Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 59.
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Jm Bauernland.
Mittwoch, den 25. März.
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Sophie und die Kinder waren in den Krug hineingegangen, aber Per stand dabei und hörte die Worte an. Er atmete hastig durch die Nase. Und das war, weil sie Miffel Krats armen schwarzen Gaul verhöhnten.
Dann sagte der eine Bauer, um sich über Miffels Sabbern lustig zu machen:„ Du verlorft etwas auf Deiner Weste, quter Manu."
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Von Johan Skjoldborg . ( Berechtigte Uebersetzung aus dem Dänischen von Laura Heldt.) Ja," sagt Miffel lebhaft.„ Ein freier Mann, das jage ich auch. Du begreifst wohl, Ber, daß ich nicht Millionär bin hä hä hä!" Miffel erscheint dieser Gedanke so lächerlich,„ Ha ha ha!" Ta trat Ber Holt schnell hinzu und fragte, daß er im Husten und Schleim fast erstickt. Denn die Pfeife was sie eigentlich mit diesen höhnischen Worten bezweckten. nimmt er nicht aus dem Mundwinkel heraus.„ Nein, hä hä, Aber die Bauern standen breitbeinig da, steif und selbstich bin ein freier Mann. Ich kann den Schwarzen vorspannen beivußt, und lachten nur noch mehr. Da fah Mikkel, daß es und ich kann ihn, hol's der Teufel, auch wieder abspannen, in Pers Augen funfelte und bliste, und er packte seinen Arm. wenn es mir paßt." Ein schalkhaftes Blingelu zeigt sich in Komm, Per," sagte er und zog ihn mit sich fort ins Krug Mikkels Schweinsaugen. Ja, Du warst also Dragoner, Ber.| zimmer hinein. Ich hätte es sein sollen, sie würden mich schon genommen haben, wenn ich nicht diesen kleinen Fehler gehabt hätte." Miffel grinst beim Gedanken an seinen Buckel.
Ich glaubte, Du seist zu Schaden gekommen bei einem Unfall, Mikkel," sagt er.
„ Nein, ich bin, hol's der Teufel, damit geboren, hä hä... aber dann wurde ich Frachtwagenführer. Du begreifft wohl, dann hatte ich doch auch mit Pferden zu tun. Und sich einmal, hä hä hä- ja, das weißt Du wohl nicht, aber wenn ich zum Schwarzen sage nun sollst Du einmal sehen- wenn ich ihn nun mit der Peitsche dreimal an der linken Lende berühre und dann sage: Du bist tot, du bist totgeschossen, dann hinft er und konn nicht mehr gehen! Sä hä hä- kannst Du's sehen."
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Per ist sehr erstaunt, denn es stimmt, was Miffel jagt. " Sichst Du, das hast Du nicht gedacht. Aber sobald ich zu ihm sage: Hi! Hott! sichst Du dann rennt er, hol's der Satan, wie ein Sirich- hä hä hä hä hä hä... ich fann Dir jagen, Per, es hätte ein Zirfuspferd aus ihm werden können, wenn er nicht diesen Höcker auf dem Rücken gehabt hätte, hä hä hä, genau so wie." Er lacht, daß ihm die Tränen die Backen hinunterlaufen.
So fährt Miffel noch eine Weile fort. Leute, die an ihnen vorbeikommen, seben dem Wagen nach, und in den Fenstern der Häuser am Wege taucht ein Antlik neben dem andern auf. Das reiche grelle Sonnenlicht, das seinen Glanz ringsum auf alles Frische und Schöne und Grüne wirft, dos da wächst, entblößt nämlich unbarmherzig die Erbärmlichkeit des Mobiliars auf dem Wagen. Es ist ein Armerleutezug mitten in der hellen strahlenden Herrlichkeit des Sommers.
Die beiden kleinen Kinder schlafen, und Sophie ist nicht weit davon entfernt. Es wirft einschläfernd, so vom Wagen hin und her gerüttelt zu werden. Per hört nicht mehr auf Miffels Reden. Er sitzt da in seine eigenen Gedanken verfunken und spuckt einmal über das andere in den Staub des Weges hinein. So eifrig faut er an seinem Stüd Kautabak herum.
Ein Mann wie er mag wohl genug zu bedenken haben. Endlich sehen sie vor sich einen Dorffrug. Miffel schwenkt in elegantem Bogen zum Tore hinein. Hier standen ein paar Bauern und ein Bauernschlächter in seinem weißen Staubmantel. Sie lachten über diesen Aufzug, stießen sich gegenseitig mit den Ellenbogen an und näherten sich.
Wer ist dieser Mann?" fragte der eine Bauer so ganz unschuldig.
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Das ist, wenn Du nichts dagegen hast, Miffel Strat vom Knurrhause," antwortete Miffel und spuckte aus. „ Das ist in der Tat ein schöner Gaul, den Du da hast!" Der andere Bauer schlug flatschend mit der Hand auf den Buckel des Tieres. Ist er nicht ein wenig mit den Kamelen verwandt?"
Ha ha ha" und der Schlächter fügte laut und spöttisch neckend hinzu: Ja, irgend etwas Ausländisches ist, hol's der Satan, an dem Tier
Sie amüsierten sich und lachten höhnisch über Miffels Gaul. Mikkel antwortete ihnen überhaupt nicht. Er stand ganz ruhig da und nahm dem Schwarzen das Kopfgeschirr ab; dann steckte er seine fünf Finger in die Mähne und klopfte dem Tier auf den Hals. Aber er war etwas blaß geworden.
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Sind Bauern immer so?" fragte Ver.
Banern sind verschieden. Aber wenn sie so sind, wie diese hier, dann sind es elende Menschen," antwortete Miffel Serat in einem traurigen, erfahrenen Ton.
Die anderen im Torwege sprachen von ihm, dem Jungen. Das schien ein Wichtigtuer zu sein." Mit ihm wollten sie noch ihren Spaß haben. Dann baten sie den Stallfnecht, eins ihrer Pferde so zu plazieren, daß es in die Säcke und Matraven des Fuders hineinbeißen konnte. Der Stallfnecht war Sklave genug, um sich ihnen zu fügen.
Dann gingen auch sie in den Krug hinein. Nach einer Weile erscheint zuerst in der Krugtür Miffel, dann die Holtfamilie, darauf die beiden Bauern und der Schlächter.
Ber streitet sich mit ihnen herum. Der Schlächter beginnt mit einem Sandelsreisenden zu sprechen, der noch hinzugefommen ist. Aber die beiden Bauern hängen sich an Ber. das fremde Pferd seine armijelige Matrage zerrissen hat, beAls sie nun ins Tor hineinkommen und Ber sicht, daß greift er sofort den Zusammenhang und fragt, wem das Pferd gehört.
„ Das Pferd, das gehört mir," antwortet der eine Bauer mit einem häuselnden Lächeln.
Ton, der zeigt, daß noch warmes Blut in seinen Adern rollt. „ Willst Du den Schaden bezahlen?" fragt Ber in einem
eins der hervorstechenden Stuhlbeine, daß es abfliegt. Aber der Bauer lacht aus vollem Halse und schlägt gegen
feine 25 Dere wert, ha ha ha." „ Solch verfaulter Kram, das ganze Dreckfuder ist noch
Da schlägt Ber ihm mit Bligesschnelle die geballte Faust ins Gesicht, so daß er rücklings auf den Boden fällt.
dächte fie: Ja, das geschicht ihm recht. Sophie, die dicht daneben steht, sieht ganz ruhig zu, als
Der Bauer, der nicht geschlagen wurde, schreit laut und ruft den Schlächter, er möchte doch in den Stall kommen, dort
wäre der Räuber.
Aber Miffel becilt sich mit dem Anspannen des Pferdes. Schnell," flüstert er Sophie zu, laß uns machen, daß wir fortkommen."
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Der Schlächter tritt groß und breit vor Per hin. Seine Beitsche hält er wie einen Stab in der Hand. ,, Was geht hier vor sich, mein Junge?" Sowohl Miffel als Sophie flüstern: Kommt nun, Per, steig rauf, komm, komm!"
Ich muß dies hier erst noch erledigen," antwortet er ganz ruhig. ,, Was soll solch Grünschnabel, wie Du bist, erst noch erledigen?" fragt der Schlächter und schlägt Per mit der Beitsche.
Im selben Moment hat der Schlächter das Stuhlbein an den Kopf, so daß das Blut auf seinen weißen Staubmantel herabriefelt und er zur Pumpe muß, um das Blut abzuwaschen..
a, er ist bei Gott ein Räuber," ruft der eine Bauer. „ Ach Herr des Himmels, dies hier sieht nicht gut aus!" Der Krugwirt erscheint.„ Es ist gut, daß Du kommst, Jensen, denn hier im Stall ist ein schlechter Mensch." Mirfel und Sophie bitten wieder Per von neuem, aufzusteigen.