63G ßo�nlcn Platz in der Wohnstube, begehrte aber schon nach kurzer Zeit wieder, hinausgelassen zu werden. Diesmal kam fie an die Leine. Sie hob sich bittend auf die Hinterfüße, winselte leise durch die Nase und zog mehrmals den Kopf zurück, als ich die Leine ihr anlegen wollte. Unbequem genug mochte ihr ja die Maßregel sein, aber da half nichts. Ich wollte nicht wieder als der Dumme auf der Straße stehen, wenn sie spornstreichs zu ihrer neuen Herrschaft zurück- kehrte. Auf der Straße begann nun ein merkwürdige? Spazieren- laufen, �ifi drängte so ungestüum vorwärts, daß ich Mühe hatte, ihr zu folgen. Mehreremal machte ich den Versuch, einen anderen Weg einzuschlagen, aber ich merkte deutlich, daß Fifi ein ganz bestimmtes Ziel im Aug« haben mußte, da» sie mit Beharrlichkeit verfolgte. Ich ließ ihr also ihren Willen und folgte ihr, gespannt, wohin sie mich führen würde. Sie schlug den Weg nach einem entlegenen Stadtviertel ein. Aber immer i-och schien sie das Haus ihrer neuen Gebieter nicht erreicht zu haben, und ihr Vorwärtsdrängen hatte noch um nichts nachgelassen. Zuletzt führte sie mich in eine Straße, die sich zwischen mäch- tigen, ausgedehnten hölzernen Schuppen hinzog, unter denen aller- band Baumaterialien lagerten, bis sie plötzlich auf eine schadhafte Stelle in der Holzplanke zustrebte, welche die Straße begrenzte. Sie zwängte sich an dieser Stelle durch die Einzäunung hin- durch und bat, da fie nicht weiter konnte, winselnd, von der Leine gelassen zu werden. In begreiflicher Neugier, was geschehen würde, entsprach ich ihrem Wunsche, und sah nun Fifi unter einem Stapel Holz verschwinden, der, auf dicken Balken gelagert, unter sich eben Platz für ihren Körper ließ. In diesem Augenblick durchschaute ich die Situation. Fifi mußte unter dem Holz« dort ihre Jungen zur Welt gebracht haben und hielt sie gewiß noch jetzt darunter verborgen. Eine Ahnung von dem, was das Tier in der Zeit seines Umherirrens in der Großstadt durchgemacht haben mochte, überkam mich. Eingefangen und wochenlang festgelegt, lieblos behandelt, kärglich gefüttert und von Sehnsucht nach„HcniS" gequält, war eS der Hundin endlich gelungen, zu entkommen. In ihrer Treue war sie ohne Frage so- fort wieder nach unserer Wohnung geeilt, hatte aber das Haus verschlossen und leer gefunden und lvar nun der Vagabundage preisgegeben gewesen. Wochenlang war sie nun planlos in der Stadt umbergeirrt, immer bedacht und von der Erfahrung ge- witzigt, nicht wieder in fremde Hände zu fallen. Von Hunger gequält, hatte sie sich mühselig durchgeschlagen, sich von den Ab- fällen auf der Straße genährt, ohne eine neue Heimat zu finden, ohne eine solche zu wollen, nun sie die alte endgültig verloren,— bis das kommende große Ereignis ihres Lebens sie zwang, eine schützende, ruhige Stelle zu suchen, wo sie einigermaßen sicher vor Verfolgungen war. Die hatte ihr der menschenleere, weite Bau- Hof geboten, wo nur selten einmal ein Arbeiter zwischen den Holz- stapeln und Steinhaufen auftauchte, um etwas zu holen oder fortzutragen. Also die Mutterliebe war es gewesen, die das Tier gestern wieder von dannen geführt hatte, und Mutterliebe war es auch gewesen, die es verleitet hatte, gegen alle Gewohnheit und Er- Ziehung den Raub im Laden des Schlächters zu begehen, bei dem man sie so grausam bestraft hatte. Eine ganze Tragödie schien mir in Fifis Schicksal zu liegen, ein Bild des Großstadtlebens, das hier einem heimatlos gewordenen Hunde so übel mitgespielt hatte.... Da kroch Fifi, vergnügt mit dem Schwänze wedelnd, auch schon wieder aus ihrem Versteck, in ihrem Maul eines der kleinen Hündchen, das sie mir zu Füßen legte. Und dann blickte sie zu mir auf, als wolle sie fragen:»Na, was sagst du denn dazu? 'Ist daS nicht famoS? Aber es ist nicht bloß eins, eS sind hrei!!" Sie kehrte sofort in ihr Versteck zurück, um die Geschwister bes Kleinen, das ich auf den Arm genommen hatte, ebenfalls herbeizuschleppen. Die Jungen sahen genau so aus, wie Fifi einst selbst, als ich sie in der Zigarrenkiste nach Hause trug. WaS blieb mir anderes übrig, als die Kleinen, die noch nicht die Augen geöffnet hatten, in die Taschen meine? peberzieherS zu schieben und mit nach Hause zu nehmen? Meiner Mutter schien der unerwartete Segen etwas reichlich gespendet, aber in Anbetracht des ungewöhnlichen Falls— Fifi war eine Heldin, das war keine Frage! Sollte man etwa ihre verzweifelten und entsagungsvollen Kämpfe der letzten Tage, ihre �-tandhaftigkeit und Treue, ihre Mutterliebe und Intelligenz damit belohnen, daß man ihre Jungen dem Tode überlieferte? Sollte man die Mühen ihre? sorgenvollen Mutterherzens verachten, die Konflikte und den langen, stillen Kampf, in den das Schicksal sie gestellt und den sie erfolgreich überwunden hatte, durch eine Katastrophe beenden, die an Grausamkeit alles übertroffen hätte, WaS Fifi bisher geschehen war? Wer hätte im Ernst eine solche Forderung erheben mögen? Wilhelm Scharrelmann . Scbacb. Unter Leitung von G.«lapiu. Motto:»Spiegelberg'. ad od« f g h ab od« f gh 24=(Ib«— 5«!-T) Da? obige Originalproblem ist das erste, das uns zu unserem am 19. Juli ausgeschriebenen Zweizüger-Turnier zugeht. Der einst« weilige SnonhmuS fügt eine Erklärung bei, in der auf die zahlreichen Verführungen, z. B. in DbS, Td2, Te2, Tf2, lAi oder D06 bestehend, hingewiesen wird. Im Prinzip sind derartige, erklärende Hinzufügungen selbstredend gestattet. In dem unlängst in Scheveningen (Holland ) abgehaltenen kleinen Meisterturnier ist folgend« Rechenfolge der Preisträger zu verzeichnen: Alekhin, JanowSki, Olland, JateS, Eduard Laskcr, Breher, Tekolste. Dicht hinter den Preisträgern kommt I. MiescS. Bei Gelegenheit de» 70jährigen Geburtstages ihres Ehrenmitgliedes, Meisters Emil Schallopp (Vorsteher des Steno- graphen-BureauS de» Reichstages), läßt die Berliner Schachgesellschast unter Redaktion von Dr. M. Lewitt eine Sammlung der besten Partien SchalloppS erscheinen, die vom Verlage A. Stein in Potsdam für 1,60 M. zu beziehen ist und der wir nachstehende Partie entnehmen: Preußisch. Internationales Turnier zu Manchester (England) 1890. M. Taubenhaus E. Schallopp (Paris )(Berlin ) 1. e2—«4, e7-65; 2. SrI— f3, Sb8— c8 3. Lfl— 04 Sg8— kö 4. 62-64..... Roch stärker ist 8k3— r5 l 4...... e5X64 5. Sf3-g5 S06— eö 6. Lc4— b8..... Gut und sicher ist<5. 11X64. De?; 7. 0— 0!»c.(In demselben Turnier spielte Alapin gegen Schallopp 7. Lo3?, woraus letzterer mit 7..... c5 1 eine Figur gewann.) 6...... h7— h6 7. k2— k4 heXgö 8. f4Xe5 Sf6Xe4 9. 0—0..... Ein schwacher Zug. Besser war: .9. I-Xk7f. KXL; 10. Df3 B. 10.____ gfß; 11. 0-0 1-, g4?: 12. DdSf IC. Gut ist auch:.9. VX64. 65; (Sg3?; Dk2) 10. LXdS, SgS; 11. LXk7t*(Dk2 zu erwägen) .11..,. KXn; 12. 11X68, LMf; 13. Ld2, TXX>: 14. hXg3, Lc5; 15. So3 , Lg4; 16. 864, Ld4; 17. 8 Xg5, KgG"(Bisher nach dem neuen Lilguer) 18. 8k3 1 ic. 9...... 67—65 10. e5X66..... Sonst behauptet Schwarz da» materielle Uebergewicht. 10...... 1)68—661 11. LbSXHf Ke8— 68 12. g2— g3 LcS— 67 12..... SXg3T(Dhß, 54 l) 13. L XgSf nebst event. 144. 13. D61-63 Ld7— c6 13..... Dh6; 14. 541. 1)57; 15. 55 ic. 14. 851—62 15. 1,01X62 16. Tal— el? verhältnismässig besser Tf5. 16...... Th8Xh2!! 17. Tfl— 15..... Aus KXT solgt Dhßf nebst 3*. 17...... T52X62! Roch ein Keuienschlag! 8s4X62 1,18—67 18. D62-62 19. Kgl— 11 20. KU— e2 21. Ke2— 11 Aufgegeben. D66Xg8t Dg3-h3t Dh3— g4t I Dg4Xl5t Eine dielleicht bevorstehende internationale Vereinheitlichung der Schachnotation beschäftigt zurzeit einen Teil der Schachpresse. Die unserige, sogenannte»algebraische" ist aus den das obige Diw« gramm umringenden Ziffern und Zahlen leicht ersichtlich. Engländer, Franzosen und Amerikaner bedienen sich jedoch der sogenannten »beschreibenden" Notation. Diese letztere ist teilweise kürzer, einfacher und leichter zu erlernen, weshalb sie auch ge- eigneter ist, um größeren Kreisen von Schachspielern(Anfängern und schwachen Spielern) das Verständnis der schachtcchnischen Literatur zu ermöglichen. Hierhei wird ein Zug wie folgt bezeichnet. Zuerst der Initiale des ziehenden Steines.(Bei T, S oder L noch eventuell durch»K* oder»D* die Unterscheidung zwischen Köuigswrm und Damenturm ic.) Dann eine Ziffer für die Horizontale des Felde», wohin der Stein zieht(vom Spieler aus gerechnet). Ferner ein Buchstabe für die Vertikale dieses Feldes(z. B. K— Königsreihe, L— Läuferreihe ic.) So würde sich z. B. der Lösungszug des obigen Problems ganz kurz als»T4T" stellen. Die Vereinheit- lichungsveriuche scheitern jedoch meist an eingewurzelten Bräuchen. Berantw. Redakteur: Alfred Wielcpp, Neukölln. Druck u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.VerlagSanstaltPauI Singer LcEo.. Berlin S)V.
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30 (16.8.1913) 159
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