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jene gebunden. Es würde hier zu weit führen, auf die Ver- euch befohlen, das Unkraut aut ehren und die Frucht zu schmähen? erbungstheorie Weismanns, die fein eigentliches Muhmesblatt| Wehe, wenn ein drittes Mal mein Born über euch fomint!" bildet, noch genauer einzugehen. Schon die Fülle von nen ge- Adam und Eva erschrafen wie beim ersten Sündenfall und bildeten und nur schwer zu erklärenden Fachausdrücken verhindert blickten schen bald Gott, bald den Teufel an. Dieser schwieg lächelnd. dics. Auch ist, wie bei jeder jungen Wissenschaft, vieles hypothetisch Gott aber war ungeduldig in seinem Zorn und sprach: Nedet, und noch mehr strittig. Doch dies foli noch gefagt werden, daß die warum tut ihr das?" Ansichten Weismanns cinc wesentliche Stüße in den nach langem" Wir saugen den ambrosischen Duft diefer Blüten," Hauchte Eva, Vergessen wieder neu entdeckten Regeln der Bererbung, die vor während Adam mürrisch schwieg. Sie verhüllte mit den Händen ihre nahezu einem halben Jahrhundert Gregor Mendel   gefunden hatte, schwellenden Brüste, denn sie trug damals ihre erste Hoffnung unter erhalten haben. Dr. van Troy. ihrem Herzen.

Dornen und Disteln.

Ein Märchen von Julius Berfaß.

Als Gott der Herr auf Erden längst alles fertig balte, wurde er, wie bekannt, durch den Sündenfall Adams und Evas gezwungen, die Schöpfung noch einmal zu forrigieren und das Unkraut, die Dornen und Disteln zu erschaffen. Er ließ darum wachsen vielerlei Unkraut auf den Feldern und Aeckern draußen vor dem Paradies, welches wohl bewacht war von dem Erzengel mit dem breiten Schwert, auf daß niemand eintrete und ein zweiter Sündenfall ver­hütet werde.

Also stand Gott Vater eines Tages draußen vor den Toren des Baradieses und bewunderte sein jüngstes, herrlich gedeihendes Wert. Die Disteln wucherten in den Kornfeldern, die der Reise nahestanden, die Dornen wuchsen in die kaum getretenen Pfade, das Unkraut reckte seine Wurzeln in Nanfen und Blüten da überall hin und war faum mehr zu unterscheiden von den Erstlingen seiner schöpferischen Flora. Ein befriedigendes Lächeln glitt über seine faltigen majestätischen Wangen, er übersah noch einmal alles, und siehe da, es ivar sehr gut.

So stand er tief in Sinnen. Plötzlich trat der Teufel hinter feinem Rücken hervor und stellte sich in seiner ganzen Breite, als hätte er Gleichberechtigung, Greitspurig neben ihn. Der liebe Gott betrachtete ihn eine Zeitlang mit göttlicher Strenge, dann sagte cr: Was willst du hier, Wicht und Verderber des paradiesischen Reiches?"

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Der Teufel grinste und sagte ganz trocken: Was ich will? Ei, ich will mir nur deine neuesten Taten ansehen!"

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Gottes Stirn verfinsterte sich, wie der Himmel vor der Sündslut. Er stampste auf den Boden, daß die Erde erbebte und sprach: Berflucht, wer hat euch bei eurer Arbeit zu diesem Tun verführt?" Dabei warf er einen blißartigen Blick dem Teufel zu.

Eva antwortete ihm:" Warum zürnest du schon wieder, An­mächtiger, da wir doch nichts wider dein Gebot getan haben. Vom Paradiese hast du uns vertrieben, weil wir vom Baume der Er­fenntnis genoffen, und wir müssen nun zur Strafe im Schweiße unjeres Angesichtes für unser Brot sorgen. Siehe. wir stehen hier in der Sommenglut den ganzen Tag zur Erntearbeit. Es dürftete uns, und da wir fahen, wie die Bienen und Juselten von Distel­blüte zu Distelblüte schwebten, da berührten auch wir sie einmal mit den Lippen, und als der früche füße Duft unsere Bunge fühlte, taten wir es von Zeit zu Zeit wieder. Nichts mehr haben wir getan."

Der liebe Gott hörte diese Rede an und war sehr erstaunt. Er blickte den Teufel an und sagte: Was schaust du so schadenfroh um dich, hebe dich hinweg von mir."

Das nahm jedoch der Tenfel nicht ernst und er erwiderte ihm sehr richtig: Daß ich schadenfroh bin, ist nicht richtig. Im Gegen teil, ich fühle mich mit dir in der größten Verlegenheit. Und ich glaube, wir haben uns beide an diesen Geichöpfen verrechnet. Du mit deinen Verboten und deinem Fluch, samt Dornen und Disteln, und ich mit meiner List und Berführungskunst. Wir werden, scheint es mir, uns fünftig besser vertragen, und vielleicht unseren Baft etwas fester schließen müssen. Du siehst, sie sinden sich auch in dieser Lage zurecht."

Sie gingen zusammen weiter. Der liebe Gott war aber über das Geschehene noch so erbost, daß er ärgerlich gen Himmel fuhr und den Teufel allein ließ. Der verdrückte sich auch verstimmt, denn die beiden im Aehrenfeld würdigten ihn feines Blickes.

Adam und Eva   jedoch arbeiteten emfig weiter auf ihrem Acker im Schweiße ihres Angesichts. Bon Zeit zu Zeit saugten sie lechzend an den Distelblüten oder sammelten Veeren von den Dornhecken am Stande des Feldes und verzehrten sie.

Und was findest du auszusetzen daran, daß du so teuflisch Tachst Was ich daran auszusezen habe?" Höhnte der Teufel. Nichts, absolut und wirklich nichts. Ich finde, es ist alles fehr gut. Aller- Am Abend, als Gott durch einen Wolkenspalt noch einmal hin­dings, ich finde auch, daß du aus deinen ersten Fehleru noch nichts unterfah, gewahrte er, wie sie beide, mit rotem Mohn und Cyanen gelernt hast. Den Sündenfall hättest du verhüten und mich aus der umfrängt, ihre Erntelast heimtrugen. Dann umarmten sie sich, ge­Weltgeschichte ausschalten können, wenn du jene Erkenntnisfrucht noffen fröhlich die Abendstille, legten sich zur Ruhe und taten so nicht verboten hättest. Dann hättest du dir auch deinen Fluch er- Tag für Tag, den ganzen Sommer lang. Als der Herbst kam, sparen und trotzdem die Dornen und Disteln erschaffen fönnen, sah er sogar, wie Adam die sluchgeschaffenen Rosen- und Beeren­was nicht das häßlichste ist, was du gemacht hast. Das Paradies hecken draußen ausgrub und vor die Hütte pflanzte, damit. hast du verschlossen und un lässest du die üppigsten sie das Dach beschatteten; fab, wie sie sich einen Garten bei ihrer Kräuter draußen gedeihen mit den zaubervollsten Kräften. Wohnstätte schufen, darin allerlei Blumen, Kräuter und Früchte Die Dornen, die ein Fluch sein sollen, tragen die schönsten zogen und sich daran ergößten. Er gewahrte von seinem Himmels­Blüten und füßesten Früchte. Gestern noch sah ich, wie Eva aus thron aus, wie diefer Garten immer schöner, ja fast so schön wie einem breiten Brombeerstrauch hervorkroch und auf ihren beiden das einstige Paradies gedich, wie die Dornen immer zahmer und Händen Veeren tragend nach ihrer Hütte eilte. Zur gleichen Zeit die Rosen und Früchte täglich schöner und üppiger wurden. Wie sie Tämpfte Adam sich durch einen blütenbehangenen, wilden Rosen- das Untraut beherrschten oder sein Wuchern eindämmten. strauch hinter dem Paradiesgarten. Er pflückte sich mit blutenden Er sah durch seine Himmelstufe, wie eines Tages Eva ihr Lager Händen einen ganzen Strauß duftender Rosen und eilte geschwind mit Mofen befrängte und ihren ersten Sohn gebar. wie eine Gazelle ebenfalls der Hütte zu. Nun schmückten und be- Bis zu seinem Thron hörte er den Erntesang der folgenden Ge­fränzten sie fich mit den Rosen, umarinten und füßten sich, ließen schlechter, von Jahr zu Jahr schöner, lauter, Stürme, Bergstürze, die sich die Beeren schmecken und schienen weder an das verlorene Sündflut und alle Elemente seiner Nacht überlebend, täglich rhythmischer, Paradies noch an deinen Fluch zu denken, so glücklich waren sie." frohlockender. Von Geschlecht zu Geschlecht. Und immer fab er zur Satan, das ist wiederum dein Verführertverk," rief Gott   ent- Erntezeit fie blütengeschmidt vom Achrenfeld ihre Erntelaft rüstet aus. Gibt es etwas auf meiner Welt, wobei du nicht deine heimziehn, als hätten sie seinen tuch vergessen, als wären die schwarzen Hände und Gedanken im Werte hast? Gibt es überhauptorte: Dornen und Disteln soll dir der Acker tragen und im eine Gelegenheit, wo du deinen Paft nicht überschreiten mußt? Aber Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen!"" ein Lied ge­nun will ich dafür sorgen, daß deine Bäume nicht in meinen Himmel worden, ein Lied, das nicht verdüsternd niederdrückte, sondern ver­wachsen. Denn laffe dir sagen, ich habe die Dornen und Disteln heißungsvoll stärkte und vorwärts trieb. Ein jubelnder Morgen­nicht nur mit Stacheln versehen, sondern auch mit untilgbaren sang im Munde der werdenden Menschheit, viel schöner als sein Wurzeln, zum Zeichen, daß mein Zorn dauernd und die Wurzel Fluch... meines Fluches ewig fei."

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Lieber Gott," erividerte der Teufel, was du nur immer mit deinen Flüchen und Verboten willst. Du solltest doch wahrlich diplomatischer geworden sein." Dabei blickte er höhnisch an Gott Water vorbei in ein üppiges Achrenfeld, das von roten Disteln um= fränzt und von blauen Chanen wie ein Teppich durchwirkt war. Sieh mal." so hub der Teufel wieder an, ist das nicht wunder­voll? Hast du in deinem Paradies je solche Schönheit geschaffen?" Sie blickten nun beide über den Nain des bunten, wogenden Feldes und gewahrten drüben am fernsten Stain die beiden ersten Menschen.

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Kleines Feuilleton.

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Eine Berliner   Giftmischerin. Der Fall des Gistmörders Hopf ruft die Erinnerung an eine berüchtigte Berliner   Giftmischerin wach. In früheren Zeiten sah man solche Giftmorde als spezifiich weibliche Verbrechen an. Die Geheimrätin Charlotte Urfinus, die auch im Willibald Alexis Roman Rube ist die erste Bürgerplicht eine bedeutsame Rolle spielt, war eine Frau von feltenem Geist und hoher Bildung, mit einer impofanten Was tun die dort?" frng Gott   den Teufel. Gestalt und einnehmenden Zügen. Ihr Haus bildete den Sammel­Sie sind wohl bei der Einte," antwortete jener, der aus feinem punkt der vornehmen Gesellschaft Berlins am Ende des 18. und im einen Auge beffer sah als ein Adler. Darauf gingen sie unwill- Anfang des 19. Jahrhunderts. Als neunzehnjähriges Mädchen fürlich zusammen nach jener Stelle zu. Und da sie dort hinkamen, heiratete sie den Geheimen Justizrat und Regierungsdirektor Ur saben sie Adam und Eva   über die Distelblüten gebeugt und es schien, sinus, einen geachteten, herzensputen, aber schon bejahrten, fränk ols ob sie Blüte um Blüte inbrünstig füßten. lichen und tauben Mann, mit sem sie in linderloser Che lebte.

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Was tut ihr hier?" herrschte sie ihr Schöpfer an. Habe ich Gleich der Brinvilliers trat auch fie in cin intimes, angeblich von