-

879

DO

Du schweigst und stierst noch immerzu. Du imponierst mir nicht. Wir haben hier ein für allemal über unsere Stellung Dir gegenüber unsere Entscheidung getroffen. Du hättest Dir zu Herzen nehmen sollen, was Dostojewski Dir so gründlich und eindringlich erklärt hat.

tvar

-

-

nicht einen Stein auf dem andern zu laffen, ber nicht zerbrochen| famen mir die Prinzipien der Bevölkerung" von Malthus ins Ge würde. Wir dulden hier keine Agitatoren mit ihrer zerstörenden dächtnis, die ich vor etwa 12 Jahren gelesen hatte. Ich dachte an Tätigkeit. Bir dulden auch Deine Aufhegungen gegen die Ober- feine flare Darstellung der wirklichen Hindernisse der Bevölke flaffe:„ Es ist leichter, daß ein Namel durch ein Radelöhr gebe" usw. rungszunahme", Krankheiten, Unfälle, Krieg und Hungersnot, die nicht. Wir fennen das Ganze. Ich sage nicht wie der Inquifitor, die Voltszahl wilder Rassen auf so viel niedrigerem Durchschnitt daß ich Dich verbrennen lasse; aber ich verhänge die Strafe über halten als den der zivilisierten Völker. Dabei fiel es mir auf, Dich, die Du verdienst und von früher her tennst, ich laffe Dich daß diese Gründe oder entsprechende in der Welt der Tiere getßeln, und zwar, wie wir in Rußland nach guter alter russischer auch wirksam find: und da die Tiere sich viel rascher vermehren als Sitte geißeln, mit einer Snute. die Menschen, müssen unter ihnen alljährlich außerordentlich viele der Vernichtung anheimfallen, damit die Anzahl der Tiere jeder Art niedergehalten wird, da sie augenscheinlich nicht von Jahr zu Jahr regelmäßig zunehmen. Sonst wäre die Erde schon längst dicht von denen bevölkert, die sich am raschesten fortpflanzen. Als ich so über die gewaltige und beständige Vernichtung nachdachte, die dieser Tatbestand erforderte, warf ich die Frage auf: Warum sterben die einen, während die anderen leben? Und die Antwort lautete: im allgemeinen bleiben die Tauglichsten am Leben. Den Wirkungen der Krankheiten entgehen die Gesundesten, den Feinden die Stärksten, die Gewandtesten und die Schlauesten, dem Hunger die besten Jäger oder die mit der besten Verdauung usw. Nun blizte in mir der Gedanke auf, daß dieser selbsttätige Vorgang notwendig jede Raffe verbessern müsse, weil in jeder Generation die weniger Geeigneten ausgemerzt und die Tauglichen am Leben bleiben würden, das heißt: die Tauglichsten müssen am Leben bleiben. Da glaubte ich auf einmal die ganze Wirkung hiervon zu sehen: Wenn Veränderungen des Landes und des Meeres eintraten, wenn sich das Klima änderte, wenn sich die Nahrungszufuhr veränderte, wenn andere Feinde fämen und wir wissen, daß solche Verände rungen fortwährend stattgefunden haben und wenn ich die Variationsbreite jeder Art ins Auge faßte, die ich als Sammler fennen gelernt hatte, dann mußten alle Veränderungen, die für die Anpassung einer Art an die äußeren Bedingungen notwendig sind, eintreten. Da aber große Veränderungen in der Umgebung immer langsam eintreten, mußte Zeit genug für die Veränderungen vor­handen sein, die in jeder Generation das Ueberleben der Taug­lichsten bewirken. Auf diesem Wege konnte jeder Teil der tierischen Organisation ganz nach Bedarf umgewandelt werden, und gerade durch diesen Vorgang der Umwandlung mußte das Nicht­umgewandelte aussterben, und so wären die bestimmten Arttenn­zeichnen und die Einzelstellung jeder Art erklärt. Je mehr ich hier­über nachdachte, um so mehr gewann ich die Ueberzeugung, das lange gesuchte Naturgesetz gefunden zu haben, das die Lösung dea Problems der Entstehung der Arten bedeutet."

Du hattest drei Chancen und hast sie alle drei versäumt. Der einzig wirklich mächtige Geist in der Welt, er, den Du in Deiner Angst Deinen Verführer" nanntest, stellte sie Dir hinreichend Klar bor Augen, als Du in der Wüste mit ihm allein warst. Würdest Du begriffen haben, daß Deine Sache aussichtslos fei wie sie es so hättest Du seinen Mut, von der Zinne des Tempels hin­abzuspringen, befolgt und, statt Dich widerstandslos schlachten zu laffen, mit einem Selbstmord enden können, der nicht ohne Effeft geblieben wäre und sich für alle Zeiten der Phantafie eingeprägt hätte. Oder wenn Du schon unbedingt eine Art Freiheit den Menschen verkünden wolltest, so durftest Du Dich ihnen nicht mit leeren Händen vorstellen, sondern mußtest den verständigen Rat und Wink des großen Geistes befolgen und die Steine Brot werden laffen. Die Menschen müssen satt sein, um gut sein und einen menschlichen Gebrauch von ihrer Freiheit machen zu können. Aber Du hörtest nicht auf den überlegenen Geist und Du hattest niemals irdisches Brot zu bieten. Nun scheren sich nicht einmal mehr die Sozialisten um Dich, und die Vornehmen huldigen Endlich hättest Du auch noch Deine dritte Chance ergreifen fönnen, die Du mit törichtem Hochmut von Dir zurückgewiesen hast, der Macht, der Herrschaft über weitgedehnte Reiche, ausgedehnter, als Du selbst vom höchsten Berge zu überschauen vermocht hättest. Doch was Du ausschlugst, das haben wir genommen. Wir haben die Macht ergriffen, die Dein Versucher" Dir vergebens anbot; wir beherrschen ein Reich, größer als die Mondscheibe. und verstehen die Macht überall geltend zu machen, wo wir sie haben.

Dir nur zum Schein.

Laß es Dir gefagt sein: Ses Dich nicht einer abermaligen Hin­richtung aus. Du störst und genierst hier. Ich sage dann nicht wie Dostojewfis Inquifitor:" Ich lasse Dich verbrennen." geißelt sollst Du werden und auf national russische Weise. gefnutet werden.

Aber ges

Du sollst Er läutete: Gebt der Wache Befehl, diesen audringlichen Menschen zu arretieren. Und bringt mir Hut und Degen: ich muß zum Gottesdienst in die Isaakskathedrale.

Aus dem Dänischen von Erich Holm.

Alfred Ruffell Wallace.

Nun hat der Tod auch den letzten überlebenden Mitkämpfer Darwins ereilt: Alfred Russell Wallace , der„ Grand Old Man of Science"( der große alte Mann der Wissenschaft), wie ihn die Eng­länder so gern zu nennen pflegten, ist nicht mehr. Ihm war es beschieden, ein patriarchalisches Alter zu erreichen und als letzter der ersten Darwinisten die Schlußsteine zum großen Bau der Ab­stammungslehre zusammenzutragen. Mitkämpfer Darwins, das ist die Rolle, mit der sich Alfred Russell Wallace beschieden hat, obwohl er den vollen Ruhm der Entdeckung für sich hätte in Anspruch nehmen können, die alle Welt heute Darwin zuschreibt. Es ist in der Geschichte der Wissenschaft wohl ein einzig dastehender Fall, daß zwei Forscher unabhängig von einander den gleichen welt­umstürzenden Gedanken zu gleicher Zeit fanden und ausspannen. Gut und gern fann man sagen, daß selbst, wenn Darwin nicht gelebt hätte, wir heute doch den Darwinismus besäßen. Nur trüge die Abstammungslehre dann den Namen Alfred Russell Wallaces. Und es ist einer der edelsten Charakterzüge des großen Natur­forschers, daß er die Ehre und den Ruhm der Entdeckung in edler Selbstverleugnung dem älteren überließ.

Es war in der denkwürdigen Sibung der Linné'schen Gesell­schaft in London am 1. Juli 1858, als zusammen mit Darwins erster Arbeit über die Entwickelungslehre Wallaces Auffah: Ueber die Tendenz der Varietäten, unbegrenzt von dem Originaltypus abzuweichen" verlesen wurde. Aber obgleich die Veröffentlichung dieser Arbeiten den Anbruch der Morgenröte der modernen Natur­wissenschaft bedeutete, rief die Vorlesung keine tiefere Wirkung

hervor.

Ueber die Bedeutung der Untersuchungen Wallaces über die besten urteilen, wenn man sich an Darwin selbst hält." Ich habe Entwickelung, den Aufbau der Darwin 'schen Theorie kann man am niemals ein auffallenderes Zusammentreffen gesehen," schreibt neue Theorie zur Veröffentlichung übersandt hatte, am 18. Juni 1858 Darwin , dem Wallace sein grundlegendes Erstlingswerk über die an Lhell.„ Wenn Wallace meine Handschriftliche Skizze vom Jahre 1842 gehabt hätte, hätte er keinen besseren Auszug machen können. Selbst seine Ausdrücke stehen jetzt als Ueberschriften über meinen Kapiteln." Und fußbreit für fußbreit erkämpften die beiden Forscher ihrer Lehre den Boden. Lange Jahre dauerte es, bis sie in Eng­land und dann in allen anderen Ländern sich durchsetzte. Und wenn Wallace anfangs auch in mancher Hinsicht nicht unerheblich von Darwin abwich, so wurde er doch einer der genialsten Mitbegründer ber Selektions( Auslese-) theorie, die er durch zahlreiche Unter­suchungen wesentlich gefördert hat. Später wandte sich Wallace auch der geographischen Verbreitung der Tiere zu und suchte die Tatsachen durch Gesetze der physischen und organischen Verände rungen zu erklären.

Aber nicht allein die Botanik und die Zoologie, auch die Geologie und die Anthropologie verdanken ihm eine große Bereicherung des Wissens. Auf seinen großen Reisen, die sich besonders auf den Malaiischen Archipel, von der Halbinsel Malakka bis nach Neu­ Guinea hin, erstreckten, hat er unermüdlich nach allen Richtungen hin geforscht und gesammelt. Mit einer Sammlung von mehr als 125 000 einzelnen Gegenständen kehrte er nach London zurück, Arbeitsmateriai genug, um sich und andere auf Jahrzehnte hinaus zu fesseln. Nach seiner Rückkehr nach London widmete sich Wallace denn auch der Bearbeitung seines reichen Materials. Eine einzige Vortragsreise nach Amerika ausgenommen, hat der Forscher keine größere Fahrt mehr unternommen. Von seinen vielen Werken, die die Frucht seiner langjährigen Studien und Forschungen enthalten, ragt besonders seine glänzende, 1889 zuerst erschienene Darstellung der Entwickelungslehre hervor.

( Auf Wallaces politisch- soziale Anschauungen werden wir in inem besonderen Aufsaße zurückkommen. Wallace war im Gegen­fab zu manchen Darwinianern, die aus der einseitig übertriebenen und ohne weiteres auf soziale menschliche Verhältnisse über­tragenen Theorie vom Kampfe ums Dasein reaktionäre Schlüsse zogen, ein begeisterter Demokrat und energischer Fürsprecher der Arbeiterklasse.)

Kleines feuilleton.

Den Grundgedanken zu seiner Entwidelungstheorie faßte Wallace auf seiner großen Reise durch den Malaiischen Archipel. Es war auf Borneo , als ihm der Kampf um Dasein" und die Ents widelung der Lebewesen zum ersten Wale gum Bewußtsein fam. Zu dieser Zeit," so erzählte Wallace selbst, litt ich an einem heftigen Anfall von Wechselfieber und mußte täglich während der Schüttel­frost- und Fieberanfälle ein paar Stunden lang liegen. Während Frank Wedekind : Gesammelte Werke( 6 Bände, Georg dieser Zeit konnte ich nichts tun, als über einige Gegenstände nach- Müller Verlag, München ). Wedekinds frühe Dichtungen sind die denken, die mich gerade besonders interessierten. Eines Tages unglaublich monumentalen Eines Tages unglaublich monumentalen Schöpfungen eines problematischen

Literarisches.