Kleines Feuilleton.

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Mord, der die Blutrache nach sich zieht, wenn der durch den Ehe­bruch beleidigte Mann nur die eine Person niedermacht. Die Die Opfer der wilden Tiere. Nach vielen Tausenden zählen Witwe eines Albanesen darf sich nicht wieder verheiraten; eine alljährlich die Opfer der wilden Tiere auf der ganzen Erde, und Wiederverheiratung würde gleichfalls als Ehebruch angesehen troß des Fortschree tert er Kultur in allen Erdteiler ist von einer werden und die Blutrache der Bevwvandten des verstorbenen Abnahme dieser Verlustzahlen in den letzten Jahren nicht die Rede. Mannes Heraufbeschwören. Dabei werden Witwen, die dem ver­Eine amtliche Statistik darüber veröffentlicht nur ein einziges storbenen Manne feinen Sohn hinterlassen haben, einfach ver­Land, nämlich Indien  , und diese enthält wahrhaft erschreckende stoßen; sie müssen das Haus verlassen und wieder in die Familie, Zahlen: im Jahre 1911 haben die Tiger Indiens   nicht weniger aus der sie stammen, zurückkehren. Im allgemeinen können als 767 Menschen getötet, und wenn man die Opfer der anderen Frauen in Albanien   nie etwas erben, nur soweit sie die Er­Raubtiere, der Krokodile und der Giftschlangen, hinzufügt, so er- flärung abgegeben haben, daß sie nie einen Mann Heiraten hält man eine Summe von 26 242. Die Zahl des einen Jahres werden, insofern sie also gewissermaßen zu Mannweibern ge­ist nicht etwa außergewöhnlich hoch, denn die Statistik der Jahre worden sind, gelten Ausnahmen. 1902 bis 1911 gibt die Opfer der Raubtiere und Giftschlangen in Indien   auf 243 314 an.

Heilkunde.

Ein Franzose, der die Tropenländer und ihre Raubtiere aus Ein Mittel zur Betäubung von Bahna und eigener Erfahrung fennt, sucht nun im neuesten Hefte der Ohrenschmerzen. Eins der köstlichsten Läuschen" von Lectures pour tous" den Nachweis zu führen, daß ähnliche Frizz Neuter handelt von einem Jungen, der in einer Apotheke ein Verhältnisse in fast allen Ländern bestehen, wo noch Raubtiere Mittel gegen Stopfschmerzen verlangt und nun angewiesen wird, vorkommen. Er stützt sich dabei auf zuverlässige, zum Teil amt- in eine Flasche zu riechen, worauf er vom Stuhl fällt. Hinterher liche Berichte, die freilich meistens nur fleinere Gebiete umfassen. stellt sich heraus, daß gar nicht er, sondern die Tochter seiner Herr So muß man die Opfer der Löwen  , der Leoparden und der wilden schaft Kopfschmerzen hat. Es läßt sich erraten, daß dies Aller­Büffel in Afrika   alljährlich auf Zehntausende veranschlagen. In welismittel gegen Kopfschmerzen wohl in Salmiatgeist bestanden Uganda   wurden in dem einzigen Jahre 1909 von Löwen   hat, und die Anwendung von Riechstoffen zu solchem Zweck ist ge­22 Europäer, 12 Hindus und 167 Eingeborene getötet, im ganzen rade im Volk noch weit verbreitet, während das Riechfläschchen also 201 Menschen, allein die Angaben beziehen sich nur auf die von seiner Stellung in den vornehmen Kreisen viel eingebüßt hat. Personen, die mit dem Bahnbau zu tun hatten. Ein Beamter Dr. Adolf Schwarz   hat in der Münchner   medizinischen Wochen­in Nairobi   meint, in ganz Uganda   töteten die Löwen   alljährlich schrift" diesen alten Brauch ernstlich wieder aufgenommen, aber 700 Menschen. Zu diesen kommen( 1909) noch unter den bekannten auf eine besonders wirksame Anwendung in bestimmten Fällen Opfern der wilden Tiere 15 Europäer, die durch Nashörner oder beschränkt. Das Mittel, das er empfiehlt, ist das ätherische Senföl. Elefanten umgebracht wurden, sowie 32 Eingeborene. Aehnliche Riecht man in ein Fläschchen hinein, das nur wenige Gramm Bahlen liegen aus Rhodesia   vor; dort töteten nach amtlichen Be- dieser Flüssigkeit enthält, so erfolgt eine Rötung des Gesichts, richten im Jahre 1907 die Raubtiere 119 Menschen. Für Tränenfluß und vorübergehender Atmungsstillstand. Diese Folgen Portugiesisch- Ostafrika ist für das Jahr 1909 die Zahl von würde man nicht gerade suchen, aber sie treten doch hinter der er­200 Opfern der Raubtiere ermittelt, und für den Kongostaat gibt freulichen Erscheinung zurück, daß auch ein heftiger Zahnschmerz ein erfahrener Reisender die Zahl 600 an. China   hat in seiner sofort aufhört. Bei Versuchen haben die Patienten erklärt, der bieltausendjährigen Kultur in vielen Teilen des Landes die Raub- Schmerz sei im Augenblick wie weggewischt gewesen, und zwar tiere ausgerottet. Dennoch werden alljährlich einige tausend meist für mehrere Stunden. Da die Ursache der Schmerzen da. Menschen von Raubtieren gefressen. Das im Verhältnis zu China   durch nicht gehoben wird, kann ihre dauernde Unterdrückung natür­Kleine Korea verliert jährlich 2000 Menschen durch Tiger. Auch lich nicht erwartet werden, doch ist es auch vorgekommen, daß die in Sibirien  , wo im Amurgebiete eine besonders große Abart des Schmerzen einige Wochen ausblieben, wenn sie nur durch die ge­Tigers vorkommt, fallen zahlreiche Menschen den Raubtieren zum wöhnlichen Vorgänge der Zahnfäule verursacht gewesen waren. Opfer. Der Franzose gibt an, in den vier Sommermonaten des Außerdem hat Dr. Schwarz den ähnlichen Einfluß des Senföls Jahres 1909 wären in der Provinz Transbaikalien   des Amur  - bei Ohrenschmerzen erprobt, die durch eine atute Mittelohr­gouvernements 171 Menschen von Tigern getötet. Diese Zahl be- entzündung hervorgerufen worden waren. Die Ohrenschmergen zieht sich auf den fünften Teil des ganzen Verbreitungsgebietes gelten für fast alle Menschen, die sie erlebt haben, als die furcht des sibirischen Tigers. Zu dieser mit 5 zu multiplizierenden Zahl barsten, die es überhaupt gibt, und von ihnen erlöst zu werden, fommen für ganz Sibirien   nach einem Berichte der Wald- und ist schon für einige Stunden von großem Wert. Eine nachteilige Wasserverwaltung Sibiriens   über 5000 Opfer anderer wilder Wirkung des Senföls ist bei etwa 60 Fällen niemals beobachtet Tiere im Jahre, fo 1907 5243! In Westeuropa   fann man kaum worden. bon Opfern wilder Tiere reden; es werden zwar alljährlich einige Menschen von Giftschlangen getötet, und in Rußland   und in Ungarn   töten Bären und Wölfe eine Reihe von Menschen, doch scheint die Zahl 1200, die der Franzose als Tribut Europas   an die wilden Tiere angibt, reichlich hoch gegriffen. Für die neue Welt liegen feine genauen Angaben vor, doch dürften namentlich in Südamerika   alljährlich durch Giftschlangen sehr viele Menschen

umkommen.

Bölkerkunde.

Geseze und Bräuche bei den Albanesen. So wenig die politischen Verhältnisse anderer europäischer Länder mit denen der Albanesen verglichen werden können, so wenig ist auch ein Vergleich der Volksgebräuche, der Gesetze und der gesamten fozialen und kulturellen Zustände Albaniens   mit anderen Ländern möglich. Wie es dort noch keine einzige Eisenbahn gibt und wie den Albanesen selbst die Kartoffel noch eine unbekannte Frucht ist, so find sie auch in ihren Bräuchen und Sitten, in der Art, wie die Frauen behandelt werden, wie Gesetzesverleber bestraft werden und in vielen anderen Dingen noch in Anschauungen befangen, die uns an das frühe Mittelalter oder gar an die Urgeschichte der alten deutschen Völker erinnern. Daß bei den Albanesen noch die Blutrache besteht, ist allgemein bekannt: der, der sie ausübt, braucht sich aber nicht in die Wildnis zu flüchten, wie das auf Korsika geschieht, sondern er kann stolz und frei umherwandeln; denn er hat eben nur seine Pflicht getan. Bei manchen Stämmen wird die Blutrache sogar unter gewissen althergebrachten feier­lichen Zeremonien ausgeübt. Die Beteiligten begeben sich in das Haus des Mannes, an dem die Blutrache ausgeführt werden soll, erzwingen sich hier, wenn sie in der Ueberzahl sind, guten Schmaus und Trunt und vollziehen dann das gefällte Urteil". Ist der Verurteilte" entwichen, so wird ihm das Anwesen, das allerdings immer ein sehr leichter Bau ist, angezündet.

Besonders schwer wird der Ghebruch bestraft. Wie bei den alten Deutschen   eine Ghebrecherin zu Tode gepeitscht werden fonnte, so hat jeder Albanese, der seine Frau, seine Schwester, Tochter oder Mutter bei einem Ehebruch ertappt, das Recht, sie ohne weiteres niederzumachen, nur muß er den deim Ehebruch beteiligten Mann gleich.alls niederschießen oder erstechen. Ein solcher Gatte, Bruder odls Vater bleibt auf alle Fälle straflos, und er barf auch nicht der Wutrache verfallen; dagegen gilt es als Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neufölla.

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Aus dem Pflanzenreich.

Wohlgeruch und Farbe der Blüten. Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß der Duft einer Blüte etwas mit ihrer Farbe zu tun haben sollte, aber schon seit geraumer Zeit sind Untersuchungen vorgenommen worden, um zu ermitteln, wie sich die durch besonderen Geruch ausgezeichneten Blüten der Farbe nach verteilen. Die Fachzeitschrift   Parfumerie Moderne" bat die Tats fachen zusammengestellt, die sich aus der Betrachtung von rund 4200 Pflanzenarten ergeben haben. Die größte Zahl von ihnen, nämlich fast 1200, Gatten weiße Blüten, fast 1000 rote oder gelbe. Dann folgten etwa 600 blaue, 300 violette, 150 grüne, 50 orangefarbene, und schließlich 18 mit bräunlichem Ton. Die Pflanzen gehörten insgesamt zu 27 Familien, wovon 20 aus der Klasse der Difotyledonen, die übrigen aus den Monokotyledonen stammten. Die Zahl der starkduftenden Gewächse ergab nur 420, alio genau den zehnten Teil der Gesamtheit. Das erscheint überraschend wenig. aber man muß eben bedenken, daß die Auswahl der Pflanzen für unsere Gärten und für den Schmuck unserer Wohnungen zum wesent­lichen Teil schon mit Rücksicht auf den Wohlgeruch erfolgt, so daß unsere Gewohnheit feinen gerechten Ueberblick über die Pflanzen­welt gestattet. Unter den wilden Pflanzen ist eben ein starter Ge­ruch verhältnismäßig felten, wie jene Statistik lehrt. Von den weiß­blühenden Gewächsen erwies sich etwas mehr als ein Zehntel als duftend, ebenso unter denen mit grünen Blüten. Bei allen anderen Farben blieb das Verhältnis mehr oder weniger erheblich unter diesem Betrage zurück, am wenigsten noch in der Gruppe der rot­blühenden Pflanzen.

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Ob ein Geruch als angenehm oder unangenehm empfunden wird, hängt von dem Geschmack" der Nase ab und wird von den ein­zelnen Menschen sehr verschieden beurteilt. Es soll aber im allge meinen zutreffen, daß sich unter den weißen Blüten nicht nur mebr ricchende, sondern auch angenehmer riechende finden, als unter den Blüten anderer Farben. Nach einer Ermittelung, die freilich fein großes Vertrauen beanspruchen darf, haben von 100 weißen Blüter 15 einen angenehmen und nur eine einen unangenehmen Gerud während das Verhältnis bei 100 Blüten anderer Farben angeblid nur 5: 1 ist.

Fryd u. Berlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.