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fönigs befibt, hat sich sehr gut gehalten und kräftige Nachkommen| teriell infiziertes Wasser, das felten erneuert wird, zustande? durch Streuzungen mit unserem Edelhirsch erzeugt, die übrigens Darauf gibt auf Grund eingehender Ueberlegungen der Bakterio. auch durch prächtige Geweihe auffallen. Ebenso führt man auch loge des Rudolf- Virchow  - Krankenhauses Dr. H. Liefmann in der den japanischen Sitahirsch ein, der ein sehr wohlschmeckendes Zeitschrift Die Hygiene" eine berneinende Antwort. Nicht das Fleisch besibt, fleiner wie unser Damhirsch ist und nicht so vielen Badewasser hat man als schuldigen Teil anzusehen, sondern Schaden anrichtet. etwas anderes, nämlich wahrscheinlich die gemeinsame Benutzung derselben Badewäsche. Denn sonst ließe es sich nicht erklären, daß unter den zahlreichen Besuchern des Bades gerade die in engem Zusammenhange stehenden Mitglieder eines Schwimmklubs erkranken. Dieselbe Hypothese wirft auch ein Licht auf die ver­hältnismäßig erhebliche Erkrankung der Badewärter, die viel mit der Wäsche zu tun haben.

Im Harz sind neuerdings Aussehungsversuche mit dem forsi­tanischen Wildschaf, dem Mufflon, zu schönem Erfolg gedichen. Das Tier hat sich in verhältnismäßig furzer Zeit von zwanzig auf ca. fünfzig Stück vermehrt. Eine hübsche Beschreibung der Tiere findet man in der Harzzeitung", in der ein Spaziergänger sein erstes Zusammentreffen mit dem Mufflon anschaulich be­schreibt: Auf einer vor kurzem unternommenen Harzwanderung strebten wir vom Selfetale aus auf einsamem Pfade der Biftoria­höhe zu. Der Weg führte am Rande des Hochwaldes hin, linker Hand ein tiefer Taleinschnitt mit dem zu Eis erstarrten Gebirgs­bach und jenseits eine mit Felsblöcken besäte steile Höhe. Bei einem Blid auf diese erschienen plötzlich in dem Gefichtsfelde zwei eigenartige Tiere von schafartiger Gestalt, die anscheinend nach Aeßung suchten. Der Obertörper erschien graubraun, auch wohl rötlich. Das eine der Stüde   zeigte am Kopf start gekrümmte Hörner wie ein Schafbock. Um die Entfernung etwas abzukürzen und die Stücke genauer betrachten zu können, traten wir mit größter Vorsicht aus der Dickung heraus an den Waldrand. Aber schon äugten sie herüber, feßten sich sofort in Bewegung, und mit behenden leichten Fluchten erreichten sie schnell die Höhe und waren dem Auge entschwunden."

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Welche Augen aber mögen erst die Eifelbewohner gemacht haben, als sie Ende der achtziger Jahre plöblich einer Gesellschaft von Känguru ha gegenüberstanden! Bei Heimerzheim   in der Eifel   und auch in der Niederlausitz   bei Alt- Döbern   hatte man den Versuch mit diesen seltsamen Tieren gemacht, die einen herrlichen Braten liefern. Bei ihrer großen Klugheit, ihrer an Menschen­größe heranreichenden Höhe, die dem scharfen Blick ein weites Feld gestattet, und ihrer seltenen Vorsicht tamen sie lange Zeit feinem Jäger zu Auge. Sie bermehrten sich in dieser Zeit vortrefflich bis die Australier sich eines Tages auf ihre Hinterbeine bedachten und größere Wanderungen unternahmen, um sich in ihrer neuen Heimat weiter umzuschauen und neue Futterpläße zu suchen. Das bekam ihnen leider schlecht. Sie fielen nun bald raritätensüchtigen Schüßen zum Opfer und auch in der Eifel   wurden die letzten Känguruhs von wildernden Schüßen rücksichtslos niedergeknallt und geradezu ausgerottet. Warum hat man uns nicht längst wieder diese köstlichen Fremdlinge von neuem gebracht und ihnen in größeren Mengen die Freiheit gegeben? Sie würden sich zweifel­los auch noch in anderen Gegenden unseres Vaterlandes gut an­fiebeln, nur müßte man eben gleich eine ziemlich beträchtliche An­zahl einführen.

Wie in England hat man auch bei uns Versuche gemacht, aus­ländische alter einzubürgern. In Straßburg   ist dies sehr gut mit dem Ailanthusspinner( Attacus cynthia) gelungen, dessen Raupe auf den japanischen Götterbäumen unserer Alleen lebt. Dort sieht man nicht selten das mächtige schöne Tier abends um die Laternen herumflattern. Seit sieben Jahren ist diese große präch­tige Schmetterlingsart auch in Köln   schon heimisch geworden, In Gegenden, wo unsere Nachtigall bisher noch nicht heimisch war, hat man, wie zum Beispiel bei Offenbach  , viele Pärchen aus­gesetzt, und seitdem sind die herrlichen Sänger bort dauernd an­fäffig was also wohl überall gelingen wird, wo der Vogel ge­nügend Buschwert zum Nisten findet. Auch die chinesische Nach­tigall ist an verschiedenen Stellen eingebürgert. Floeride sah einen folchen Sonnenvogel" zwei Jahre auf dem Friedhof bei Duisburg  . Und Berlepsch hat sie in dem Park der Karlsau bei Kassel   eine Beitlang halten tönnen. Ebenso wären die farbenprächtigen Wellensittiche für unser Slima geeignet. In Mariabrunn bei Wien   haben eine ziemliche Anzahl, die einem Tierhändler ent­flohen, vier Jahre lang gelebt, bis sie zuletzt von Teschinschüßen niedergeknallt wurden.

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Kleines feuilleton.

Hygienisches.

Augenkrankheiten in Volksbadeanstalten. Seit einiger Zeit ist die Aufmerksamkeit der Augenärzte auf die großstädtischen Boltsbadeanstalten gerichtet, da von Zeit zu Zeit unter ihren Besuchern Augenkrankheiten ausbrechen, die offensichtlich infektiösen Ursprungs find. So wurden auch fürzlich einige Mit glieder eines Schwimmflubs, die in einer Berliner   Volksbadeanstalt badeten, von diesem Uebel befallen. Es handelt sich in all diesen Fällen nicht um eine besondere Krankheit, sondern um eine milde berlaufende Form der ägyptischen Augenkrankheit, des Trachoms.

Da man den Erreger des Trachoms heute noch nicht fennt, ist man auf die klinischen Anzeichen angewiesen. Aber eben diese, das Auftreten von entzündeten Körnern in der Bindehaut, sprechen für bie Identität der Schwimmerconjunctivitis mit dem Trachom. Die wichtigste Frage, die sich sofort aufdrängt, aber ist die: Kommen Die Epidemien durch mangelhafte hygienische Enirichtungen, bat Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.-Drud u. Verlag:

Auch die Ansteckung mit dem echten Trachom wird von vielen Augenärzten der gemeinsamen Benutzung des Waschgerätes zu­geschrieben. Die Infektionen, von denen hier die Rede ist, sind nicht durch das Schwimmbad entstanden, sondern haben sich in ihm verbreitet. Der Ausgangspunkt der Epidemie ist eine mit Trachom infizierte Person, wobei es übrigens unwahrscheinlich ist, daß bei dieser die Körnerkrankheit zum Ausbruch gelangt ist. Denn nichts hindert anzunehmen, daß, ebenso wie gesunde Menschen Typhus­und Diphtheriebazillen übertragen, sie auch Keime des Trachoms in sich beherbergen können.

Der beste Schutz vor dieser Infektion beruht in einer persön­lichen Prophylaxe. Man vermeide es eben, in Voltsbadeanstalten fremde und gebrauchte Wäsche und Seife zu benutzen.

Berkehrswesen.

Omnibus- Autobus- Aerobus.

Der Ominibus würde jetzt seine Daseinsberechtigung schon fast völlig verloren haben, wenn er sich nicht der modernen Entwickelung angepaẞt hätte. Er ist noch gar nicht einmal sehr alt. Nur in Paris   hätte er im vorigen Jahr bereits ein Jubiläum seines 250 jährigen Be­stehens feiern können. In London   hielt er erst 1829, in Berlin  Einige 1837 feinen Einzug in das städtische Verkehrswesen. andere Tatsachen fennzeichnen die ungeheuren Fortschritte des legten Jahrhunderts besser als diese Jahreszahlen. Sie zeigen, wie gering die Ansprüche an den Verkehr noch bei unseren Groß­eltern gewesen sind. Die Massenbeförderung tam noch gar nicht in Frage, und der Omnibus verdankt seinen sonderbaren Namen dem Umstand, daß man in ihm ein neues Beförderungsmittel sah, das für jedermann um billiges Geld zur Verfügung stehen sollte. Jetzt ist aus dem Omnibus im weltstädtischen Verkehr zunächst der Autobus geworden. Seine moderne Bezeichnung ist wohl eine der größten Ungeheuerlichkeiten der Namenbildung, die je verübt wor­den sind. Jeder Quintaner eines Gymnasiums weiß, daß omnibus auf lateinisch   für alle" bedeutet, und daß die Endung bus, die jekt zuweilen allein für das in Rede stehende Verkehrsmittel ge­braucht wird, nur den Dativ der Mehrzahl bezeichnet, also über­haupt kein selbständiges Wort ist. Ein Altphilologe muß daher geradezu erschaudern, wenn er diese lateinische Kasusendung mit einem griechischen Wort zu Autobus vereinigt sieht. Die reißende Entwickelung des Verkehrswesens. fümmert sich aber um solche Skrupel herzlich wenig, und so folgt jetzt auf den Autobus bereits der Aerobus, der sprachlich kein geringeres Monstrum ist. Es wird wohl noch eine geraume Zeit vergehen, ehe der Aerobus eine wesentliche Rolle als Beförderungsmittel spielen wird, aber er gehört schon der Gegenwart an. Dieser Name ist einem Gefährt gegeben worden, das Ende September in London   mit einem Führer und sieben Fahrgästen aufstieg, freilich nur 15 Minuten 25 Se= funden in der Luft blieb. Die Belastung betrug über eine halbe Tonne, der Motor hatte 120 Pferdestärken.

Erdkunde.

Diese

Wo ist der Erddurchmesser am größten? Frage wird in Petermanns Mitteilungen" untersucht. Es liegt auf der Hand, daß zwei Gesichtspunkte bei ihrer Beantwortung zu berücksichtigen sind: einmal die elliptische Form der Erde, ihre Ab­plattung an den Polen   und Verstärkung am Aequator infolge der Rotation, und zweitens die verschiedene geographische Gestaltung der Erdoberfläche. Man könnte zunächst meinen, daß der am mei­testen vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt der Erdoberfläche, der Gipfel des Mont Everest   sein müßte, der sich fast 9 Kilometer über den Meeresspiegel erhebt. Aber dieser Berg liegt bereits zu weit nördlich vom Aequator; außerdem fällt sein Gegenpol in eine 2000 Meter tiefe Stelle des Stillen Ozeans  .

Tatsächlich trifft der längste Erddurchmesser auf der einen Seite auf den Gipfel des Schimborasso in der amerikanischen Re­publik Ecuador. Dieser 1 Grad 30 Minuten südlicher Breite und 78 Grad 45 Minuten öftlicher Länge gelegene Berg erhebt sich 6319 Peter über den Stillen Ozean. Sein Gegenpol fällt nach Sumatra  , auf die Nordküste der Insel, nahe bei Malacca  . Der Schimborasso ist 6383,6 kilometer vom Erdmittelpunkt entfernt; der gesamte Erddurchmesser beträgt an dieser Stelle 12 761,1 Kilometer.

Der fleinste Erddurchmesser fällt andererseits höchstwahr. scheinlich mit der Erdachse zusammen, da hier die Abplattung am stärksten ist und außerdem am Nordpol   sich das von Nansen ent­bedte Meeresbecken befindet.

Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.