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Damit verschwand sie wieder in der Versenkung, und zwar der Nase herumziehen ließ; die konnte fich da amüsieren, bis es ihr ohne jedes Bedauern, das sonst oft nachträglich über sie fam, über wurde. wenn sie sich gegen das unsaubere Früchtchen" hatte hinreißen Gegen acht Uhr ließ der Regen nach und nur der Sturm blieb Inffen. Sie bejak feinen Begriff davon, daß ihre blindwütende übrig. Die Regentropfen in der Luke wurden feltener und hörten Strafart dim betroffenen Kind nur Haß und Grausen, keines- nahm feine Jade, zog sich seine Wütze über die Dhren und verließ schließlich ganz auf. Schiffer Kristensen fuhr in die Holzpantinen, wegs Respekt einflößte. Auch den gelinden Einspruch des die Kajüte, ohne sich auch nur nach der füße oder Luke umzusehen. Mannes, der selten ein Kind hart anfaßte, hingegen sich selber Einen Augenblid später fam sein Kopf über Deck zum Voricheur manchmal gegen sein rabiates Weib zur Wehr setzen mußte, und schielte nach der Anna" hinüber; die sab womöglich noch toter wies sie entrüstet zurück. aus als die andern, und das ärgerte ihn außerordentlich. Er frech auf Ded, schloß hinter sich ab und enterte nach der Anna" hinüber. Drüben machte er mit feinen Holzpantinen fo viel Spektakel, wie er fertig friegen fonnte, schlug mit Gepolter den Dedel der Luke zurück und polterte die Stufen herunter, mitten in die Kajüte hinein, wo in der Koje Schiffer Jensens rotes Gesicht mitten zwischen den blauen Bettbezügen lang. Schiffer Kristensen stand eine Zeitlang und betrachtete den Schlafenden, dann stierte er unwillkürlich hinauf nac dem Lukendeckel und hinunter nach dem Fußboden und brummte ein paar tiefe Töne vor sich hin. Nein, natürlich, selbstverständlich war nur er es, der mit solchen Geschichten schifaniert wurde. Eine Zeit­lang überlegte er, ob er Jensen schlafen laffen sollte, aber schließlich meinte er, daß es ihn am meisten befriedigen würde, wenn er den anderen weckte. Was ist denn los, Marie?" sagte Schiffer Jensen.

Das fehlte noch, daß der Tropf mich ungestraft bei meinen eigenen Kindern schlecht machen dürftel Solder lausen stecken noch manche in seinem Schädel, aber ich will sie ihm schon herauspaufen. Da tu' ich noch ein gutes Werk. Der Laufer! Man möcht' manchmal schier aus der Haut fahren!"

..Und doch wär's Dir auch nicht recht, wenn er zu onderen Leuten käme! Es steht Dir ja frei, kannst ihn morgen fchon los fein!" mahnte er sie an ihren Eigennut. Die Schwägerin fparte nicht am Softgeld und kam nie ohne Ge­Ichenfe ins Haus.

,, Nein! Ich hab's unserem Vater auf meine Seligkeit versprechen müssen, das Bürschlein zu behalten und auf ihn acht zu geben!" beschönigte sie wiederum den Sachverhalt. Oder glaubst Du, ich wäre schlecht genug, ihn, falls die Seine stürbe, ins Waisenhaus zu geben?"

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Du hast es wohl gut hier, was?" sagte Kristensen und beeilte sich, ihn gleich tüchtig wachzurütteln. Jensen schlug die Augen auf und fah nicht weiter vergnügt aus, als er Kristensen vor sich sah. Pfui Teufel," fagte Fischer Kristensen, liegst Du nicht hier und Das war wieder etwas anderes, solches dachte er freilich schläfft mitten am Tage und noch dazu bei so einem Wetter." nicht. Aber beffer wär's dennoch, meinte er, die Schwägerin aa" gähnte Jensen, was zum Teufel soll man denn sonst bei würde den Urheber des Unglücks endlich vergessen und einen so einem Wetter machen?" Schiffer Jensen gähnte noch ein paar mal und streďte sich wie eine Raupe, und als er am längsten war, ordentlichen Vater für den Kleinen suchen. An soliden Be- blieb er so liegen und sah nach Kristensen hinüber. Warum schläfft werbern fehle ihr's wahrlich nicht, und jener Erste, Hoch- Du denn nicht?" Neee," fagte Schiffer Seristensen, wenn man das geschworene denfe trotz ihrem zähen Glauben elvig nicht fertig friegt; aber, Gott sei Dant, ist man ja' n Seemann ." daran, die Gloden länten zu lassen.

Er müßte denn ein rechter Esel sein! Wie sie eine dumme Trine ist, daß sie nicht einen anderen nimmt. So würde sie wenigstens noch eine anständige Aussteuer aus dem Menschen herausschlagen!" fiel ihm die Angehrin höhnisch ins Wort. Es war ihr jedoch selber nicht wohl dabei. Sie hatte früher auch anders empfunden, ehe sie am eigenen Leibe er- Stristensen. Klein ist er nicht," fagte Jensen. Sie blieben stehen fuhr, daß gekränkter Stolz eine böse Auszehrung ist, die alle Kräfte zugrunde richtet. Deshalb hörte fie's jetzt recht gern, als der Mann bekannte, daß sein Arbeitsgenoffe heut von ungefähr des Wegs komme, um hier ein ernstes Wörtlein mit der Jungfer Brigitte Böhi zu reden.

( Fortiegung folat.)

Die goldenen Treffen.

Von Karl Soerensen( Skagen ). Tagelang batte der Sturm geheult und es sah diesmal so aus, als ob der Wind seine Zungen gar nicht leer bekommen fönnte, die beständig wie bide fchwarze Beutel über dem Meere draußen hingen. Es blieb wirklich kaum so viel Platz darunter, daß die paar Dampfer, die sich hin und wieder auf der unruhigen See zeigten, in den Hafen Hineinrollen konnten. Drinnen im Fischerhafen lagen alle Schaluppen Bug an Bug gepreßt, die Masten bildeten einen wunderlichen hin­and herwiegenden Wald, und am Lande standen die älteren Fischer mit den Händen in den Hosentaschen und schwaßten, während die jungen Bossen trieben wie Schuljungen, die unerwartet frei be­tommen haben und nun nicht wissen, wie sie die freie Zeit hinbringen sollen.

Der Negen bollerte und platschte auf das Ded der Marie" nieder, als ob sie ein Tonnengefäß wäre, das mit dem Boden nach oben lag, und nicht ein wohlgebauter Zweimaster von 45 Tonnen. Das mochte nun sein, wie es wollte; störend war nur das Auf­fprizen, jedesmal wenn ein Regentropfen durch den undichten Zufen­deckel auf die Fußbodenplanken der Kajüte niederklatschte.

Der Schiffer Kristensen lag in der Koje and beobachtete, während er nach der Lufe stierte, wie das Wasser beständig hineinträufelte und fich zu Tropfen sammelte, die in die Pfize am Boden nieder­plumpsten und gleich wieder einem neuen Platz machten. Schiffer Kristensen hatte hier seit Mittag die ganze Zeit in der Koje gelegen, fich geärgert und nach der füße hin gesehen, er hatte gesehen, wie fie fich ausbreitete und wuchs und es hatte ihn jedesmal verdrossen, wenn ein Tropfen rascher auf den anderen folgte, als in der Drd­mung war. Er konnte natürlich aufstehen und einen Kübel unter­fegen; und zuerst, als es losging, hatte er auch daran gedacht, aber er wollte nicht, nein, zum Teufel, er wollte das nicht. Er wollte doch keine großen Geschichten machen um den faulen Lutendeckel. Das ganze Jahr hatte er nun schon versucht, ihn wieder dicht zu friegen, aber es war, als ob der Teufel in den Lukendeckel gefahren wäre, er wollte nicht dicht halten; nun, dann mochte er es, hol's der Teufel, bleiben lassen; er war nicht der Mann, der sich von einer faulen Luke, die nicht Wasser halten fonnte, verulten und an

Aber nach einer Weile bekam Schiffer Kristensen den Jensen doch aus der Koje und als sie an den Hafen heraustamen, legte eben ein großer Dampfer am Stai an. Der ist schön abgewaschen," sagte Schiffer Kristensen und maß das Schiff mit den Augen, das bis mitten auf den Schornstein mit Seetang angeschmiert war." Jawoll," fagte Schiffer Jensen. Das ist ein tüchtiger Sterl," sagte Schiffer und sahen auf das Schiff, das an den Kai heranmanövrierte. Es war ein mächtig großes Schiff, das vorn wie hinten Laternen brannte und die grüne Laterne an der Seite griente von ihrer Höhe höhnisch auf die beiden Bramschiffer nieder. Auf dem Schiffe waren viele Leute an der Arbeit und oben auf der Kommandobrüde stand der Kapitän. Das Licht bligte in den drei goldenen Tressen auf seiner Müße, so oft er sich umdrehte. Hin und wieder drückte er auf den Maschinentelegraphen; dann tönten ein paar Gloden schläge und die Schute ging vorwärts oder rückwärts oder sie stoppte.

Der geht mit' ner Maschine, der ba," fagte Schiffer Kristensen andächtig; da brauchst Du bloß auf' n Knopf zu drücken, so follert das Ganze herum. Das ist was anderes als daliegen und abwarten, bis es unserm Herrgott gefällt, einen weiterzupusten."" Jawoll," sagte Jensen. Sieh mal den," sagte Schiffer tristensen." Jawoll," fagte Schiffer Jenien. Keiner sah den andern an und Schiffer Kristensen zeigte auch nicht hin oder deutete an, wen er eigentlich meinte, aber doch gab es keinen Zweifel, daß es der Kapitän mit der goldenen Tresse war, an den sie dachten.

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Aber was, zum Teufel, das ist ja Sanfen," fagte Schiffer Kristensen und wurde unruhig. Was denn für'n Hansen?" sagte Jensen. Hansen, unfer alter Freund Hansen, weißt Du denn nicht mehr, der die Narzisse" führte, der immer sagte eins, zivei, drei, für", wenn er zählte."

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Sooo?" fagte Schiffer Jensen, ist er das?"" Zum Teufel, ist er's," sagte Kristensen, ich habe es mir gleich gedacht, er hatte immmer Mucken im Kopf. Und nun hat er einen Dampfer zu führen, fieb mal an, das ist ja ullig," fuhr Schifter Kristensen fort und trippelte herum wie ein eilegendes Huhn. Weißt Du noch? da mals...?" Jawoll," sagte Schiffer Jensen, und maß seinen Ab­stand bis zur Brücke hinauf-, damals"." Ja, ja," sagte Kristensen nachdenklich und stand still auf den Beinen; aber das muß doch großartig fein," sagte er bald darauf, wenn man auf so einem Kerl Schiffer sein kann."" Jawoll," sagte Jensen, das sind große Leute, die da."

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Die beiden Brahmschiffer standen schweigsam und saben zu, wie das Schiff am Kai anlegte und wie ein Brett vom Schiff zum Land herübergelegt wurde. Schiffer Kristensen trat von einem Bein aufs andere. Wir müssen wohl an Bord gehen und ihm Guten Tag fagen," fagte er. Das müssen wir wohl tun," sagte Schiffer Jensen. Also los," sagte Kristensen." Jawoll," sagte Jensen Ios!" Eigentlich muß er uns wohl vergessen haben," meinte Kristensen. Ja, das muß er wohl," sagte Jensen. Die beiden Schiffer gingen langsam über das Landungsbrett, Kristensen voran." Ist Kapitän Hansen an Bord?" fragte Jensen feierlich einen Matrosen, der auf dem Schiffe stand. Der Kapitän ist auf der Kommandobrücke," sagte der Matrose.

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BF

Hörst Du wohl," flüsterte Kristensen zu Jensen, als sie an die erste Treppe tamen, er ist es." Jensen sagte gar nichts. Das ist