Der Kutscher blidt sie fragend an.
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Die Schlanke schließt ihren Brief. Nach einer kleinen Pause fragt der Böttcher den Schmied leise, ob Ras Buns noch nicht zurückgekommen ist. Nein. Ich glaube, er tut sich ein Leids an." Wann lief er denn davon?"
" Gestern, als Per Holt und Sophie zur Kirche fuhren, rannte er davon."
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,, Es ist' ne Schande, wie sie den armen Tropf zum Besten gehabt haben!"
Ja, Das war wohl' ne flotte Hochzeit!" Alle:„ Das war's!".
ne Schuhe auf der Straße puken. Auf fleinen Galerien flehen Stühle, zu denen man hinauf tlettert, um den Buzern die Arbeit recht bequem zu machen. Während Mr. Wichfier bemüht ist, dem Kunden neuen Glang beizubringen, liest dieser eine Beitung. Bielfach befinden sich Schuhpuhstände auch in den Erdgeschossen der Hotels und in Barbierstuben.
Die Schuhleute sind zumeist Irländer, ausnahmslos frästige Kerle. Sie haben lange Gehröde an und fofeltieren mit einer Kopfbedeckung, die den in Deutschland gebräuchlichen Feuerwehrhelmen ähnelt. Aber die Hauptsache: um das Gelent der rechten Hand haben sie einen Lederriemen, an dem ein solider Knüppel hängt. In verschiedenen Städten habe ich die Beobachtung machen fönnen, daß die Snippel mit farbigen Bändchen geschmückt oder schlechter Trost für die, denen die Köpfe oder Arme mit dem Sinüppel entzweigeschlagen werden.
Ja, einen Skandal haben sie da drüben in den Käiner- gar am Griff mit zierlichen Schnitzereien versehen waren. Ein häusern gemacht, daß es' ne halbe Meile weit zu hören war. Der rote Jens steckte Jakobus fopfüber in die Schweinetonne - beinahe wäre er erstickt. Und Per Holt gab dem Vorknecht Tammes ein paar ordentliche hinter die Löffel."
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Der Gärtner prustet in seinen Bart: a, Ber ist allezeit ein böser Bursche gewesen; ich kenne ihn vom Kloster her!" „ Und dann der arme Ras!" sagt der Böttcher.
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" Ja, ich glaube, er tut sich ein Leids an. Ich glaub's." Der Schmied steckt die Pfeife in die Tasche.
Draußen breitet sich die Dunkelheit aus über die eigen tümlichen Geschicke des Lebens und das böse und gute Tun der Menschen.
Wie mit einer Riesenkappe hüllt die Dunkelheit das alte Gut ein, so daß kein Stern hindurchschimmert.
Nur der Wächter leuchtet. Den Hund an der Seite schreitet er langsam an allen Außengebäuden vorüber, in der Sand die Laterne haltend, die in der feuchten Nebellust einen verschleierten Lichtkreis verbreitet. Er wandert durch die Ställe, wo das Licht die langen Reihen der Stallfenster entlang gleitet. Er geht um alle Gebäude herum, nördlich am Boriverk vorbei dem Schlosse zu, wo er die Stundenzahl vor dem Schlafftubensenster des Kammerherrn abruft, und dann tritt er gen Süden wieder den Rückweg an.
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( Forts. folgt.)
Von Philipp Scheidemann . Allerlei crfchrsmittel.
Die amerikanischen Straßenbahnwagen sind fast durchweg Doppelt so groß wie die deutschen. Für jedes Verkehrsmittel gelten Einheitspreise. Die besonders weit ausgedehnte Fahrt mit dem bequemen Autobus fostet in New York 10 Cents, während die Tickets auf der Streetcar( Straßenbahn) nur 5 Cents fosten, etwas über 20 Pfennig. Denselben Preis zahlt man auf der Hochbahn und der Subway( Untergrundbahn). Die letztere ist ein geradezu ideales Verkehrsmittel und kann den europäischen Großstädten ais Borbild warni empfohlen werden. Zwar ist die Pariser Untergrundbahn ziveddienlicher eingerichtet, als die Berliner , aber im Vergleich mit der New Yorker Subway bleibt auch Paris weit zurück. Während die Straßenbahnen auf Verlangen an jeder Straßenede halten müssen, gibt es für Hochbahn und Subway bestimmie Haltestellen. Auf der Untergrundbahn laufen lokale und Expreßzüge nebeneinander. Was das für den Verkehr zu bedeuten hat, will ich an einem Beispiele flar machen. Nehmen wir an, daß jemand an der 14. Straße in die Subway einsteigt, um nach der 150. Straße zu fahren. Dann steigt er zunächst in den links auf dem Bahnsteig stehenden Expreß- Train und fährt mit riesiger Schnelligkeit bis zur 148. Straße. Dann steigt er in den rechts auf demselben Bahnsteig fahrenden Lokaltrain, der an der 150. Straße hält. Wer einmal seine 5 Gents bezahlt und das Ticket unter der Kontrolle eines Beamten beim Eintritt in die Subway in einen Glaskasten geworfen hat, der kann dann( in der selben Fahrtrichtung) fahren, so weit er mag. Eine Abgabe der Billetts am Schluß der Fahrt fennt man in Amerika weder bei Verkehrsmitteln innerhalb der Städte, noch auf den Eisenbahnen. Rachahmenswert sind auch die Wageneinrichtungen der Subway. Die Züge führen alle etwa 10 Durchgangswagen, so daß die schnelle Verteilung der Passagiere auf den ganzen Bug möglich ist. Jeder Wagen hat drei breite Seiteneingänge, je cinen an den Enden und einen in der Mitte. Alle drei Türen öffnet und schließt ein einziger Mann durch eine mechanische Vorrichtung. Sobald die Türen in dieser Weise geschlossen sind, kann sie ein Passagier nicht mehr öffnen. Alle Versuche, noch in den Wagen zu kommen, nachdem die Türen geschlossen sind, unterbleiben in folgedessen. Dadurch werden Unglücksfälle, tie sie namentlich auf der Untergrundbahn in Berlin vorgekommen sind zur Unmöglich feit gemacht.
Straßenbilder.
Die auffälligsten Straßenbilder werden gestellt von den Stiefel pubern. Das Stiefelpugen gilt als unfaire Arbeit, deshalb sträuben sich Portier, Haus- und Zimmermädchen dagegen. Jeder
Nicht wenig überrascht war ich, als ich bemerkte, daß gröbere Arbeit durchweg in Handschuhen verrichtet wird. Maurer und sonstige Bauarbeiter, Pflasterer, Kutscher usiv. alle tragen dicke lederne Handschuhe bei der Arbeit. Bei der Möglichkeit, sehr oft den Beruf wechseln zu müssen, ist jeder bemüht, seine Hände möglichst gut instand zu halten.
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Großes Vergnügen haben mir die militärischen Werbe- Plakate gemacht. Auf dem Bürgersteig steht vor einem Laden ein riesiges Plakat, daneben ein auffällig und sauber gekleideter Soldat. Das lafat stellt auf der Vorderseite cine paradiesische Landschaft dar. In einem Hafen liegt ein amerikanischer Streuzer. An Bord und an Land sieht man die Soldaten allerhand Sport und Allotria treiben. In großen Rettern ist unter dem Bilde zu lesen:„ Männer, werdet Soldaten! Kommt zu unserer Marine! Gute Behand. ung- Hoher Sold Schöne Auslandsreisen! Anmeldungen werden hier im Laden angenommen." Auf der Rückseite des Plakats wird für die Infanterie oder Artillerie geworben. Der Soldat, der die Anmeldungen entgegennehmen soll, steht, wie mir gesagt worden ist, oft viele Wochen lang, ohne daß einer fommt, der auf die schönen Auslandsreisen hineinfällt. Die Vereinigten Staaten haben große Mühe, ihre Schiffe ausreichend zu bemannen. Die Heilsarmee auf dem Union Square. Eine Gruppe von Heilsarmee - Soldaten in der bekannten Uniform rüdt an. Vorneweg die Fahne und einige Musikanten. Nun machen sie Halt. Sie bilden einen Kreis. Einer trift in die Mitte und predigt. Von drei zu drei Minuten wird ein Tusch geblasen und ein Vers gesungen. Immer mehr Neugierige versammeln sich, immer aufgeregter werden der Prediger, die Tuschs und die Nefrains. Bald singen schon einige aus dem Publikum mit, und nun ist es, als sei die ganze Gesellschaft meschugge gcworden. Die Trommel wird noch heftiger gerührt, die Backen der Trompetenbläser werden noch dider, der Gesang noch lauter. Der predigende Soldat ist wieder ins Glied getreten, ein anderer hat ihn abgelöst, der nicht nur mit dem Wunde, sondern auch mit Händen und Füßen redet.
Da endlich ist ciner mürbe geworden. Ein junger Mann, bleich wie der Tod, hat sich durch die Versammelten einen Weg gebahnt, tritt in den Kreis und wirft sich auf die Stnie. Sofort heckt sich ein Soldat der Heilsarmee neben ihn und redet mit ihm eindringlich zu. Der Prediger redet noch mehr mit Händen und Süßen, die Fahne wird über dem neuen Mann geschwenkt, die dann zieht die ganze Trommel wird heftiger gerührt und Gesellschaft von dannen: vorn die Musik und die Fahne, dann 3weimal je zwei Soldaten, dann der nengewonnene Mann, links und rechts von einem Kameraden am Arme gehalten. Dann folgt der Rest! Mit schmetternden Tönen ziehen sie von dannen: Scho- hon wie- der ei- ne See- heele gerettetet!!
Am anderen Ende des Plazes, an einer sehr belebten Straßenede, hat ein Mann Posto gefaßt, der für eine politische Partei Propaganda macht. Sein Publikum wechselt fortwährend. Jeder der Zuhörer lauscht einigen Säßen und geht dann weiter. Der Policeman paßt auf, daß die Versammlung nicht gestört wird. Theater und Kirchen.
Das englische Theater soll sich angeblich im Laufe der Zeit erheblich gebessert haben. Wenn das richtig ist, könnte man sich dieser Tatsache freuen. Aber jeder, der früher nicht hat hineingehen müssen, fann dann auch froh sein. Ach, Du lieber Gott ! Eines der besten Kunstinstitute der Welt, nicht nur New Yorks , ist die Metropolitan Oper. Da treten die glänzendsten Sterne aus aller Welt auf. Borzüglich ist auch die Century- Oper, in der ich Hoffmanns Erzählungen " hörte. Das Deutsche Theater ant rving- Place, dessen Direktor zurzeit der vortreffliche deutsche Schauspieler Rudolf Christians ist, verfügt über ein fünstlerisch sehr hochstehendes Ensemble. Es ist eine wirkliche Pflegestätte dramatischer Kunst, also eine Case in der New Yorker Theateriüfte. Bon wirklich phänomenalen Dimensionen ist das New Yorker Varieté Hippodrom". Auf der Bühne dieses Theaters sollen 3000 Menschen Platz finden. In einem Ausstattungsstäd" Amerika " habe ich geradezu unglaubliche Darbietungen gesehen. Zwei Szenen will ich sfizzieren: Aus einem Gebirge, das in echt amerikanischer Sühnheit aufgebaut ist, kommen einige mit Männern und Frauen besetzte Automobile herangeraft. Sie sind vom richtigen Wege abgekommen, werden zu spät gewarnt und stürzen nun über steile Felsen in einen See- Spurlos verschwinden sie im Wasser.