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z. B. Ungarn sogar ein Drittel aller Insassen der Irrenhäuser an Paralyse oder Nückenmarksdarre( Tabes) leiden, diese beiden Krant heiten, trotzdem die ihnen vorausgehende Ansteckungskrankheit im Orient, in ganz Afrika und im heißen Amerika enorm verbreitet ist, dort fast gar nicht vorkommen. Es liegt nun nahe zu glauben, daß die intensive Inanspruchnahme der Geisteskräfte des Europäers, sein erbarmungsloser Kampf ums Dasein die Ur sache dieser Erscheinung sei, und allgemein war man bisher dieser Ansicht. Man wird sich aber belehren müssen, wenn man aus den Révész'schen Tabellen sieht, daß Paralyse in allen falten Ländern häufiger ist als in den warmen, unbekümmert darum, ob sie sich Hoher Kultur erfreuen oder ganz in den Anfängen der Zivilisation stecken geblieben sind. Die armseligen Patagonier im südlichen Chile werden ebensowenig von geistigen Anstrengungen ermüdet wie die brasilianischen Indianer am Amazonenstrom und dennoch ist bei den einen die Paralyse sehr häufig, bei den Tropenkindern sehr selten. Und ähnlich verhält es sich auf dem ganzen Erdenrund. Die gleiche Erscheinung in noch interessanterer Form tritt uns entgegen, wenn wir den Folgen der„ Kulturgifte" auf den Menschen in den einzelnen Ländern nachspüren. Die schwersten Fälle von Vergiftung durch Haschisch- und Opiumrauchen tommen- in Paris und London vor; in der Heimat dieser Unfitte, nämlich in Indien und im südlichen China , wirkt das Opium bei weitem nicht so schädlich, als man nach europäischen Erfahrungen glaubt. Weitberbreitet ist auch die Ansicht, daß der Alkoholgenuß in den Tropen ganz außergewöhnlich schädlich wirke. Das trifft aber nach der Révészichen Zusammenstellung nur teilweise zu. Der Europäer, der sich in den Tropen ohnedies, rein physisch genommen, in einem ständigen Reizzustande befindet, welcher sich ia in dem berüchtigten Tropentoller" oft genug entladet, hat freilich jede Ursache, den Alkohol zu meiden; anders steht es bingegen mit den Eingeborenen. Schon in Süditalien sind die durch chronische Trunkenheit be wirkten Schädigungen des Einzelnen und der Gesellschaft bedeutend geringer ais im nördlichen Europa . In Griechenland und Apulien gibt es unmäßige Säufer genug, relativ sogar viel mehr als in Mittel- und Nordeuropa . Auch die Leistungen der Antike können in diesem Punkte nicht gering veranschlagt werden, trotz der damals üblichen Vermischung des Weines mit Wasser. Aber wir haben fein Zeugnis eines antiken Schriftstellers für einen Fall von Delirium tremens, und ebenso soll diese letzte Strafe des Säufers auch jetzt in Südeuropa unbekannt sein. Wenigstens statistisch fann sie nicht erfaßt werden.
nicht. Kommt mit mir und mit meinen guten Freunden in die[ fäden zwischen scheinbar ganz weit auseinanderliegenden Dingen. Berge, da braucht Ihr keinen Pfarrer, kein Geld, keine Schriften, Es geht aus ihnen hervor, daß, während in Europa im keine Ehre, kein Bett, nichts als Euren guten Willen! Es ist gar Durchschnitt ein Sechstel bis ein Fünftel, in manchen Ländern, so nicht so übel bei uns, gesunde Luft und genug zu effen, wenn man tätig ist; die grünen Wälder sind unser Haus, wo wir uns lieb haben, wie es uns gefällt, und im Winter machen wir uns die wärmsten Schlupfwinkel oder kriechen wir Bauern ins warme Heu. Also kurz entschlossen, haltet gleich hier Hochzeit und kommt mit uns, dann seid Ihr aller Sorgen los und habt Euch für immer und ewiglich, so lang es Euch gefällt wenigstens; denn alt werdet Ihr bei unserem freien Leben, das könnt Ihr glauben. Denkt nicht etwa, daß ich Euch nachtragen will, was Eure Alten an mir getan. Nein, es macht mir zwar Vergnügen, Euch da angekommen zu sehen, wo Ihr seid; allein damit bin ich zufrieden und werde Euch behilflich und dienstfertig sein, wenn Ihr mir folgt." Er sagte das wirklich in einem aufrichtigen und gemütlichen Tone. Nun, besinnt Euch ein bißchen, aber folget mir, wenn ich Euch gut zum Rat bin. Laßt fahren die Welt und nehmet Euch und fraget niemanden nach was. Denkt an das lustige Hochzeitbett im tiefen Wald oder auf einem Heustock, wenn es Euch zu falt ist." Damit ging er ins Haus. Vrenchen zitterte in Salis Armen, und dieser sagte:" Was meinst Du dazu? Mich dünkt, es wäre nicht übel, die ganze Welt in den Wind zu schlagen und uns dafür zu lieben ohne Hindernis und Schranken." Er sagte es aber mehr als einen verzweifelten Scherz denn im Ernst. Brenchen aber erwiderte ganz treuberzig und füßte ihn: Nein, dahin möchte ich nicht gehen, denn da geht es auch nicht nach meinem Sinne zu. Der junge Mensch mit dem Waldhorn und das Mädchen in dem seidenen Rock gehören auch so zueinander und sollen sehr verliebt gewesen sein. Nun sei lezte Woche die Person ihm zum erstenmal untreu geworden, was ihm nicht in den Kopf wolle, und deshalb sei er so traurig und schmolle mit ihr und mit den anderen, die ihn auslachen. Sie aber tut eine mutwillige Buße, indem sie allein tanzt und mit niemandem spricht, und lacht ihn auch nur aus da mit. Dem armen Musikanten sieht man es jedoch an, daß er sich noch heute mit ihr versöhnen wird. Wo es aber so hergeht, möchte ich nicht sein, denn nie möchte ich Dir untreu werden, wenn ich auch sonst noch alles ertragen würde, um Dich zu befizen." Indessen aber fieberte das arme Vrenchen immer heftiger an Salis Brust; denn schon seit Mittag, wo jene Wirtin es für eine Braut gehalten und es eine solche ohne Widerrede vorgestellt, lohte ihm das Brautwesen im Blute, und je hoffnungsloser es war, um so wilder und unbezwinglicher. Dem Sali erging es ebenso schlimm, da die Reden des Geigers, so wenig er ihnen folgen mochte, dennoch seinen Kopf verwirrten, und er sagte mit ratlos stockender Stimme: Komm herein, wir müssen wenigstens noch etwas essen und trinken." Sie gingen in die Gaststube, wo niemand mehr war, als die kleine Gesellschaft der Heimatlosen, welche bereits um einen Tisch saß und eine spärliche Mahlzeit hielt. Da kommt unser Hochzeitspaar!" rief der Geiger, jeßt seid lustig und fröhlich und laßt Euch zusammengeben!" Sie wurden an den Tisch genötigt und flüchteten sich vor sich selbst an denselben hin; sie ivaren froh, nur für den Augenblic unter Leuten zu sein. Sali bestellte Wein und reichlichere Speisen, und es begann eine große Fröhlichkeit. Der Schmollende hatte sich mit der Untreuen versöhnt, und das Paar liebfoste sich in begieriger Seligkeit; das andere wilde Paar sang und trant und ließ es ebenfalls nicht an Liebesbezeugungen fehlen, und der Geiger nebst dem buckligen Baßgeiger lärmten ins Blaue hinein. Sali und Brenchen waren still und hielten sich umschlungen; auf einmal gebot der Geiger Stille und führte eine spaßhafte Zeremonie auf, welche eine Trauung vorstellen sollte. Sie mußten sich die Hände geben, und die Gesellschaft stand auf und trat der Reihe nach zu ihnen, um sie zu beglückwünschen und in ihrer Verbrüderung willkommen zu heißen. Sie ließen es geschehen, ohne ein Wort zu sagen, und betrachteten es als einen Spaß, während es sie doch falt und heiß durch schauerte.
( Schluß folgt.
Der Wert der Hauttätigkeit.
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Die gleiche relative harmlosigkeit des Alkohols ist für die Südchinesen, die Judianer des heißen Südamerikas und die afrikanischen Neger bezeugt. Die Araber in Algier und Tunis haben sich unter dem französischen Einfluß längst von der Schen vor dem im Koran verbotenen Weingenuß befreit; sie trinken sehr viel, sogar unmäßig Wein und erleiden doch keinen sichtbaren Schaden dadurch.
Alle diese merkwürdigen Tatsachen bringt nun Révész dadurch auf einen gemeinsamen Nenner, daß er nachweist, daß Anstedung, Nartotita, Alfohol überall dort nicht viel schaden, wo der Mensch die regste Hauttätig. keit ausübt, vulgär gesprochen, wo er viel schwigt.
Dies enthält scheinbar den Widerspruch, daß der Europäer, der in den Tropen wahrlich vom Schwißen nicht verschont bleibt, bei weitem nicht so immun gegen die genannten Schädlichkeiten ist wie Neger, Indianer oder Südchinesen. Die Lösung des Rätsels liegt darin, daß er eben doch bei weitem im Punkte der Hauttätigkeit nicht so leistungsfähig ist wie die Einheimischen. Wer jemals mit den Bewohnern jüdlicher Länder in ihrer Heimat verkehrt hat, wurde nur zu bald auf das nachdrücklichste darauf aufmerksam.
Und so ist denn an einem neuen schlagenden Beispiel die alte Erfahrung vom Wert der Hauttätigkeit auf das glänzendste, ja in ganz ungeahnter Weise bestätigt. Diese Erfahrungen werden ihre iegensreichen Folgen haben nicht nur bei der Bekämpfung von Volkssenchen, sondern auch für jeden einzelnen in feiner Lebensführung. Die Durchlüftung der Haut, die Anregung ihrer Tätigkeit, die Schwigkur, sei es als Dampfbad oder als„ Schweiß der Arbeit" wird offenbar mit den weiteren Fortschritten der Hygiene viel mehr zur Geltung kommen
Daß eine geregelte Hautpflege die Vorbedingung zur Erhaltung als jezt, und der alte Woltsglaube: man fönne eine Krankder Gesundheit sei, ist zum Glück bereits zum Gemeinplatz geworden, es wird aber selbst den Arzt überraschen, aus den neueren Unter- beit ausschwißen, hat durch die Wissenschaft eine gewisse, nicht fuchungen zu erfabeen, daß die Hauttätigkeit geradezu sein mächtigster schlecht begründete Unterlage gefunden. Eine ganze Reihe von VoltsVerbündeter in der Vorbeugung und Heilung einer ganzen Reihe fitten, fo z. B. die Dampfbäder der Russen, die Schwizfuren der schwerer Erkrankungen des menschlichen Körpers ist. Sogar auf die alten Römer und der Türfen, erscheinen in diesem Lichte gerechtGeistesfrankheiten erstreckt sich dieser Einfluß, und eine davon, fertigt, und wenn man die altbewährte Hausapotheke" uralter die Paralyje, die mit ihren unglücklichen Wirkungen besonders erprobter Mittelchen durchsieht, wird man entdecken, daß darin mit unheilvoll aufzutreten pflegt, weil sie jahrelang ihren Schatten besonderer Vorliebe der harmlose schweißtreibende" Tee wiedervorauszuwerfen imstande ist und sich als unsinniges Brejelte- fehrt, zu dessen wiederherstellender Kraft uns mun auch die Wissen machen als Verschwendungssucht und so weiter schaft neuerdings Vertrauen zu fassen lehrt. äußernd, gewöhnlich schon die Existenz und Familie des Kranken ruiniert, noch bevor sie ihn förperlich niederwirft, soll nach den neuesten Berichten geradezu in unmittelbarem Zusammenhang mit angeregter oder unterdrückter Hauttätigkeit stehen.
5. Fallenfels.
Die Industrie des Sauerkobls.
So urteilt B. Révè 33 in seinem vor kurzem erschienenen Werke Die rassenpsychiatrischen Erfahrungen und ihre Lebren über die Die Entstehung des Sauerkohls beruht auf ähnlichen VorBaralyje". Seine sich auf alle Völker des Erdballs erstreckenden gängen wie die der sauren Milch, und man könnte schon daraus Zusammenstellungen offenbaren die merkwürdigsten Verbindungs- den Schluß ziehen, daß der Sauerfohl ein besonders gesundes