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Felbst zugeschworen, für das bloße trockene Brot im Kontor warum?.... Weil der Gruberbefiber nicht einsehen konnte, daß zu bleiben, nur um seinen Sturz mit anzusehen. Und er die vorhandenen Sicherheiten gleich Null feien. Es ihm zu be= wußte, dieser stand bevor weisen, mußte erst ein Opfer auf der Bahre liegen..

Ranch erstickte einen greulichen Fluch und nickte beifällig und verständnisinnig. Er versuchte, seinen Mitregenten im Westen, den er im geheimen fürchtete, weil er, als der Jüngere, für die Gesellschaft größere Bedeutung hatte, galgenhumo­ristisch zu nehmen.

-He, he, wieherte er und Swanson stimmte wie ein Echo mit ein, he, he, Sie sind mir ein Tiefer, Mr. Roth. Na ja, also gute Nacht! im übrigen meinte ich, wie Sie wohl wissen, den hohen Reisenden, der kommen soll, den Mann aus London und Liverpool hm.

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Sie war ja machtlos Ach! Be Entmutigung tam über sie.

Lisbeth!"

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nur ein Weib!

Haß, der ganze Zorn!

Eine schwache, zitternde Stimme riefs.... Und doch besaß diese schwache Stimme eine große Macht über den starken, jungen Kör­per des Mädchens. Sie zuckte zusammen. Ihr Herz schlug un­gestüm, als sie, auf den Behenspizen gehend, dem Rufe folgte. Es war ja Frib, ihr Frik, der sie rief..... Seit gestern abend, als man ihn gebracht, hatte er in todesähnlichen Schlummer gelegen. Lisbeth war sein erstes Wort. Da er niemand weiter hatte

zu

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Ach so, sagte Roth und gähnte wie Reuter- ja, ich auf der ganzen Welt als sie, so hatte sie es durchgesett, ihn pflegen habe ein paar private Zeilen vom jungen Toppin bekommen, dürfen unter Anleitung des Grubenarztes, der sich keine beffere Pflegerin wünschen konnte. einem Verwandten von Mr. Ismay- Sie wissen doch. Aber bessere Pflegerin wünschen konnte. fie waren persönlicher Natur im strengsten Sinne des Wortes. Und mit einem strahlenden Lächeln grüßte er Herrn Ranch, dessen Herz sich in nervösem Schreck zusammenkrampfte, Ich kann Sie in meinem Auto mitnehmen, sagte Reuter. Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen. Wir wollen im Union - Klub dinieren.

Alle waren gegangen. Eine einzige Stehlampe brannte in der Frachtabteilung. Helge untersuchte an seinem Bult die Geheimforrespondenz des Tages und las aufmerksam den Brief von Toppin. Er empfand dabei keinerlei Gewissensbisse. Die Hotelhalle war fast leer. In den Speisesälen er­Hlangen von neuem Saiteninstrumente. Helge knöpfte seinen Ueberzieher zu und klappte den Kragen hoch. Am Jackson­ausgang kami ein Bündel mit einer Azetylenlaterne ihm ent­gegen. Es war Morley, der Nachtwächter, der schon seine erste Runde begonnen hatte.

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Hallo, junger Mann, flüsterte er mit seiner beiseren Whiskystimme, jett eben, jeẞt eben hab ich ihn wieder gesehen. Es war eine fire Idee bei Morley, daß er nachts ein Gespenst in den Hotelhöfen umherwandern fah. So! fagte Bendel.

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Drüben bei den Ställen hab ich ihn gesehen, sagte Morley. Drüben bei den Ställen. Er ist in eine der Ga­ragen gegangen. Jawohl, in eine Garage ist er gegangen. Er hatte eine ermüdende Art, denselben Saß ein paarmal zu wiederholen.

Gute Nacht, Morley!

Es war ein Geist, rief der Alte hinter ihm drein, jawohl, ein Geist war es

Es schneite nicht mehr und der Sturm schlief. Die Wolfenkrazer der La Salle Street standen verödet und die Wände verloren sich im Dunkel. Von den Gesimsen lösten sich Schneestreifen und fielen in dem kalten Licht unter den Schußhauben der hohen Bogenlampen auf den gefrorenen Asphalt. Das Tor der Börse war geschlossen; weit in der Ferne gähnte der nördliche Tunnelrachen, der die schwarzen Kabelzüge verschlang. Die Kälte fnisterte. Einsame, frost­zitternde Gestalten strichen längs der Mauer hin. Zur Linken und zur Rechten öffneten sich gerade, leere, meilenlange Straßen. Nach oben zu verschwanden ihre wolfenhohen Wände im Dunkel. Nach unten hin fiel faltes, weißes, elektrisches Licht auf die harten Fußsteige. Neue Straßen in Schwarz und Weiß. Unheimlich, kalt, öde. Gefrorene Schneeftreifen; eine frostschauernde Gestalt; die Kälte knistert. Hobe, harte Mauern; falte Eisenpfeiler mit faltem Licht.

An einer Straßenecke die blendende Laterne einer Bar. Warme Spritluft steigt aus dem Eingang empor. Helge Bendel geht hinein und trinkt Whisky. ( Fortießung folgt.)

Das Erwachen. bo

thon Na

Stizze von Maria Adele Hirsch.. Lisbeth, die jüngste Tochter des Bergmanns Abel, stand am Fenster und starrte in die dämmernde Nacht hinaus. In den stillen, grübelnd- suchenden Blauaugen standen Tränen; hatte man doch ihren Fritz schwer verwundet aus der Grube gebracht. Und damit war die Hoffnung auf eine vereinte Zukunft wieder in weite Ferne gerüdt. Das Mädchen fühlte einen unbändigen Zorn über sich Macht gewinnen. Grimmig aufschluchzend ballte sie die kleine, abgearbeitete Hand zur Faust. Lohnte es sich denn wirklich zu leben? War man nicht ein Spielball in anderer Faust? Was galt denn das Leben des Arbeiters?.... Nun hatten sie beide fchon jahrelang gespart, um sich diesen Winter endlich ein gemein­fames Heim schaffen zu können und nun dies!... Und

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Life" Friz?"... Werde ich wieder gesund?" Ruhig hafteten die Augen des Kranken, treue, blaue, in den stillen, tiefen Braunaugen des Mädchens. Langsam füllten sich diese mit heißen Tropfen, doch tapfer hielten sie den wahrheit heischenden Strahl der Blauen aus Und der Krante las Dann seufzte er schwer und legte seine Hand wie müde auf des Mädchens Kopf, der plötzlich schwer auf den Kissen lag. Also wohl ein Krüppel all mein Leben lang?"

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" Liese, wirst Du trotzdem mein Weib?"... Er hielt den Atem wohl als ein Strüppel auf der Welt, ohne sie eine Lebensfrage war es, die er getan, denn was sollte er

an

Ach der Arme, der Arme

" Ja, Friz, ja!" Und fassungslos nahm sie ihn in den Arm und bettete seinen Kopf an ihre junge Brust. Und der Krante, ermattet von der Aufregung, nidte ihr dankbar zu und seine Augen schlossen sich zum Schlummer. Leise und sanft, wie eine Mutter ihr Kind, bettete sie ihn in die Kiffen, immer und immer Ein wildes, zorniges Schluchzen war es.... Es drohte ihr die wieder von einem qualvollen, unterdrückten Schluchzen gestoßen. unge Brust zu zersprengen, das Uebermaß von Schmerz, den das Schicksal auf ihre jungen Schultern gelegt. nein ihre Augen hatten gelogen er hatte falsch gelesen. Es mußte ja ein Todesurteil drin gestanden haben. Ein Todesurteil. Als der Arzt heute früh da war, sagte er: Nein, er schläft zuviel! Zuviel! Sollte es etwa schlimm werden in der Nacht, ich bin zu Hause.".... Und das war das Todesurteil gewesen. Osie wußte es noch genau als man damals ihre Mutter heimbrachte, hatte derselbe Arzt dieselben Worte gesagt neinnur so gleichgültig hingeworfen- Wenn es etwa schlimm werden sollte..." Und jene Nacht war ihrer Mutter letzte gewesen....

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O, diese Grube!

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Tier, stöhnte sie auf in

Fassungslos, wie ein weidwundes ihrem namenlosen Schmerz.­Die Mutter hatte das Geschid ihr geraubt, dann zwei junge, ferngesunde Brüder, und nun nahm es ihr auch noch ihn, ihr Teuerstes, an dem sie mehr hing als an ihrer ganzen Familie. Und wie lange wird es noch dauern, da geht auch der Vater. Sah er nicht schon aus wie ein Sterbenstranter und mußte trotzdem noch alle Tage einfahren? Gott , der dies Elend sah?... Wo war er denn, an den sie so Wild blickte das Mädchen um sich. Gab es denn wirklich keinen fest geglaubt, zu dem sie immer noch betete

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-von dem es hieß,

er wäre am nächsten, wenn die Not am größten? So komm doch, Du dort oben und hilf! Hilf uns doch, wir sind ja auch Deine Kinder nicht nur die, die in Samt und Seide gehen für die Du nicht da bist die Dich bloß einmal in ihre besudelte Faust nehmen als Prügel für uns, als Drohung­um uns weiter treten zu können... Hilf doch- Du, Du uraltes Märchen. Heiligenbilder von der Wand- zerriß die Bilder, zerbrach das In wahnsinniger Hast riß sie das Kruzifig und die zwei

Kreuz und warf die Trümmer erbittert von sich.

Stier vor sich hinblickend saß sie lange, lange.... Nach und nach ebbte ihr leidenschaftlicher Zorn zurück, sie wurde ruhiger; aber keine erlösende Träne wollte die Augen dunkeln. Ungeschwächt lag die ganze, große Last ihres Schmerzes in der jungen Seele. Nun erst, da sie gebrochen mit dem blinden Glauben ihrer Väter, nun erhellte sich manches in ihrem Geiste, das vordem dunkel und tot in ihr lag. Wohl begriff sie nun, daß es nicht bloße Pflicht­erfüllung war, was jene bei der großen Grubenkatastrophe immer und immer wieder hineintrieb in den schon brennenden Schacht fie alle wußten wohl schon, daß kein gütiger Gott da war, ihnen zu helfen selbst mußten sie sich helfen und sie taten es. Sie fühlten wohl auch, wie Frizz immer sagte, daß sie alle an einer Sette schleppten.

ihr Frib, wie oft

Lisbeth rieb die brennenden Augen hatte sie ihn ausgelacht und wohl gar einen Gottlosen gescholten, wenn er fie bat, doch seine Religion anzunehmen. Sie hatte ge­lacht, wenn er ihr von den hohen Zielen sprach, an die er felsen­fest glaubte sie fonnte jezt nicht mehr darüber lachen welch große, herrliche Lehre mußte es sein, wenn ihre Jünger so be­geistert in den Tod gingen einer für alle alle für einen.. ,, Lache nicht, Lisbeth," hatte er einmal gesagt, es tut mir wehe. Sieh, macht uns nicht schon allein das Streben nach Frei­

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