Eine praktische Kleiderschürze.

Die Reform der weiblichen Kleidung macht auch auf dem Ges biete der Arbeitskleidung erfreuliche Fortschritte. Als äußerst praktisch und dabei sehr schön ist die nachstehend beschriebene und abgebildete

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Cerered

fahrer der Gefährlichkeit seines Handwerkes im vollen Umfange bewußt ist.

Länderkunde.

Geographischer Bilderatlas aller Länder der Erde. In einem umfangreich angelegten Bilderwerk, das vor Kleiderschürze zu empfehlen, die von ge- der Wissenschaft bestehen kann, aber sich vorab an den Laien übten Händen mit wenig Mühe und Kosten wendet, will das Bibliographische Institut helfen, geographisch sehen Leicht selbst angefertigt werden kann. Da zu lernen. Unzählige Menschen treten vor das Stück Welt, das die Schürze ringsherum fest schließt, sie durchwandern, durchfahren, bewohnen, nur mit fühlenden Sin­braucht darunter fein welteres Kleid ge- nen hin, und kommen so nur zu halben und oft genug bloß flüch­tragen zu werden, was besonders vorteil- tigen Eindrücken. Sie sehen nur ästhetisch und vergessen, daß das haft für Fabritarbeiterinnen ist, die da- Charakteristische des Landschaftsbildes nicht zu gewinnen ist, wenn durch ihr Straßenkleid vollständig schonen ihr geographisches Wesen nicht erfaßt wird. Erst wer das ver­fönnen, und nicht im Arbeitskleid zur steht, hat die Landschaft ganz: von den Ursachen ihres Werdens Fabrik zu gehen brauchen. Die Kleider- herauf wächst ihm ihr Einzelnes zum organischen Ganzen zusammen. fchürze ist leicht und schnell Es ist hier wie überall: wer einen Bau von innen her kennt, dem übergezogen und mit ein paar erit lebt das äußere Bild, das der Bau ihm zeigt, wirklich auf. Knöpfen ringsherum geschlossen. Sier also will der Geographische Bilderatlas", von dessen 6 bis Der erhöhte gürtelartige Taillen 7 Teilen jetzt der erste vorliegt, ein Führer zum Besseren sein. abschluß und die faltigen Brust­Der erste Teil, von Dr. W. Gerbing bearbeitet, betrifft teile sind recht fleidsam. Praktisch Deutschland . In 250 Bildern wird seine geographische Art und angenehm sind auch die zu geschildert. Sie ist vielgestaltig, alles andere als einheitlich. Von beiden Seiten der Vorderbahn einer geographischen Einheit, wie die Alpen eine darstellen, hat das angebrachten großen Taschen. deutsche Gebiet nichts, es fügt sich den Alpen in abstufenden breiten Je nach der Jahreszeit fann Streifen an, deren jeder eine bunte Mannigfaltigkeit von die Schürze aus leichtestem Einzelzügen aufweist. Gerbing stellt den Bilderteil seiner Arbeit Waschstoff oder auch aus Woll - cine Uebersicht über die Art der deutschen Landschaftsformen voran: stoff, der waschbar ist, hergestellt in vier Abschnitten betrachtet er die Küsten und Inseln, das werden. Auch dunkles weich- norddeutsche Flachland, die Mittelgebirgslandschaften, die ober­fallendes Leinen ist sehr geeignet. deutsche Hochfläche und den deutschen Alpenanteil, und dieser Die Hermel fönnen halblang Gruppierung schließt die Aufreihung der Bilder sich an, deren oder durch Ansetzen ganz lang jedes mit einem besonderen kurzen geographisch pointierenden Texte gearbeitet werden. Wit farbig versehen ist. Das landschaftlich Charakteristische, das ein Anrecht abstechender Paspel oder Blende auf einen Blab in einem geographischen Bilderatlas von Deutschland fann die Schürze verziert werden. Hübsch macht sich auch ein hätte, tönnte natürlich zu einer Legion von Bildern führen; aber das farbiger Zierstich um Hats- und Aermetrand, oder Umhäkeln der Buch soll in breite Streise kommen, muß wohlfeil sein( es tostet Ränder mit einfach niedrig- dichten Maschen und Snötchen in farbig 2,75 M.), und das bedeutet: es muß aus Vorhandenem schöpfen und abstechendem Garn. Auch ein kleiner Spisentragen fann gut dazu sich mit beschränkter Auswahl begnügen. Hier liegen die Schwierig­getragen werden. Zur Anfertigung der Schürze sind zirka 6 Meter feiten der Arbeit, die das Urteil in Anschlag bringen muß. einfachbreiter Stoff erforderlich und bei doppelter Stoffbreite Zweifellos, die Arbeit ist überlegt durchgeführt. Sie be= 3 Meter. Der Schürzenschnitt ist zum Preise von 30 Pf. vom Vor- reichert beim folgsamen Durchblättern von Bild zu Bild und hat stand des Vereins für Werbesserung der Frauenkleidung, Fräulein gute Antwoorten, wenn man mit eigenen Fragen kommt. Man Gertrud Böse, Wilmersdorf , Prinzregentenstr. 109 IV, zu beziehen. stößt da wohl auf einzelnes, was nicht recht befriedigt( das Büsumer Wattbild) oder trifft auf eine Lücke, die nicht gering erscheint( es fehlt ein Bild aus der industriell umgewühlten Landschaft des Ruhrreviers). Hält man sich aber an die größere Umrißlinie, so fallen die Antworten ausgiebig genug aus: der Ueberblick über die deutschen Siedlungsformen, den Gerbing selbst mit Bild­hinweisen gibt, schließt jogar eine ansehnliche Reichhaltigkeit auf. unbefriedigt allerdings bleibt die Frage nach der Gestaltung der Ströme; die Abwandlungen ihres geographischen Bildes im Lauf nach Norden lassen sich an dem gegebenen Material nicht studieren. Die Herausgeber hätten ihr Bestreben, beste, wissenschaftlich acht­bare Leistungen der Photographie in Dienst zu nehmen, zur Charakteristik der Stromlaufbilder nur auch auf das ausdehnen sollen, was die Photographie aus der Gondel des Luftballons herab der geographischen Wissenschaft beschert hat. Das sollte ihr nük­liches Wert bei nächster Gelegenheit unbedingt nachholen.

Kleines Feuilleton.

Gefährliche Winterfahrt. Eine der wichtigsten, aber auch ge­fährlichsten Arbeiten in den Alpen bildet das Herabholen des Bau­holzes aus den Bergen. Die Holzfahrer sind daher nicht nur kräftige und starke, sondern vor allen Dingen auch geschickte Leute. Ein solcher Holzfahrer, dessen Tätigkeit höchst anschaulich von A. Purtscheller geschildert worden ist, fährt mit dem sogenannten Hahnschlitten, einem Fahrzeug mit eingebogenen Hörnern und zwei scharfen Kraßern an jeder Seite, hinauf in die Berge. Durch Geröll und Steine bahnt er sich den Weg, und das ist bei der hohen Lage des Schnees weiter nicht halsbrechend. Oben im Holzschlag, wo das im Sommer von den Holzknechten geschlagene Brenn- und Baumaterial lagert, wird Salt gemacht. Nun heißt's aufladen. Ein schlechter Holzknecht müßte es sein, der nicht sein Klafter!" fich aufzuladen getraute. Ist alles verseilt, dann macht er sich aus vier oder fünf zusammengebundenen Scheiten einen Hund", den er hinten am Schlitten befestigt. Dieser Hund dient dazu, um als Schlepper", als Hemmittel, zu fungieren.

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Nun geht's los! Er stellt sich mitten in den Schlitten, nimmt die beiden Kraßerstangen in die Hand und zieht an. Kaum aber ist der Schlitten im Gange, dann wirft er sich zurück, und die mit scharfen Steigeisen bewaffneten Füße weit vor sich gestreckt, geht's in lehnender Stellung abwärts. Gar bald hat die Fahrt die Schnelligkeit eines Eisenbahnzuges angenommen. Den Blick starr wie ein Schiffskapitän vor sich hingerichtet, die Hände an den Straßern geflammert, so fliegt er vorwärts, vorbei an firchturm­tiefen Abgründen, die kaum einen halben Meter weit von ihm entfernt gähnen. Wehe dem Holzfahrer, wenn ihn nur einen Augenblid feine Kraft oder seine Selbstbeherrschung verließe! Wehe aber auch jedem lebenden Wesen, das diesen dahinsausenden Trans­porten begegnen würde.

Heilkunde.

frd.

Die Sicherheitsnadel in der Speiseröhre. Der freundliche Glaube bestellt für jedes Kind einen Schußengel und fann ein Recht dazu aus der Erfahrung ableiten, daß kleine Kinder oft in einer fast unbegreiflichen Weise vor Gefahr bewahrt werden. Mancher Unglücksfall, der nach aller Voraussicht in schlimmer Weise, wenn nicht gar tödlich hätte enden müssen, geht zuweilen glimpflich vorüber, namentlich wenn ein tüchtiger Arzt eingreift. Gin ungewöhnliches Beispiel dafür berichtet ein medizinisches Fach­blatt. In ein Krankenhaus wurde ein drei Monate altes Kind eingeliefert, das keinerlei Beschwerden aufwies, sondern ganz ver­gnügt und lachend in die Welt schaute, auch einen durchaus nor­malen Appetit entwickelte. Es bestand aber eine wohlbegründete Besorgnis für sein weiteres Leben, weil es eine Sicherheitsnadel verschluckt hatte. Die Röntgenaufnahme zeigte in der Tat diese Nadel in der Speiseröhre, und zwar in offenem Zustand mit der Spize nach oben. Der Arzt sah sich infolgedessen vor eine ganz schwierige Aufgabe gestellt, da jeder Versuch, die Nadel zu fassen und herauszuziehen, fast mit Notwendigkeit zu einer unheilbaren Verlegung der Speiseröhre führen mußte. Man konnte auch nicht Der Anblick eines solchen Holzschlittens in voller Fahrt ist für einmal wagen, sie aus ihrer Stellung zu bewegen. Es blieb also den, der ihn nicht gewöhnt ist, unheimlich, entseglich. Um nun nichts übrig, als zunächst zu warten. Eine ganze Woche verging, die Gefahr, überfahren zu werden, unmöglich zu machen, hat das ehe das Kind zum ersten mal unruhig wurde, obgleich auch dann Kreisforstamt eine Verfügung erlassen, nach der nur zu bestimmten ieder Fieber noch Erbrechen eintrat. Da aber nunmehr der Ver­Stunden bergan und bergab passiert werden darf. Diese höchst dacht einer Vereiterung der Speiseröhre vorlag, fonnte nicht länger notivendige Berordnung ist an Tafeln angebracht, die sowohl auf mit einem Eingriff gezögert werden. Da die Nadel nach oben der Höhe wie am Fuße des Berges aufgestellt sind. Wer sich froß- feinesfalls bewegt werden durfte, griff man zu dem Ausweg, sie dem in die Gefahr begibt, kommt darin um. Der Schlittenführer nach unten in den Magen zu stoßen, und die Röntgenphotographie ist ein für alle Mal von jeder Verantwortlichkeit enthunden, da bewies bald, daß sie dort angelangt war. Nunmehr war die Opera­ihm bei der Unmöglichkeit, sein dahinschießendes Fahrzeug zu tion nicht mehr bedenklich, der Magen wurde geöffnet, die Nadel Hemmen, keinerlei Schuld beigemessen werden kann. Psychologisch herausgenommen, und das Kind verlangte schon sechs Stunden interessant ist die Tatsache, daß sich wohl selten einer dieser Holz- später wieder nach Nahrung. Die Heilung ging glatt vonstatten. Verantw. Redakteur: Alfred Wielepy, Neukölln. Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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