662

Aber er habe ja drei Söhne. Die beiden anderen hatten noch niemanden für ihren Geschmack gefunden. Und artig Ichloß er:

--

Ste fennen eben Sie noch nicht, Fräulein Germaine." Er bot ihnen an, ihnen seine Stallungen zu zeigen. Die schwarze Kuh, die er von ihrem Vater gekauft, sei wohlbe­halten angekommen. Immerhin- wenn er nochmals zu wählen hätte, so würde er sie ein zweites Mal nicht kaufen. Aber schließlich was geschehen ist, ist geschehen. So Sprechend, geleitete er sie zuerst in den Pferde-, dann in den Rinderstall. Auf der Schwelle klopfte er Mathieu gemütlich auf die Achsel:

-

-

Mit Notwendigkeit wird die Zeit fommen, in der die Kunst die reichen Jdeale der vom Proletariat berfochtenen Weltanschau ung darstellen wird. Der Weg zu dieser Stufe führt an den Kon serien, Aunstabenden und Feiern hin, die heute schon die Ar fich inszeniert. Die bürgerlichen Veranstaltungen sind in ihren beiterschaft mit dem tiefen Ernst, mit dem fie alles anpadt, für Programmen zu Konzessionen an das Publikum gezwungen, um glüden zu können, an dieses Publikum, das den großen Namen nachläuft, das im Konzertsaal die eigene Gedankenlosigkeit wieder­finden will in Werken, die von Gefühlsduselei erfüllt sind oder gar dem Amüsierbedürfnis entspringen; oberstes Gesetz jeder dem Bildungstrieb des modernen Arbeiters entspringenden künstle rischen Feier ist aber: absolute Wahrhaftigkeit und ernste Ge­finnung. Nicht immer ist es aus äußeren Gründen vorläufig Er besaß ihrer fünf, mit braunem, seidig schimmerndem noch möglich, diese Tendenzen ganz rein zum Ausdruck zu bringen. Haar. Mathieu schritt von Pferd zu Pferd, klopfte ihnen auf Doch steigt von Jahr zu Jahr das Niveau mit sichtbarer Schnellig feit. Jm fommenden Winter wird die Berliner Arbeiterschaft den Bauch und tätschelte ihre Hälse, während Hayot ihn mit schon ein Musikleben entfalten, das durch die prinzipielle fünstle feinen zudringlichen Ausrufen verfolgte: Ach! Ach! Der- rische Treue wie eine Oase in der Wüste des Geschäftsmusikanten gleichen gibt's nirgend sonst! Nicht wahr?"

,, Was sagst du zu meinen Gäulen, Junge?"

Als sie heraustraten, trabten schwere Tritte über den Hof, und Germaine sah die drei Söhne des Bächters auf sie zukommen.

,, So beeilt Euch doch!" schrie ihnen Hayot zu. Fräulein Hulotte ist hier."

Und er stellte sie vor.

Hier Hubert, mein Aeltester." Unwillkürlich zudte sie zusammen. Auch Cachaprès hieß Hubert. Und sie sah ihn neugierig an, von dieser Ueberein­stimmung eigentümlich berührt.

,, Das ist Donat, mein Zweiter. Und der Kleine ist der Frik."

( Fortsehung folgt.)

tums anmutet.

Der Berliner Volkschor, das Kartell der beiden Freten Volks. bühnen, die von dem Bezirksbildungsausschuß beratenen Partei­und Gewerkschaftsorganisationen, die vielen Männerchöre des Ar­beiter- Sängerbundes, der Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse veranstalten für ihre Mitglieder Konzertaufführun­gen, die von dem Gedanken getragen find, die bedeutsamsten künstlerischen Werte in einer so gut als möglich erreichbaren Auf­führung ihrer Mitglieder zugänglich zu machen. Viele bedeutende sünstler, die nur widerwillig das unentrinnbare Joch des Kunst­Kapitalismus tragen, haben das sichere Empfinden, daß sich hier ein Weg öffnet, der ihnen die von Geschäftsinteressen freie tünstle rische Betätigung ermöglicht. Viele von ihnen erklären sich mit großer Freude bereit, in den Veranstaltungen der Arbeiterschaft zu wirken. So kommt es, daß der nächste Winter Arbeiterkonzerte bringen wird, die dank ihrer künstlerischen Gesinnung hoch dastehen werden.

Die Voltsbühnen planen drei große Aufführungen in der Neuen Welt", die unter Leitung von Oskar Fried stattfinden

Künstlerische Veranstaltungen der werben. Die erste dieser Aufführungen bringt nur große Orchester­

Berliner Arbeiterfchaft.

Saison. Der Vorhang hebt sich über einem Bild von ver­wirrender Fülle, von Eindrücken, die sich jagend einander ablösen; von einer Buntheit, die es beinahe unmöglich macht, den ganz ent­gegengesett scheinenden Einzelheiten irgendeinen gemeinsamen Sinn zu unterlegen. Der Vordergrund dieses Bildes ist angefüllt von einer Maffe agierender Gestalten, die auf dem Theater, in der Bilderausstellung, im Konzertsaal, neuerdings auch im Kientopp, als die allein handelnden Personen betrachtet sein wollen. Nur mit Mühe gelingt es aber, die Drähte zu verbergen, an denen diese Puppen hängen, Drähte, die, unzerreißbar start, von unserer Wirtschaftsordnung gesponnen sind und gezogen werden von den eigentlichen Machern unserer Zeit, von den Kunst- Fabrikanten und Händlern.

Jm Musikbetriebe stellt sich diese Erscheinung in völliger Nadt­heit dar. Die paar tausend Konzerte, die ein Berliner Winter an sich vorbeitosen hört, haben mit Kunst viel weniger zu tun als mit dem möglichst günstigen Jahresabschluß der Musikgeschäfte, zu denen nicht allein die Konzertagenten, sondern auch die Musit. berleger, die Klavierfabrikanten, die Saalbesiker, die Garderoben­pächter zu rechnen sind. Die Künstler bedeuten auf diesem Markte nichts anderes als auf dem Industriemarkte die Besitzer der Ware Arbeitskraft, als die Proletarier. Dieses verwirrende Chaos tann leider dazu führen, den Wirtschaftsbetrieb mit dem Produkt selbst zu verwechseln, kann dazu führen, für diese Zustände die Kunst selbst verantwortlich zu machen und ihre Existenzberechtigung zu leugnen. Dieser unfruchtbare Pessimismus führte sich selbst ad absurdum, denn mit dem gleichen Rechte müßte jede andere Pro­duktion auf dem Warenmarkte als schädlich abgewiesen werden. Schon regen sich die Kräfte, die bestimmt sind, die bisherige Alleinherrschaft des Kapitalismus auf funst- politischem Gebiete zu vernichten. Die Tendenzen, die die Arbeiterschaft auf jedem anderen Gebiete verfolgt, beginnen auch in der Kunst fruchtbar zu werden. Längst haben Theater- Fachleute zugegeben, daß die Idee der Voltsbühnen einzig und allein geeignet ist, einen nur von künstlerischen Gesichtspunkten geleiteten Theaterbetrieb zu er­möglichen. In der Musik mehren sich die Anzeichen, die darauf hindeuten, daß die Arbeiterschaft als Klasse allein in der Lage ist, der Korruption des Kapitalismus Trotz zu bieten. Noch sind die musikalisch- künstlerischen Veranstaltungen, die von der Arbeiter­fchaft ausgehen, im allgemeinen Kunstleben fast ohne Leachtung geblieben. Noch werden sie mit den von bürgerlichen Wohltätig­feitsvereinen für billiges Geld veranstalteten Unterhaltungs­abenden in einen Topf geworfen. Aber unbekümmert um die heute noch herrschende öffentliche fünstlerische Meinung nehmen die von der Arbeiterschaft ausgehenden und für die Arbeiter schaft bestimmten Veranstaltungen ihren Fortgang. Noch sind sie nicht so erstartt, daß sie einen nennenswerten Einfluß auf die Produktion unserer Zeit auszuüben vermögen. Aber auch diese Stufe wird erreicht werden.

und Thorwerte zeitgenössischer Tonmeister: R. Strauß, Gustav Mahler und das grandiose Erntelied" von Dehmel- Fried, das schon bei dem Festkonzert für den letzten Eine Preußentag einen so gewaltigen Eindruck hinterließ. Beethovenfeier mit der Neunten Symphonie und Bachs Matthäus- Passion ( beide von dem jezt 500 Sänger zählenden Ber­ liner Volkschor ausgeführt) folgen. Außer diesen, wohl die Spize der Arbeiterkonzerte bildenden Aufführungen finden sechs Kammer­und 25 Sinfonie musikkonzerte in geeigneten Konzertsälen fonzerte im Blüthnersaal statt. Der Berliner Voltschor führt in seinen eigenen Konzerten auch die obengenannten Werke und außer­dem auch Haydns Oratorium Die Schöpfung " auf. Durch die Verkettung des Chores mit dem Arbeiter- Sängerbund auf der einen und den beiden Volksbühnen auf der anderen Seite ist der Volks­chor zu einem der wichtigsten Bestandteile im Musikleben der Ber­ liner Arbeiterschaft geworden. Die Feier seines zehnjährigen Be­stehens fann er nach Ueberwindung mannigfacher Schwierigkeiten in diesem Jahre froh als wie ein Held zum Siegen" begehen. Der Bezirksbildungsausschuß hat einen Leitfaden heraus­gegeben, der unter anderem den Organisationen 125 fünstlerisch durchdachte Programme empfiehlt, die lediglich nach den hier schon gestreiften Gesichtspunkten zusammengestellt sind, und die den innerhalb der Gesamtpartei vom Zentral- Bildungsausschuß ver­tretenen und seit seinem Bestehen propagierten Prinzipien folgen. Die Organisationen machen fleißig Gebrauch von diesen Vor­schlägen, und es ist zu hoffen, daß mit dieser Institution die der aufstrebenden Arbeiterklasse unwürdigen auf dem Niveau des Tingeltangels stehenden Veranstaltungen aufgehört haben. Der Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse seht die von ihm eingerichteten Konzerte im Blüthnersaal fort und verspricht seinen Mitgliedern im kommenden Konzertjahre eine Bach auf­führung( mit Orgel), einen Beethoven abend( Streichquar tette und Gesang) und ein modernes Orchesterkonzert ( mit dem Blüthner- Orchester).

Die Konzerte der Männerchöre des Arbeiter- Sängerbundes müssen getrennt behandelt werden. Der Männergesang hat sich zuerst auf bürgerlichem Kulturboden entwickelt. Seine Pflegstätte ist die Liedertafel. Für das Proletariat hat aber der Männer­gesang ganz andere Aufgaben als dort zu erfüllen. Leider ist die Erkenntnis grundsätzlicher Verschiedenheit bürgerlichen und prole= tarischen Chorgesanges in fünstlerischer Beziehung noch nicht weit vorgedrungen. Die meisten Chöre bevorzugen in ihren Programmen ( mit Ausnahme der künstlerisch nicht immer einwandfreien Ten­denzchöre) Werte, die als zugkräftige Nummern für die bürger­lichen Chorvereinigungen entstanden sind. Von der nur durch Arbeiterchöre erreichbaren Wirkung gewaltiger Massen, die in fast dekorativer Form Verwendung neben einem Riesenorchester finden ( wie etwa im Friedschen Erntelied"), ist heute weder bei unseren Stomponisten, noch bei den Aufführenden jemals die Rede. Noch herrscht oft ein enger Bartikularismus, der nur die Interessen des eigenen Vereinchens fennt. Für die künstlerischen Berater der Gauvorstände bleibt wenn solche überhaupt vorhanden find

-

-