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Da wird Jens fraßbürstig. Du bist, Gott   verdamm mich, bis jetzt wohl weder Pastor noch Papst geworden!" ruft er und trift näher heran. Unwillkürlich ballt er die Fäuste. Doch Per runzelt die Brauen und blickt ihn fest, be­zähmend an.

"

Da ertönt eine schrille scharfe Weiberstimme, die die Männer veranlaßt, sich umzudrehen. Es ist Bolette. Paß Du auf Deine eigenen Gören und Deine eigene Sau­wirtschaft!" ruft sie und dann fliegt ein Blechtopf als Geschis von einem Hausgiebel zum andern. Hab Dank fürs Leihen, Die Männer wenden sich wieder ab, als hätten sie derlei so oft gehört und gesehen.

Du alte Sau!"

Krän Soms bemerkt, daß die Lentestube, seitdem der neue Verwalter da ist, ganz hübsch hergerichtet ist. Und die Kost ist ja auch viel besser. Und diese Arbeitsakkorde, die er für uns eingerichtet hat, die müßten doch eigentlich auch zu unserm Vorteil sein, meine ich. Das alles muß doch des Kammer­herrn Wille sein!" ( Forts. folgt.)

Ça ira!

3um 18. März.

Das deutsche   Volt besitzt nicht als höchstes Nationalfest den Er­innerungstag der Revolution, aus der seine bürgerliche Freiheit erwuchs. Die Feier der Revolution von 1848 ist nur ein melanz cholischer Gedenktag an eine verlorene Erhebung, der das Volt nicht gewachsen war; und da inzwischen das deutsche   Bürgertum längst zum Feinde übergegangen und an das Mißverständnis" der Barri fadenschlacht des 18. März nicht mehr erinnert zu werden wünscht, Hat das Proletariat die Hut der Märzgräber übernommen, indem es seiner weltgeschichtlichen Aufgabe dient, aller Blut zu ehren und zu schützen, die für die Freiheit starben durch Arbeit und Opfer für die ganze Freiheit der Zukunft.

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Mäntel zur Verfertigung für eben so viele Alumnen bestellt, welche deren bedürftig sind."

den Großherzog beginnt: Euerer Königl. Hoheit fühlen wir, Aller­Eine Adresse der Darmstädter Zweiten Kammer der Stände an höchst ihre getreuen Stände der zweiten Kammer, zu dem aufrich tigsten Dank verpflichtet, daß Allerhöchst sie auch diesmal uns zu unserem neuen Beruf in erhabener eigener Person einzuführen geruht haben." In der Thronrede zur Eröffnung der württembergischen Ständeversammlung führt der König diese Sprache: Die all­gemein bekannten Vorfälle in der Schweiz  , herbeigeführt durch mußten auch für die Nachbarländer einen gefährlichen Einfluß aus­schroff entgegenstehende Parteien, bis zum Bürgerkrieg entflammt, üben. Deutsche  , durch die Gerichte verfolgte Verbrecher sammelten sich in jenem Lande, suchten Vereine mit ihren Landsleuten zu stiften, sowie uns durch Schriften revolutionären Inhalts zu überschwemmen. Jedes auch sonst so schlechte Mittel wurde versucht, um Aufregung und Unzufriedenheit zu verbreiten. In diesem Zustand, der etwas gefährlich für uns wie unsere Bundesnachbarn ist, wende ich mich mit der Spitze unseres Volkes ſeinen Sinn und seine Denkungsart aus­allem Vertrauen an meine getreuen Stände als diejenigen, die an sprechen. Wenn die Einwirkungen von außen stärker hervortreten sollten, so werden Sie meinen unerschütterlichen Mut, der wie einst gegen die Feinde unseres Vaterlandes, jetzt nach beinahe 32jähriger Regierung gegen Störer unserer inneren Ruhe mit eben der Festigkeit und Entschiedenheit an Grundsäßen anstreben sehen. In Vereinigung mit Ihnen, im Geiste Unserer Verfassung handelnd, gehe ich mutig den Stürmen Unserer Zeit entgegen."

die

des Haberfeldtreibens gegen das Königliebchen, das dann der Galan Und dann der ungeheure Umschwung: Das Münchener   Vorspiel so schnöde öffentlich den Häschern als vogelfrei überantwortete, die Bariser Februarrevolution, Wien  , der 18. März in Berlin  Völker hatten ihre alte Sprache vergessen und reden in neuen Zungen. Reden nicht nur, sondern handeln. Die Wiedergeburt der das ist das überwältigende Gefühl. an den neuen König, den man sehr eindringlich und ohne in Demut In der bayerischen Kammer berät man Ende März die Adresse erfterbende Floskeln anredet; eine sehr bescheidene Anerkennungs­phrase für den abgedankten echt deutschen  " Ludwig erregt sogar Anstoß...

Welt

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Aber daß das deutsche   Bürgerrecht nicht in einer siegreichen Revolution wurzelt, das erklärt die Sonderbarkeit des politischen Schicksals des deutschen   Volkes, das nach mehr als zwei Menschen­Das preußische Bolt empfängt unmittelbar nach dem absoluten altern nicht in den Verband der europäischen   Demokratie hinein Regiment eines seit jeher wahnsinnigen Fürsten   das allgemeine zuwachsen vermochte und noch immer den widrigen, vorgeschichtlichen, Wahlrecht, das zudem so völlig gleich ist, wie es seitdem ja fast widergeschichtlichen Kampf gegen die Mächte des Vormärz weder das Deutsche Reich, noch dessen Gliedstaaten bis zur zu führen hat. Stunde wieder erobert haben. Die preußische Nationalversamm­Gleichwohl, auch jene zerronnene Revolution war Revolution. lung in der eine Minderheit auch die bloße Höflichkeit einer In den paar Frühlingswochen des Jabres 1848 erlebte doch auch Adresse an den König zum ersten Male ablehnt, interpellierte gleich das deutsche   Volt einmal jenen umbändigen Schaffensrausch des in einer ihrer ersten Sizungen den Kriegsminister über die Armee. Glaubens an die eigene Straft, in dem alle Dinge auf einmal mög- Man lese die Rede des Abg. Jung: Die preußische Militärver­lich zu werden scheinen. Damals flang in den Herzen und Hirnen fassung in der Art, wie sie von Scharnhorst vorgeschlagen worden, der Millionen der stürmende Rhythmus der Zauberformel, die in war eine der volkstümlichsten Institutionen, aber trotzdem ist daraus vulkanischen Zeiten in der Menschheitsgeschichte auftaucht: Caira. das unvollstümlichste Militär vielleicht in ganz Deutschland hervor­Es wird schon gehen. Und es ging! Was Jahrzehnte. Jahr- gegangen. Die Gründe hiervon suche ich vorzugsweise Hunderte verweigert hatten, gewann über Nacht Gestalt. Kein Betteln darin, daß der Soldat ein besonderes Gesetz hat und mehr und fein Feilschen um winzige Zugeständnisse, fein Alten- nicht das des Bürgers teilt. Am 18. März haben wir schmieren und Bureaukratisieren. Man wollte, man forderte das die traurigen Folgen dieser Trennung des Soldaten vom Ganze. Man wagte den" Sprung ins Dunkle"( wie die Finster- Wolfe gesehen. Wir haben Szenen der Barbarei erlebt, vor denen linge warnen!), der doch in Wahrheit immer der Sprung ins Helle ein zivilisiertes Volt zurückschaudert. Wir haben gesehen, wie die ist. Der gebückte Untertan war plöglich ein selbstbewußter Bürger Soldaten den wenigen Offizieren, die den Mut und die Menschlich­geworden. Zwar nicht ganz und nicht alle; und daß der besitzende leit hatten, der Mißhandlung Wehrloser entgegenzutreten, nicht ge­und gebildete Bürger vor der Elementarfraft des russigen Prole­tariats sich ängstigte, die Furcht vernichtete seine eigene Freiheit. Dennoch es war eine große Zeit, deren lebendiger Atem auch heute den Dunst verzagten Werktags zu vertreiben imstande ist.

Wer einmal die deutschen   Zeitungen aus dem ersten Quartal 1848 durchblättert, wer namentlich die Parlamentsaften des furzen Freiheitssommers studiert( die wenig beachteten der deutschen   Einzel­staaten sind gehaltvoller als die Rhetorit der Frankfurter   Pauts­firche!), der gewinnt sofort eine unzerstörbare Anschauung des wilden Jahres, das unsere Schulen in einen Böbelaufruhr, unsere Literatur in eine Krähwinkelposse zu fälschen suchen.

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horchten. Eine solche Barbarei ist nur aus dem bisher befolgten Prinzip, der Trennung der Soldaten von dem Volk und dem Leben des übrigen Wolfes herzuleiten.... Die Disziplin ist gerade durch diese Trennung des Soldaten von dem Bürger, von dem bürger lichen Geseze in diesem Tage auf das bedauerlichste gestört worden... wir haben gesehen, wie die Soldaten die Gefangenen mißhandelt haben, wie Striegsreserven die Bürger beleidigt und die Stokarde abgerissen haben.... Es sind seit dem 18. März viele Fälle vorgekommen, daß Offiziere versetzt wurden, weil sie fich Petitionen anschlossen... Es sind ferner Fälle vorgekommen, daß höhere Offiziere zu ihren Truppen Reden gehalten haben, worin sie dieselben nach aller Kraft vom Volfsleben zurückzuhalten und in ihnen einen feindseligen Geist gegen die Richtung der neuen Zeit fünstlich zu er­halten fireben."

Diesen Angriffen weiß der Kriegsminister nichts anderes ent­gegenzusetzen, als die Beteuerung, daß die Armee durchaus keine reaktionären Tendenzen zeigt, und wo einzelne Fälle sich zeigen sollten, würden sie von ihm durchaus mißbilligt.

Als das Jahr 1848 begann, war das Gefühl eines unterirdischen Grollens und Rollens schon vorhanden. Aber wie mattherzig und feig schleicht nun die Zeit in der geknebelten und gekauften Presse. Die Schweizer   Bewegung ängstigt zwar nur die Herrschenden. Aber noch drohen die Fürsten  , noch winselt das Volk um allerhöchste Gnaden, noch erschöpft man sich in höfischen Huldigungen, und, wenn die Majestät sich herabläßt, irgend ein winziges Bugeständnis zu machen, begeistern sich die Zeitungen für die königliche Gabe", für den Am 2. Juni interpellierte der Abgeordnete v. Berg in der großherzigen Entschluß eines edelsinnigen Monarchen". Als fich preußischen Nationalversammlung über das Einschreiten der bewaff­Anfang des Jahres in Berlin   die Mitglieder der ständischen Aus- neten Macht. Keinem Menschen wäre es damals eingefallen, daß schüsse zur Beratung eines Strafgesetzbuchs versammeln, beschwört sie dies eine innere Angelegenheit der obersten Kommandogewalt sei. die Presse, ja alles zu vermeiden, was über ihre Kompetenzen Es genügte dem Interpellanten nicht, daß eine Zivilbehörde die hinausginge. Bayerische Blätter dichten edle Züge des Königs Befugnis haben sollte, das Heer zu requirieren. Einem Gerichts­Ludwig, dem dann der Märzsturm die Krone vom Kopfe weht: beamten allein sollte das Recht zustehen, die Anwendung der Dieser Tage begegneten einige Alumnen( 3öglinge) Sr. bewaffneten Macht zu verfügen, und nicht solche Behörden, die ihrer Majestät dem König, welcher bemerkte, daß mehrere ungeachtet Natur nach Behörden der Willkür sind, wie die der Polizei und der bedeutenden Kälte, feine Mäntel trugen. Auf die an einen der Militärbehörden". Der Minister des Innern beeilte sich zu ant­derselben darüber gestellte Frage lautete die Antwort: sie hätten worten, daß darüber eine gefegliche Regelung erfolgen müßte. Am leider keine und auch die Mittel nicht, sich welche anzuschaffen. zweckmäßigsten sorgten die Gemeinden selbst für Aufrechterhaltung Se. Majestät der König ließ hierauf spätere Erfundigung ein- der Ruhe, durch Einrichtung von Bürgerwehren. ziehen, und es wurden sogleich auf allerhöchsten Befehl 14 neue In einem eben erschienenen Büchlein über Die Flucht des