-

816

-

Bendeng gegen den Geldfapitalismus ar Herbor, deffen ge- hier präsentierte, den Rüden gekehrt haben. Aber Cortez erkannte figfter Repräsentant war aber für seine Zeit der Jude. schon die Bedeutung dieses Hafens, und er war es, der hier im Gec indem der Dichter ih in aller Habgier und allem Jahre 1520 ein Jahr nach seiner Landung den Grundstein Bel feiner Rafte zeichnet, fann er, als Menschenlenner, nicht zur Stadt Veracruz legte. Bald vier Jahrhunderte sind seit jener abin, die Ursachen zu solchen Eigenschaften des Judentums mit Zeit verflossen. Aber der Eindruck, den der Neuankömmling von dem zubeuten und dem Shylock geradezu die triftigste Begründung Bande empfängt, ist doch heute noch immer derselbe wie einst, feines Tuns in den Mund zu legen. Nicht nur, daß ihm als Juden trotzdem für Veracruz , als einen der wichtigsten Orte des Landes, jede andere gewinnbringende Tätigkeit als der Geldhandel ver durch die mexikanische Regierung so viel getan worden ist. Durch offen ist, er wird auch noch in dieser Tätigkeit bedroht durch große Molenbauten und Baggerungen ist es denn auch schließlich be Staufmann" Antonio, der ohne ginsen Geld verleiht. In dieser gelungen, einen acht Meter tiefen, guten Hafen herzustellen. Das geblich faufmännischen Figur offenbart der Dichter flar die feudal- ist aber auch das einzige, was man vermocht hat. romantische Weltanschauung seiner junkerlichen Gönner. Der Geld- Denn der trostlose Eindruck, den man vom Schiff aus emp­eubel war ja ihr Todfeind, dem sie schließlich nur durch Affimi- fängt, bestätigt sich bei der Landung nur in erhöhtem Maße. Zwar allon entgehen fonnten, indem sie in dem neuen Adel, dem Geldadel, hat Veracruz regelmäßige, breite, sich rechtwinklig schneidende fgingen. Shylod mun fämpft gegen die umlautere Konkurrenz des Straßen. Die Häuser in spanisch- maurischer Bauart, mit den oft Watonio( der ohne Zinsen leibt) einen Kampf der Selbsterhaltung, ge- recht netten glasierten Ziegelfronten, sind auch nicht übel; die vielen Belgert durch persönliche Rachegründe. Shakespeares Junter find über Kirchenfuppeln geben der Stadt ein nicht unmalerisches Gepräge. ben Binswucher entrüftet und begreifen ihrerseits die Entrüftung Die Palmen auf der Alameda, der von den Veracruzanern beliebten Shylocks nicht. Heute ist es der bürgerlichen Moral selbstverständ- Korfostraße, und einige Laubbäume sprechen auch ganz hübsch an, lich, daß ein Konkurrent, der zum Selbstkostenpreis verkaufen würde, und alles dies vermöchte wohl das Trostlose des gesamten Stadt­gemeingefährliches Subjekt bekämpft werden müßte. Die heutigen bildes zu mildern, wenn nicht, ja wenn nicht jener entsetzliche Bürger empfinden den Shylock als tragisch, weil sie feine Handels. Schmuß wäre. Straßen, Tiere, Menschen find gleichmäßig schmutzig. oral prattisch billigen; wir unsererseits empfinden die Tragit des Ihre gelbgraue Staubfruste ist nicht weniger eintönig, als der fade Buterbrückten, der es schließlich nur noch will zuvortun feinen Meistern", Verwefungsgeruch, der wie ein allgegenwärtiger Odem die Stadt ber Nache um jeden Preis begehrt, Rache an dem, der ihn ge- erfüllt. Allerdings ist er an und für sich nicht weiter verwunderlich, hädigt, verhöhnt und verachtet hat, nur weil er Jude ist. Ganz da ja den Zopilotes, den Aasgeiern, in Veracruz das Geschäft der maib läßt der Dichter durch den Edelmann Bassanio sogar das An- Straßenreinigung und des Abfuhrwesens zufällt. Runen an den Richter stellen, er solle das Recht doch einmal beugen. Derfelbe Bassanio, der gleich dem Freunde Antonio den Handels­bent fo berachtet, plant ebenso naiv auch eine Geldheirat. Shakespeares Kaufmann von Venedig " bedeutet also vielleicht mehe, aber jedenfalls nicht weniger als das Aufeinanderplagen Klima dieses größten merikanischen Hafens, und man bedauert eler Welten, zweier Klassen, zweier Moralen. Und er läßt onfequent die Moral der Klasse triumphieren, in deren Anschauungen fein Theater und sein Drama zur Blüte gelangten. Erwägen wir noch die ästhetische Wirkung eines Lustspiels wie Biel Lärm um nichts". Shakespeare schuf unmittelbar fürs Theater and nur für dieses, also auch unmittelbar aus den Bedürfnissen des heaters heraus. Die primitive Beschaffenheit der Elisabethanischen Gene ist bekannt. 8weifellos hing alles vom Dialog und feiner Biedergabe ab. Hierbei ist zu bedenken, daß die Wigelei und Silben Becherei, die nach unserem Maßstabe dem Wize Shakespeares oft eita rechtes Armutszeugnis ausstellen würde, nicht Selbstzweck war, Foubern Mittel der nationalen Charakteristit. Die Leute redeten wirklich so. Das ist der Unterschied z. B. gegen unser heutiges Bustspiel einschließlich der Operette, wo das Wigemachen Selbstzwed i. Inzwischen fommt die Wirkung für uns auf ungefähr dasselbe heraus, und daher wäre, um Shakespeares Lustspiele erst genießbar machen, wohl ein Ensemble nötig, das aus lauter Komifern und Rarifaturisten bestände, in deren Munde auch das Gleichgültige und Biglofe überwältigend komisch würde.

Der Fluch von Veracruz und der ganzen Gegend ist das gelbe Fieber, das unter Eingeborenen und Europäern gleich große Opfer fordert. Die fahlen Gesichter mit den gespenstischen großen Fieber­augen künden dem Frembling mehr als alles andere das ungesunde den Europäer, der des Handels wegen hier seinen Wohnsitz haben muß. Denn die merikanisch- europäischen Handelsbeziehungen haben in Veracruz ihren Hauptstüßpuntt. Der Export und Import des Landes nimmt zum größten Teil über diesen atlantischen Hafen seinen Weg und in wirtschaftlicher Beziehung muß Veracruz , neben der Hauptstadt Merito, wohl die bedeutendste Stellung unter den Städten der Republit zugemessen werden. Um so überraschender erscheint es angesichts dieser Bedeutung, daß der Hafen ziemlich schlecht befestigt ist, und die Amerikaner haben unter diesen Um­ständen, wie zahlreiche Vorgänger vor ihnen, also leichtes Spiel gehabt.

Hauswirtschaft.

Gin Stündchen in einem Fischtochkursus. Mögen Sie Bohnensuppe?" fragte mich dieser Tage eine junge Bremer Hausfrau." Und ob!" entgegnete ich. Eine gut zu­bereitete Bohnensuppe ist nach meiner Ansicht ein delikates Essen!"

-

"

Haben Sie denn schon mal Bohnensuppe mit Fisch ge­geffen?"" Brrr! Das muß ja entsetzlich schmecken!" Meinen Shakespeares Komödien sind zu einem guten Teil nichts anderes Sie? Run, fommen Sie mit und besuchen einmal die in Bremen els Bossen. Aus ihnen fann man lernen, daß es Unfinn ist, von eingerichteten Fischkochkurse. Vielleicht werden Sie eines Befferen einer Boffe zwingende Notwendigkeiten und psychologische Wahr - belehrt." Heiten zu verlangen, wie das die spaßlosen Deutschen immer tun, Ich fam, sah, schmeckte und wurde besiegt. Darüber möchte ich dann, da teine Bosse das geben fann, die Bosse als unberechtigte einiges erzählen. Und das wird nicht nur für die Hausfrau inter­Literaturgattung, ja, als überhaupt teine literarische Gattung abeffant sein, sondern auch für die Hausväter, sofern ihnen bei den zulehnen. Hier ist ein Defekt in den teutonischen Dentorganen. Ein gegenwärtigen teueren Zeiten ein Wink lieb ist, ein kräftiges, aber hnlicher Defelt wie der, aus dem die zeichnerische Karikatur bei billiges Essen haben zu können. vielen verpönt ist. Aber das ist doch übertrieben! sagen die guten Beute, während ja eben die lebertreibung zum Wesen dieser Kunst gattung gehört. Beim Märchen ist es ähnlich. Das Volk in seinen uftlerischen Offenbarungen übertreibt am fräftigsten, wie denn Märchen und Boffen zu den ureigensten Schöpfungen des niederen Bolles gehören. Und schon sind wir damit beim tieferen Grunde jener Abneigung der zünftigen Aesthetit gegen die Bosse angelangt. Die Aesthetit schlägt gerade bei den ausgesprochenen Aeſthetikern ain ehesten in den Klaffeninstinkt um.

So leicht hin genießen läßt sich der ernste Shakespeare heute wicht. Anders als fritisch kann man ihm nicht gegenübertreten, ambers als historisch ihn nicht begreifen und würdigen. Rudolf Franz.

Kleines Feuilleton.

Beracruz. In Veracruz , der größten Hafenstadt Meritos, ist Das erste Blut in dem amerikanisch- mexikanischen Kriege geflossen. Becacruz ist den Tritt des Eroberers gewöhnt; denn es ist fast immer bie Einfallpforte gewesen, durch die sich der Feind den Eingang in Megiko verschaffte. Ist es doch auch das Fleckchen Erde , bas Europäeraugen zuerst sahen. Hier war es, wo Cortez, der megifanische Eroberer des Aztekenreiches, am Karfreitag, den 21. April 1519, landete und voa hier aus trat er dann seinen Eiegeszug an. Allzu verlodend mag der erste Eindruck nicht ge­wesen sein, den die öden Sandstrecken des Dünenuferlandes auf bie spanischen Konquistadores ausübten, und wenn nicht der Ghr­ig und die Eroberungssucht sie aufgestachelt hätte, würden sie wahrscheinlich wohl dem Lande, das sich ihnen so wenig einladend Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.-Drud u. Verlag:

Daß der Fisch gleiche Nährqualitäten wie das Fleisch hat, ist bekannt, wie auch, daß Fisch billiger als Fleisch ist. Ebenso bekannt ist auch, daß Fisch allein bald wieder hungrig macht, weil Fisch leicht verdaut wird; ferner, daß man die Fischnahrung nicht regelmäßig durchführen kann, weil der Geruch des Fisches den Genuß der Speise leicht zuwider macht. Das Problem einer billigen Fischkost wäre also gelöst, wenn es gelänge, unter Vermeidung des Fisch­geichmades sogenannte gemischte Speisen herzustellen, wie z. B. Bohnensuppe, Reis, Maffaroni, Linsen, Irish stew usw. mit Fisch. und dieses Problem ist tatsächlich gelöst. In den Bremer Fisch­fochkursen, die von einem prattischen Küchenmeister geleitet werden und einen großen Zulauf von Frauen aus allen Ständen haben, wird gezeigt, daß eine fräftige Bohnensuppe ebenso gut mit Fisch wie mit Fleisch herzustellen ist. Aber erheblich billiger! Der Fisch­geruch und geschmack wird dadurch beseitigt, daß der Fisch ganz enthäutet wird. Unter der Haut nämlich liegen die Fettdrüsen, die, wenn sie mit in den Topf gelangen, dem Essen den unappetitlich­tranigen Beigeschmack geben würden. Die Fischstücke werden dann entgrätet und der Bohnensuppe zugefekt. Alles das wird in den Kochkursen natürlich praktisch gezeigt. In der Tat mundet die so zubereitete Speise vortrefflich, von irgend einem Fischgeruch ist nichts mehr zu spüren. Die Teilnehmerinnen an dem Kursus sind sämtlich erstaunt über dieses doch so einfache Verfahren, und bei den Softproben zeigt es sich, daß ihnen diese gemischte Kost außerordent­lich gut schmedt. Natürlich kann das Menu, wie oben schon ange deutet ist, sehr vielseitig gestaltet werden. Verwenden läßt sich dazu nur der Kabeljau und der Seelachs. Der Fettgehalt wird den Speisen durch irgend eines der billigen Surrogate vermittelt.

Ohne Zweifel wird die gemischte Fischfost sich die Zukunft er­obern, und es ist anzunehmen, daß andere Städte das lehrreiche Beispiel Bremens nachahmen werden. Bortvärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.