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etwas, das mich angeht. Und ich werde enthalten werden darf, sucht der Autor als Judividualist ethisch au plöklich von dem unbezähmbaren Verlangen erfaßt, einzugreifen. verfechten. Und daß die Schwindjüchtige, die ein selbst Phthifiler Ich horche wieder wahrhaftiges geht um mich ich muß.... und Weltgrübler in der Lungenheilanstalt tennen lernte, am Glüc Ich rättle an meinen Feffeln aber sie sind hart und fest. Meine der Mutterschaft sterben muß, wird hier als Naturgesetz hingestellt. Erregung wird größer und größer. Ein unmotivierter Born be- Merkwürdigerweise ist das Schidial des zu erwartenden Kindes mit mächtigt sich meiner. So wehrlos gemacht zu sein. Ich rüttle wieder und fühle, wie man mich festhält. Nun ist es vorbei Mit einem jähen, gewaltigen Ruck reiße ich mich los, schnelle in die Höhe, che man es verhindern kann, zerre die Maske von meinem Gesicht, schleudere die verdußten Wärter zurück und brülle in den Saal.
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Alle Beschwichtigungsversuche sind vergeblich. Es ist ein böser Augenblick! Was ist mit mir? Ich wache nicht, ich schlafe nicht aber in einem grauenhaften Zustande reduzierten Bewußtseins erkenne ich, was ich anrichtete, was für mich auf dem Spiele steht. Das helle Sonnenlicht sticht mir in die Augen. Der Schrecken bringt mich zur Besinnung. Meine Blicke suchen meinen Operateur er steht mit entblößten Armen abseits. Die Ruhe seiner Haltung macht in mir die Erinnerung an unsere Unterhaltung lebendig. Es muß sein es muß ja sein! Ich sinke auf den Tisch zurück, um unter der Wirkung der Narkose einzuschlafen
Seit zwei Stunden liege ich regugnslos in einem mit weißen Leinen überzogenen Bett. Mein Kopf stedt in einem Riesenverbande. Die geringste Bewegung schmerzt. Die Stimme ist mattes, ohnmächtiges Geflüster. Eine Schwester sitzt bei mir und ermahnt beständig zur Ruhe.„ Glücklich überstanden!" Wie ein freudiges Ereignis wird es mir von jedem, der mein Zimmer betreten darf, zugerufen ein Glückwunsch zu neuem Leben.
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Ich habe mich mit diesem Glücke abgefunden, als ob es hätte so kommen müssen. Auch die Vorfälle vor der Operation find verblaßt Etwas anderes, Gewaltiges, Unfaßliches zittert durch meinen Körper, seitdem ich aus der Narkose erwacht bin. Es ist ficher in diesem Zustande der Leblosigkeit hatte ich mein stärkstes Erlebnis. Bei meiner förperlichen Sinfälligkeit fürchte ich von den Eindrücken, die mir der narkotische Rausch hinterlassen hat, aufgerieben zu werden. Dazu eine kindische Furcht, zu verlieren, was ich jetzt als sicheres, flares Besitztum halte. Ich werde es nach dem Schlaf, in den ich bei meiner Mattigfeit in den nächsten Minuten finfen muß, nicht mehr besitzen Kalter Schweiß fritt mir auf die Stirne und in einem lächerlichen Einfall versuche ich den Oberkörper zu heben, um mir wenigstens die großen Worte festzuhalten, die ich jetzt dafür zu sagen wüßte „ Um Gotteswillen, was tun Sie?!" ruft entsetzt die Schwester. " Jede Bewegung nach der Operation ist gefährlich!" schon glaube ich meine Fürwißigkeit bestraft zu sehen febliches Nebelfein befällt mich. Die Wärterin hält mir eine Schale unter das Kinn. Das Chloroform" sagte sie dabei. ( Schluß folgt.)
Neue Erzählungsliteratur.
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Und ein ent
teiner Silbe gedacht. So soll die Kranke nicht in ihrem Mutterschaftsglück getrübt werden durch die rauhen unbarmherzigen Anzeichen und Kämpfe des Todes. Und der Verfasser weiß feine andere Lösung aus dem Konflikt als den Notausgang des Pistolenfnalls. Er schießt sein nichtsahnendes Weib nieder. In meinem füssenden Atem verwehte meines Weibes letter Lebenshauch." Die Geichwornen sprachen ihn wegen momentaner Sinnesverwirrung frei. Die Sache ist romantischer als plausibel. Wollte der Autor für die Tötung eines Menschen in bestimmten rettungslosen Fällen als fitt liche Forderung eintreten, so hätte die Notwendigkeit zwingender gestaltet werden müssen. Zwingender geraten sind im Buche die geistigen Arabesten: was Petzold über Zionismus , Mystik des Judentums, Vegetarismus, Einsamkeit des Schaffenden und Denkenden, Sozia lismus, die methodische Entfremdung des großstädtischen Kulture Irüppels vom Atem der Sonne und des Waldes sagt, zeugt von großem Ernst und flarer Urteilskraft. Und daß er mit seinen Anjichten und Gefühlen auf sozialistischem Boden steht, zeigt ihn als einen Jünger der praktischen und reinen Vernunft.
A. v. Westenhof. Der Mann mit den drei Augen, eine sonderbare Geschichte.( Verlag A. Langen, München .) Die Reihe der Dichter und Schriftsteller, die mit Grufeln und grausigem Sput, mit Spannungen und Nebersinnlichem arbeiten und das unwahrscheinliche mit dem Mantel der Wissenschaft mehr oder weniger geschickt drapieren, ist seit ihren bekanntesten Ahnen, als die man E.T. A. Hoff mann und Jules Verne ansprechen fann, zu stattlicher Nachkommenschaft angewachsen. Fast scheint es, als ob unfere rationelle und realistische Zeit dieses phantastisch- mystische Gegengewicht zum Ausgleich bedürfe. Unbegrenzte Möglichkeiten nicht nur auf nüchternem Boden technischer Errungenschaften, unbegrenzte Möglichkeiten auch im Lande der Romantik. Der Maler- Schriftsteller Bestenhof gehört zu jener neuen Gilde, die mit wissenschaftlich verbrämten Absurditäten auf die Nerven ihrer Leser losgehen. In dem Mann mit den drei Augen sucht er das uralte Doppelgängermotiv, zwei Seelen in einem Körper exzentrisch à la Meyrint oder H. H. Evers zu gestalten. Sein kleiner Veroneser Sekretär trägt das leberbleibsel eines Zwillings an seinem Körper, einer Schwester. Dieses niederträchtige Wesen, das nur durch ein am Hinterkopf des Bruders" befindliches. mit Haaren bedecktes Auge lebt, ist eine kleine Bestie, die ihren armen Flling, der im Grunde ein braver Normalmensch ist, zu allerlei Schandtaten fegueller Art mit den verfümmerten Resten ihres Eigenlebens treibt und anreizt, bis endlich eine Operation ihn von seiner aweiten Psyche erlöst. Die Entfernung des dritten Auges macht ihn frei von Zwangsvorstellungen und Verbrechergelüften. Wenn man die geschickt geschriebene Geschichte als Phantasieprodukt beurteilt, so wird man sowohl an der Gestaltung wie an den interessanten Geschehnissen auf seine Kosten lommen. Da aber der Verfasser einen ethischen Schwanz anhängt, nämlich aus den Exzentrizitäten die Moralanwendung herausdestilliert, feinen sittlich Verirrten schnell fertig zu verurteilen, da man nicht wissen könne, ob er nicht irgendwo ein verstecktes drittes Auge" an sich trägt- so wird der Stil des Buches umgebogen und auch der Leser ernüchtert.
Erich von Mendelsohn: Nacht und Tag. ( Verlag der weißen Bücher, Leipzig .) Dieser erste in sich abgeschlossene Teil einer Romanserie, die der jung mit 27 Jahren gestorbene jüdischjunkerliche, deutsch- russisch- münchnerische Schriftsteller nach dem Muster Martin Andersen Negö: Das Glück, eine Erzählung Hermann Bahrs plante, interessiert durch den persönlichen Unter- aus dem Bornholmer Nordland.( Verlag A. Langen, München .) grund. Tag und Nacht ist in Form einer Autobiographie ein Schul- Stein lautes prunkendes Buch, aber das stille und tiefe Wert eines roman, dessen Schauplatz ein modernes thüringisches Erziehungs- Dichters, eines Sehers und Verkünders der nordischen herben verinftitut, eine freie Schulgemeinde" bildet. Drei grundverschiedene schlossenen Menschenseele. Noch mehr: Negö ist hinabgetaucht zu Knaben, Typen von Weltanschauungslehrlingen, die das Leben viel- dem Urgrund des Seins, er sieht erschauernden Auges die furchtbar leicht noch siebenmal gründlich umkrempelt, werden gegeneinander schöpferische und vernichtungsfrohe Weltseele, er sieht die armselige gestellt im Schachspiel von bestimmten Autorabsichten und streitbaren geplagte und doch daseinshungerige Seele der Armen und Enterbten, Gesprächen. Der geistige Vater dieses Charakter- und Ansichtentrios bie in Schlamm und Nebel lichtlos schuften müssen und immer verbirgt sich hinter dem Problematiker, der mit glühendem Eifer an zittern, daß der Arm irgend einer Macht, der des Todes, des Der modernen Regenerationslehre herumtnappert, durch ein Gesetzes, des Unglücks, der Behörden in ihr trübes Dasein greift und Herzübel aber an aller realen Betätigung jäh gehindert sie erdrückt. Der Tod reitet über die Bornholmer Felder und Felsen, wird. Das Problematische versichert alsdann auch bald in mit grimmigem Lächeln sieht er, daß zu viel, zu viel Menschen sind Begebenheitssachen", die zum schließlichen Inhalt dieser und stößt ein paar in den Abgrund. Den armen Steinbauern Aufzeichnungen der bei allem Zwang doch freien Thüringer Schuljahre werden. Es gibt Ferienausflüge, fast durchweg sympathische Lehrerfiguren, Jünglingsdämmern, erste Liebe, erste Verse und was der Schüler Nöte und Segnungen mehr sind. Aber daß eben über diesem Klima der Begebenheiten das geistige Banner" hochgehalten wird und zwar nicht in dem ironischen Sinne Jbsens, gibt dem ehr lichen Buche einen schätzbaren geistigen Gehalt. Für die Jugendbildner und für die Jugend selbst kann dieses Männern" in Gestalt von ideellen Konflitten, Weltanschauungsrichtungen, siegreichem Ringen gegen die Triebkräfte des Innern zu einer Art Hilfsmittel werden, sich in Nacht und Tag" besser zurechtzufinden.
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droben in den Felsbrüchen zeigt er, wie nur das Glück er selbst, der Tod ist. Und als der starke, mühselige mit Weib und vielen hungerigen Kindern beladene Hans wünscht, von den unfruchtbaren Steinen hinunter aufs fruchtbare Ackerland zu kommen, verspricht der Tod ihm doppelzüngig ein solches Stück Land. wie ein Träumer geht nun Hans erwartungsfreudig umher und läßt geidehen, was geschehen muß. Eine Mine zerschmettert dem Hinterfinnigen die Füße. Aber da gibt es ja ein Versicherungsgesetz für verunglückte Arbeiter. So friegt der Arme als Entschädigung wirklich ein Stück Aderland, wo er hinter dem Pflug herbumpeln tann, ein Halber nur, ein Krüppel! So sieht das Glück des armen Alfons Begold: Erde. ( Deutsch- österreichischer Verlag, Mannes aus, so muß das Glück der Tausende bezahlt werden, die Wien und Leipzig .) Wiederum ein Mensch, der mit pochendem Leben und Blut, Gesundheit und Schlaf hergeben müssen, um die Herzen an dem furchtbaren Gegensatz zwischen Jch und Erdengefeßen, Sorge und die Not vom Hause zu halten. Zürnende Bitterfeit und zwischen Glückseligkeitsverlangen und„ Grenzen der Menschheit " doch wieder Resignation, blutende Fronie und die Heiligkeit des leidet. Und wiederum im Jchroman, der sich mit der Welt als Trostes, Schlichtheit der Gestaltung, Wärme des Gefühls, BruderWille und Vorstellung und Welt als sozialhistorische Ordnungs- liebe, jene allumfangende Liebe, die mit den Mühseligen und Berealität abquält. Der Konflift ist mit tiefem Einfühlen in die Weib ladenen geht und die Wolken von der Sonne fortschieben möchte, feele, vor allem in das Mutterschaftsverlangen schlicht und natürlich find Quellen des Buches, lebende Quellen. Und wie ganz anders gefunden, aber frankhaft und abenteuerlich gelöst. Daß auch dem ist seine Symbolik und Mystik als die literarisch erflügelte des vorschwindsüchtigen Weiß das Liebes- und Mutterschaftsglück nicht vors hergenannten Autors.