«In.Philosophischts Wörterbuch" legt uns A.«einer im Verlage von Otto Tobte», Leipzig  (Preis k M.> vor. Das Werk ist nicht für Fackgelehrtiv sondern für daS große Publikum gedacht. Da» gesteckte Ziel such» der Verfasser dadurch zu erreichen, daß er an wichtigsten Stellen die Philosophen selbst zum Worte kommen läßt. Diese Methode ist bequem, sie setzt aber voraus, daß die Wahl der Zitate möglichst objektiv geschieht. �Das scheint uns nicht immer der Fall zu fein. Die materialistischen Denker kommen entschieden zu kurz, wie überhaupt der Verfasser in xunoto Materialismus sick, nicht über die landläufigen Unzulänglichkeiten erbebt. Daß die Lebensauffassung der französischen   Materialisten zum Beispiel in dem Satze:. trink und amüsier« dich, zusammen« gefaßt werden kann, ist ein Schauermärchen, das für den guten Ge« schmack eigentlich längst abgetan sein sollte. Im großen ganzen aber kann da» Werk empfohlen tverden, da eS ans knappem Räume die tvichtigsten Begriffe der Philosophie tveit über bloße Worterklärung hinaus erläutert. Ein besseres Werk von demselben Umfange ist uns nickt bekannt. Im Zusammenhange dieser Besprechung sei noch auf da» stattlicheZweite Jahrbuch der Schopenhauer- Gesellschaft  , 191?" hingewiesen. Der in Kiel   bei Schmidt u. Klaunig verlegte Band ist ausschließlich der Erneuerung der Schopenhauerschen Philosophie gewidmet. Dies« liegt uns jedoch als lebendiges Ganze so fern, daß wir sie nur mehr als historische Er- scheinung aufzufassen vermögen. In den wesentlich apologetisch ab- gefaßten Artikeln des Bandes kommt die Historie jedoch wenig auf ihre Kosten. Den fachlich interesiantesten Beitrag hat Dr. I u l i u S- derger überDie Bedeutung Schopenhauer  ? für die Psychiatrie' geliefert. V. Ib. kleines Feuilleton. Länderkunde. In den Straßen Mexikos  . Frank H, Shaw, der lange Zeit in Mexiko   lebte, erzählt in einem Aussatz von O. HomkerS Journal von der Stadt, die heute die Blicke auf sich lenkt: Wenn man von einem erhöhten Standpunkt au« über die Dächer den Blick schweifen läßt, fällt in allen Himmelsrichtungen das Auge auf un- zählige Kirchen und Kirchtürme, unter denen sich einige Juwelen alter Baukunst befinden. Draußen, am Rande der Stadt, wo einst das Schloß Montezumas stand, liegt heute die Militärichule. Nord- westlich der Stadt liegt zwischen Bäumen»nd Hügeln Guadelope. das LourdeS der Mexikaner, wohin jährlich Taufende von Gläubigen pilgern, um in den Fluten des als wundertätig angesehenen Wassers Heilung von allen menschlichen Gebrechen zu suche». Im Innern der Sradt Mexiko  aber flutet das Leben: und dock ein stille« gemächliches Lebe». In den Stunden der NachmiltagSruhe liegen die Straßen verödet, ver­geblich sucht der Blick nach einem sich bewegenden Wesen. In den schattigen Torgängen liegen die Schläfer dahingestrcckt, um sich im trägen Schlummer über diese Stunden der Hitze hinwegzutäuschen. Dann ist das Läuten der Maultierglocken verstummt und mit ihnen die charakteristischen Rufe der Maultiertreiber. In eine Stadl der Toten glaube sich der stemde Gast verzaubert, und man zögert, weiter zu schreiten, um die über allem liegende sonnige Stille nicht durch den Schall von Schritten zu zerstören. Dann aber. wenn die heißen Stunden vorüber sind, erwacht plötzlich die schlafende Stadt, und jäh folgt der Ruhe eine bunte hastige Lebhaftigkeit. An den fast ausnahmslos vergilteiten Fenstern der Häuser er- scheinen mantillengeschmnckte Franengestalten. ans den Straßen er- Ivecken die eifrig dahinziehenden Maultiere das erste Leben: und dann tauchen sie überall auf, diese malerischen Gestalten, gepuderte Frauen, au« deren blütenweißen Gesichtern die großen schivarzen Augen wundersam funkeln, gebräunte Dienerimien. Geschäftsleute, Reiter, die vom Lande hereinkomme». Da rettet gemächlich der Vaquero, der mexikanische Cowboy, ans seinem prächtig ausgeschirrten schönen Pferde durch die Straßen. Wenn der Alkohol seiner Herr wird, ist dieser Bursche eine entfesselte sinnlose Bestie, aber wenn der Rausch verflogen ist, wird er wieder zu dem gutmütigen, etwa» verträumten Kinde, da« heiter. lachen kann und sich srent. wenn seine Ohrringe im Sonnenlicht« funkeln und leise klirren. Mit naivem Stolz liebkost er seineu kleinen Schnurrbart, kokettiert nach alle» Seiten. Ein unnützer Bursche denkt der Europäer, ein junger Faulpelz, ein träger Geselle. Aber da entsteht im Hinter- grund der Straße ein Auflauf. Menschen fliehen. Schreie ertönen: ein wütender Stier hat sich losgerissen und stürmt schnaubend die Straße hinab. Da verwandelt sich der Vaquero. ohne die ab- gewogene Gelassenheit seiner Gesten zu verlieren, sein Pferd bekommt die Sporen, mit lässiger Gebärde löst der Retter vom Sattel da« Lasso. Schnell, schnell I denkt man. aber der Vaquero lächelt nur still vor sich hin. Da, plötzlich, surrt das Tau. das Pferd stemmt sich fest, da» Lasso spannt sich und singt hell auf wie eine Satte. «nd die Bestie ist gesangen. lind au« dem eitlen Biirschlein ward jäh ein Simtbild verwegenen Mute« und ungezügelter Tat- kraft...." Hygienisches. Wasser, da« mit Ozon sterilisiert wird Im französiichen Heere macht man seit einigen Monaten Versuche mit einem auf einem Wagen ruhenden Apparat, der- da? Klußwasser mittels Ozon» entkeimt und trinkbar macht. Daß diese Methode der Wasserreinigung von großem Nutzen ish kann man sich denken: würde sie doch, wenn sie sich bewähren sollte und sie scheint sich zu bewähren> den im Felde befindlichen Truppen ermöglichen, an jedem beliebigen Punkte, an dem sich ein Fluß befindet, gesunde» Trinkwaffer zu finden. Vor einigen Tagen so berichtet man demDaily Expreß  ' auS Paris   machte man Versuche auch mit dem berüchtigten Seinewasser, da? nach bakterio- togischen Untersuchungen mit allem erdenklichen Schmutz be- sudelt und in jedem Tropfen mit Millionen Bazillen durchsetzt ist. DaS trübe Flußwasser wurde von dem Soldatenwagen aufgepumpt, durch einen Filter, der es vom Schlamm befreien sollte, getrieben und dann zunächst noch einmal untersucht: eS war jetzt vollständig von Schmutz und Schlamm befreit, nicht aber auch von den Krank- heitSkeimen. Hier trat nun der Ozonapparat in Tätigkeit. DaS Wasser wurde mit elektrisch behandelter Luft gemischt durch die elektrische Behandlung hatte sich der Sauerstoff der Luft in Ozon verwandelt, und diese« Ozon verwandelte nim seinerseits das Wasser. AuS dem trüben, ekelhaften, gelblichen Flußwasser Ivar ein klares. geruchloses, frische», entkeimte» Wasser geworden. Das System der Wafferentkeimung mittels Ozon» war übrigen« schon bei den städtischen Trinkwafferanlagen in Pari» erprobt worden. Eine Zeitlang Wanken die Pariser  , ohne e« zu wissen, mittels Ozon» be- bandelte« Marnewasser, aber bis zur Entkeimung des Seinewaffer» war mmt noch nicht gelangt... Verkehrswesen. Die Eigenschaften de? Holzpflasters. Dem letzten internationalen Kongreß für Straßenbau wurden nicht weniger al» acht Berichte vorgelegt, die sich auf die Benutzung von Holz für Straßenpflastcrung bezogen und die notwendigen Anforderungen an ein solches Pflaster zusammenstellten. AuS dem Inhalt der Berichte ist die Summe in solgenden Sätzen gezogen worden. Das Holz- Pflaster muß auf einem genügend starken' Fundament von Beton liegen, um die Belastung durch den Straßenverkehr auszuhallen. Unter dieser Voraussetzung eignet eS sich für die meisten Straßen. ausgenommen vielleicht solche in der Umgebung von Hafenanlagen oder großen Fabriken, wo hauptsächlich eine Benutzung durch schwere Lastwagen stattfindet. Weiche Holzsorten erfordern stet? eine Jmprägnieninz. deren Auswahl von der größten Wichtigkeit ist. Zu diesem Zweck ist die Ausführung von Versuchen im Laboratorium notwendig, um auf die richtige Wahl des Holzes und seiner Jurichiung zu führen. DaS Eindringen von Wasser in die Fugen des Holzpflaster« muß unter allen Umständen vermieden werden. Hartes Holz scheint für sehr verkehrsreiche Straßen wenig empfehlenswert zu sein, falls nicht ein Mittel gefunden wird, um die Verschiebung der einzelnen Blöcke und eine Verschlechterung der Zemcntunterlage zu verhüten. Weiches und harzreiches Holz eignet sich besser, da eS weniger leicht fault und auch wirksamer imprägniert werden kann. Ein solches Holz- Pflaster mit nudurchdriuglichen Fugen gibt alle Gewähr für die Erfüllung der von der Hygiene gestelllcn Forderriiige», vorausgesetzt, daß es häufig und vorsichtig gewaschen wird. Uni die Glätte der Oberfläche zri vermindern, ist eine Bestreitung mit Kies zu empfehlen. besonders wenn das Pflaster aus hartem Holz besteht. Jedoch ist es notwendig, daß ein feiner KieS für diesen Zweck gewählt wird. Diese aus gründlichen Ersahrungcn beruhenden Ratschläge tverden b öffentlich zu einer noch weiteren Verbreitung der Hol.zpflastermig führen, da sie sich wegen der geringen Staubcntwickelung. Sauber­keit und Geränschlosigkeit gerade für Großstädte trefflich eignet. Kulturgeschichtliches. Moderne Haarfarben. Die Mode ersinnt immer iiene und immer erstaunlichere Ueberspanniheiten. Da die mit Uhren geschmückteil Schuhe und die mit Diamanten besetzten Absätze schon etiva» All- tägliches sind, haben wie derGauloiS" berichtet die für Aut- fallendeS schwärmenden Loudoner Damen   das Bedürsiii«. wieder durch etwas besonder« Originelles zu glänzen und die Anfmerksam- keil der Welt auf sich zu lenken: und sie kamen auf den verrückten Gedanken, sich die Haare so zu färben, daß sie mit dem in der Toilette vorherrschenden Farbenton übereinstimmen. Auf einer dieser Tage in London   eröffneten Modenanöstellitiig kann man die letzten Neuheiten in Haararbcitcn bewundern oder auch nicht bewundern. Da sieht man rosenfarbene, erdbeerfarbene. veilchenblaue, vergißmeinuichtblane. soniienblui»e»farbeiic Zöpfe und Locken. Jeden Nachmittog erscheinen, während daS Orchester den übliche» Tango spielt, auf einer kleinen Bühne ein paar Damen. deren Haar in den seltsamsten Farben erglänzt. Es ist geradezu grauenvoll! Ein junges Dämchen mtt sanften blauen Äugen und niedlichem Piippeiigesicht. präsentiert sich mit veilchenblauem Haar. schwarzem Eanttmieder. veilchenfarbeiiem Rock»nd violetten Schnheu und Strümpfen. Eine aiidere Dam« erschien in himmelblauer Kleidung und bimmelblauer Haartracht DaS alle? ist scheußlich. dreimal scheußlich, aber man töiinte beinahe daraus schwöre», daß eS trotzdem von Modeiiämnnen des Kontinent? nachgeahmt werden ivird: wagen sich dock, wie im? berichtet wird, auch schon in den Schauseiistern Bertiuer Haarkränsler vcilchcnblanr Locken. Turbane und Zöpfe hervor!____ Lerantw. Redakteur. Alfred Wietrp». Neukölln. Druck u. Verlag: VorwärtSBnchdrnckcrei».VerlagSanftaliPaiil Singer LlEo..Berlin8>V.