Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 62.
5]
Jm Bauernland.
Sonnabend, den 28. März.
4.
1914
machen will, indem er sein Haus schmückt, als wäre er etwas Besseres als die anderen.
Er will zu ihnen hinübergehen, es sind ja seine Leute, seine Kameraden, seine Leidensgefährten.
Hat er nicht schon zu nen über ihre Armeleutestellung gesprochen? Ueber die Veränderung, die in der Luft liegt!
Sie lachen ihn nur aus.
Sie glauben ihm nicht.
Es ist ein Sonntag. Per Holt sieht oben auf dem Haus- Bon der neuen Zeit, die kommen wird! dach und kalkt den Schornstein weiß an. Jens ist aus seinem Dienst nach Hause gekommen, um ihm zu helfen. Er kalkt die Mauern des Hauses. Der Kalkbesen besteht aus Schilf, das sie hie und da auf gut Glück im Moor geschnitten haben. Aus Schilf sind auch die hellen Flecke des Daches, das sie hier und da ausgebessert haben. Die Hölzchen, die längs des Giebelbrettes festgenäht sind, um dem Dach größeren Halt zu verleihen, sind ebenfalls einfach im Moor draußen vom Busch werk und den kleinen Espenbäumchen genommen, die dort
wachsen.
Seitdem Ber in das kleine Moorloch gezogen ist, hat er jede Minute seiner freien Zeit zu irgendeiner Arbeit und Verbesserung benutzt. Jens hat ihm treulich dabei geholfen, wenn er frei war, und ist zum mindesten genau so eifrig wie der Bater. Sie haben rings um den Garten herum einen wall von frischen Rasenstückchen errichtet und eine kleine Pforte hineingemacht.
Jetzt geht die Arbeit mit dem Kalfbesen vor sich.
Alles ist mit Stalk besprißt, sowohl Fenster wie Türen und der dichte, grüne Rasen längs der Mauer.
Sowohl Vater als Sohn find fast vollständig weiß.
Jetzt gehen sie wieder in des Hügel- Pers Hütte hinein. über der Küche des Hauses das Dach fehlt, so daß die nackten Per Holt geht zu ihnen hinüber. Es fällt ihm auf, daß Sparren hervorschauen, und daß in zwei Fensterscheiben Lumpen hineingestopft sind, und daß die Außentür nur in einer Angel hängt. Draußen siken zwei halbnackte Kinder und graben in der Erde mit einem Stüd rostigen Eisenbandes. Per wäre fast ins Zimmer hineingestolpert, denn er hatte die Vertiefung der Lehmdiele gleich hinter der Türschwelle vergessen. Im Zimmer sind sozusagen keine Möbel außer der Bank und dem einen Stuhl, auf dem die Frau des Hauses mit einem kleinen sind an der Brust sitt. Ein paar Kinder krabbeln auf dem Fußboden herum. Andere stehen umher und betrachten die vier Männer, die am Tische sitzen.
Dort sizzen der Moor- Christian, der Torf- Tammes, Jerif und der Hügel- Per.
Karten und Branntwein stehen auf dem Tisch. Per wünscht ihnen einen guten Tag, aber die Männer blicken nicht von den Karten auf; sie grunzen nur etwas und
Aber sie lächeln einander zu; sie freuen sich und sind spielen weiter. vergnügt.
Es ist so amüsant, daß Per Holt da oben in der Luft auf dem Dache steht und mit ihnen unten auf der Erde spricht. Sowohl Sophie wie der kleine Per und Maren stehen und gucken in die Luft, und die Kleinen sind fortwährend in Gefahr, hintenüber zu fallen. Sie rufen hinauf und Per antwortet ihnen. Dann lachen sie und rufen von neutem.
Der milde duftende sommerliche Erntegeri.ch streicht an ihnen vorüber. Das Sonnenlicht liegt flimmernd und zitternd über der Gegend. Und die Lerchen, die Lerchen
ohn Unterlaẞ.
Und dann ist es Sonntag.
singen
Sophie ist im letzten Stadium der Schwangerschaft. Aber sie sieht so mild und still vergnügt aus.
Als sie hineingegangen ist, um das Mittagessen zu bereiten, ruft er oben vom Dache Jens zu, daß er hineingehen und seiner Mutter behilflich sein soll. Und Per pfeift eine Melodie, als er mit dem Stallbesen sorgfältig den letzten Strich um den Rand des Schornsteins führt.
Am Nachmittag ist die Arbeit so weit fortgeschritten, daß sie am Fuße des Hauses eine Kienrußborte anbringen können. Darauf beginnt Per an jeder Seite der Tür eine ziegelsteinrote Säule zu kalten. Und er hat eine Schnur aufgespannt, um nach dieser die Säule so genau wie möglich machen zu können.
Dann macht Per eine Runde rings um das Haus herum, er hat Maren auf dem Arm und den kleinen Per an der Hand. Denn die Kinder hängen stets an Ver, wenn er zu Hause ist. Er schaut genau nach, ob jetzt alles in Ordnung ist, faut an seinem Kantabak herum und spuckt gedankenvoll aus.
Endlich sagt die Frau:„ Set Dich, Per Holt." Es gelingt ihm gerade noch, sich neben Torf- Tammes auf die Bark zu zwängen.
-
Tammes Hautporen figen voller Schmus; er hat dunkles Haar und einen dunklen, torffarbenen Vollbart sicht überHaupt aus, als sei er in diesem Augenblick aus einem Torfgraben hervorgezogen. Mit seinen großen hellblauen Augen, die etwas Stillstehendes an sich haben, blickt er sich gutmütig fragend um. Er hat nämlich glänzende Karten in der Hand. Er lacht so breit, daß alle Zähne dabei sichtbar werden.
Moor- Christian ist schlechter Laune; er hat verloren. Bielleicht sieht er auch noch verdrossener aus, weil sein Kopf schief zwischen den Schultern sitzt; der Hals ist unbeweglich. Daher kommt ein verzerrter Ausdruck in sein Antlig.
Jerif ist nachdenklich; er grübelt über das Spiel und zieht dabei an seinem riesenhaften Schnurrbart, der noch eine Erinnerung ist aus seiner Dragonerzeit, als er Unterforporal war.
Hügel- Per, der Mann vom Hause, ist blaß mit spärlichem, rötlichem Bart. Er will nicht recht wachsen. Er sieht vernachlässigt und überarbeitet aus; vielleicht ist er es auch, der am meisten trinkt.
Jerik soll ausspielen. Es gilt den letzten Stich. Und der Moor- Christian hat die rechte Karte dafür, so daß er also den letzten Stich einheimst.
Torf- Tammes grinst fürchterlich, und es gluckst vor Freude in Moor- Christians steifem Hals, als er den Kopf wendet.
Aber Jerik ruft:„ Er hat meine Karten gesehen!" Er steht auf und schlägt mit der Faust auf den Tisch.„ Er Dort liegt nun also das Haus im Sonntagsstaat, im bat, hol's der Satan, meine Karten gesehen...!"
Zum Schluß nicht er vor sich hin.
Verhältnis zu den anderen vernachlässigten und unordentlichen Moorhäusern sieht es aus wie ein Mädchen, das sich zum Ausgehen geputzt hat." Per wird ganz eigen, ganz schüchtern zu Mut. Drüben am Giebel des Nachbarn, beim Hügel- Per, stehen die anderen Moorleute und sprechen miteinander.
Zuweilen reden sie ganz laut und lachen. Sie sind wahrscheinlich betrunken, weil es heute Sonntag ist.
Per ist es, als zeigten sie ab und zu mit der Hand nach ihm hinüber, und dann sagt Jerif irgend etwas, worüber die anderen aus vollem Halse lachen.
Per kann hören, daß sie nicht gut gestimmt sind. Vielleicht ist es, weil sie meinen, daß er sich wichtig
Torf- Tammes:" Jerif...!"
Jerif: Wenn er nicht meine Karten gesehen hätte, könnte er niemals...
Torf- Tammes: Ja, aber Jerik... Jerik:„ Aber das sicht ihm ähnlich."
"
Ist es nun nicht des Teufels. Man kann nicht zu Worte kommen."
"
Jerik:„ Ja, das sicht ihm ähnlich, dem Schuft. Endlich kriegt Torf- Tammes Luft:„ Ja, aber du lieber Simmel, Jerif, er kann doch nichts dafür, denn sein Kopf ist ja schief!"
Ha! Ha! Ha!
Moor- Christian dreht lachen seinen Kopf, aber erik