b'rt Neizbarkeit der Organe verringert sich mehr und mehr. Wirdder Mensch dann nicht durch künstliche Atmung belebt, so erfrierter, tvährend das Tier im Winterschlaf in diesem Zustande derHalberstarrung Wochen» und monatelang ohne Gefahr verharrenkann.kleines Feuilleton.Kunst.U c De r K u n st f ä'l s ch u n g e n sprach Emil W a l d m a n nin der von der Zeitschrift„Kunst und Künstler" veranstaltetenVortragsserie. Kunstfälschungen habe es gegeben, solange es eitleMenschen gibt, die ein Museum oder eine Privatsammlung mitlauter„großen Namen" vollstopfen wollen. Bei dem enormen„Bedarf" an Werken mit berühmten Namen bleibt ja gar nichtsanderes übrig als die Fälschung. Wenn ein Corot auch MOllBilder, ein Delacroix vielleicht noch mehr gemalt hat, so reicht dasdoch lange noch nicht aus, um allen den Leuten, die sich einbilden,einen Corot haben zu müssen, ein echtes Stück zu liefern. Ingewissem Sinne ist die Fälscherei sogar ein Stück ausgleichenderGerechtigkeit gegenüber jenen Snobs, die einen lebenden Malerniemals unterstützen würden, die aber beim Hotclportier, im Hinter-zimmer eines Barbierladens oder beim Trödler für 500 M. einenechten Naffael erstehen zu können glauben. Gelegenheiten solcherAct gibt es keine inchr. Wer das noch glaubt, ignoriert die fun-damentale Tatsache des modernen Kunsthandels, der, was alteKunst anbetrifft, ja keine Ware hat und mit allen Mitteln desmodernen Kapitalismus hinter jedem nur erreichbaren Stückher ist,Die Technik des Fälschens, die sich immer mehr vervollkommnetbat, so daß,>me Waldmann sarkastisch bemerkt, der Kenner jetztchon von dem Fälscher zu lernen hat, schilderte er an den dreicnsationcllen Fälschungen des letzten Jahrhunderts: der Flo-rentiner T o n b ü st e des B a st i a n i n n i, der Tiara desS e i t a p b e r n e s, die beide vom Loubre in Paris angekauftwaren, und der ebenso weltberühmt gewordenen Florabüste,die zu den Schätzen des Kaiscr-Fricdrich-Muscuins zu zählen, wirdas Vergnügen haben. Bei dem ersten Fall: der FlorentinerRenaissancelerrakotta, die in den Mer Jahren in Paris zum Ver-kauf kam, war die Ausmachung noch ziemlich primitiv. Da wardie Sache mit der Tiara des Scitaphcrnes schon geschickter ange-legt. Derlei Goldschmicdearbcitcn gibt es fast gar nicht mehr,die wenigen noch vorhandenen Stücke sind jedenfalls so gut wiegar nickt zugänglich. Eine griechische Goldschmiedearbeit, die inSüdrußland auftaucht, ist immerhin schon ein Fortschritt gegen-über der aus Florenz stammenden Florentiner Büste, obgleich esrichtiger gewesen wäre, sie aus einer bei Tunis gestrandeten Galeereaufzufischen. Diese beiden Erwerbungen des Louvre waren über-Haupt viel zu gut erhalten. Die Tonbüste war ganz unbesckstidigtund der Helm des Scitapherncs hatte nur an der mit Ornamentennicht bedeckten Rückseite Beulen.Im Vergleich dazu genügt unsere Flora allen Anforderungen,die man an eine init allen Mitteln der Neuzeit hcrgerichtete Fäl-schung stellen kann. Sie kommt aus England, Ivo ja alles her-kommen kann, wurde ausgegeben als eine Wachsbüstc ans einerZeit, aus der es nur ein paar Wachsbüsten gibt, die übrigens auchbezweifelt werden, und ist gehörig beschädigt. Nur das Gesicht istganz, was den Verteidigern ihrer Echtheit die Behauptung er-laubt, die Sache sei später überarbeitet worden. Bei der Auf-deckung sind bei der Flora genau wie in den früheren Fällen, dieTatsacken immer nur nach und nach und nur teilweise bekanntgeworden. Die Kenner behaupteten, die Büste sei ein Vollguß, derSohn des Lucas, der die Flora gemacht hat, erklärt, es sei einHohlguß. Man sieht nach und er hat recht. Er behauptet, seinVater habe sie ausgestopft mit einem alten Stoff und man findetihn in der Büste. Die Kenner stellen fest, die Büste sei ausParaffin gemacht und der Sohn des Lucas erklärt, daß sein Vateralte Paraffinkerzen anzukaufen pflegte. Er erzählt, die Büste seinach einem alten Bild modelliert', das bis dahin unbekannte Bildwird aufgefunden usw. In den beiden Fällen des Louvre hat dieVerwaltung, als sie keinen Einwand mehr machen konnte, dieFälschungen schließlich stillschweigend zurückgezogen; in Berlin,meinte Waldmann, ohne vielleicht doch ganz richtig orientiert zusein, hat man auch schon das Schild mit der Aufschrift Liönardobeiseite getan und überläßt es' der spekulativen Phantasie, dieFlora des Lucas mit einem„großen Namen" auszustaffieren.Kulturbilder.Die Röte des Putzweibchens. Maurice Level, derbaS bürgerliche Putzweibchen kennt, gibt im Pariser„Journal"folgendes Zwiegespräch zum besten: Sie: Du hast noch nichteinmal bemerkt, daß ich mir diesen Winter noch nichts habemachen lassen. Er: Das ist wirklich währ. Sic: Es ist daserstemal seit Jähren, daß ich in solch einer Notlage bin! Er:So darfst Du nicht sprechen. Man würde glauben, daß ich Dichhindere... Sic: O, durchaus nicht; ich lasse mir nichts machen,weil ich finde, daß ich diesen Sommer viel ausgegeben habe...Er: Seür vernünftig; Du hast Dir auch wirklick nicht wenigKleider gemacht-.- Si«: Nicht wenig Kleiders Im ganzenließ ich mir drei machen; die anderen sind doch nur abgeändert.Ja, wenn ich so wäre wie die anderen Frauen!... Nein, derGrund ist, daß mich das alles nicht mehr reizt; die Moden vonheute gefallen mir nicht. Und soll ich mir etwa ein Schneiderkleidmachen lassen? Ich habe mein blaues vom letzten Sommer, daSan Tagen, an welchen es nicht zu kalt ist, mir noch recht guteDienste tun kann. E r: Und es ist in Paris wirklich nie recht kalt..Sie: Nur nicht übertreiben, bitte: ich kann Dir die Versicherunggeben, daß mir gestern vormittag trotz meines Fuchspelzes nichtwarm gewesen ist!... Ich habe dann noch mein graues Reise-kleid. Er: Ah, entzückend... Sie: Jawohl, aber für eine Stadtwie Paris nicht zwei Pfennig wert. Dann habe ich mein gestreiftesKleid vom vorigen Winter, das ja sehr warm ist... Er: Ichhatte es sehr gern. Sie: Es ist aber ganz unmodern. Aber dasmacht nichts; Du siehst, ich trage es. Ich trug es wenigstens vorigeWoche... Aber im Grunde ist doch alles nur Frage des Sich-gcwöhnens... Je mehr Kleider man hat, desto mehr will mandazu haben... Wenn ich sehe, wie Antonie den ganzen Tagzu Anproben geht, bald zu der, bald zu jener Schneiderin...Er: Habe ich das nicht längst gesagt?! Sie: Es ist währ. Duhast recht. Das ist vertrödelte Zeit... Ich gehe jetzt fort.Bleiben wir heule abend zu Hause? Er: Möchtest Du gern aus-gehen? Wir könnten ja ins Kabarett geben! Sic: Nein...Ich habe mein schwarzes Kleid nicht zu Hause... Wenn esgeändert sein wird... Auf Wiedersehen, Liebster. E r: Wartedoch einen Augenblick; Du hast es doch nicht so eilig... Sic:Doch, doch. Ich habe einen Haufen Besorgungen zu machen.Zuerst muß ich zu Frau Godard gehen und fragen, ob sie dieMantelstoffproben, die sie mir zeigen sollte, bekommen hat...Er: Dann? Sie: Dann ins Warenhaus... Ich braucheSeidenmusselin als Ueberwurf für mein grünes Kleid... Er?Dann? Sie: In ein kleines Geschäft, das man mir empfohlenihat: es soll dort einen blauen Libertystoff, der für mein blauesKleid passen würde, geben. Er: Und dann? Sie: Dann willich den Kürschner fragen, ob er mir meinen Fischottermantel, dermir nie so recht gefallen hat, ändern kann... Dann gehe ichzur Modistin: ich kann doch nicht ewig einen Winterhut tragen, undwir sind schon im Dezember... So muß ich'rumrennen...Du kannst Dir gar nicht denken, wie mich das langweilt..,Auf Wiedersehen, LiebsterlAus de»» Pflanzeulebeu.Bakterien pflanzen. Daß an den Wurzeln gelvisier PflanzenBakterien leben, wobei sowohl Wirt als Gast Nutzen ziehen, ist seitlängerer Zeit bekannt. So weiß man beispielsweise, daß gewisseOrchideen nur bei Anwesenheit eines bestimmten Wurzelpilzes keimenkönnen. Weiter kennt man die innige Lebensgemeinschaft zwischenBakterien und Hülsenfrüchtlern(Erbse, Wicke usw.), bei der diePflanze der Bakterie Kost und LogiS verabfolgt, während die Bakterieden freien Luftstickstoff in eine für die Pflanze aufnahmefähige Formumwandelt. Neuerdings ist nun auch ein Zusammenlebenzwischen Pflanze und Bakterie an oberirdischenPflanzen teilen festgestellt worden.Da ist z. B. die krause Spitzblume,.Äi-clisia crispa, ein kleiner,immergrüner Strauch, der in China und Japan zu Hanse ist; erwird von unseren Gärtnern in Töpfen gezogen und bildet eine imWinter gern gekaufte Zimmerpflanze. Seine erbsengroßen schonscharlachrot gefärbten Beerenfrüchte leuchten hell aus der lederartigen,dunkelgrünen Belaubung heraus. Die Ränder der elliptischen Blättertragen in regelmäßiger Anordnung kleine Anschwellungen.' In diesenGebilden hat nun Professor Dr. Miehe wuchernde Bakterien gefunden.deren Entwicklung er eingehend studierte. Dabei zeigte sich, daß dieBakterien bereits an den VcgetationSpunktcn— das sind die Spitzender weiterwachscnden Triebe— zu finden sind. Hier umgeben sieauch die Anlagen zu den neuen Blättern. In einem' gewissenStadium der Entwicklung läßt das junge Blatt große Spaltöffnungenan den Rändern erstehen, durch die die Bakterien Zugang zumInnern des Blattes finden. Nach Einzug der Bakterien schließen sichdie Spaltöffnungen wieder, lind nun bilden sich die von denBakterien bezogenen Zellengewcbe zu de» schon genannten An-sckwcllungcn um. Die Bakterien sitzen aber nicht nur in den Blatt-rändern, sondern kommen auch in die Fruchtaulage hinein und dannin da? Samenkorn. So sorgt also jede Ardisienpflanze, daß dieKinder ihr Bakterienteil mitbekommen. ES ist dies der ierste bekanntgewordene Fall aus dem Pflanzenleben, in dem die Bakterien vonden Eltern auf die Nachkommen vererbt lverden.Die Annahme, daß diese Bakterien in ähnlicher Weise wie beiden Hülsenfrüchtlern stickstoffbindend wirken, hat sich als irrig er-wiesen. Bei Versuche» zeigte sich nämlich, daß in Reinkulturen dieBakterien ohne Stickstoff im Nährsnbstrat nicht lebensfähig ivaren.Wenn nun auch der Forscher seither noch keine Möglichkeit sah, einenNutzen aus der Anwesenheit der Bakterien für die Pflanze nach-zuweisen, so darf doch wohl mit Bestimintheit ein solcher voraus-gesetzt werden; cS gilt eben noch, diesen aufzuspüren.Andere Forscher haben ans Java an verschiedenen Pflanzenähnliche Verhältnisse mit Bakterien entdeckt. Bei diesen Pflanzensoll iveiter nachgetviescn sein, daß die Bakterien stickstoffbindendwirken. h.vcrantw. Redakteur: Alfred Wielepst, Neukölln.— Druck u. Verlag: VorwärtsBuchöruckecci u.VerlagsanstalrPaul Singer LcCo., Berlin SlV.