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Beim rasch dahinrasenden Automobil ist ein gutfunktionierens

betrachtend, redselig davor, erteilten ihren Schußbefohlenen] erübrigt das Ansteden. Die Kosten dieser sehr wirksamen Licht­Anschauungsunterricht oder suchten sie zu rühren, indem sie sicherung betragen noch nicht 3,5 Bf. pro Apparat und Tag. ihnen das traurige Los der gefangenen Zierchen erklärten. Tagaus, tagein fielen nachdenkliche oder unbekümmert neu gierige Kinderblicke durch das Gitter, kleine Hände boten Kerne und Krumen dar, die meist von fecken Finken im Flug erschnappt wurden oder furchtsam flatternden Meisen und Ammern zufielen.

Mit einer Krage beladen, die fast so groß wie er selber war, steuerte Matthias Böhi auf eine der Bänke zu, nicht ohne auf Schritt und Tritt vorsichtig nach Gärtnern und Wächtern Umschau zu halten. Die Dorffinder hatten kein Aufenthalts­recht im Kurgarten; vollends durfte ein so zerlumpter Knirps mit dem Hausierkorb hier nicht auf Duldung rechnen. Es war jedoch in der Dämmerung, die Kurgäste saßen meist schon beim Essen, ch die scharfe Gartenpolizei ließ sich nirgends blicken. So stellte der lauernde Barfüßer mit den staubigen Flickenhosen seinen Korb ab, schlüpfte leis aufstöhnend aus den Tragriemen und ließ es sich eine Weile wohl sein. Er sah dabei freilich nicht aus wie ein Lausbub, den das Fell juckt, ein Berbot zu übertreten. Der jungzähe Körper strebte, die Erschlaffung nach einem mehrstündigen Marsch auf heißen, Holperigen Bergwegen aus den Gliedern zu schütteln, und der unbedeckte Kopf war dabei auf die Schulter geneigt, als könnte er im Stehen einschlafen. Mit dem schmußigen Aermel des grauen Kattunhemdes wischte er sich den Schweiß von der Stirn, dazu rieb er die vom Einschnitt der Riemen schmerzen­den Stellen und fühlte die brennenden Fußsohlen auf dem feuchten Rasen. Nach diesen wohltätigen Anstalten jetzte er sich wiederum besorgt, kläglich blickend neben die Krare, die noch mehr als zur Hälfte mit Tüten gefüllt war. Er mußte rechnen. ( Fors. folgt.)

Neue Erfindungen.

Fast alle Erfindungen lassen sich in zwei große Gruppen ein ieilen, in solche, welche die Zerstörung und Vernichtung von Men­schenwerk und Menschenleben zum Zweck haben, und in solche, welche das Leben angenehmer gestalten, den Verkehr sichern und den Men­schen gegen Gefahren schützen wollen. Wenn das große Publikum den Erfindungen der ersten Gruppe reges Interesse entgegenbringt, so liegt das wohl daran, daß wir uns in den letzten Jahren ganz Instinktiv daran gewöhnt haben, alles zuerst auf seine Kriegsbrauch­barkeit zu prüfen. Gleichwohl berühren die Erfindungen der zwei­ten Gruppe weit sympathischer; sie bedeuten fulturelle Fortschritte und tragen zur Lösung der großen technischen Probleme unserer Zeit bei. Allgemein gilt der Bergbau als der gefahrenreichste Beruf, der, abgesehen von gesundheitlicher Schädigung, alljährlich zahlreiche Opfer durch Katastrophen fordert. Wie jedoch jüngst von berufener Seite an der Hand der Statistik nachgewiesen wurde, kommt der Bergbau nach der Binnenschiffahrt, dem Fuhrwerksbetrieb, der Eisen- und Stahlindustrie erst an fünfter Stelle. Von den tödlichen Unfällen im Bergbaubetrieb fommen nur 9 Proz. auf Schlagwetter und Kohlenstauberplosionen, während 91 Proz. auf andere Ursachen entfallen. Trotzdem bleiben Schlagwetter für jeden Bergmann das Schreckgespenst, das sein Leben ständig mit jähem Tode bedroht. Zur Verhütung von Katastrophen hat im vergangenen Jahre Prof. Haber eine Schlagwetterpfeife konstruiert, die die Bildung von Schlagwettern durch ein Warnungssignal anzeigt. Schon bei einem Methangehalt von 1,7 Proz. find leichte Tonschwebungen zu hören, die auf der Interferenz der Schallwellen beruhen; bei einer Ver­stärkung des Methangehalts bis auf 10 Prog. ist ein deutliches Trillern bis auf 100 Meter wahrnehmbar. Ein anderer Apparat zur Warnung vor Schlagwettern beruht nicht wie die Schlagwetter. pfeife auf alustischer Wirkung, sondern auf optischer. Der Gruben. gasmesser von Zeiß ist ein sehr komplizierter und kostspieliger Appa­rat, dessen Wetteranzeige auf der Interferenz der Lichtbrechungen aufgebaut ist. In der Hand der Grubenbeamten leistet er gute Dienste, dürfte jedoch kaum für den allgemeinen Gebrauch in Be­

tracht kommen.

Mit der Steigerung des Verkehrs erfahren auch die optischen und akustischen Warnungssignale im Eisenbahnverkehr und beim Automobil fortgesette Verbesserungen. Das altbekannte Laternen­signal an den Schranken der gesperrten Bahnübergänge unterscheidet fich oft von anderen Lichtquellen zu wenig, um rasch in die Augen zu springen. Man wird daher in Zukunft ebenso wie bei der Befeuerung von Leuchttürmen Blinkfeuer anwenden, die 60 bis 100 Unterbrechungen in der Minute geben. Das Azetylenblißlicht kann direkt auf jede Schranke aufmontiert werden. Als Lichtquelle dient das in einer Stahlflasche komprimierte Azetylen. Die War­tung der Anlage beschränkt sich auf das Auswechseln dieser Stahl­flasche, die am Auflager des Schlagbaumes angebracht wird. In dem Drehpunkt der Schranke befindet sich ein Hahn, durch den belm Oeffnen und Schließen der Schranke das Bliblicht selbsttätig an- und abgestellt wird. Eine ständig brennende kleine Zündflamme

des Warnungssignals eine der ersten Forderungen. Die elektrisch betätigten Automobilhupen, die an Stelle der pneumatischen, mittels Gummiballes betätigten Supen treten, haben den Vorteil, daß sie leicht bedient werden können, ohne daß der Fahrer eine Hand vom Steuerrad entfernt. Eine solche elektrische Hupe wird durch einen an das Steuerrad des Automobils geklemmten Druckknopf zum Tönen gebracht und benötigt einen Strom von 4 bis 6 Volt Span nung ,, der einer kleinen Akkumulatorenbatterie entnommen wird. Bei einer neuen geschützten elektrischen Hupe ist die den Ton era eugende Membrane den Polen eines Elektromagneten vorgelagert; ie dient dazu, den Unterbrecher zu steuern, mittels dessen der Stromkreis des Magneten abwechselnd geschlossen und geöffnet wird. Hierdurch kommt die Membrane in rasche Schwingungen und es wird ein Ton von ganz bestimmter Schwingungszahl er­zeugt, der rein musikalisch flingt. Zur Verstärkung des Tones wird auf die Hupe ein Kornett gesezt, dessen Eigenton auf den der Membrane abgestimmt sein muß. Ein musikalisch abgestimmtes Supensignal flingt im Vergleich zu den alten ohrenbeleidigenden Hupen viel lieblicher, und es steht außer Zweifel, daß man einer so freundichen Aufforderung zum Plazmachen bereitwilliger Folge leisten wird.

Nachdem die Luftschiffahrt im Laufe des letzten Jahrzehnts durch die Ausbildung des Luftschiffes und des Flugzeuges un­geahnte Fortschritte gemacht hat, haben wir uns bereits an den Gedanken gewöhnt, daß in absehbarer Zeit das Flugzeug als ideales Verkehrsmittel der Allgemeinheit dienstbar gemacht wird. Man spricht schon von einem Luftverkehr und ist bestrebt, diesen Berkehr nach Möglichkeit zu sichern. Die Frage der Einführung feuern zur Orientierung beschäftigt zurzeit alle interessierten Kreise. von optischen Signalen in Gestalt von weithin leuchtenden Blink Es ist hier den Erfindern ein neues Feld zur Ausführung zwed­entsprechender Ideen eröffnet. Für die weitere Durcharbeitung wurden zunächst folgende Grundsäße aufgestellt: 1. Feuer erster Ordnung mit möglichst großer Lichtquelle als Warnungsfeuer mit einer gleichmäßigen Kennung" zur Bezeichnung unvermuteter Hindernisse, und leichtere Orientierungsfeuer mit verschiedenen Rennungen" zur Bezeichnung von Luftschiffhäfen und besonders exponierten geographischen Punkten. 2. Feuer zweiter Ordnung mit geringerer Leuchtstärke zur Kenntlichmachung kleiner Flug­pläbe, sowie als Zwischenfeuer zwischen den Hauptorientierungs= feuern. Es wird auf diese Weise in die Luftschiffahrts- Leuchtfeuer ein bestimmtes System gebracht, das den Luftverkehr wesentlich erleichtert und vor Unglücksfällen bewahrt, die sich erfahrungsa gemäß beim Landen am häufigsten ereignen. und Flugzeugkonstrukteurs Orville Wright dürfte ebenfalls berufen Eine neue Erfindung des bekannten amerikanischen Fliegers sein, die mit der Fliegerei verbundenen Gefahren zu verringern Stabilisator Wrights soll dem Flugzeug vollkommenes Gleichgewicht und den Flugapparat sicherer zu gestalten. Der automatische geben; er besteht aus zwei Teilen, von denen der eine durch ein Bendel das Quergleichgewicht, der andere durch eine Hilfsfläche das Längengleichgewicht regelt. Die Kraft für die Verwindung der Flügel und die Bewegung des Höhensteuers wird durch einen fleinen am Flugzeug angebrachten Propeller geliefert. Das Still. stehen des Motors beeinträchtigt nicht die Wirksamkeit der Vor= richtung. Der Stabilisator soll vor allen Dingen verhindern, daß die zur Aufrichtung des Flugzeuges notwendigen Ausschläge des Seitensteuers und der Flächenverwindung das zulässige Maß über­schreiten, wenn das Flugzeug in der Längs- oder Querrichtung Seitenruder oder die verwundenen Flächen allmählich in die er­das Gleichgewicht verloren hat. Der Stabilisator bringt das forderliche Stellung in demselben Maße, in dem sich die kippende Beim Wenden legt der Maschine der normalen Lage nähert. Pilot den Steuerhebel auf eine Seite; der Stabilisator bringt die Maschine automatisch in den richtigen Neigungswinkel, so daß sie nach keiner Seite abrutschen kann. Die ganze Einrichtung, die etwa 15 Kilogramm wiegt, sichert das Gleichgewicht besser als ein Pilot und verleiht dem schwankenden Flugzeug einen hohen Grad von Zuverlässigkeit.

der Unterhaltung und Belehrung erschöpfte, wird in Zukunft auch Der Kinematograph, dessen Verwendungszwed sich bisher in zur Ausbildung des Schießsports beitragen; denn das lebende Bild" als Scheibe bietet die Möglichkeit, auf einen sich bewegenden Gegenstand zu schießen. Die Projektionswand wird durch zivei Schichten weißen Papiers gebildet, hinter dem eine Beleuchtung angebracht ist, so daß eine Kugel, die die Projektionswand durch schlägt, dem Schüßen den Durchschlagspunkt als einen glänzenden Lichtfled erscheinen läßt und damit die Möglichkeit einer Kontrolle gewährt. Der Mechanismus der lebenden Zielscheibe" tann so eingestellt werden, daß die Bilder in jeder beliebigen Schußweite und Schnelligkeit zur Darstellung gebracht werden. Die Herren Nimrode haben es also nicht mehr nötig, sich den Strapazen einer weidgerechten Jagd auszuseßen; sie fönnen im fomfortablen Salon den balzenden Auerhahn und das flüchtige Reh in naturgetreuer Wiedergabe bequem abschießen.