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Art freies Bergnügen zu bereiten, und fahen ihre Aufgabe als gelöst hineingefagt und in fiebernder Hast eilen ihre Finger durch die an, wenn fie ein schönes, gut geschriebenes Stück Mujit geliefert und verworrenen Schnüre, hier trennend, dort verbindend. neben dem Hergebrachten eine Anzahl neuer Dinge gezeigt hatten." Sie haben eben mit meinem Apparat verbunden", hört ste Diefe Grundfäße hinderten sie nicht, im ganzen bewunderungs- durch all die Zahlen wieber die Stimme ihres Borgesezten in würdige, noch lange Dauer versprechende Werke zu schaffen. großer Wut durch die scheinbare Nichtbeachtung seiner Persön lichkeit. Sagen Sie, ob Sie nicht eben mit meinem Apparat verbunden haben, als die Nummer 1504 verlangt wurde. Immer drohender wird die Stimme hinter ihrem Stuhl, und immer schneller und schneller gleiten die Schnüre, und immer mehr und mehr schwirren die Nummern wie ein Wirbel auf dem Trommel fell ihres Ohres.

Beethoven ( 1770-1827) faßte die Sinfonie als einen Versuch auf, die Welt auf musikalische Weise zu schildern. Er nimmt z. B. in der dritten Sinfonie, Es- dur, der Eroica ", einen Helden, in diesem Falle Napoleon I. , gewissermaßen als Verkörperung des Weltgedankens und stellt burch das Leben des Helden das Leben der Welt dar. In der fünften Sinfonie, deren Motiv der Meister selbst als Schläge des Schicksals an die Pforte" bezeichnet hat, ist Hören Sie denn nicht!" schreit der Herr Obersekretär, sich der Kampf des Menschen mit der schließlich besiegten Umwelt der selbst nicht mehr kennend vor But, ich spreche jetzt mit Ihnen!" Inhalt des Werkes. Die sechste Sinfonie. Pastorale", ist die Schil- Aengstlich kommt die Aufsichtsdame Herbei: Schalten Sie sich derung des reinen Naturlebens, die siebente Sinfonie offenbar der doch aus!" Versuch, und der wohlgelungene, den Weltrhythmus, das heißt das Kommen Sie mal hierher", der Herr Obersekretär zeigt mit an unregelmäßigen Beitabteilungen, wie in einer wohldurchdachten dem Finger gerade vor sich hin auf den Fußboden, und sagen Arbeit, sich abrollende Spiel der Weltenkräfte darzustellen. Sie die Wahrheit; ich frage Sie noch einmal, haben Sie vorhin In der neunten Sinfonie ist e8 die aus dem Kampfe mit meinem Apparat verbunden?" Die arme kleine Beamtin ist fich ergebende Freude, die den Meister so sichtlich angeregt weiß geworden bei Schreck über diesen Wutanfall und ängstlich hat, daß er Schillers Lied an die Freude" im Schlußteile für kommt es über ihre Lippen: Singstimmen tomponiert und gewissermaßen als das Ergebnis aller vorher gemachten musikalischen Ausführungen und Forschungen Hinstellt.

Nach Beethoven und größtenteils noch zu feiner Zeit hielt sich die Sinfonie auf den Bahnen, die Haydn und Mozart vorgezeichnet hatten. Beethoven am nächsten kommt, auf anderen Wegen, Franz Schubert . Robert Schumann , Felix Mendelssohn­Bartholdy u. a. schilderten mehr eigene Erlebnisse, als wie diese Erlebnisse ihre Weltanschauung beeinflußten. Mit Franz Liszt tommt eine Abart der Sinfonie, die sinfonische Dichtung zur Herrschaft, eine Musikgattung, deren bewußter Zwed die Schilderung von Gegenständen durch Tonmittel ist. Neben Liszt hat der Franzose Camille Saint- Saens darin Hervorragendes ge­Teiftet. Ihnen folgten in Deutschland Richard Strauß u. a., während in Desterreich Mahler und vor allem der geniale Anton Brudner näher an Beethoven blieben.

Wie es scheint, werden sich die Aeste der Sinfonie noch weiter teilen, und es wird durch Heranziehung der Gesangsmufit eine finfonische Ode oder Gesangssinfonie entstehen, von der wir durch Mahler bereits Proben haben.

Eine falsche Verbindung.

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nie enden Klapp, flapp Klapp, flapp, flapp, wollend, hört man dies eintönige Geklapper durch den weiten Saal, begleitet von einem Surren und Summen wie von mehreren Bienenschwärmen, das nur unterbrochen wird von einem scharfen Klingelzeichen, das mal hier mal da durch den Saal schwirrt. Hin und her eilen die Aufsichtsbeamtinnen, dann und wann hinter einem Stuhl stehen bleibend, um die Arbeit zu kontrollieren. Die fleinen elektrischen Glühlampen an den Arbeitspläßen Teuchten unablässig auf und verlöschen,... leuchten auf und berlöschen. So gehts nun schon den ganzen Tag. Blitzschnell laffen die jungen Mädchen die Schnüre in ihr Lager zurüdgleiten, um sie wieder zu neuen Verbindungen zu benußen, und andauernd sprechen sie in halblautem Ton in ihr Mikrophon hinein. Schon verdichten sich die Nachmittagsschatten, aber noch ist kein Abflauen des Verkehrs bemerkbar, der dort in den unterirdischen Kabeln rast. Oben im Saal thront der Herr Oberaufsichtsbeamte und be­obachtet mit scharfem Auge und Ohr seine Untergebenen, ob sich nicht hier und da eine Beamtin getraut, ihrer Nachbarin ein Wort zuzuflüstern oder sonst eine andere Dienstwidrigkeit zu be­gehen. In letzter Zeit haben die Anzeigen bedenklich nachge­laffen, es muß doch mal wieder schärfer auf die Finger gesehen werden, fährt es ihm durch den Sinn. Da ist das die Mög­lichkeit da wagt doch tatsächlich jene blonde etwas große Be­amtin dort ihrer Nachbarin etwas zuzuflüstern, ja richtig, denn Die lächelt sogar daraufhin. Es ist doch unglaublich! Der Schnurr­bart des Herrn Obersekretärs fängt an sich bedenklich zu sträuben und schon ist er im Begriff, aufzustehen, um der pflichtvergessenen Beamtin die wohlverdiente Rüge zu erteilen, da schrillt die Glocke feines Apparates.

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Aber ich weiß wirklich nicht, ob diese Nummer bei mir ver langt wurde, es war hier so rasend zu tun, ich kann mich wirk­lich auf die einzelne Nummer nicht besinnen."

Der Sache muß ich auf den Grund gehen, stellen Sie die Beamtin mal fest', sagt der Herr Gestrenge, zur Aufsichtsdame gewandt, das ist doch unerhört, mit meinem Apparat!" Und während die Aufsichtsdame nun hinter dem Stuhl des Sündenbockes steht, rm bie weitere Arbeit noch genauer zu be obachten, denkt das arme schwarze Schaf: Ja, nun werden wieder Ströme von Tinte und Bogen auf Bogen Papier verbraucht, um - na, und' nen Taler mir zu beweisen, daß ich es gewesen bin wird's sicher kosten, wo ich doch neulich erst die Mark bezahlen mußte."

Und nicht so sehr der Anhaucher ihres Vorgesetzten, so schlimm der diesmal auch war, als der drohende Abzug von ihrem mageren Gehalt läßt sie bedrückt auffeufzen. Vor ihren Augen häufen sich allerlei notwendige Ausgaben, die sie schon von Monat zu Monat aufgeschoben hat, die sich aber jetzt fast gar nicht mehr aufschieben laffen. Dann muß es diesen Monat noch so gehen", denkt sie resig­niert, während sie ihre Kräfte sammelt, um dem neuen Ansturm in ihrem Hörer gewachsen zu sein.

Kleines feuilleton.

Medizinisches.

Ein neues Heilmittel gegen Syphilis. Der Vor­stand der t. t. dermatologischen Universitätsflinit in Graz, Professor Dr. Rudolf Maßenauer, machte Mitteilungen über ein neues, bom Dozenten Dr. Hanns Buchtala, Assistenten des medizinisch- chemischen Universitätsinstituts in Graz, dargestelltes Duedfilberpräparat, dessen Einführung von offenfundiger außerordentlicher Trag­weite für die Syphilistherapie ist und die bisherige Behandlungsmethode dieser gefährlichen Boltsfeuche auf eine voll­ständig neue Basis stellt. Aus diesen Mitteilungen, die im ärztlichen Auditorium die größte Aufmerksamkeit erregten, ergibt sich vor allem, daß das neue Präparat, welches der Gelehrte, Mer­lusan" nennt, das erste seiner Art ist, welches nicht durch Injektionen oder durch Einreibungen dem Körper einverleibt wird, sondern einfach durch innerlichen Ge brauch, indem der Patient es in Form von Tabletten einnimmt. Bisher galt, wie Professor Dr. Mazenauer ausführte, von allen Anwendungsarten des Quecksilbers die innerliche Behandlung mit Billen als die am wenigsten wirksame Methode. Um eine energische Quecksilberwirkung zu erzielen, mußte man entweder Injektionen oder Einreibungen machen. Das Merlusan" ist eine Quecksilber­Eiweißverbindung, die mit Säuren unlöslich ist, daher den sauren Magensaft ungelöst passiert, dagegen erst in dem alkalisch reagieren­den Darmfaft gelöst und von hier aus dem Körper einverleibt wird und in die Blutgefäße gelangt. Wie die lange hindurch und an Hunderten von Batienten gemachten flinischen Beobachtungen dar­tun, ist seine Wirkung jener einer fräftigen Inunktions- oder Einreibungskur vollauf ebenbürtig. Bei täglichem Gebrauch vier von bis fünf Tabletten ist die Decksilberresorption eine effektiv größere als selbst bei der Behandlung " Was? Dann sagen Sie mir mal, von welchem Amt Siz mit fräftigen, unlöslichen Quecksilberinjektionen. Die Quecksilber­kommen, das muß festgestellt werden", sagt der Herr Obersekre- ausscheidung bei Merlusan" ist ungefähr doppelt so groß wie bei tär im Tone eines Großinquifitors. Irgend etwas hört er wieder, Einreibungen und nahezu zehnmal so groß wie bei anderen Billen. ihm ist, als hätte er Rübow" verstanden, aber schon ist der Der hauptsächlichste therapeutische Wert des" Merlusan" liegt darin, Hörer wieder angehängt. Spornstreichs rennt der Herr Ober- daß es eine Quecksilberverbindung darstellt, welche teine törper. fekretär zu dem Plak, von dem aus die falsche Verbindung aus fremde, sozusagen förperfeindliche Komponente geführt sein sollte. enthält. Auch bei der Behandlung der Gonorrhoe erweist sich Merlusan" in Abwechslung mit anderen Präparaten als ein spezi fisches Heilmittel.

Hier ist die Oberaufsicht", tönt die von Würde förmlich ge­tränkte Stimme in das Mikrophon.

Oberaufsicht? Ich will doch gar keine Oberaufsicht, ich habe doch 1504 verlangt", tönt es ihm zurück.

" Alfo hier ist es gewesen, Sie haben eben mit meinem Ap­parat verbunden", schnauzt er die Beamtin an, die noch mit hoch­rotem Kopf dasißt, denn eben lag ein gar zu großer Ansturm auf ihr Nervensystem hinter ihr. Und schon geht's wieder an. Nummer auf Nummer, einzeln und durcheinander, daß sie mit­unter nichts als ein Zahlentohuwabohu hört, wird ihr ins Ohr

Der Vortragende berichtete über eine Reihe von Versuchen, die im Institut für experimentelle Pathologie des Hofrat Profeffor Kle­mensiewicz mit dem Merlufan" gemacht wurden, und sprach diesem Gelehrten den Dank für die Förderung einer Forschungsarbeit aus,