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dich umarmen nach beinahe atvanzig Jahren! Du kannst ihn stets, fo lange ich da diene, meine Linge( Wäsche) in Properté au verstecken als Schustergesellen, damit dein pechiger Ehegemahl halten. nicht die Gelbsucht kriegt vor Eifersucht. Retten mußt du Kaserne war nicht bewohnbar- mußten wir antreten, ein Hufeisen Bevor wir unsere Quartiere bezogen die alte französische mich ob du willst oder nicht! Dein Bruder, der Herr Feld bilden, in das der Major hineinritt. Soldaten", fagte er. Ihr webel, hat mich zum Krüppel geohrfeigt und in den Reichs tommt jetzt zu Leuten, die Euch nicht hold, die verbittert sind. Ihr bann tun lassen. Jetzt laß du mich meinetwegen auch Schuster werdet wenig freundliche Gesichter zu sehen bekommen. Aber be werden, nur daß ich dich sehen kann und, wenn du willst, sogar baltet faltes Blut, wie es einem Soldaten geziemt. Wird man täts mit dir ausreißen in eine Welt, wo keine harten, schmalen lich, so wehrt Euch, und gibt man Euch nicht, was Euch zusteht, so Knisterbetten und keine Schusterschemel auf weißem Sand macht Meldung bei Eurem Feldwebel. Aber die Leute laßt mir un stehen! Wenn du noch Liebe fühlst, teilst du den Bann mit geschoren; ich will keine Skandale." mir! Ich kann dich ja nicht vergessen, ich kann nicht!- Hüh! hih!" trieb er sich an wie ein Pferd. Und rannte über das Schneefeld nicht in gerader Linie nach dem Lichtschein der Stadt, sondern floh in das kohlschwarz auf den Schnee ge­lagerte Wäldchen und umging die Stadtgrenze, um vom Vor­ort zur Burgstraße zu gelangen.

( Schluß folgt.)

Bei den ,, Wackes" nach dem Kriege.

Erinnerungen von J. Belli.

[ Der Verfasser der Roten Feldpost" erzählt in diesen Erinnerungen aus seiner eliäifischen Soldatenzeit, wie vernünftig man anfangs gleich nach dem Krieg in dem eroberten Lande germanisierte" im Gegensatz zur heutigen Schlachtlust des Friedensmilitärs.]

Es war gegen Ende Juni 1871. Das 4. Badische Infanterie­regiment( bald erhielt es die Nummer 112) war noch nicht lange aus Frankreich , von der Bürgerschaft stolz und herzlich begrüßt, in sein altes Standquartier, die Festung Rastatt zurückgekehrt. Den auf die Montierungskammern fommandierten Mannschaften war es faum gelungen, Tornister, Uniformen und Wäsche mit Hilfe von Schwefel ihrer vielfüßigen Gäfte. zu entledigen. Die alten Beziehungen und Freundschaften in der Stadt waren wieder aufgenommen. Da ging eines Tages ein Gericht durch die Mannschaftsstuben, das die In­faffen in freudige Aufregung verfetzte: über den Rhein geht es; zu den alten Bekannten im Elsaß und in den Vogesen vom Kriege her, tommen wir wieder. So wars in der Tat. Ihre Garnison sollte erhalten: das 1. Bataillon in Kolmar , das 2. Bataillon in Neu­breisach und das 3. Bataillon in Gebweiler und Thann.

Schon am 17. Juli vollzog sich der Abzug von Rastatt . Ueber Mittag hielt der Train mit dem 1. Bataillon in Königshofen bei Straßburg . Zur Agung der Mannschaft in den von der Belagerung her noch stehenden Holzbaracken war eine zweistündige Bause an­geordnet. Das Stück Fleisch, das in einer Suppe verabreicht wurde, war bald verzehrt. Nun suchten die Leute die während der Be­Lagerung innegehabten Stellungen auf, und es tamen lebhafte Er­örterungen über bestandene Gefahr, über Strapazen und vollführte Bravourstücke in Gang.

Einige durftige Kehlen aber, darunter auch ich, wandten sich der in der Nähe liegenden altberühmten Brasserie zu. Die Torflügel der hohen Umfassungsmauer standen weit offen. Aber o weh! Als wir auf etwa 20 Meter Entfernung herangekommen, flappten sie uns vor der Nafe zu. Bitten, Schelten, Drohen verhallte achtlos im Wind. Die Pforte blieb verfchloffen. Nach einem legten fräf­tigen Klopfen mit der Schwerter Knauf zeigte sich ein prächtig blondes Bräumeister- Haupt.

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Attance, Euch verkäufe m'r fei Bier, Euch fenne m'r schun mit Euere gäle( gelben) Achselflappen. Ihr hän uns während der Siège ( Belagerung) d' ganz Brasserie usg'foffe un nig gezahlt, fini!"

Unsere Beteuerungen, daß wir Geld hätten und ehrlich bezahlen wollten, blieben ohne Erfolg.

Die verständige Ansprache trug ihre Früchte. Schon in den ersten zwei Quartieren wurde ich bitterbös empfangen. Einigen fällen. Als sie erst merkten, daß wir nicht bösartig waren und sie Kameraden erging es nicht besser, aber es tam zu feinen Zwischen fich sogar in ihrem Dialekt mit uns verständigen konnten, da zeigte fich bald Eintracht, schließlich sogar Wohlwollen. Wenn auch nicht bei allen, so dos bei der Mehrzahl. Und manches der holden Mündchen, das beim Einzug sich unschön verzogen hatte, tam nun in lieblicherer Weise mit uns in Berührung.

Auf der Promenade war häufig eine alte Dame in Begleitung von einem Dugend fleiner Hunde zu sehen. Diese Dame war strenge Anhängerin des alten Regiments. Bei Hundetaufen gab sie diesen Gefühlen boshaft Ausdruck. Wenn Soldaten in ihre Nähe tamen, so rief sie ihre Hündchen herbei. Und man merkte, wie schwer ihr die Aussprache der Namen wurde: Bismard, Moltke, Roon, Manteuffel, Werder! Wir aber fonnten uns so gar nicht zu borussischem Ehr begriff aufichwingen. Alte Schneegans", tönte es zu ihr zurück, und wir sahen, daß unsere Rache fester faß als die ihrige.

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Alles ist schon dagewesen, aber doch immer wieder anders, dachte ich, als die Heldentat des v. Forstner gegen den lahmen Fabrikler Blank bekannt wurde.

Eines Morgens zogen wir zu einer dienstlichen Verrichtung nach Logelbach. Fabrikler, die auf uns schimpften und über uns spotteten, zogen zur Arbeit. Wir warnten sie ohne Erfolg, dann segten wiv ihnen nach. Ein krummer Mensch, der auch noch getreu dem Sprich­wort:. je frümmer, desto schlimmer, am fräftigften geschimpft hatte, vielleicht feste mit der Plempe Mores wurde erwischt. Und nun gelehrt? Nein, ganz einfach mit ein paar derben Ohrfeigen ge­straft. Und das erregte feinerlei Aufsehen. Es war weder Kriegs­gericht noch Genugtuung nötig, aber Schimpfen haben wir auf jenem Bege nie mehr gehört.

Ein andermal zog ich spät nachts, nach einer militärischen Feier, Wie viel Zit isch?" fragte meinem Quartier am Münsterplag zu. mich ein daher Torkelnder. Ich will Bescheid geben. bemerke jedoch noch rechtzeitig, daß der Brave nach meinem Seitengewehr zu greifen sucht. Bligichnell erfasse ich den Griff. Er schreit einem hinter ihm drein stapfenden Kameraden zu:" I hab's!"" Nein, ich hab's 1" erwiderte ich und hielt schon seinen ihm vom Kopf geschlagenen Hut in den Händen. Während ich mit der Beute der nahen Haupt wache zusteuerte, grölte der Bursche hinter mir drein um seinen Chapeau.

Noch zwei Stunden schrie er vor der Wache. Endlich wagte er fich hinein, und nun wäre der geeignete Fall au glänzender Be­tätigung des echten Preußengeistes da! Aber was geschah? Wades und Hut wurden bestimmt, aber unsanft davongepufft.

Wir Soldaten freuten uns unserer neu erworbenen Landsleute. Bei unserer Entlassung 1872 hatten wir die zubersichtliche Hoffnung, unfere alemannischen Brüder jenseits des Rheins werden sich bald willig dem neu erstandenen Reiche anschließen. Doch mit des Ge schides Mächten... und die Preußen schreiten schnell Kurz vor Be endigung meiner Dienstzeit waren eines Tages unser Oberstleutnant und der Major verschwunden. An deren Stelle tamen ein Herr v. Ende und ein Herr Lange mit einem Gefolge von Sergeanten und Unter­offizieren, deren Namensendungen ow und sti uns nicht sehr er freuten. Wiederum mußten wir ein Hufeisen bilden, in das der Major Lange ritt. Aeußerlich war an dem Reiter nicht viel Preußentum zu entdecken. Sein glatt rasiertes Gesicht mit den Runzeln und die ganze Haltung erinnerten an einen Zirkus- Clown. Dann bekamen wir eine blechern- medernde Stimme zu hören: ,, Soldaten, feit meinem Dienstantritt habe ich leider die Beobachtung machen müssen, daß Eure Haltung gegen die Zivilistengesellschaft hier nicht die richtige ist. Ihr fist mit den Leuten bis in die Nacht hinein in den Wirtschaften, daraus entstehen Unzuträglichkeiten und Schlappheit. Wenn das nicht aufhört, dann werde ich Euch traftieren, daß Ihr jeden Tag, den Joit unser Herr Euch fchenft, an mich denken sollt. Mit der andern Bande werden wir auch noch fertig

Abends 5 Uhr entstiegen wir in Kolmar dem Zug. Es gab feinen Empfang. Auf dem Weg zum Champ de Mars glaubten wir hie und da Schimpfworte zu hören und wohl auch mal ein Aus­Spuden aus weiblichem Munde wahrzunehmen. Zwei Bürger aber famen freundlich auf mich zu, trabten neben mir ber, warteten auf dem Champ de Mars geduldig, bis wir mit Quartierbilletts versehen entlassen wurden, und luden mich dann auf den anderen werden!" Tag zu einem Schmaus bei sich zu Hause ein. Diese Herren waren zwei Sellier( Sattler), die in Schlettstadt als Garde- mobil bei der llebergabe als Gefangene nach Rastatt verbracht worden waren. Dort erwiesen wir den stammverwandten Prisonniers viele Freundlichkeiten. Ihr Räsonnieren über uns, daß die Preußen den Sieg nur dem Verrat der französischen Offiziere und nicht der eigenen Tapferkeit zu verdanken hätten, fonnte uns wohl zu einem Lächeln bewegen, aber die Freundschaft kündigten wir uns deshalb nicht. Und siehe, sie hatten das auch nicht vergessen! Ja, die In den neunziger Jahren benügte ich einen Ferienurlaub dazu, v. Fallenbahn, v. Deimling und v. Reuter, die v. Forstner und die die schönen Vogesen zu durchwandern und mich der Fortschritte des Schadts mögen sich heute darüber entsegen, es war aber doch so: Deutschtums dort zu erfreuen. Ich mußte aber die Beobachtung am andern Tag war ich bei den beiden Sattlern Kolb und Fries machen, daß die Herren Förster, Lehrer, allerlei Beamte und auch zu Gast. Es ging heiter her und Madame Kolb erbot fich, mir anderes Bolt, das aus dem Boruffen und Dbotritenland her­

Bei mir und auch bei anderen stiegen Zweifel auf ob das der richtige Weg fein möge zur Herzensgewinnung der neuen Reichs, bürger, und meine Zuversicht geriet sehr ins Wanken. Die wurde auch nicht besser, als wir bald darauf raunen hörten: der Herr Major sei nachts aus dem Hotel des deux clefs" tommend- in einer Haltung, die ungefähr einem Vierfüßler entsprochen hätte von einem Angehörigen der anderen Bande" seiner Gattin zugeführt worden.

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