-

112

-

Monatsschrift für die geistigen, künstlerischen und wirtschaftlichen Geräusche abzuringen, die für die Verständigung mit anderen Ber Belänge der Familie." Da mir von diesem Blatt und seinem Hersonen wenigstens einen Notbehelf bilden, während er anderer ausgeber und Redakteur nichts weiter bekannt war als der Name, jeits durch andauernde Uebung die Fähigkeit erlangt, die Worte, war ich naiv genug, anzunehmen, daß die Zeitschrift Interesse habe deren Sinn ihn der Unterricht vermittelt hat, von dem Munde der für alles, was Familien- und Kulturwerte in irgendeinem Bu- Sprechenden abzulesen. fammenhang berühre, und sandte demzufolge kürzlich einen ent­sprechenden Beitrag ein, dem ich nichts weiter als meine Adresse Hinzufügte. Dies hat Herrn Dr. Pudor aber nicht genügt. Er schrieb mir vielmehr einen Brief beifolgenden Wortlauts:

Professor Mariehelle vom Pariser Taubstummeninftitut hat auf Grund dieser Lehrmethode, das die verschiedene Mundstellung bei der Aussprache der Worte darstellende Lichtbild in den Dienst des Taubstummenunterrichts gestellt. Die Erfolge, die er damit er­" Fr. Julie Gottschalt. Ich erhielt von Ihnen ein Manuskript: zielte, haben seinen Erwartungen durchaus entsprochen. Vorge­" Die Mutter in der bildenden Kunst" und teile Ihnen mit, daß schrittene Schüler des Instituts fonnten aus der Mundstellung der wir vorläufig fein Honorar zahlen. Sind Sie mit auf dem Film erscheinenden Personen die dieser Mundstellung ent­glied des deutsch - völkischen Schriftstellerver- sprechenden Worte mühelos erkennen und waren in der Lage, die eins? Bitte auch, da ich Sie nicht kenne, um Angabe, ob photographierten Phrajen geläufig vom Film abzulesen. So ist der Sie auf christlichem Boden stehen und deutscher Kinematograph für die Taubstummen nicht nur eine Quelle der Unterhaltung und Belehrung, sondern stellt auch für den Unter­Abst am in ung sind. richt ein wertvolles Hilfsmittel dar, das zwar den Lehrer nicht ent­behrlich machen kann, wohl aber geeignet erscheint, den Unterricht durch die lebendige Anschauung in bemerkenswerter Weise zu era Gänzen und zu vervollständigen.

In Hochachtung Dr. Heinrich Pudor ." Empört und belustigt zugleich antwortete ich darauf: Redaktion Kultur der Familie", Leipzig . Da ich nicht, wie Sie anzunehmen scheinen, nur zum Vergnügen arbeite, son­dern wie die weitaus meisten Menschen vom Ertrag meiner Ar­beit leben will, muß ich Sie um umgehende Rücksendung meines Manuskriptes ersuchen. Im übrigen besteht die Aufgabe eines Redakteurs, dem ich einen Beitrag einsende, meines Erachtens lediglich darin, zu prüfen, ob dieser Beitrag für sein Blatt ge eignet ist oder nicht; mit meinen Personalien hat er sich jeden­falls nicht zu befassen. Ich will Ihnen aber trotzdem gern verraten, daß der Boden, auf dem ich stehe, jeweils wechselt; es dürfte manchmal privater, öfters aber fistalischer Boden sein, und dann also jedenfalls christlicher. Ob die Reihe meiner deut­schen Ahnen und Urahnen lückenlos ist, kann ich im Augenblick nicht feststellen, da ich diese Belänge" meiner Familie bis jetzt noch nicht untersucht habe, was freilich vom deutsch - völkischen" Standpunkt sehr unrecht sein mag.

-

Hochachtungsvoll

Landwirtschaftliches .

Elektrisierte Hühner. Die Versuche, die in England seit einiger Zeit angestellt werden, um durch den Einfluß der Elek­trizität das Wachstum der Hühner zu beschleunigen, sind von einem überraschenden Erfolge gekrönt worden. Die Resultate sind wirklich ganz erstaunlich. Die Küken, die in ihrer Entwickelung durch einen besonders konstruierten Apparat angeregt" werden, wachsen fast zweimal so schnell als die Tiere, die ohne dieses Mittel aufgezogen werden; der Gewinn wird also um das Doppelte ber­größert und zugleich werden die Futterkosten um die Hälfte ver­ringert.

Interessante Einzelheiten über diese seit längerer Zeit aus­geführten Versuche werden in der" Daily Mail" mitgeteilt. Auf der Geflügelfarm bon Meech in Poole , Dorsetshire , wurden 3000 Küken gezüchtet, von denen 1500 in gewöhnlicher Weise behandelt und die Julie Gottschalf." anderen 1500 dem Einfluß der Elektrizität ausgesetzt wurden. Da Ich erwartete nun natürlich, daß mein Manuskript ohne ein die Tiere sonst unter den ganz gleichen Bedingungen standen, boten sich die denkbar besten Vergleichsmöglichkeiten. Das wichtigste weiteres Wort zurückkommen werde. Welch ein Irrtum! Die deutsch - völkischen" Herren verstehen offenbar nicht besonders gut Resultat der elektrischen Wirkung war, daß die sonst sehr große Sterblichkeit während der ersten Tage nach dem Auskriechen sehr deutsch ; sie hatten weder den Sinn meiner ernsthaft gemeinten abnahm. Die Tiere, die der neuen Methode unterworfen werden, Worte, noch die Jronie der beiden Schlußfäße erfaßt. Denn, ich find in eigens für sie erbauten Häusern untergebracht, denen durch erhielt nun von seiten des Verlegers der Zeitschrift folgende Zu- eine besondere Anlage elektrische Ströme zugeführt werden. Diese schrift: Verehrtes Fräulein! Ich habe Ihren Beitrag gelesen und Ströme werden von 7 Uhr morgens bis 6 Uhr nachmittags jede teile Ihnen mit, daß er meinen Beifall findet. Aus Ihrer Ant- Stunde 10 Minuten lang eingeschaltet. Die Tiere zeigen dabei in ihrem Benehmen nichts Ungewöhnliches; nur haben sie nichts wort habe ich gern ersehen, daß Sie auf christlichem Boden stehen, von der sonst bei Küken üblichen Scheu an sich, sondern sind bitte Sie aber, mir nun noch über Ihre Volfszugehörigkeit nähere lebendiger, nehmen viel rajcher an Gewicht zu und geben über­Angaben zu machen.

Ich erwiderte nun:

In Hochachtung

Mar Koch."

Redaktion Kultur der Familie", Leipzig . In Erwide­rung Ihrer Zuschrift vom 13. d. m. verweise ich hiermit auf den Inhalt meiner Postkarte, die Sie anscheinend durch eine eigen artig gefärbte Brille gelesen haben. Anderenfalls hätten Sie nämlich merken müssen, daß ich 1. Sie ausdrücklich um um= gehende Rücksendung meines Manuskriptes er­sucht habe, ein Ersuchen, das ich hiermit dringend wiederhole; daß ich 2. mir Ihre Fragen nach meinen per­sönlichen Verhältnissen deutlich genug berbeten habe. Im übrigen muß ich entschieden Ihren außerordentlichen Scharf­finn bewundern, der eine ihm erwünschte Geistes- und Sinnes­richtung selbst aus solchen Worten herausliest, in denen man fich auch für ziemlich naive Gemüter deutlich bemerkbar über Sie lustig macht. Ich muß daher Ihre Freude über meinen vermeintlichen Standpunkt auf christlichem Boden" erheblich dämpfen, indem ich Ihnen obgleich dies, wie gesagt, Sie eigentlich nichts angeht verrate, daß ich Freigeist bin. Hoffentlich beschleunigt diese Mitteilung die Rücksendung meines Beitrags.

Hochachtungsvoll

Julie Gottschalt." J. G.

Ich hoffe, daß dies nun deutlich genug war!

haupt eine bessere Qualität als die unter gewöhnlichen Bedingungen aufwachsenden Tiere.

Man wird die Versuche jezt weiter ausdehnen und beobachten, wie sich die elektrisierten Hühner in der zweiten Generation ent­wideln, welchen Einfluß diese Behandlung bei Hennen auf das Gierlegen hat, und erhofft einen neuen Aufschwung der Hühner­zucht von der Elektrizität.

Technisches.

Die große Talsperre im Euphrat . Auf das Niesen­werk der Staudämme des Nils soll jetzt die Wiederbelebung von Mesopotamien folgen. Ehemals eins der fruchtbarsten Gebiete der Welt, ist es seit dem Verfall der im Altertum gefchaffenen Be wäfferungsanlagen in den Zustand der traurigsten Wüste zurüc gesunken. William Willcor, der auch die Seele der gewaltigen Ar­beiten im Niltal gewesen ist, will jest mit dem Bauberstab der modernen Technik auch den Segen des alten Mesopotamiens wieder zurüidrufen. Seine Pläne werden nach völliger Ausführung etwa 460 Millionen Mark beanspruchen, aber man hofft, daß diese Summe gut angelegt sein wird. Bis jetzt sind fchon 100 Millionen aus­gegeben worden, um den ersten Teil der Arbeiten auszuführen, die als das Felujaprojekt bekannt sind. Am 2. Dezember ist die große Talsperre des Euphrat bei Feluja etwa in der geographischen Breite von Bagdad eröffnet worden, durch sie werden etwa 1 Millionen Heftar, die früher zum schönsten Ackerbauland ge­hörten, zum größten Teil wieder dieser Bestimmung zugeführt werden. Nach Verwirklichung des ganzen Planes wird der Tigris , der Euphrat und der See von Altar Kuf ein System von Dämmen Kanälen darstellen, wodurch der Weizenboden Die Spracherziehung der Taubst ummen durch und mit und vor schäd den Film. Mit bewundernswerter Geduld und Hingabe lassen Wasser gespeist, vor Ueberschwemmungen Man rechnet darauf, es sich unsere Taubstummenlehrer angelegen sein, den armen taub- lichem Schlamm geschützt sein wird. Stulturlandes stummen Kindern die Mechanik der Wortbildung so weit zugänglich daß die Fläche Fläche des wenigstens verdoppelt, zu machen, um ihnen das Sprechen zu ermöglichen. Der Lehrer der Weizenertrag längs des Euphrat verdreifacht werden wird. spricht dem taubstummen Schüler zu diesem Zmed mit sorgsamer Außerdem wird eine großartige Vermehrung des Baumwollbaues Artifulation die Worte vor, während der Schüler durch Befühlen beabsichtigt. Die Regulierung beruht hauptsächlich darauf, die Flut des Kehlkopfs und Vorhalten der Hand vor den Mund des Lehrers wasser des Euphrat in die Senken des Bison überzuleiten. Dann sich über die Dichtheit der Schwingungen und des Quantums des wird die Erbauung eines großen Mittelfanals zur Wasserzufuhr vom verwendeten Atems unterrichtet, um dann durch Befühlen des Eupbrat und Tigris geplant, ein Bewässerungsfanal in der Nichtung eigenen Kehlkopfs und Kontrollierung der eigenen Atemzüge die auf Bagdad , ein anderer entlang dem rechten Ufer des Tigris und Möglichkeit zu erhalten, es seinem Lehrer gleich zu tun. Auf diesem auch eine Eisenbahn am linken fer diefes Kanals zur Beförderung Wege fommt er allmählich in die Lage, seinem tonlojen Kehlkopfder Ec nten.

Erziehung und Unterricht.

dag

Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.-Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.