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Unter den vielen Krabben, die alle in ihren Bewegungen etwas Drolliges haben, gibt es eine Anzahl Arten, die sich maskieren. Das machen sie in der Weise, daß sie mit der einen Schere eine leere Muschelschale oder Meerespflanzen oder dergleichen über ihren Leib halten, wodurch sie vollständig verdeckt werden. Oft suchen sie lange herum, bis sie etwas finden, das ihnen als Decschirm geeignet erscheint. Das Großartigste in dieser Beziehung leistet eine Verwandte des Taschenkrebses, die langbeinige Meerpinne, die nicht schwimmt, sondern nur langsam auf dem Grunde der Meeresbuchten umherstelzt. Andere wieder verstecken sich im Meerestange oder zwischen anderen Meerespflanzen ,, wie z. B. die in der Nordsee lebende grüne Krabbe . Von diesen Maskenkrebsen ist eine ganze Anzahl, darunter auch die von uns genannten, in den verschiedenen größeren und kleineren quarien zu beobachten. Wegen ihrer Maskierung sind sie aber oft nicht so leicht zu finden. M. H. Baege.
meisten Fällen auch noch einen Mitbewohner desselben entdecken, einem Beine gepackt, so wirft er es einfach ab und verduftet aber nicht in, sondern auf demselben. Das ist eine Aktinie, die schleunigst, die magere Beute ruhig dem Sieger überlassend. Ihm gewöhnlich korallenrot gefärbte See- Anemone. Das Tier, wächst bei den nächsten Häutungen aus dem übriggebliebenen das zur Klasse der Pflanzentiere gehört und vom Laien seines Stummel allmählich wieder ein neues Bein. Aussehens wegen oft für eine Pflanze gehalten wird, hat sich mit feiner fleischigen Fußscheibe auf dem Hause festgesogen. Es ist die Freundin des Einsiedlerkrebses, die an all den Freuden und Leiden seines Lebens getreulich Anteil nimmt. Dieses Freundschaftsverhältnis ist für beide Tiere von gleichem Vorteile. Naht fich dem Krebse zum Beispiel ein Feind, so schleudert die Aktinie aus ihren die oben befindliche Mundöffnung krangförmig umstehenden Fühlfäden oder Tentakeln empfindlich brennende fleine Nesselkapseln auf den Angreifer, und damit treibt sie ihn meist auch zurück. Die Aftinie schützt also ihren Freund vor allerlei Feinden. Deshalb liebt der Krebs seine Freundin auch sehr; er trennt sich niemals von ihr. Muß er z. B. umziehen, so nimmt er behutsam mit seiner großen rechten Schere die Hausgenossin vom alten Gehäuse herunter und setzt sie fein säuberlich auf das Dach seiner neuen Wohnung, und die sonst sehr empfindliche und leicht reizbare Aftinie läßt sich das ruhig gefallen, als ob sie wüßte, daß sie genau so auf ihren Ritter wie er auf sie angewiesen ist. Die Aktinie kann nämlich, da sie festsitzt, sich nicht selbst Nahrung suchen. Sie muß nehmen, was sich gerade findet. Mit dem Schneckenhaus wird sie von dem unruhigen Krebs lustig herumkutschiert und dabei erwischt sie natürlich manchen guten Happen. Der Krebs hilft ihr dabei; wenn er gute Beute gemacht hat, so reicht er ihr wohl ab und zu mit der Schere einen Brocken hinauf.
Ganz in der Nähe dieses merkwürdigen Freundespaares steht ein Aquarium mit Seenadeln, einem in der Nordsee lebenden nahen Verwandten des nur selten in der Nordsee , aber häufig im Mittelländischen Meer zu findenden Seepferdchen. Beide Tiere gehören zu den Fischen. Da bei der Seenadel der Kopf nicht so winklig zum Körper gestellt ist, wie beim Seepferdchen, erinnert fie in der Figur gar nicht mehr an ihren nahen Verwandten. Ebenso fehlt ihr der bewegliche Wickelschwanz, mit dem sich das Seepferdchen, das gern in Meeresteilchen mit üppigem Pflanzenwuchs lebt, sich an den Wasserpflanzen festhalte. Die Schwanzpartie der Seenadel ist vielmehr sehr lang und dünn und trägt am Ende eine kleine Flosse, die sich wie ein Fächer an einem langen Stiele ausnimmt. Die Fortbewegung wird lediglich durch Bewegungen der Rückenflosse ausgeübt, ist also recht mühsam. Die Lebensweise der Seenadel ist der des Seepferdchens ähnlich, das Leben und Treiben dieser Seepferdchen ist in dem großen Becken, das das Tierleben im Golf von Neapel darstellt, gut zu beobachten. In diesem großen Aquarium finden wir außer den zierlichen Seepferdchen, die übrigens wie die Chamäleons ihre Augen unabhängig voneinander bewegen und die Farbe wechseln können, noch schön gefärbte Stork schwämme und schlängelnd sich bewegende Schlangensterne, die durch 5 lange und dünne Arme kenntlich sind. Wird der Schlangenstern erschreckt oder beunruhigt, so wirft er einen oder mehrere oder gar alle Arme ab, so daß nur die runde Mittelscheibe übrig bleibt. Diese merkwürdige Selbstverstümmelung macht ihm aber nichts aus, schon nach wenigen Wochen sind ihm neue Arme gewachsen. Die Schlangensterne sind Verwandte der Seesterne, von denen wir sowohl in den kleinen wie in den großen Becken eine Anzahl großer und fleiner Individuen vorfinden. Meist sind sie unter Zuhilfenahme der auf der Unterseite ihrer fünf Strahlen in zwei Reihen stehenden Saugfüßchen an den Aquarienbehälter hochgekrochen. Die Fortbewegung geschieht natürlich sehr langsam und vollzieht sich in der Weise, daß das Tier die Saugfüßchen zu langen Fäden ausredt, dann irgendwo anheftet, sie dann wieder stark verkürzt und so den Körper nachzieht. Beim Kriechen hält das Tier die Enden seiner Strahlen nach aufwärts, damit es sehen kann, denn auf der Unterseite am Ende der Strahlen liegen merkwürdigerweise die Augen und tastende Fühler.
Eine Anzahl der kleinen Aquarien dieser Abteilung ist besett mit allerlei sonderbaren Krebsarten. Da sehen wir z. B. ganz fleine, fast glashelle und durchsichtige Krebschen mit dünnen langen Fühlern, die sich entweder hüpfend im Wasser fortbewegen oder sich am Grunde des Gewässers so eingraben, daß nur noch die Augen und Fühler hervorsehen. Das sind die Garneelen, die ein fehr schmackhaftes Fleisch haben und deshalb trotz ihrer Kleinheit mit dazu besonders gebauten Handneßen gefangen werden. In den Delikateßhandlungen werden sie fälschlicherweise als Krabben bezeichnet. Krabben sind Krebse, die breiter als lang erscheinen, weil das beim Flußkrebs und den Garneelen so wohlentwickelte Schwanzstück gänzlich verkümmert ist und obendrein noch unter dem Bruststück eingeschlagen getragen wird. Krabben finden wir im Aquarium in verschiedenen Behältern, besonders aber in dem, " der Tiere der Helgoländer Küste enthält, so z. B. den Taschen rebs, der gern mit anderen Tieren Streit anfängt und seine träftigen Scheren vortrefflich zu gebrauchen weiß. Er braucht bei Jeiner Händelsucht nicht einmal genau darauf zu achten, daß er etwa einem überlegenen Gegner in den Weg läuft. Passiert ihm das wirklich einmal und wird er van seinem Feinde kräftig an Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.
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Kleines feuilleton.
Aus der Vorzeit.
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Altertums funde in Thüringen . Es ist noch nicht lange her, daß arbeitende Männer in einer Kiesgrube unweit des Thüringer Dörfchens Haßleben Teile von menschlichen Sfeletten und archäologisch wertvolle Spangen entdeckten, die bei Fachmännern die Vermutung wachriefen, es möchten unter jenem Fleckchen Erde noch weitere Kulturschäße und Ueberbleibsel unserer Altvorderen verborgenen Schlaf halten. Diese Vermutung hat sich in den letzten Tagen auf eine überraschende Art als richtig erwiesen. Nachgrabungen, die man seit dem letzten Dienstag in der Kiesgrube von Haßleben planmäßig unternahm, haben gestern zwei weibliche Skelette und eine unverhofft reiche Menge von allerlei Gerät und Schmuck miteins zutage gefördert. Was die Stelette anbelangt, so ist es bemerkenswert, daß sie bis auf das lebte Glied völlig unversehrt erhalten sind, sogar die beiden Zahnreihen sind lückenlos vorhanden. Die Lage der gefundenen Skelette läßt vermuten, daß man vor einer großen Begräbnisstätte steht. Denn einmal sind die beiden Toten nicht etwa parallel neben. einander gebettet worden, sondern sie liegen, von Norden nach Süden gerichtet, hintereinander; und zum zweiten sind die Stelette in ganz verschiedenen Tiefenschichten gefunden worden: das eine nur etwa 80 Zentimeter, das andere volle drei Meter unter der Erdoberfläche. Es ist daher abzuwarten, ob weitere Nachgrabungen ein Mehreres ans Licht fördern werden. Einstweilen können die bis jetzt schon gehobenen Schäße als ein bedeutender Zuwachs unseres archäologischen Besizes betrachtet werden. Hat man doch nicht bekanntgegeben die Gesamtzahl der Fundstücke ist noch allein die aus reinem Gold verfertigten Gegenstände unseres Fundes auf über fünfzig gezählt. Dem einen der Stelette nahm man einen schwergoldenen Ring im Gewicht von einem Viertelpfund und eine aus goldenem Zierrat( Körbchen, Eimerchen und ähnlichem) gefügte kunstvolle Schmuckette ab; außerdem lag diesem Gerippe eine weitere aus Bernsteinperlen gearbeitete Kette auf der Brust. In der Nähe des Schädels fand man weiter zwei zwanzig Bentimeter lange Nadeln, ebenfalls aus reinstem Golde. An anderen Kostbarkeiten hob man neben und unter den Skeletten auf: zwei goldene, mit wertvollen Rubinen besetzte Broschen, eine Kapsel mit Goldmünzen in der Größe unserer 3wanzigmarkstücke, die das Bildnis und den Namen des Kaisers Hadrian trugen, weiter schwere gegossene und mit. Edelsteinen besetzte Sicherheitsnadeln, mehrere artförmige Ohrringe aus dünnem Goldblech, zwei Schmuckkästchen mit filbernen Eden, große wohlerhaltene Teller aus Bronze, dreißig Bernsteinperlen in Birnenform, mehrere Fingerringe, darunter einer aus Glas gefertigt, große mit Golddraht umwickelte Hutnadeln, wieder andere Nadeln und Kämme aus Knochen und anderes mehr. In etwas weiterem Abstande von den Steletten fanden sich etwa zwanzig Gefäße aus Silber, Bronze und Stein. Eine Silberne Schüssel enthielt Gerippe von Vögeln, wahrscheinlich Gänsen und Nebhühnern. In einem Topfe entdeckte man das Stelett eines kleinen Bierfüßlers. Offenbar enthielten alle diese Gefäße, unter denen fünf Gläser und zwei Eimer mit breiten silbernen Reifen sind, Opfergaben für die Begrabenen.
Die wissenschaftliche Werteinschätzung dieser archäologischen Ausbeute der Thüringer Erde muß Fachmännern überlassen bleiben. Allein soviel darf festgestellt werden, daß dieser soeben gemachte Gräberfund einer der kostbarsten ist, der auf Thüringens althistorischem Boden je gemacht worden ist.
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