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flüchtig war er heimgekommen, mit der Kunde von dem großen Brand und schwerem Elend. Mutter Eef, die Augen scharf auf Joost, schreit plöglich auf Du Kerl, Du Schwein, Du besoffenes Untier, hab ich Dir nicht streng berboten, auf die reine Diele auszuspuden? Siehst Du nicht den Speinapf?" tis Sie faßt mit ihrer starken Hand den Alten und stößt ihn in die dunkle Halle. Alle andern folgen, tappen in die Stojen, friechen in die Kasten unter ihren Lumpen.

sin Gwij und Huip und ihre Frauen schmiegen sich zusammen. adsy Wie viel Nächte noch?

Joost zieht heimlich seine Branntweinflasche aus dem Bolster, heizt den alten Leib.

Lautlos liegt das Haus der Wind umheult es, rüttelt an dem Giebel, an den Türen.

Ab und zu erwacht ein Schläfer.addogis

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is war das nicht ein Schrei? Das Rufen eines Kindes, das vor vielen Jahren in solcher Sturmnacht auf der See ertrunken ist? ( Schluß folgt.

Berliner Porzellan.

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Auch einiges Gebrauchsgeschirr war in diefer biedermeierlich and hebenden Zeit ganz luftig, so die Schokoladentassen mit den plasti­schen Reliefs von Mama und Papa. Aber bald tamen schlimme Geschmacklosigkeiten; das pompejanische Rot wurde als ein dider Brei dem Porzellan aufgepinselt, daneben ein woltiges fleistriges Blau und unmenschlich viel Gold. Dummheiten, wie das Nach­ahmen von Steinmosait( Taubenmotiv in Schrank 36!) waren all­täglich. Die figürliche Plastik wurde akademisch langweilig; Ge­nelli( 37) war so etwas wie ein biskuitener Michelangelo . Es wird immer schlimmer; die Base mit den Figuren der preußischen Provinzen ist in all ihrer Riesenhaftigkeit ein Stück schrecklicher Verwilderung; die großblumige Malerei, die den Grundstoff völlig zudeckt, bedeutet den Selbstmord des Porzellans. Und dann folgen Dinge, die einem geradezu lebelteit bereiten, titschige Lackpinseleien und andere schlimme Brutalitäten, wie sie am besten ein Protokoll, das über den Niedergang der Manufaktur amtlich im Jahre 1878 aufgenommen wurde, kennzeichnet: Unglasierte Krüge und Basen von schwarzer Farbe mit Gold oder farbiger Bemalung, welche durchaus das Ansehen haben, als ob sie aus gebrannter schwarzer Erde beständen, Gefäße aus unglafiertém Material, welche aus Gips zu bestehen scheinen.

Erst mit dem zwanzigsten Jahrhundert und der Leitung von Schmuz- Baudiß tamen über die Berliner Manufaktur wieder Vernunft und Geschmack. Die Ergebnisse dieser Wandlung sind uns wohlbekannt: die mildtönenden Unterglasurmalereien, die weich flächigen, geschmeidigen, den porzellanenen Stil suchenden Klein­figuren. Der sprühende Wackerle, der finnliche Huber und der strenge Amberg sind dabei im Erfinden keramisch wirkender Plastik be­sonders glücklich gewesen. Aber auch ihre trefflichsten Arbeiten können nichts an der Erkenntnis ändern, daß die Zeiten des Por­zellans vorüber sind. Porzellan war das exquisite Material einer aristokratischen Kultur; die Demokratie vermag mit ihm nichts an­zufangen. Heute gibt es nur noch Porzellan für das chemische Laboratorium und für den Gßtisch. Daneben kann bestenfalls noch die Blumenvase gedeihen, der aber geht es am besten, wenn sie sich nach dem Vorbilde Asiens mit ganzflächigen Laufglasuren ( Schrank 49) begnügt. Robert Breuer.

Die chemische Grundlage der

Geifteskrankbeiten.

Neue Bahnen der Irrenheilkunde.

Von Dr. med. van Troy.

Im Lichthof des Kunstgewerbemuseums gibt es eine sehr große Ausstellung Berliner Porzellane zu sehen. Wir finden bestätigt, was wir von jeher wußten: die preußische Königskultur des acht­zehnten Jahrhunderts ist in allem Architektonischen( und dazu ge­hört auch das Porzellan) durchaus zweiter Hand. Die Bauten Potsdams wären ohne französische und italienische Vorbilder nicht denkbar; die Manufaktur, die Friedrich II. nicht ohne kaufmänni­sches Geschick erworben hatte, folgte den Spuren Meißens und ehrte somit abermals französischen Geist. Während dieser Zeit der Ab­hängigkeit hat die Lerliner Porzellanfabrik ihre besten Stücke herausgebracht. Wir finden einige davon in den ersten beiden Wandschränken: unter asiatischem Einfluß geformt und mit leichter Hand geschmückt, Am besten gelangen schon damals die Geschirre für den Frühstückstisch und die Mittagstafel( die Geschichte der Schokolade, des Tees und des Kaffees gibt eine wißige Parallele zum Siegeszug des Porzellans). Die aufgemalten Watteausgenen passen delikat zur Stimmung des zerbrechlichen Stoffes; die schwarz wiedergegebenen Bauernbilder des Teniers ergeben eine Diffonanz, die stampfenden Saufsäde haben so gar nichts Porzellaniges. Solche wahllojen Bemalungen, die später noch weit grotester wiederkehren, zeigen deutlich: wie wenig die, Berliner Manufaktur, ja ganz Europa eigentlich von der Seele des Porzellans, dieses östlichen Wenn Seelenſtörungen wirklich den Namen von Krankheiten ver­Gutes, je begriffen hat. Sehr schöne Stüde sind die drei Service für das Breslauer und die Potsdamer Schlösser; man fühlt, daß dienen, so müssen sie gerade wie die anderen Krankheiten des Körpers der Former das Klingende des porzellanenen Scherbens mit ben auf einer bestimmten materiellen Grundlage sich abspielen. Da man Fingerspizen empfand, und daß der Maler trotz alles Reichtums als solche die nervöse Substanz des Gehirns anzusehen hat, lag es seiner Deforation das Weiß des edlen Materials respektierte. unter Einwirkung der von Rudolf Virchow eingeführten pathologisch­Die Figurenplastik Berlins ist nie sehr bedeutend gewesen; es anatomischen Anschauungen nahe, die Geistestrankheiten für Gehirn­fehlt das prickelnde Temperament, das Sündhafte, zu schweigen frankheiten anzusehen, und der Wunsch wurde rege, über ihre Art, bon jener dämonischen Mystik und jener taubenseligen Lieblichkeit, ihr Wesen und ihre Abgrenzung etwas aus den frankhaften Ver­wie sie asiatischen Porzellangöttern einwohnt. Die Berliner Figuren änderungen der Zellenbestandteile erfahren zu wollen. Aber die bevorzugen das Allegorische; am besten sind sie noch, wenn sie sich pathologisch- anatomische Forschung, die anderwärts die größten wenigstens äußerlich an das Asiatische halten: so die Chinesen- Triumphe feierte, hat hier fast vollständig versagt. Obwohl die figuren( Schrank 6). Zwei Brüder Meyer waren die ersten und Mikroskope immer schärfer wurden, obgleich die mikroskopischen Färbe­wohl auch besten Plastiker der Manufaktur; davon hat Wilhelm methoden eine immer bessere Ausbildung erhielten und immer feinere Christian, der spätere Akademiedirektor, die Figuren für den Tafel- Einzelheiten der Struktur an den Tag brachten, ließ sich mit all diesen Hilfsmitteln bei den Geisteskrankheiten nichts ausrichten. Sie blieben aufsatz, den Friedrich der Zweite der russischen Katharina schenkte, funktionelle" Störungen, d. b. folche, bei denen man wohl die Wir­gemacht. Dieser Aufsaz ist ein sehr charakteristisches Stück; er zeigt das Porzellan im Dienst der höfischen Etikette und der Untere fung, nicht aber die Ursache fannte. rodspolitik. Die Fürsten schenkten sich Porzellan; für eine fojt: bare Base gab es unter Umständen einen Landesteil. Auch die Bürger schwelgten, sie waren ganz verliebt in die kleinen bunten Püppchen, in Kinder, die mit allerlei Früchten handeln, in Butten, Miniaturgötter und winzige Tiere. Das meiste dieses Vitrinen­spielzeugs hat aber keinerlei künstlerische Bedeutung; es ist gar zu harmlos. Der Duft des Rokokos entschwand dem berlinischen Por­zellan, noch ehe er es recht getränkt hatte; es tam die schwerere Klassit, das Zopfige. Das bekam dem Porzellan nicht sehr gut. Es gibt Unmöglichkeiten, wie die Vasen, die hier auf dem franzö= fischen Rollbureau( neben Schrank 27) stehen: Orientalische Grund­form mit Malerei im sogenannten Römerstil. Oder: Gefühls­losigkeiten wie die Porphyrvase: eine Nachahmung von Lava. Was hätten die Chinesen zu solcher Barbarei gesagt. Orient und Orident sind eben, was die Kunst angeht, schon zu trennen; nur, daß dem Westen dann biel Licht verloren geht. Recht lustig arbeitete die Manufaktur im letzten Jahrzehnt des achtzehnten Jahrhunderts; sie machte Geschirre im klassizistischen Stil, hart und ecig, aber burch solche Steigerung der Zerbrechlichkeit pikant. Ein heller grüner Grund und an anderen Stücken ein Kobaltblau, das nach dem Ruhm von Sèvres geizte, wurden geschickt angewandt.

Mit dem neunzehnten Jahrhundert( in den vorderen Sälen ausgestellt) beginnt bereits der Verfall der Manufaktur. Anfangs wurden noch ganz passable Biskuitporzellane( nur einmal gebrannte, nicht glasierte) hergestellt; dazu gehört die bekannte Gruppe Schadows nach den beiden Prinzessinnen Luise und Friederite.

Einige Geisteskrankheiten und ihre Zahl ist bis heute im wachsen begriffen machen davon eine Ausnahme. So findet man bei angeborenen Geistesstörungen, die zu der Gruppe der Schwach­finnzustände, der Idiote und Imbezillität, gehören, schwere Ver­änderungen des Gehirns, oft geradezu Mißbildungen. Auch bei dem Greisenschwachsinn find in neuerer Zeit pathologisch anatomische Merkmale beschrieben worden, die ihre Ursache in einer auf Ver­falfungserscheinungen beruhenden Unterernährung haben. Ebenso ist die progressive Baralyse eine organische Geisteskrankheit nach einer Infektion. Auch das paralytische Gehirn zeigt bestimmte Abweichungen bon den normalen. Wenn nun auch derartige mikroskopische Forschungen fortgesetzt werden und gewiß noch viele Erfolge versprechen, so ist doch die Hoffnung, ver­mittelst ihrer zu einem tieferen Verständnis der Geisteskrankheiten zu gelangen, wohl allgemein aufgegeben. Um so mehr wendet sich das wissenschaftliche Interesse einer ganz neuen Methode zu, die der physiologischen Chemie angehört. Jedes Organ macht während seines Lebens Veränderungen durch, die im Ab- und Auf­bau seiner Elemente bestehen.. Man nennt dies bekanntlich Stoff­wechsel. An der Art und Größe des Stoffwechiels fann man er­kennen, ob das betreffende Organ gesund ist. Krankhafte Störungen werden durch eine Veränderung des Stoffwechsels offenbar. Diese tann Dank der Feinheit der Untersuchungsart unter Umständen viel. früher erkannt werden, als wenn man die Krankheit pathologisch­anatomisch festzustellen imstande ist.

Ju der Psychiatrie spielt ein solche funktionelle Diagnostik seit einigen Jahren eine große Rolle. Sie dient zur genauen Unter­