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Die Antwort ist so verkehrt nicht. Das Kraftgefühl, das wir unmittelbar erleben, ist an die leberwindung der Widerstände ge­bunden. Kraft ist das, wodurch der siderstand der Körper gegen die Bewegung gebrochen und mechanische Wirkung hervor gebracht wird. Diese Wirkung ist auch das Maß der Kraft.

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Die Folgen machen sich weiterhin auch für den Bau der Ma­schine bemerkbar. Für den Zylinder kann ein einfacher einwandiger Guß benutzt werden, so daß eine große Ersparnis an Gewicht und Kosten und gleichzeitig eine erhöhte Buverlässigkeit in der einheit lichen Beschaffenheit des Zylinders erreicht wird. Besonders er freulich ist auch die Entbehrlichkeit der Kühlungsvorrichtungen für den Kolben, die bisher sehr umständlich waren und oft zu Stö rungen führten. Endlich fällt auch die Gefahr der vorzeitigen Bündung fort. Um den Zweck zu erreichen, müssen die Wasser­strahlen für die Kühlung dick genug sein, um die erhitzten Flächen in flüssiger Form zu treffen und nicht zu viel unterwegs durch dampfung zu verlieren. Sie verdampfen dann selbstverständlich an den Flächen selbst und nehmen dabei nicht nur die Wärme aus den Metallwänden, sondern auch ihre ganze eigene Verdampfungswärme mit fort. Ein Verlust an thermodynamischer Arbeitskraft tritt dadurch nicht ein, weil die so verbrauchte Wärme bisher nur ver­schwendet wurde. Der gebildete Dampf ist also als reiner Gewinn zu buchen und kann nur dazu beitragen, die geleistete Arbeit zu erhöhen.

Die Widerstände, die eine Kraft zu überwinden hat, fönnen von mannigfaltigster Art sein. Es können die Reibungswiderstände, wie etwa beim rollenden Zuge oder der fliegenden Kugel sein, es fönnen aber auch die direkt entgegengesetzt wirkenden Kräfte sein, wie etwa die Anziehungskraft der Erde bei dem Heben eines Gewichts. Um Kraft als solche, um rein mechanische Kraft zu messen, müssen wir uns den einfachsten Fall denken, wo es feine Reibungswiderstände, überhaupt keine Gegenträfte, son­bern einzig und allein das Beharrungsvermögen der Körper zu überwinden gilt. Der Fall fann praktisch nie verwirklicht werden, aber eine gewisse Annäherung an das Jdeal wird dadurch erreicht, daß wir eine sehr gut geschliffene Kugel an einer glatten wagerechten Ebene zu bewegen versuchen. Wir finden dann, daß ein Stoß die Rugel in eine gleichmäßige Bewegung versetzt, die desto länger an­dauert, je idealer die Versuchsbedingungen sind. Daraus schließt Ferner verfallen die Zylinderwände, wenn sie naß werden man, daß in idealem Falle, wo alle Hindernisse vollkommen be- und bleiben, schnell einer Zerstörung durch Anfreffung( Korrosion) seitigt wären, die Bewegung dementsprechend vollkommen gleich- infolge der Gegenwart von Schwefeldioxyd   in dem Gas, die bei der mäßig geblieben wäre, d. h. nie von selbst aufhören würde. Dann Auflösung in Wasser zur Bildung von schwefliger Säure führt. hätten wir also die reine Wirkung der aufgewendeten Stoßkraft Bei der neuen Kühlung kann auch diese Gefahr ganz überwunden werden, indem die Menge des Kühlwassers gerade so bemessen wird, daß die Temperatur der ganzen Maschine auf etwas über 100 Grad bleibt. Dann wird natürlich jeder Tropfen Waffer bei der Berührung mit den Wänden in Dampf verwandelt, und es kann sich überhaupt keine Flüssigkeit sammeln. Da die Kühlung an der Oberfläche des Verbrennungsraums und am Kopf des Kolbens genügt, tommt kein Wasser auf die Gleitflächen, wo es durch den Gehalt von Salzen schädlich wirken könnte. Versuche, an einem Bylinder von 29 Zentimeter Durchmesser und 52 Zentimeter Hub sind mit der neuen Kühlung bei 180 Ümdrehungen in der Minute mit vollem Erfolg angestellt worden.

bor uns.

Diese überaus fleine

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Was wäre nun das Maß dieser Wirkung? Einerseits die Masse bes bewegten Körpers, andererseits die Bewegungsgeschwindigkeit. Nehmen wir also eine Einheit der Masse 1 Gramm und er teilen ihr eine Geschwindigkeit von 1 Bentimeter pro 1 Sefunde, so wird die Kraft, die diese Wirkung erzielt, ebenfalls eine Einheit sein. theoretische Krafteinheit nennt man eine Dyne. Praktisch wird bie Kraft durch das Gewicht gemessen, das ist durch jene Wirkung, die die Anziehungskraft der Erde auf eine Maffeeinheit 1 Gramm ausübt. Daß diese praktische Kraft­einheit wiederum 1 Gramm heißt, ist aus besonderen historischen Gründen geschehen. Diese Gründe des näheren auseinanderzusehen, sowie die heillose Verwirrung zu schildern, die in den Köpfen der Physiker und Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts dadurch er­zeugt wurde, tann nicht Sache dieser ganz elementaren Plauderei sein. Uns genügte, die wichtigsten Begriffe in ihrer Eigenart lennen zu lernen.

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Kleines feuilleton.

Technisches.

Eine neue Kühlung für Gasmotoren. Bei der Zu­sammenkunft des englischen Instituts der Mechanikeringenieure in Cambridge   erregte ein Vortrag von Professor Bertram Hopkinson  über ein neues Verfahren zur Kühlung von Gasmotoren großes Aufsehen. Eine der größten Schwierigkeiten, die mit dem Gebrauch solcher Maschinen verbunden sind, beruht darauf, daß fast ein Drittel der Hize von den Gasen in die Wände des Zylinders hinein­geht. Daher ist eine dauernde Kühlung notwendig, die bei kleinen Maschinen mit Luft geschieht, meist aber durch die Zirkulation von Waffer um den Zylinder. Bei großen Maschinen muß auch der Kolben und das Auslagventil durch Wasser gekühlt werden. Da­durch sind Vorrichtungen bedingt, die große Nachteile mit sich bringen und die weitere Entwickelung der Gasmotoren zu größeren Ausmaßen verhindert haben. Vor allem wird dadurch ein großes Gewicht und ein entsprechend hoher Preis für große Gasmaschinen veranlaßt. Außerdem bringt die Wasserzirkulation eine gewisse Unzuverlässigkeit mit sich. Die Wände der Zylinder fönnen an manchen Stellen drei Zoll und mehr dick sein.

Literarisches.

Kunstwart- Kulturwart( Halbmonatschau für Aus­druckskultur auf allen Lebensgebieten, vierteljährlich 4,50 m.). Das neueste Heft( 26. Jahrg. 20 Heft) bringt einen Aufsatz von Ferdinand Avenarius  , der Rosegger als eine der größten Kultur­erscheinungen des österreichischen Deutschtums" würdigt. Rosegger hat kein Leserkreis zu danken, sondern ein Volt". Die Losen Blätter des Kunstwarts bringen ausgewählte Stüde   aus Roseggers Schriften. Beigegeben ist ein Bildnis Roseggers nach Ferdinand Bamberger von 1908 sowie eins nach einer neuen Photographie, die den Kopf des Siebzigjährigen vortrefflich gibt. Rojeggers Ge­burtshaus zeigt die Wiedergabe eines Farbenholzschnittes von Emma Müller von Seehof. Ferner nimmt der Kunstwartheraus­geber Stellung zu dem Streit, der um Hauptmanns Breslauer Festspiel ausgebrochen ist. Weiter setzt der Dürerbund sich mit dem Börsenverein deutscher Buchhändler wegen der geplanten Mittel­stelle für Voltsschriften auseinander. Es wird darin auch der Vor­schlag des Dürerbundes an den Börsenverein, die Mittelstelle ge= meinschaftlich zu organisieren, veröffentlicht. Dieser Vorschlag wurde, wie der" Vorwärts" voraussagte, vom Börsenverein abge­lehnt, und nicht nur der Vorschlag, sondern auch die Aussprache über ihn. Die übrigen Hauptthemen dieses Kunstwartheftes find: Ueber den Begriff des Malerischen( Professor Heinrich Wölfflin  ), Prüfungen für Musikkritiker( Fr. Gürtler), Zur Justizreform ( Rechtsanwalt Fr. Klöppel). Die Bilderbeigaben bringen außer den bereits erwähnten zwei Bildnisse von Anton Graff  ( Christoph Friedrich Nicolai   und Käthchen Schönkopf  ) sowie zwei Schattenriffe von Carlos Tips. Die Noten geben ein Stüd aus dem Schlußjak von Mahlers neunter Symphonie, für den Kunstwart bearbeitet von A. Liebscher.

Paläontologisches.

Um nun die Wärme von der inneren nach der äußeren Ober- Kamele in der Arktis  . Gelegentlich eines Interviews, fläche des Metalls fließen zu lassen, ist ein Temperaturunterschied das der Assistent am Nationalmuseum der Vereinigten Staaten  , bon 50 Grad auf den Zoll nötig, und das wird bei dicken Wänden Copley Amory, einem Journalisten gewährte, verbreitete sich der eine sehr ernste und unüberwindliche Schwierigkeit. Gs ist auch Gelehrte über seine Forscherfahrten in Westalaska, die dem Zwecke heitel, die Wasserkühlung gleichmäßig auf alle Teile der Zylinder- der Feststellung der Verbreitungs zone der Säugetiere galt. Er wände und des Kolbens zu verteilen, und es läßt sich faum ver- ist dabei auf ein Lager fossiler Reste gestoßen, die zu den wichtigsten meiden, daß einige Teile heißer werden als andere. Dadurch ent- Funden der neuen Zeit gehören. Als Copley Amory den Old Crow stehen Spannungen, und außerdem kann die Ueberhitung einzelner River innerhalb des Arktischen Gürtels befuhr, stieß er bei einer Teile der Jnnenfläche eine vorzeitige Entzündung der Ladung scharfen Biegung auf einen Erdwall, der sich bei näherer Prüfung herbeiführen. Aus all diesen Gründen ist es bisher unmöglich er- als ein regelrechtes Knochenlager erwies. In der Hauptsache han­schienen, Gasmotoren, und besonders solche von erheblicher Größe, delte es sich um Mammutknochen. Beim Weitergraben fand der längere Zeit mit Höchstkraft laufen zu lassen. All diese Nachteile Gelehrte, in die Pleistocänschicht gebettet, indessen Vorderbein­will auch Professor Hopkinson dadurch beseitigen, daß er die Kühlung knochen von Kamelen, die die bisher gültige Annahme, daß der durch dünne Wasserstrahlen bewirkt, die innen gegen die Wände Silver Late in Oregon   die Grenze der Verbreitung des Kamels im des Verbrennungsraums oder gegen das Ende des Kolbens ge- prähistorischen Amerika   bildete, zerstören. Der Fund von Kamel­richtet werden. Dadurch wird jeder Abfluß der Wärme durch das knochen in der Pleistocänschicht der Halbinsel Alaska   beweist nun Metall vermieden, und es tritt überhaupt kein Temperaturunter- unwiderleglich, daß in der Pliocän- und Pleistocänperiode Kamele schied zwischen den inneren und äußeren Flächen ein. Das Wasser riesiger Art bis hoch in den Norden Ameritas hinauf verbreitet wird auch so vertelt, daß jede Metallfläche eine solche Menge er- waren. Er stüßt des weiteren diese Ansicht, daß Alaska   während des hält, wie sie der empfangenen Hiße durch die Verbrennungsgase größeren Teils der Pleistocänepoche milde klimatische Verhältnisse entspricht. Auf diese Weise wird überall eine gleiche Temperatur gehabt hat. Und er stützt dabei auch die Theorie eines ausgedehnten erzielt und aufrechterhalten, und es kann daher auch nicht zu asiatischen Alaskalandes, das zwischen Amerika   und der Alten Welt Spannungen infolge ungleicher Erhizung kommen. den Säugetieren ein unbeschränktes Wandergebiet sicherte. Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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