Indessen saßen wir in tiefen Sinnen.
Der gute Geist des alten Glaubens nahm facht meine Hand und führte mich von hinnen, ins Jugendland, so weit und wanderiam.
Ich stand, ein Kind, im schönen Heimattal.
Die Sonne schien. Ein lieblicher Choral schwoll aus dem Kirchlein, lindengrünumstellt,
lief flingend hin durchs Dorf, durch Hain und Felder und hügelan, da rauschten fromm die Wälder, ein einziger Lobgesang war einst die Welt.
Dann zog ich aus, ein Jüngling, mit den andern, weit über jene Berge und ich fand
im Suchen und im Schaffen und im Wandern in aller Welt nicht eine treue Hand. Fand feine weise Stirn, fein Herzelieb, gewirkt, gefragt, da war nichts, was mir blieb. Ich mied die Menichen, wanderte allein
und trug mein Herz zur Einsamkeit und Stille und an der Brust der Erde wuchs mein Wille. Nun bin ich stark und werde ewig sein.
Mensch unter Menschen, die im Kampf mitunter um tote Sehnsucht weinen. Blut vom Blut, das in die tiefsten Gründe pulst hinunter, das schwanger ist von Leid und Zorn und Glut, Du unbekannter Gott, ich flage an! Was hat man deinen Menschen angetan? Wir wurden arm gemacht und ausgeraubt, gefnechtet und geichmäht, verlacht, belogen! Dein Sohn und deine Sendung ist betrogen! Nun weint das Blut auf Erden, das nicht glaubt. Und ich da mitten drinnen. Meine Wunden heilt längst fein Sanftmut mehr. Ich war so arm. Da hab ich meines Daseins Grund gefunden, Kraft fog der Geist aus meinem tiefsten Harm. Und meines Wesens Innerstes ward Glück...
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Dein Spiel war aus. Ein Schweigen blieb zurüd. Dumpf. Ton- und flangdurchdämmert faßen wir und fah'n uns an und wußten nichts zu sagen. Da hörten wir fern Mitternacht schon schlagen. Neujahr fomm, du Seligkeitsbegier! Wir standen auf. Wir öffneten das Fenster. Da drang der Sturm mit lugestüm herein. Die Kerzen, fie verhuschten wie Gespenster. In unsre Herzen zog ein Glanz und Schein. Wir reichten uns die Hände wie im Traum, Drei junge Männer starrten in den Raum. Da zogen still die Sterne auf die Wacht, getreu in ewigen Gefeßes Banden. Unendlich prächtig famen fie und schwanden und flogen funkelnd durch die weite Nacht.
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Kleines feuilleton.
1012
Bom Manu, der die Hauswirtschaft besorgen wollte. Es war einmal ein Mann, der war immer mürrisch und zornig, und die Frau tat ihm nie genug im Haus. Eines Abends zur Zeit der Heuernte kam er beim und brummte und zankte und fluchte, daß es ganz schrecklich war.„ Ach, lieber Mann, sei doch nicht so bös," sagte die Frau.„ Wenn Du willst, können wir morgen die Arbeit tauschen: Ich werde mit den Mähern auf die Wiese gehen und Du magst die Hauswirtschaft besorgen." Das war ihm recht.
Früh am Morgen nahm die Frau die Sense auf die Schulter und ging mit den Mähern hinaus auf die Wiese, um zu mähen. Der Mann sollte nun zu Hause wirtschaften. Zuerst wollte er Butter machen; als er jedoch eine Weile gebuttert hatte, wurde er durstig, ging in den Keller und wollte sich einen Krug Bier zapfen. Während er dabei war, hörte er, daß das Ferkel in die Stube gelaufen fam. Er eilte augenblicklich fort, mit dem Zapfen in der Hand, so schnell er konnte, die Kellertreppe hinauf, damit das Ferkel das Butterfaß nicht umwerfe.
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Zür holte er es ein und verfehle ihm einen so fräftigen Fußtritt, daß es auf der Stelle liegen blieb. Jeßt erst erinnerte er sich, daß er noch immer mit dem Zapfen in der Hand herumlief; als er jedoch in den Keller hinunterkam, war das Bier schon ause gelaufen.
Darauf ging er in die Milchkammer und fand so viel Sahne, daß er das Butterfaß noch einmal füllen konnte; nun begann er abermals zu buttern, denn Butter wollte er durchaus zu Mittag haben. Als er eine Zeitlang gebuttert hatte, fiel ihm ein, daß die Milchkuh noch im Stalle stand und weder zu saufen noch zu fressen bekommen hatte, obgleich es schon ziemlich hoch am Tage war. Da er es jetzt für zu spät hielt, um mit ihr nach dem Grasgarten zu gehen, so gedachte er sie oben auf das Dach zu bringen; die Hütte hatte nämlich ein Rasendach und auf dem stand hohes prächtiges Gras. Sie lag unmittelbar neben einem steilen Hügel, und so meinte er die Kuh leicht hinaufbringen zu können, wenn er nur eine Planke vom Hügel über das Dach legte. Das Butterfaß durfte er aber freilich nicht wieder stehen lassen, denn sein kleiner Junge kroch auf der Erde umher; der konnte es leicht umstoßen. Er nahm nun das Butterfaß auf den Rücken und ging hinaus; zuerst aber wollte er die Kuh saufen laffen. Er nahm deshalb einen Eimer, um Wasser aus dem Brunnen heraufzuziehen; als er sich aber über den Rand beugte, floß die Sahne aus dem Butterfaß ihm über den Hals und in den Brunnen hinein.
Es ging stark auf Mittag, Butter hatte er nicht fertig gebracht, so gedachte er Grüße zu kochen und hängte deshalb einen Kessel mit Wasser über den Herd. Als er dies getan hatte, fiel ihm ein, daß die Kuh vom Dach fallen und sich Hals und Beine brechen könnte; er stieg also auf das Dach, um sie festzubinden. Das eine Ende des Stricks band er der Kuh um den Hals, das andere ließ er durch den Schornstein hinab und band es sich selbst um den Schenkel, denn das Wasser kochte schon, und er mußte die Grüße, rühren. Unterdessen fiel die Kuh doch vom Dach und zog den Mann und den Strick durch den Schornstein empor. Da saß er nun fest und die Kuh hing draußen an der Wand zwischen Himmel und Erde und konnte weder hinauf noch hinab.
Die Frau hatte schon lange darauf gewartet, daß der Mann fie zum Mittagessen rufen sollte, aber immer vergebens. Endlich dauerte es ihr doch gar zu lange, und sie ging ungerufen heim. Als sie die Kuh hängen sah, hieb sie den Strick mit der Sense durch. Nun fiel der Mann in den Schornstein hinunter, und als die Frau in die Stube kam, stand er auf dem Kopf im Grüßteffel.
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Wir entnehmen dies dem Norwegischen von Helene Scheu Nieß nacherzählte Volfsmärchen dem bei Egold u. Co. erschienenen Buche Die Schwarzelfen", auf das wir vor kurzem empfehlend hinwiesen.
Wetterkunde.
Kälte in Sicht. Während der letzten Tage hat sich eine bemerkenswerte Umgestaltung der Wetterlage angebahnt, die dem namentlich in Norddeutschland bisher ununterbrochenem Tauwetter nunmehr wohl für einige Zeit ein Ende bereiten wird. Auch die heftigen Schneefälle der letzten Tage, von denen nicht nur West- und Mitteldeutschland und ein Teil des Nordostens heimgesucht worden ist die vielmehr auch in Westeuropa fehr stark waren, deuten daraufhin. Mehr und mehr sind nämlich neuerdings die tiefen Minima, die bisher in ununterbrochener Reihe den Norden des Erdteils durchzogen, aus ihrer gewohnten westöstlichen Bahn abgedrängt worden, da fich über ganz Nordeuropa hoher Luftdruck und strenge Kälte eingestellt haben. Das Maximum des Luftdrucks von 770 mm Höhe lagert jetzt in der Gegend von Jeland und hat sich über Standinavien und Nordrußland ausgebreitet, wodurch das zunächst dort berlagerte ausgedehnte Tiefdruckgebiet nach Süden abgedrängt worden ist. Die Annäherung der in ihm enthaltenen tiefen Minima führte zu den ergiebigen Niederschlägen, die infolge des Zustroms falter Luft aus den die Depression umgebenen Gebieten höheren Drucks in der Form von Schnee fielen. Am Montag herrschte der niedrigste Luftdruck im Nordosten Deutschlands ; wie es scheint, wird das ganze Tiefgebiet, das augenblicklich noch Mittel europa bedeckt, teils nach Süden, teils nach Südosten abziehen, und von Norden her scheint dem Tief hoher Druck zu folgen. In Memel , wo der Wind bereits nordöstliche Richtung angenommen hat, herrschten Montagmorgen 9 Grad Kälte. Weit strenger ist der Frost in Schweden und Nordrußland, wo Petersburg 20 und Haparanda 21 Grad uniter Null hatten.
Da. durch das Marimum im Nordwest neuen atlantischen Wirbeln Tagen von Norden nach Süden fortschreitend strengere Stälte zu er vorläufig die Bahn versperrt ist, so dürfte schon in den nächsten warten sein. Bis nach dem völligen Abzuge des Depressionsgebietes ist mit weiteren Schneefällen namentlich im Südosten und Süden des Landes zu rechnen.
Als er aber sah, daß das Ferkel das Butterfaz bereits umgestürzt hatte und von der Sahne leckte, die über den Fußboden lief, wurde er so zornig, daß er gar nicht mehr an die Biertonne dachte und aus Leibeskräften hinter dem Ferkel Herlief. An der Berantwo. Nedakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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