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ersten Male in Neinkultur darzustellen. Durch ein besonderes Ver- gelang es, die Instrumente fast völlig vor den Einflüssen der fahren wurden die in der Lymphe enthaltenen Nebenbakterien ab- Temperatur zu sichern, und sie fingen am 21. März 1912 an zu getötet, ohne daß der Pockenerreger dadurch geschädigt wurde. Wenn- arbeiten und sind bis zum 8. Februar 1913 fast ununterbrochen im gleich die medizinische Wissenschaft schon bisher die Pocken wirksam| Betriebe geblieben.

bekämpfen fonnte, ohne deren Erreger in Reinfultur zu kennen, so Zwischen März und Oktober wurden viele Polarlichter hat doch die von Stabsarzt Dr. Fornet angebahnte Methode der von erstaunlich mannigfaltiger Art beobachtet. Bald bestanden ste Gewinnung reinen Bockengiftes nicht nur wissenschaftliche Bedeutung, nur in cinem matten, nebelhaften Glühen in der Nähe des Horizonts, sondern sie ist auch mit einer großen Reihe praktischer Vorteile für bald gestalteten sie sich zu einer prachtvollen Entfaltung von Bogen, die Lymphgewinnung und Lymphverwertung verbunden. Dr. Walter Streifen und Draperien in den herrlichsten Farben von grün, rot Fornet hat auf dem Internationalen Medizinischen Kongreß in und heliotrop. Es zeigte sich eine auffallende Uebereinstimmung im London   über seine bedeutsame Entdeckung einen durch Lichtbilder Auftreten dieser Südlichter und der magnetischen Stürme. Auch der erläuterten Vortrag gehalten, über den von dort jedoch nur kurz be- Grad beider Erscheinungen war vollkommen entsprechend, denn die richtet wurde. Bon unterrichteter Seite wird uns hierzu noch Störungen der Magnetnadel waren um so heftiger, je großartiger folgendes geschrieben: das Polarlicht sich entwickelte, und sogar die Schwankungen der farbigen Lichtbänder am Himmel hatten ihr Gegenbild in denen der Magnetnadel. Es hatte übrigens den Anschein, als ob das Auftreten des Polarlichts an bestimmte Zeitabstände gebunden wäre. In der kleineren Hütte wurden einmal wöchentlich absolute Bestimmungen der erdmagnetischen Elemente vor­genommen. Der mittlere Wert der Jnklination ergab sich hier zu 87 Grad 21 Minuten. Der Magnetnadel fehlten also nur noch etwa 21, Grad zu seiner völlig senkrechten Einstellung, wie sie am magnetischen Pol stattfinden muß. Der Dienst des Magnetikers war recht mühsam: die Beobachtungen mußten in der tiefsten Dunkelheit ausgeführt werden, da die Stunden um Mitternacht die verhältnismäßig größte erdmagnetische Ruhe aufwiesen. Außerdem herrschten oft Windstärken von 130 bis 150 Kilometern in der Stunde, von der furchtbaren Kälte gar nicht zu sprechen. Während des Winters wurde noch eine Station in einer Eishöhle eingerichtet, die in einem Gletscher geschaffen wurde, die Beobachtungen an der Hüttenstation nachzuprüfen. An beiden Plägen aber stimmten die Ergebnisse fast völlig überein. Jm September wurde eine weitere magnetische Station 19 Kilometer weiter südlich angelegt.

Bisher war es nicht gelungen, den Pockenerreger allein und voll virulent zu erhalten. Weder mit Glyzerin noch mit Chloroform oder Antiformin war der Erreger der echten Pocken in Reinkultur zu gewinnen; diese Stoffe wirkten nicht nur auf die Begleitbakterien, sondern schädigten auf die Dauer auch den Pockenerreger. Erst durch die von Dr. Fornet angewandte Behandlung mit Aether wurde eine Schädigung des Pockenerregers vermieden, so daß dieser sich in der Lymphe ungehindert fortpflanzen fonnte. Dieser fünstliche Nähr boden ist aber noch nicht der ideale; der Pockenerreger wächst darin immer noch schlechter als beim Kalb, und es kann noch nicht die Rede davon sein, die" Impfanstalt", in der bisher der Impfstoff ge­wonnen wurde, auszuschließen und ganz zur künstlichen Gewinnung des Pockengiftes überzugehen. Vor allem bedarf es noch jahre langer Erfahrungen, um festzustellen, ob ein genügender Jmpf­schutz auch bei geringer lokaler Reaktion erzielt werden kann. Aber schon heute fann gesagt werden, daß die bei der bisherigen Art des Impfens hie und da beobachteten Nebenerscheinungen bei der Anwendung nach dem neuen Verfahren Fornet aus geschlossen sind. Diese Tatsache darf als die wichtigste praktische Folge der neuen Methode bezeichnet werden.

Ein anderer praktischer Vorzug des nach der Methode Fornet gewonnenen Impfstoffes ist seine unbegrenzte Haltbarkeit. Glyzerin tötet bei etwas höherer Temperatur nicht nur die Begleit­bakterien, sondern auch den Pockenerreger. Es ist daher bis jetzt nicht gelungen, die mit Glyzerin versezte Lymphe in die Tropen zu transportieren. Dadurch, daß das Desinfektionsmittel, der Aether, vollkommen entfernt werden kann, ist es möglich, daß sich die Rein­fulturen der Pockenerreger auch bei hohen Temperaturen monates  lang halten.

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Eine größere Reise fonnte aber wegen der unablässig rasenden Stürme erst gegen Mitte November angetreten werden. Hierbei sind so oft wie möglich die sorgsamsten magneti­schen Messungen ausgeführt worden. An den einzelnen Pläzen zeigten sich beträchtliche örtliche Störungen, ob gleich nach Möglichkeit der magnetische Meridian berfolgt wurde. Siebenmal wurden auf dieser Reise in Abständen von 50 bis 80 Kilometer volle magnetische Stationen eingerichtet, an denen über zwanzig Magnetnadeln in Tätigkeit gefeßt, auch Ein weiterer materieller Vorteil ist darin zu erblicken, daß man astronomische Beobachtungen unternommen wurden. Bei flarem den Impfstoff von vornherein in beliebig großen Mengen Wetter wurde eine Sonnenuhr oder ein, Schattenkompaß" benutzt. Die Herstellen und ihn für den Ausbruch eines Krieges oder einer Reise war übrigens sehr beschwerlich durch die Unebenheit des Eises Epidemie vorrätig halten kann. Ein fernerer, ebenso in und wegen der gerade von vorn kommenden Stürme, doch konnten theoretischer wie in praktischer Hinsicht bedeutungsvoller Vor- mit den leichteren Schlitten 20-25 Kilometer am Tage zurückgelegt teil liegt darin, daß hier zum ersten Ma le eine Krankheit werden. Selbstverständlich wurden auch vollständige meteorologische Die in ihrem Erreger ertannt worden ist, die bisher Beobachtungen angestellt, und zwar alle zwei Stunden. vollkommen unangreifbar war. Was für die Boden bisher einzigen lebenden Wesen, die gesehen wurden, waren galt, gilt jezt auch für den Scharlach, die Masern, die Maul- zwei Eissturmvögel und eine Möwe. und Klauenfeuche, die epidemische Kinderlähmung, die ägyptische

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Der Pockenerreger ist ein Protozoon, das sich in 2000 facher Vergrößerung im Mikroskop als ein charakteristisches Gebilde von etwa 0,2-0,5 Tausendstel Millimeter Durchmesser darstellt. Nur infolge dieser Winzigkeit war es den Pockenerregern möglich, alle Batterienfilter zu passieren und sich so dem Blick des Forschers zu entziehen.

Erdkunde.

Kulturgeschichtliches.

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Augenkrankheit sie alle hat man bisher nicht angreifen fönnen, weil man ihre Erreger nicht fennt, wenigstens nicht in Reinkultur. Gegen die schamlose Frauenmode". Die Nach dem Erfolg, den Dr. Fornet in der Herstellung des Pocken­schamlose Frauenmode" hat jetzt in Amerita nicht bloß erregers errungen hat, darf es als nicht ausgeschlossen gelten, Sie Geistlichkeit der Katholiken, der Presbyterianer und der daß man auch diese gefährlichen Krankheiten nunmehr auf experi- Quäfer, sondern auch viele Regierungen der Vereinigten mentellem Wege bearbeiten fann. Staaten zu Gegnern, und es werden fast jeden Monat irgendwo in den Staaten drakonische Geseze gegen die mehr oder minder schönen Frauen, die sich so kleiden, daß man glauben könnte, sie wollten sich eigentlich entkleiden, er­lassen. Und die Gesetze werden auch wirklich angewandt, wenn auch die Schönen, die mit hohen Geld- und nicht selten sogar mit Haftstrafen belegt werden, noch so sehr dagegen wettern und wüten. Wir brauchen uns aber nicht sonderlich über Amerika   aufzuregen, denn es gab eine Zeit, wo auch im alten Europa   die weltlichen und geistlichen Behörden die Verbreitung unanständiger und liederlicher Moden zu verhüten und zu verhindern suchten. Die in Venedig  erscheinende" Difesa" hat einen vom 4. Juli 1798 datierten vene­zianischen Polizeierlaß, in welchem gegen die unmoralische Kleidung der Frauen ganz energisch vorgegangen wird, aus dem Staub der Archive hervorgeholt. Die Polizeivorschriften betreffen vor allem die Kleidung, die die Frauen während des Gottesdienstes in der Kirche tragen oder vielmehr nicht tragen sollten. Es wird aus­drücklich erklärt, daß die Frauen, von welchem Stande sie auch sein mögen, wenn sie sich in der Kirche aufhalten wollen, kein Gewand tragen dürfen, das durch einen schon hinlänglich bekannten ver­führerischen Schnitt oder durch eine auffallende und unkeusche Farbe oder durch Ausschnitte, die den nackten Körper sehen lassen, eine verabscheuungswürdige Unehrerbietigkeit im Hause Gottes Die Beobachtungen wurden bereits auf der Macquarieinsel be- darstellt; sie sollen vielmehr in durchaus anständiger Kleidung er­gonnen, wo sich schon eine Neigung der Magnetnadel von fast 78 scheinen und vor allem mit sittsam bedeckter Brust und verhülltem Grad ergab. Im Lager an der Küste des Adelielandes wurden Antlitz". Der Polizeibefehl droht zuletzt den Damen, die sich auf­dann zwei magnetische Hütten errichtet. In der größeren wurden sässig und ungehorsam zeigen würden, strenge Strafen an. die selbstschreibenden Apparate aufgestellt, wozu eine besondere Wenn derartige Geseze noch heute gälten, meint die" Difesa", Sorgfalt notwendig war. Die Hütte mußte a gebaut sein, daß sie könnten die Kirchen ruhig ihre Pforten schließen.. gegen Wind und sogar gegen Temperaturveränderungen geschützt war.

Die Reise um den magnetischen Südpol  . Der Geologe der australischen Südpolerpedition, Professor David, hat der Londoner Wochenschrift" Nature" einen Bericht des Magnetikers Webb über eine sehr schöne Schlittenreise in der Umgebung des magnetischen Südpols eingesandt. Dies Unternehmen hat sich von dem Stützpunkt der Expedition an der Commonwealth Bay in Adelieland fast 5 Kilometer weit südostwärts nach dem magnetischen Bol hin erstreckt. Dabei ist eine außerordentlich große Zahl der wichtigsten magnetischen Beobachtungen, sowohl der Deklination wie der Inklination, gewonnen worden. Dadurch wird es im Verein mit den von dem Führer Dr. Mawson selbst angestellten Be­obachtungen möglich sein, die Lage des magnetischen Südpols der Erde mit weit größerer Genauigkeit zu bestimmen, als bisher.

Was das im Südpolarklima bedeuten will, läßt sich nach den Schil­

derungen der verschiedenen Expeditionen ungefähr ermessen. Trotzdem

Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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