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auf sie gemacht hat. Die Kinder müssen natürlich freiben und in Ohnmacht, nachdem er dem General die lang erwartete Meldung liefern auch richtig einen Auffay ab; aber die Sprade diefes Auf- ausgehändigt hatte. Der General selbst sprengte nicht auf einem Kriegsfages ist nie etwas anderes und fann nie etwas anderes fein als roffe daber, sondern faß auf einem bequemen Feldstuble neben einen die physiognomielofe Sprache der Schundliteratur. bübsch gedeckten Teetisch. Man hörte ab und zu ein Tid- Tid und irgend einer überreichte ihm einen Streifenden Erfag für eine Meldung Und er las ihn, trant feinen Tee und fagte: Hm. Gut. Geht gerade, wie ich dachte. Telegraphieren Sie Binks, seine Batterie heranzubringen" usw.
Wenn man den Kindern die inneren Existenzbedingungen eines Schundliteraten bietet, produzieren sie Schundliteratur. Das war es, tas Lamszus und Jensen damals mit blendender Klarheit bewiesen. Ausgehend von dem fundamentalen, in aller Aesthetik anerkannten Gaz, daß nur das innere Erlebnis die Quelle der Sprache sein tönne, führten sie den fogenannten wahlfreien Auffag ein. Das will fagen, sie überließen es den Kindern felber, welches Er lebnis ihrer fleinen Stinderwelt sie in ihrem Auffag darzustellen ges bachten. Und mit dieser Methode haben sie in ihrer Schule wahre Wunder verrichtet.
Was sie damals für den Auffahunterricht leisteten, Leisten sie in ihrem gegenwärtigen Buch nunmehr auch für den Lefeunter richt: fie brechen mit dem ganzen bisherigen System und lehren zur psychologischen Natur des Kindes zurück.
Was treibt den Erwachsenen wie das Kind, eine Erzählung in die Hand zu nehmen?
Wo diese Sehnsucht fehlt, ist der ursprüngliche Trieb zur Boefie totgeschlagen und wo dieser Trieb totgeschlagen ist, fann niemals eine Erziehung zur Poesie stattfinden. Die ganze bisherige Schule aber flug ibn tot.
Wie wurde das literarische Bedürfnis des Kindes bisher in der Schule befriedigt?
Und diese ganze Methode und Präzisionstechnik ist es gerade, was das darauffolgende Blutbad nur um so gräßlicher macht. Vorher weiß man gar nicht, was geschehen foll und man weiß auch nicht, wie es geschehen ist, und nun sieht man auf einmal diese schrecklichen, toten Menschen und die Stöhnenden Verwundeten und sie fommen einem vor, wie unschuldige Spaziergänger, die zufälligero weise irgendeiner großen modernen Ingenieurarbeit über den Weg gelaufen und dabei in die Luft gesprengt worden sind."
Psychologisches.
Wirtschaftspfychologie. In der Psychologischen Ges Die Sehnsucht nach der Spannung eines Ersellschaft Berlin hielt am 8. Januar Prof. Johannes Düd aus Xebuisses. Innsbrud einen Vortrag über die Ergebnisse feiner wirtschaftsDie Wirtschaftspfychologie nahm ihren pinchologischen Versuche. Ausgang in Amerika und knüpft vor allem an die Namen Taylor Did lehnte mit Recht die praktische Nußund Baersons an. antvendung der Taylorschen Ergebnisse ab, da sie nur das Intereffe des Unternehmers verfolgen. Dagegen ist es fehr wohl möglich, nach objeftiven Gesichtspunkten die Wirtschaftspsychologie auch zum Nußen der Arbeiter anzuwenden. Allerdings fühlte sich der an wesende Privatdozent Dr. Franz Oppenheimer in der folgenden Diskussion veranlaßt, eine Ehrenrettung Taylors vorzunehmen. Zu dem eigentlichen Gegenstand führte Dück aus, daß eine sorge fältige Auslese im Allgemeininteresse notwendig sei. Ein bestimmter Beruf erfordert eine bestimmte Persönlichkeit, eine bestimmte Persönlichkeit einen bestimmten Beruf. Zwar findet stets eine gewisse Anpassung und Selbsttorrektur statt, aber das ist mit unverantwort licher Energievergeudung verbunden. Die Abgangszeugniffe nun, die ein Urteil über die praktische Verwendbarkeit darstellen, enthalten nichts über die psychischen Bedingungen, unter denen die Schulleistungen zustande gelommen sind, ja gewöhnlich ist der Betreffende selbst über seine psychische Eigenart ganz im unflaren. Eine er gänzende Untersuchung über die verschiedenen Arten des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit, bes Interesiegebietes, des Arbeitsrhythmus, der Willensreaktion und der Suggestibilität wird also schon eine bessere Sichtung ergeben, die natürlich je nach Bedarf noch feiner und spezieller durchgeführt werden kann. Der Vortragenbe hat an 51 Schülern und Schülerinnen einer Innsbruder Handelsschule seine Methode erprobt. An der Hand einer Reihe von Tabellen zeigte er, daß seine Versuche ein individuell recht verschiedenes Bild von der psychischen Eigenart seiner Verfuchsperionen ergaben. Daß dabei auch die beiden Geschlechter interessante Unterschiede zutage treten ließen, ist für die praktische Berwendung von Bedeutung. Steineswegs aber trifft es zu, daß das weibliche Geschlecht geistig unter dem männlichen stehe. Der fichtbare Unterschied besteht vielmehr hauptsächlich darin, daß die weiblichen Personen mehr durch äußere Reize ablentbar und beeinflugbar sind.
Es erhielt alle Jahr zu Ostern ein neues Lesebuch, aus dem es im Laufe einer Woche alle die Dinge herausgelesen hatte, für die es sich überhaupt intereffierte. In den 51 Wochen des Jahres, die noch übrig blieben, wurde dann das bereits bekannte Buch immer wieder und immer wieder durdgenommen, Saß für Saß und Absatz für Abfay, bis jebes durchgenommene Stüd den Schülern zum Etel wurde. Die Sehnsucht nach der Spannung eines inneren Erlebnisses, den eigentlichen Trieb zur Poesie, hatte man böllig ausgeschaltet. Jensen und Lamsaus nun schalten diesen Trieb wieder ein, indem sie das alte abgedroichene Lesebuch in den Winkel werfen und die häusliche Leftüre zum Mittelpunkt des Unterrichts machen. Wer in seinen Bildern zu Hause eine Erzählung findet, die sich nach feiner Meinung zum Vorlefen eignet. liest fie der Klasse vor, und dieser unbetannten Erzählung gegenüber verwandelt sich die sonst so gelangweilte Selafie in ein gespannt aufhorchendes Publikum. Das ursprüngliche natürliche Verhältnis, das auch zwischen dem erwachsenen Publikum und dem Vorleser besteht, ist wieder hergestellt. Die Sehnsucht nach dem Erlebnis, der eigentliche Trieb zur Poesie, ist eingeschaltet. Die Seelen der Kinder sind in Tätigkeit, und damit kann die Erziehung zur Boefte beginnen.
Wir können die Methode der beiden bahnbrechenden Schulmänner, von der wir eine starke Neubelebung des fünstlerischen Interesses erhoffen dürfen, selbstverständlich nicht im einzelnen durch gehen. Nur so viel, daß sie auch in der eigentlichen Behandlung der Erzählung in bester Uebereinstimmung mit der Aesthetik sind. Dichten heißtieben, hat 3bien einmal gefagt, und wir alle wiffen, daß der poetische Genuß erst eintritt, wenn die Bilder des Dichters greifbar vor unserem inneren Auge schweben. Im Sinne dieser Westhetit erstreben Lamsaus und Jenien vor allem, daß die Kinder die Vorgänge einer Erzäblung, das Bild einer Landschaft, die Gestalt eines Menschen wirklich lebendig anschauen lernen. Wie fie dabei den befeelten Klang der menschlichen Stimme in ihren Dienst nehmen, wie sie die Kinder anhalten, die Worte im Charakter Leuchtende Vögel. Früher hat man es für ein Märchen der dargestellten Person zu sprechen das und vieles andere muß gehalten, aber jegt gilt es als sicher, daß es Vögel gibt, die in in dem Buch selber nachgelesen werden, an dem niemand vorüber- manchen Perioden ihres Lebens im Dunkeln von selbst leuchten. gehen follte, bem es mit der Erziehung zur Kunst eruft ist. Im Jabre 1907 lenfte ein englischer Gelehrter die Aufmerksamkeit
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Kleines Feuilleton.
Düd schloß mit dem Wunsche, es möchten sich weitere Kreise für diese Fragen interessieren, damit, vielleicht im Anschluß an eine Hochschule, ein Institut für wirtschaftspsychologische Forschung entstehe. Aus dem Tierreiche.
der Ornithologen auf leuchtende Bögel, die sich in der Nähe von Cambridge gezeigt hatten. Man erinnerte sich damals, daß schon 1866 ein Herr Harvie- Brown von beweglichen Lichtern", die oft in der Nacht zu sehen wären, gesprochen hatte; fein Mensch aber schenkte diefer Mitteilung Beachtung. Die vielfachen Beobachtungen, die im Jahre 1907 gemacht worden sind, riefen die Naturforscher auf den Plan. In diesem Jahre stieß eines Abends auch in der Nähe von Norfolk ein Jäger auf ein leuchtendes Vogelpaar; er schoß einen der Vögel herunter und st- Ilte feit, daß es sich um einen Steinfauz handelte. Ein anderer leuchtender Bogel wurde in derselben Gegend im Oktober desselben Jahres gefehen und dann wieder einer im Dezember. Leute, die die Vögel faben, erklärten, daß sie im Oftober eine größere Leuchtkraft batten; die este des Baumes, auf dem der Bogel damals faß, waren von einem blaßgelben Licht erbellt; es glich dem Lichte einer Radfahrerlampe, die aus einer Entfernung von 4 bis 5 Meter gesehen wird. Die Leuchtkraft nahm ganz bedeutend ab als der Bogel wieder wegslog, woraus man ichließen kann, daß der Vogel nur an der Brust leuchtete. Was den Ursprung solcher Leuchtkraft angeht, so ist, wie der„ Cacciatore italiano" meint, mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß es sich um winzige leuchtende Schwämme handelt, die sich an die Brust der Steinfäuze fegen und dort weiterwuchern. In manchen Fällen werden fie eine natürliche Erklärung von Grrlichterscheinungen abgeben tönnen und da ließe sich denn den Steinfäuzen der neue Name Irrlichttänze anhängen.
Rudyard Kipling über modernen Krieg. Ein Amerikaner namens Cobb hat jüngst den englischen Dichter Kipling in einem Jnterview stellen wollen. Darauf hat sich Kipling nicht eingelassen, aber geplaudert hat er mit dem Amerikaner, und der entwirft nun ein Bild feiner urwüchsigen Persönlichkeit, in der alles Entschiedenheit und Entschloffenheit ist. Kipling liebt nicht die halben Farben und die halben Urteile. Das zeigt auch seine von dem Amerifaner mit geteilte Schilderung feiner Kriegserfahrungen. Der moderne Krieg ist ihm ein mathematisches Problem verbunden mit einigen Bügen einer chirurgifden Operation hochbezahlter Spezialärzte". Die Romantit des Krieges ist untviderruflich dahin. Er erzählt: Ich habe sehr, sehr wenig Krieg in Indien gesehen. Ja schrieb meist nach dem, was mir erzählt worden war. Aber gefehen habe ich Strieg in Südafrika . Ich sagte mir, bevor ich dabinging: Ich werde den Zusammenstoß sehen und den flirrenden Eindrud davon empfangen. Ja werde Angriffe sehen und dünne rote Linien und werde beisere Befehle hören und werde schweigend und von Schauer erfüllt in diefer fredlichen Stille vor der Schlacht stehen." über welche Enttäuschung! Die Stille vor der Schlacht die etwa wie die Nube bon Chirurgen und Krankenwärterinnen, bevor sie in den Operationsfaal geben. Niemand ritt auf gefaltettem Roffe daher, niemand fiel Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Verlag: Borwärts Buchbruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.