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Nun landete Boot auf Boot... Kresten war unter den Im übrigen bedeuten sie eine ungedeure Belastung der Industrie, Tetzten.
„ Er muß immer so weit auf See," sagte Bodil Mari, als er so lange ausblieb. Sein Boot war taum auf den Strand geprallt, als der Sturm Tosbrach und das Meer sich im Nu über die Sandbank herstürzte. Alle hatten sich jetzt unten am Wasser versammelt. Der Kleine Anders war beim Boot des Vaters. Er hielt sich ein wenig abseits und sah zu, um niemandem im Wege zu sein.
ohne irgendwie Sicherheit für wirtschaftliche Erfolge bieten zu fönnen. Schließlich sind sie zumeist Spekulationen des Boden- oder des Brautapitals oder irgendwie sonst ein Einfall bauernschlauer Rommunalpolitit. Früher, als die internationale Durchdringung noch keine so absolute war, wie sie es heute is waren die Weltausstellungen willkommene Gelegenheiten, schnell und bequem den Stand des Weltmarktes fennen zu lernen. Heute sieht der Bielreisende auf diesen gehäuften Jahrmärkten faum irgend etwas Neues; er hat höchstens den Vorteil, ein Repetitorium zu genießen. Wobei es dann Alle Bootsmannschaften waren draußen gewesen. Am Gangspill allerdings darauf ankommt, daß das erklärende Schaubild gut gewurden die schweren Motorjollen ans Land gezogen. Zäh und müh- ordnet ist. felig ging es, ohne Aufgefang, mit schweren Schritten durch den losen Unter solchen Umständen versteht mant die allgemeine Sand. Nur ein vereinzelter Buruf, wenn die Rollen des Spins ge- Ausstellungsmüdigkeit. Daß Weltausstellungen überhaupt noch wechselt werden sollten. zustande kommen, erflärt sich allein aus dem noch immer lebendigen Bedürfnis, wuchtig zu repräsentieren, lärmende Reklame zu machen und eine ungewöhnliche Zentralisation der Konsumenten zu erzwingen. Womit bewiesen ist, daß die Weltausstellung( vielleicht die Ausstellung überhaupt) einen pathologischen Zustand innerhalb des Wirtschaftsprozesses darstellt. Nach dem alten, raffinierten Wort: wer da hat, dem wird gegeben... empfängt das Land, dessen Industrie und Kultur in eindrucksvollen Bildern den internationalen Konsumenten sich darstellt, die Aufträge, zum mindesten aber das Interesse der Welt. Das bedeutet zwar feineswegs ein großartiges Erträgnis in der Bilanz( dieweil die Spesen der Ausstellungen sehr groß sind); es bedeutet aber unbedingt: internationales Renommee. Solches Renommee gehört zu den Waffen im Kampf der Völker um das Kleingeld der Käufer.
Bei den Segelbooten aber fielen die breiten Rücken mit gesammelter Kraft ein beim langgedehnten, dumpfen Aufgefang.
Der alte Anders ging nahe an das Boot heran und rief dem Sohne ein Willkommen an Land!" zu. Für ihn war hier nichts zu tun nicht mehr als für den Knirps dort, und doch fühlte auch er geradezu die Muskeln im Rücken und in den Armen zucken, so oft die Leute einfielen.
„ Habt Ihr guten Fang gehabt, Leut'?" fragte er.
"
Wir dürfen nicht flagen, Vater," erwiderte Kresten, ein großer, breitschultriger Fischer.
"
Wir haben an die zweitausend Pfund," fügte einer der BootsTeute hinzu. Sie reckten die steifen, verfrorenen Glieder und begannen, in demselben bedächtigen Tempo die Ladung zu löschen.
" So, Ihr Mädchen, jetzt könnt Ihr recht gut zupacken," sagte Kresten zu Bodil Mari und zwei anderen Frauen, die dicht dabei standen und warteten.
Willig nahmen sie ihre Körbe hervor und füllten sie mit Fischen, während der alte und der kleine Anders ihnen zur Hand gingen. Am ganzen Strande arbeitete man mit Lust. Für alle Boote war's ein guter Fangtag gewesen.
Berge von Riesendorschen und Schellfischen bedeckten den Strand, während der Sturm anfing, um sie herum Sand und Gischt zusammenzufegen.
Drüben bei den Schuppen waren die Frauen in voller Tätigkeit beim Aufschneiden der Fische. Flint und gewandt gebrauchten sie ihre Messer. Ein Schnitt, ein Griff, und die Eingeweide lagen auf dem Strande.
Gesprochen wurde nur wenig, aber die Worte, die fielen, flangen froh und launig. Es war, als fönne man seine Freude nicht mehr dämpfen, seitdem Gefahr und Spannung überstanden waren.
Die Dunkelheit brach herein, lange bevor die Arbeit beendet war und die letzten schwerbeladenen Wagen vom Strande herauf schwankten.
"
Geh Du jetzt nach Hause, liebe Bodil Mari, und Du, Großbater, denn Dich friert," sagte Kresten, der getreulich neben ihnen gestanden und die aufgeschnittenen Fische gespült hatte. Das übrige werd' ich schon selber machen."
Aber die Bodil Mari hatte gar kein Verlangen, vor ihm nach Hause zu kommen. Wir wollen zusammengehn," antwortete sie. Wir müssen ja die Angelschnüre mitnehmen."
Schließlich machten sie sich fertig; aber sie waren bei weitem nicht die letzten, die den Strand verließen.
„ Kannst Du den da nehmen, fleiner Anders?"
Und es wurde ihm eine Angelschnur über den Rücken geschlungen und dem Großvater auch, und Kresten bekam eine ganze Ladung zu tragen, während Bodil Mari ihren Korb mit Fischen füllte und auf den Rücken nahm und ein paar Schnüre dazu. Dann gingen sie Iandeinwärts, während der Sturm fie umtobte und den Dünenweg hinauf ganze Regenschauer aus Sand und Schaum jagte; von jeder Anhöhe hörte man ihn fingen.
Großvater blieb hinten, und der Kleine Anders leistete ihm Gesellschaft.
Aber der Alte schritt schweigend dahin und schien das Bürschchen nicht zu beachten.
Vielleicht war er müde... oder er ging in seine Gedanken versunken und träumte sich in entschwundene Zeiten zurück, als er es war, der vom Meere Heimkam... Der Sturm brachte wohl allerhand Erinnerungen mit.
Bodil Mari und Kresten aber gingen ruhig nebeneinander über den sandigen Weg, der sich bedächtig zwischen die Dünen und ins Dunkel hinauswand, Nun hat Großmutter gewiß warmen Kaffee fertig, wenn wir kommen," sagte Bodil Mari. Er wird Dir guttun." ,, Und Dir auch, Mutter," erwiderte er und lächelte ihr zu, während er sich nach dem Großvater und dem Jungen um drehte. ( Schluß folgt.)
Die Genter Weltausstellung.
Aeußerlich angeschaut, zeigt die Genter Weltausstellung die üb liche Ausstellungsarchitektur, viel rasselnde Säulen und eine Fülle des schwungvollen Gipses. Im ganzen aber nicht würdelos, sondern von einer gepflegten und selbstgewissen Größe. Der Ehrenhof und die Straße der Nationen haben ein starkes Pathos: ein Markt der Welt, ein Korso von Tausenden. Gut. Und das macht nun eine Stadt wie Gent , die kaum größer sein dürfte, als etta unser Magdeburg . Sie wagt, die europäische Industrie, ja die Kanadas , in Bewegung zu setzen und auf eine Weltausstellung zu hetzen. Gewiß, die Absichten dieses teden Städtleins sind deutlich; es wollte sich sozusagen mit einem Rud auf Kosten anderer vorwärts schieben. Dazu bedurfte es einer Gelegenheit; so macht man also eine Weltausstellung. Der Bürgermeister ist zu loben; Gent befam einen neuen Bahnhof und um diesen herum ein neues Wohnviertel, es bekam eine Vermehrung der Straßenbahnlinien, eine bedeutende Erweiterung des Elektrizitätswertes. Dazu: die Moneten all der Heerscharen, die in schnellfolgenden Zügen aus der dicken Provinz, aus Brüssel und aus weiter Ferne zu der Weltausstellungs- Sensation herbeieilen. Gent hat also gut lachen.
Deutschland hat die Aufforderung, nach Gent zu kommen, verneinend beantwortet. Die Blämen hätten die Beteiligung gern ge sehen und haben das Beharren der deutschen Regierung bei ihrer Weigerung für einen schweren Fehler gehalten. Frankreich sagte sofort zu und bot alles auf, was in seinen Kräften stand, um seine Lager den Gentern möglichst wirksam zu unterbreiten. Gerade den Gentern und ihrer flandrischen Provinz. Die französische Industrie hat für ihre Beteiligung an der Weltausstellung ganz besonders dieses Gebiet im Auge, wo sie bei dem nichtvlämischen Teile der Bevölkerung, den Wallonen, in Spekulation auf nationale Empfindungen Geschäfte zu machen hoffen. Was trotz Ablehnung der offiziellen Beteiligung in Gent bon Deutschland zu sehen ist, fann gewiß nur sehr milde beurteilt werden. Es ist aber immerhin noch gerade so viel, um wenigstens dem Wohlwollenden eine gewisse Vorstellung von dem zu erwecken, was die deutsche Industrie fann und erstrebt. Die Ausstellungshalle selbst ist sogar ohne Zweifel die bestgelungenfte Architektur der ganzen Ausstellung. Sie entbehrt des dekorativen Kitsches und steht fachlich, ernst und würdig als ein Sinnbild des technischen Zeitalters. Sie wurde von Kurt Leschnitzer erbaut. Im Innern mangelt es nicht ant guten Stücken, doch lassen uns gerade diese doppelt beklagen, daß nicht mit aller Energie versucht worden ist, die Erfolge der Brüsseler Weltausstellung fort zuführen, um so dem neuen deutschen Stil, der sich 1910 so viel Erfolge holte, einen endgültigen Sieg zu sichern. Ganz erträglich ist die Maschinenabteilung ausgestaltet worden; in ihr famen dann auch bald bedeutendere Abschlüsse zustande. Ein Erfolg, der gerade im Zeichen des schweren Kampfes zwischen der deutschen und der englischen Spinnereimaschine für den belgischen Export der deutschen Industrie von größter Bedeutung ist.
Kleines Feuilleton.
Mathematisches.
rbr.
Neue Bücher. Mit rührigem Eifer setzt der Verlag Teubner feine„ Mathematische Bibliothet"( Preis 0,80 m. pro Band), deren einige Bändchen wir bereits als gute, schön gefchriebene Führer für Weltausstellungen sind mittlerweile etwas Schreckliches ge- Laien empfohlen haben, fort. Die behandelten Materien werden mit worden; diese sich ständig wiederholenden Paraden aller möglichen dem Fortschreiten der Sammlung naturgemäß spezieller, doch fehlt es und unmöglichen Dinge bewirken zumeist nichts anderes als eine auch unter den neuesten Bändchen nicht an solchen, die das allge einzige große Ermüdung und obendrein ein taumelndes Wirrsein. meine Intereffe vollauf beanspruchen dürfen.