze von Neukölln bei Berlin  . Beim Ab reißen eines alten Gebäudes hatten mittelalterliche Scherben die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Durch die völlige Umwandlung des ältesten Blazes der Stadt, der in kurzer Zeit die ganze Ents widelung des alten Rigdorf von einem stillen Dörfchen bis zur modernen Großstadt über sich ergehen lassen mußte, waren die oberen Schichten völlig durchwühlt, und von der deutschen Siedlung des 12. und 13. Jahrhunderts war nichts mehr übrig geblieben als einige allerdings sehr charakteristische Gefäße, die immerhin mit untrüglicher Sicherheit Beugnis ablegten von der ältesten Be­fiedlung in historischer Zeit. Etwa einen Meter tiefer aber stieß der Vortragende auf eine zweite, weit ältere Kultur. Nachdem die ganze Schicht bis auf den gewachsenen Boden abgehoben war, traten auf dem Planum des diluvialen Sandes Pfostenlöcher in so großer Zah! zutage, daß es leider nicht mehr möglich war, sie zu Grundrissen zu ordnen. Diese Tatsache allein spricht schon für dichte Besiedlung. Bemerkenswert waren vor allem ein gut er haltener Herd in Form einer Steinpackung und der Rest einer wohl im Brande zusammengebrochenen Wand. Eine Abfallgrube ent­hieit zwei interessante Knochenpfrieme. Die übrigen Kulturreste, namentlich die Scherben mit Rädchenverzierung weisen diese An­fiedlung den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zu. Ganz besonderes Interesse nimmt die altgermanische Dorf anlage bei Studenih, Kreis Ostpriegni, in An­spruch. Sie liegt in unmittelbarer Nähe jenes Abhanges, der fich zwischen Kümmernik und Studeniz und darüber hinaus zieht. Auf dem zum Dorfe Breddin   gehörigen Teile des Abhanges hat der Vortragende mehrfach vorgeschichtliche Wohnstätten aufgedeckt und dazu ein Gräberfeld, das an Ausdehnung und Zahl der Gräber wohl faum von einem andern übertroffen werden dürfte und 15 Jahrhunderte hindurch, von der mittleren Bronzezeit bis etwa zum Beginn unserer Zeitrechnung in Benuzung war. Mit dem Ausgange der La Tène  - Zeit bricht die Besiedlung an den Wiesen­bergen bei Breddin  , soweit wir es jetzt übersehen können, ab. Damit steht im Zusammenhange, daß die germanischen Bewohner der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung sich auf die kleine Erhöhung, die einst sicher vollständig von Wasser umgeben war, zurückzogen und dort eine Ansiedlung gründeten, die ihnen in un­ruhigen Zeiten genügend Schutz bieten konnte gegen feindliche Ueberfälle. Noch heute ist der Horst" bei Studeniß von fumpfigen Wiesen umgeben. Im Laufe des letzten Winters wurde ein Teil des Horstes in die benachbarte Sauerwiese gefahren, und dabei traten die alten Kulturreste ans Tageslicht. Unter den Gefäßver­zierungen fällt auch hier wieder die Fülle der Mäander- und der übrigen Rädchenverzierungen auf. Das Dörfchen bei Studeniz ist nun also das dritte germanische Dorf der Taciteischen Zeit, das wir in der Mark kennen. Einem vierten ist der Vortragende auf der Spur. Die drei bereits untersuchten Wohnstätten sind west­germanisch und, was sehr wichtig ist, sie weisen alle den Pfostenbau auf. Die Fortschritte der Ausgrabungstechnik und namentlich der Untersuchung vorgeschichtlicher Wohnstätten während der letzten drei Jahre geben uns die Hoffnung, daß sich unsere Kenntnis von der Vorzeit in fürzester Zeit auf ungeahnt: Weise wird vervoll­ständigen lassen.

Bu einem interessanten wissenschaftlichen Duell zwischen den. Bertretern der sich scharf gegenüberstehenden anthropologischen Richtungen fam es bei einem Vortrage von Professor Spuler­Erlangen über:" Die Entstehung des aufrechten Ganges  ". Das Problem der Entstehung der aufrechten Körper­haltung des Menschen beschäftigt schon lange die Gelehrten. G handelt sich hierbei um ein ganzes Bündel bon Fragen. Zunächst fommt bei der Betrachtung die aufrechte Stellung der Wirbelsäule in Frage. Bei den niederen Affen hat. man noch die tierischen Verhältnisse, bei den Großaffen hat die Wirbelsäule aber, wenn auch nicht so ausgesprochen wie beim Menschen, die typische auf­rechte Stellung. Da sie indessen nicht aufrecht gehen, so wird auch nicht durch den Gang die Aufrechthaltung der Wirbelsäule be­dingt. Bluntschli hat den Schimpansen in Beziehung auf seinen aufrechten Gang mit dem Menschen verglichen. Die Aufrecht­ftellung der Wirbelsäule ist nicht durch den aufrechten Gang ente standen, sondern durch die aufrechte Haltung. Mit der Vorwärts­bewegung hängt die Sprungbereitschaft zusammen. Diese Eigen schaft fehlt bei den Anthropomorphen wie bei den Menschen. Spuler berweist auf die Biegung der Rückenrudimente in der Lendengegend. Als zweiter Punkt kommt in Betracht die Umge ftaltung der Extremitäten. Zweifellos hatte die Urform, von der die Menschen abstammen, nicht die riesigen Proportionen der Oberextremitäten wie die Anthropoiden von heute. Unsere unteren Extremitäten find früher nicht so start entwickelt gewesen. Die Fähigkeit zur aufrechten Haltung war schon lange, ehe der Gang auf die hinteren Extremitäten verlegt wurde, vorhanden. Al