da noch eine gewaltige Arbeit zu leisten. Doch zeigen die immer mehr sich durchsetzenden Verschmelzungen kleiner Vereine zu ein- heitlichen Verbanoen, daß es auch da rüstig vorwärtsgeht. Wir überschauen das ganze große Feld und fühlen, daß hier die Ansätze zu einer Kunstübung sich zeigen, die den vergiftenden Einfluß des Kapitalismus überwunden hat. Urg. Die Ruinen ftadt Hpgkor* Von Pierre Lott. In Zeiten, die nicht mehr genau zu bezeichnen sind, war das nun schon Jahrhunderte lang völlig begrabene Angkor(in Kam- bodscha, Hinterindien) ein« der Herrlichkeiten der Welt. So wie der Nil   allein durch seinen Schlamm in seinem Tal eine prächtige Kultur erblühen ließ, schuf hier der Mekong  , dessen Gewässer sich alljährlich ausbreiteten, den Reichtum, und so erstand das vrunk- volle Reich der Kherms. In der Zeit Alexanders von Mazedonien  ließ sich ein aus Indien   eingewandertes Volk an den Ufern des Mekong   nieder, nachdem es die furchtsamen Eingeborenen, Menschen mit kleinen Augen, Schlangenanbeter, unterjocht hatte. Die Er- oberer fiihrten die Götter"der Brahmanenlehre ein, die schönen Legenden de? Ramahana, und wie ihr Reichtum auf diesem frucht- baren Boden wuchs, so erhoben sich schnell überall riesenhafte Temvcl, in die Tausende von Figuren hineingemeißelt waren. Später einige Jahrhunderte später, man weiß es nicht ge- nau, denn das Dasein dieses Volkes ist in der Erinnerung der Menschen fast ausgelöscht sahen Angkors mächtige Herrscher aus dem Welten Missionare in gelben Gewändern nahen. Man war hier auf das Höchste über die Träger der neuen Erkenntnis verwundert: Buddha kam, um Indien   aufzuklären, und seine Abgesandten ver- breiteten sich bis zu den äußersten Punkten Asiens  , um hier eine Lehre des Mitleids und de: Liebe zu predigen, wie sie auch von den Jüngern Christi kurze Zeit vorher in Europa   verkündet worden war. Die spröden Tempel Brahmas wandelten sich in buddhistische Weihestätten, die Bildnisse auf den Altären veränderten die Hal- tung und senkten die Blicke mit sanfterem Lächeln. Wie es scheint, erreichte Angkor unter dem Buddhismus   seinen höchsten Glanz. Aber keine lleberlieferung erzählt die Geschichte seines schnellen und geheimnisvollen Verfalls" Der Wald, der es überwucherte, hütet das Geheimnis, Das kleine Kambodscha  , das heute noch besteht und den verworrenen Ritus bewahrt, ist nur ein Ueberrest des gewalti- gen Reiches der Khmers, das seit mehr als fünfhundert Jahren völlig im Schweigen der Bäume und des Mooses erloschen ist.... Durch das Dunkel hindurch gelangen wir andas Siegertor", das unS zuerst der Eingang einer Grotte zu sein scheint. Unge- heure Figuren Brahmas, von umschlingenden Wurzeln versteckt. überrai- es, und an jeder Seite stehen unter dem Laubwerk, wie in Nischea, dreiköpfige, unförmige Elefanten. Schreiten wir durch das Tor, das mit finster dreinschauenden Gesichtern geschmückt ist, so gelangen wir an den Ort, wo einst die gewaltig große Stadt stand. Es muß einem erst gesagt werden, denn auch innerhalb der Mauern breitet der schattige, dichte Wald seine hundertjährigen Zweige ebenso hoch aus. Wir verlassen unsern Wagen und oerfolgen zu Fuß die kaum sichtbaren Pfade, die von wilden Tieren als Fährte gebahnt wurden. Mein Führer, ein Dolmetscher aus Kambodscha  , kennt den Weg zu den Ruinen genau. Lautlos verhallen unsere Schritte im Gras, wir hören nur das leise Dahingleiten der Schlangen und die fliehenden Affen. Ueberall stößt man auf unkenntliche, architektonische Trümmer, die sich zwischen Farrcn, Sagopalmen, Orchideen und jene ganze Flora drängen, die sich in diesem ewigen Halbschatten, unter den großen Baumgewölbcn, ausbreitet. Zahllose buddhistische Götzen- bilder, kleine, mittelgroße und riesenhafte Götter sitzen auf Thronen und lächeln ins Leere; sie sind in sehr hartem Stein gemeißelt und stehen weiter an ihrem Platze, auch nach dem Einsturz der Tempel, die aus geschnitztem Holz gewesen iein mögen. Fast immer wurde ihnen von frommen Pilgern ein Strohdach errichtet, um sie gegen Gewitterregen zu schützen; man hat ihnen sogar Weihrauchstöcke abgebrannt und ihnen Blumen gebracht, doch keiner der Bonzen wagte sich in ihrer Nähe eine Wohnstättc aufzuschlagen; denn das schreckliche Waldfieber gestattete ihnen nicht, unter dem dichten grünen Laubdach zu schlafen, und selbst in jenen Zeiten der großen Pilgerfahrter. mußten die Götter die Nächte einsam, ohne ihre Priester, verbringen. An dieser Stätte standen einst Paläste, in denen außerordent- lich prunkliebende Könige lebten man weiß nichts mehr von ihnen, sie sind in das Reich der Vergessenheit versunken, ohne ihren Namen in einen Stein oder in das Gedächtnis der Menschen geprägt zu haben. Die hohen Felsen, die jetzt mit dem Wald eins sind und von tausend Wurzelarmen umklammert werden, find von Menschen- Händen geschaffen worden. Pflanzen können hartnäckig in ihrer Zerstörung sein. Der Fürst des Todes, den die Brahmanen Shiva   nennen und der für jedes Tier einen besonderen Feind erzeugt hat, der es verschlingt, scheint bei dem Entstehen aller Wesen vorausgesehen haben, daß die Menschen versuchen würden, durch ihre Schöpfungen zu übet- leben. Um nun ihre Werke zu vernichten, hat er neben anderen >» zerstörend wirkenden Kräften Mauerp�lanzcn und besonders jenen Ruinenfeigenbaum" geschaffen, dem nichts widerstehen kann. Heute ist derRuinenfeigenbaum" der Herr auf den lliuinen Angkors. Wie im Triumph breitet er überall seine fahlen, glatten Zweige aus, die bunt getüpfelt wie eine Schlangenhaut sind und breite Blätter tragen, und sie zerreiben nach und nach die Paläste und Tempel völlig. Einst war dieser gewaltige Baum nur ein winziges Samenkörnchen, das der Wind auf den Fries oder die Spitze eines Turmes geweht hatte. Aber sobald es keimen konnte, zwängten sich seine faserigen Wurzeln durch die Steine hindurch. immer und immer weiter schlängelten sie sich hinab und von einem sicheren Instinkt wurden sie bis zum Erdboden getrieben. Als ste diesen erreicht hatten, schwollen sie schnell durch seinen nährenden Saft zu einem gewaltigen Umfange an. sie trennten die Steine und brachten sie aus dem Gleichgewicht, öffneten so die dicken Mauern von oben bis unten, und nun war das ganze Bauwerk unrettbar verloren. Immer weiter gehen wir durch den düsteren, beklemmenden Wald. Feindlich, mörderisch empfindet man ihn, der auf Fieber und Tod sinnt; man möchte ihm entfliehen, aber er sperrt ein, er flößt Schrecken ein.... Die wenigen Vögel, die noch sangen, sind verstummt; was hat das plötzliche Dunkelwerden zu bedeuten? Die Abendstunde ist noch nicht gekommen, also muß es etwas anderes sein, das die Pfade in Nacht hüllt.... Ach ein Prasseln erklingt auf dem Blätterdach über uns, ein sintflutartiger Platzregen fällt herab! Wir hatten nicht bemerkt, wie der Himmel über den Bäumen sich plötzlich schwarz färbte. Jetzt rieselt Wasser herab und ergießt sich in Strömen über uns; schnell flüchten wir unter das schützende Strohdach eines großen, sinnenden Buddha. Die Gastfreundschaft, die wir von dem Gottc annehmen müssen, währt lange, und wie unendlich traurig ist das Mysterium deS Waldes, während der Tag zur Neige geht. Als die Sintflut endlich aufhört, ist es Zeit, den Wald zu ver- lassen, wollen wir nicht von der Nacht überrascht werden. Aber wir sind fast in Bayon, einem Heiligtum des ältesten Angkor, das durch seineTürme mit den vier Gesichtern" berühmt ist. Durch den halbdunklen Hochwald kann man es schon bemerken. Es gleicht einem Felsenchaos. So wollen wir noch den kurzen Weg zurück- legen, der uns von dem Tempel trennt. Aber um zu dem Heiligtum zu gelangen, muß man sich durch Dornen und nasse Schlingpflanzen mit Stockschlägen einen Weg bahnen. Von allen Seiten wird der Tempel von dem Walde eng umschlossen, die Bäume ersticken und zerstoßen ihn; die gewaltigen Ruinenfeigenbäume" tragen noch zu seiner völligen Zerstörung bei; bis in die höchsten Spitzen der Türme, die ihnen, als Schemel dienen, haben sie sich eingenistet. Die Türen sind von langen Wurzeln, deren tausend Fasern wie Fransen herabhängen, drapiert, und sie gleichen in der späten, dunklen Stunde unter dem regen» schweren Himmel tiefen schwarzen Löchern, vor denen man zögernd stehen bleibt. Vor der Pforte, die uns zunächst ist, sitzen Assen im Kreise um- her, als ob sie Rat abhalten wollten. Sie haben hier wohl Schutz gesucht und bei unserem Anblick entschlüpfen sie, aber ohne Eile und ohne Geschrei! es scheint, als ob dieser Ort Schweigen auf- erlegt. Verstohlenes Wasserrauschen dringt an unser Ohr: nach dem Platzregen tropft es noch von den Blättern und den Steinen. Der Führer besteht auf unsere: Umkehr. Er meint, daß wir keine Laterne an. unseren Karren haben und noch vor der Stunde des Tigers zu Hause sein müssen. Ehe ich mich entferne, erhebe ich die Blicke noch zu den völlig mit Grün bekleideten Türmen, und in einem unbekannten Angst- gefühl erschauere ich plötzlich, als ich ein starres Lächeln sehe, da? mich von dort oben trifft... von einem anderen Mauerwinkel wieder ein anderes Lächeln... und dann lächeln drei, fünf, zehn Gesichter, überall sind sie, und ich bin von allen Seiten über- wacht..... Die Türme mit vier Gesichtern." Ich hatte nicht an sie gedacht, obgleich man mir von ihnen gesprochen hatte! Diese in die Luft ragenden, aus Stein gehauenen Masken haben über- menschliche Dimensionen, daß man Zeit braucht, sie zu begreisen; unter ihren großen platten Nasen lächeln sie, und man möchte sagen, daß sie die Lider mit berechnetem weiblichem Ausdruck halb geschlossen haben, sie erinnern an hinterlistige alte Damen. Es sind Götterbilder, die in längst entschwundenen Zeiten von Menschen angebetet wurden, deren Geschicke man nicht mehr kennt; es sind Bilder, denen weder der langsam zerstörende Wald noch die schweren zersetzenden Regenfälle in den vielen Jahrhunderten denAusdruck" ironischer Gutmütigkeit nehmen konnten, der noch beunruhigender wirkt, als der weitaufgerissenc Mund der Ungeheuer Chinas  .... Unsere Ochsen traben auf dem Rückweg so gut einher, als er- rieten sie, daß man vor Anbruch der Nacht aus diesem in warmeS Wasser getauchten Wald herauskommen müsse, in dem es schon ohne Dämmerung fast plötzlich dunkel geworden ist. Und die Erinnerung an die großen alten Damen, die heimlich über den Ruinen hinter uns herlächeln, verfolgt mich beständig, während der schnellen hol- prigcn Fahrt durch die Büsche.... Rleines f cuületon. Die Entdeckung des Pockenerregers. Dem Stabsarzt an der Kaiser-Wilhelm-Akademie   in Berlin  , Dr. Walter Fornet. ist es gelungen, den Pockenerreger zum