-
834
Da fam Roth quer über die Halle! Er kam aus der den Takt ihrer Lieblingslieder. Die Sträffinge in den finsteren Bar, mit aufgeknöpftem Ueberzieher, und kaute an irgend Löchern hörten sie über ihren Köpfen, erkannten den Rhythmus und etwas, vermutlich an einer Gewürznelfe. Helge hatte es fummten die göttliche Melodie vor sich hin. plößlich eilig; er las laut vor sich hin aus dem Buch, als notiere er eine Frachtbestellung:
Kontraft 970. Zwanzig Waggone Lebensmittel für Nelson, Morris u. Co. ishlarda BA DOT Die Tür klappte.
Ein Telegramm, Bendel? is at lung du - Bestimmungsort: Fairfield Packing Co., via Liverpool- las Helge eifrig und blickte dann auf, ein bißchen verwirrt, wie nach langer Vertieftheit in Geschäftstransaktionen: Wie Telegramm? Jawohl, bitte · habe Mr.
-
-
Er riß das kleine strohgelbe Kuvert auf, dessen roter Verschluß zeigte, daß die Depesche europäisch war, überflog sie und schob sie dann mit erkünfteltem Gleichmut in die * Manteltasche.
Ich geh' nach Hause, Bendel. Wenn die Bost erledigt ist, so schließt. Nichts weiter heute.
Er machte Kehrt.
( Fortießung folgt.)
Mitten im Felde liegt ein großer, schwarzer Festungsbau, um geben von einem breiten mächtigen Flusse. Am Abend, wenn alles still wird und schweigt, rauschen die Wellen...
Das ganze düstere Gebäude war durch die Anwesenheit dieses weiblichen Wesens wie verwandelt.
Lebens hatten ihm die Kerkerwände schon geraubt, doch hatten sie In der Nebenzelle lag ein junger Mann. Acht Monate seines sein feuriges Herz nicht zu ersticken vermocht. Er fühlte es nur in feiner Bruſt ſchlummern. Wenn er morgens aufgestanden, streďte er sich auf die Pritsche und dachte stundenlang an Szenen aus seiner Kindheit, die ihm jezt zulächelten wie aus einem Traum. So war die Energie, die in ihm wohnte, eingeschläfert. Es ließ ihn gleichgültig, ob draußen die Sonne schien oder ob es in Strömen regnete. Doch nur ein Hauch hätte genügt, um sein Herz aufzu wecken.
Hinter der Wand vernahm er den Schritt des jungen Mädchens, und als sie in der Abenddämmerung ein Nocturno von Chopin flopfte, verlor er sich in süßen Träumereien. Er sah einen jungen Wald in den ersten Tagen des Frühlings. Hier und da irren noch Sonnenflecke zwischen den kleinen Bäumen umher... ein berlaffenes Schloß spiegelt sich schwermütig in der blauen Flut... ein junges Mädchen wandelt unter den Fichten. Von stillem Ge heimnis umhüllt, schreitet sie sacht zwischen den Stämmen fie tommt aus einem fremden Land und wandert in eine fremde Welt....
-
Er hatte schon versucht, durch die Wand mit ihr zu plandern die Finger gestanden ihr seine Liebe.000 flo
"
Wer bist Du? Ich errate, daß Du jung und schön bist, und liebe Dich. Ich bin start wie ein Löwe. Wenn es Nacht ist, drücke ich die Mauer ein und komme zu Dir. An meiner Brust will ich Dich bergen wie ein Vöglein und mit Dir fliehen, weit... ganz weit
Sie horchte auf das Klopfen der Finger, doch ohne es zu ver stehen, denn sie kannte das Geheimalphabet nicht. Aber wenigstens hatte sie das Empfinden, daß hinter der Mauer ein Herz schlug, das Drinnen waren alle Stockwerke mit Gefangenen besetzt. Tags- ihr gehörte, daß eine Stimme da war, die sie rief. Und oft legte über schien es ein totes Gebäude zu sein, eine Katakombe, deren sie das Ohr an die Wand, um zu horchen... zu versuchen, diese Höhlen mit lebenden, gefunden Menschen bevölkert waren die geheimnisvolle Sprache zu enträtseln. Zuweilen flopfte sie auch, als Sträflinge schliefen auf ihrem Strobsad oder betrachteten bis zum fönnten ihre Finger sprechen. Oder auch legte sie sich bei sinkender Wahnsinnigwerden das Gesimse des Dfens oder einen anderen Nacht an der Wand auf die Erde, flopfte, um zu sehen, ob er da Gegenstand. war, an der gleichen Stelle jenseits der Wand. So verharrten sie, und er sang ihr mit den Fingern Lieder durch die Steine und erzählte ihr seine Liebe.
Gegen Abend aber lebte das Haus auf. Ueberall wurde an die Wand geklopft, und dank des geheimen Alphabetes begannen lange Gespräche. Ein schwerer Tritt auf dem Korridor versezte zuweilen das ganze Haus in Schweigen. Doch kaum war der Wärter verschwunden, so wurde alles wieder umso lebhafter.
Die Gefangenen gewöhnten sich an ihr stummes Dasein. Sie fonnten nur noch mit den Fingern reden und erkannten schließlich sogar am Klopfen den Charakter ihres Partners und selbst seine foziale Stellung. Zuweilen wandelte sie allerdings die Luft an, zu schauen, ein wenig zu sprechen, nur um ein schlafendes Organ wieder einmal zu gebrauchen um zu sehen, ob es seine Aufgabe noch erfüllt. Als nun eines Abends das ganze Gefängnis in lebhafter Unterhaltung begriffen war, vernahm man plöglich ein frisches, junges, fräftiges Lachen es war die helle Stimme eines jungen Mädchens. Die Gefangenen erschrafen. Da ging gewiß etwas außergewöhnliches vor. Und das Klopfen an den Wänden hörte auf, schweigend lag das Gefängnis da. Doch zum zweitenmal erklang das sonnenhelle Lachen zwischen den Mauern seltsam... als finge ein Toter an zu reden.
Sie war fast noch ein Kind, die da lachte. Als man sie aus dem Hause der Mutter fortgeholt, hatte sie den Ernst ihres Falles gar nicht begriffen. Stolz war sie aufgestanden und den Polizisten in romantischer Haltung gefolgt. Nach einem solchen Abenteuer erwartete sie etwas sehr Ernstes, dessen Heldin sie sein würde. Doch so allein in den vier Mauern hatte die Einsamkeit ihr Herz mit schweren Händen bedrückt.
Lange weinte sie stil vor sich hin. Dann war es ihr beffer, und sie fühlte sich wieder als Heldin. Mit geballten Fäusten richtete sie sich auf ihrem Lager auf und hielt dreift die Brust hin, als sollte fie von den Kugeln der Soldaten durchbohrt werden. Doch sie er innerte sich plöglich, daß sie ja allein war, und schluchzte schmerzlich auf wie ein Kind.
Da eilte der Wärter hinzu und warf einen gereizten Blid durch den Judas . Als das Auge in dieser kleinen Deffnung, erschien, mußte das junge Mädchen auflachen. Als er sie sah die einzige weibliche Gefangene war der Soldat gerührt und lachte gleichfalls. Dann aber gewann das Pflichtgefühl die Oberhand, und er redete wieder mit grober Stimme und setzte seine bärbeißige Miene auf.
So wurde die Disziplin zum erstenmal in dem düsteren Gebäude berlegt. Bald durcheilte die Kunde das ganze Gefängnis, ein junges Mädchen sei angekommen. Wie hatte man das erfahren? Sobald sie in die Zelle eingeschlossen, hatte man ihre Stimme nicht mehr hören können. Nur die Schläge des Geheimalphabets drangen durch die Wände. Auch sehen fonnte man sie nicht, denn fie wurde allein zum Spaziergang geführt. Aber gewiß erkannte man die Frau am Gang, wenn sie durch den Korridor schritt.
Und dann auch war sie musikalisch, und um sich darüber hinwegautrösten, daß sie das Piano entbehren mußte, setzte sie fich gleich in den ersten Tagen artig in eine Ecke und llopfte mit dem Fuße
Ohne sie zu verstehen, drangen ihr die Schläge doch ins Herz. Da lehnte sie die Stirn gegen die Mauer. Eines Tages geschah nun jäh etwas, das das ganze schreckliche Gebäude erbeben ließ ein Sträfling hatte entdeckt, daß der Galgen vor dem Gefängnis errichtet wurde.
-
Wie wenn der Regen in die Rinne tropft, seufzte die ganze Nacht das Klopfen an die Wände durch die beängstigende Stille. Die Schläge überstürzten sich. Zuerst gingen sie von Wand zu Wand, dann vom Fußboden zur Dece. Sie tauschten Ratschläge aus, trösteten einander, befragten sich und nahmen Abschied. Dieses nächtliche Klopfen war, als schlüge der Todesengel mit seinen Flügeln an die Mauern. Endlich verstummte das Geräusch nach und nach. Gefangene dachte in seiner Zelle wieder aus eigene Leben.
Jeder
In dieser Nacht aber hatte das Klopfen des Nachbarn neben dem jungen Mädchen einen feltsamen Ton angenommen. Seine Finger zitterten im Fieber. Gewiß hatte er ihr etwas Ernstes und Dringendes zu sagen. Sein Klopfen überhaftete sich. dann schwieg es, wie erschaudernd. Sie erriet, daß er sein Antlig an die Mauer preßte, daß er ihr durch die Wand Küsse gab, daß er erbittert wurde und fragte. Allein sie wußte nicht, was für ein Ge heimnis er ihr anvertrauen wollte.
Draußen weinte und stöhnte der Wind, rüttelte an den kleinen eisernen Blendläden und strich um die Gitterstäbe. Nie war ihm die Belle des jungen Mädchens schrecklicher erschienen.
Schon mehrere Male hatte sie geklopft, um den Nachbarn zu rufen, doch er schwieg, als sei er jetzt auf sie böse. Da schmollte fie und warf sich auf ihr Lager. Eine unendliche Traurigkeit fam über sie. Sie hätte wieder an die Wand gehen und ihn von neuem rufen mögen, doch sie wartete, bis er zuerst täme.
Eine unheimliche Stille herrschte nun im Gefängnis. Das Klopfen hatte ganz aufgehört... man vernahm nichts als den fernen Schritt der Schildwache. Vor Entsezen sprang fie endlich auf, eilte zur Wand, Klopfte, suchte, bat und schluchzte und rigte fich das Gesicht an den Steinen. ,, Gib Antwort, was machst du?" murmelte fie. Was ist geschehen? Oh, ich fürchte mich! Antwort! Gib mir Antwort!..." leberfekt von Hermann Hesse .
2[