Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 85.
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Smetse der Schmied.
Dienstag, den 5. Mai.
Eine flämische Legende von Charles de Coster . 5. Von der flammenden Kugel, dem wieder entzündeten Schmiedefeuer und der er schröcklichen Maulschelle, so der Mann mit der Laterne Smetses Weib gab. Smetse rieb sich gar verwirrt die Augen und vermeinte zu träumen. Plöblich schüttelte er sich. Hat dieser Teufel mich nicht zum Besten gehabt?" sprach er zu sich. Habe ich traun meine schöne Schmiede? Ich will nachsehen."
Da er also gesprochen, lief er hurtig davon und sabe von weitem ein belles Licht, so die Luft über den Häusern rötete, and es dinkte ihm, daß das Feuer, so dieses Licht ausstrahlte, am Zwiebeldanim wäre. Sollte es meine Schmiede sein?" Und er lief noch geschwinder.
Da er den Damm erreichte, sah er ihn wie von einer Sonne erhellt, vom gepflasterten Weg bis zum Gezweig der Bäume, das ihn einfaßte; und er sprach zu sich: Das ist meine Schmiede."
Da überwältigte ihn die Freude, die Beine versagten ihm, und sein Atem stockte; jedoch er lief, so gut er vermochte, kam vor sein Haus, sahe seine Schmiede offen wie am hellen Tag, und im Hintergrunde ein schönes, helles Feuer.
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Arbeiten bestimmt. Aber ich sah nicht die Hände, die sie ordneten, ob auch welche da sein mußten, des bin ich gewiß. Ich hub an, vor Schreden zu schreien; da fühlte ich unversehens etwas gleich einem ledernen Handschuh, warm und zottig, sich auf meinen Mund legen und ihn zuhalten, dieweil eine Stimme zu mir sprach: Rufe nicht, mach kein Geräusch, so Du nicht willst, daß Dein Mann lebendig verbrannt werde wegen Verbrechens der Zauberei." Welcher mir also Schweigen gebot, vollführte gleichwohl größeren Lärm, als ich je zu machen gewagt hätte. Dennoch hat ihn durch großes Wunder fein Nachbar gehört. Was mich angeht, so hatte ich kein Gelüften mehr zu schreien, und ich entfloh in die Stiche, allwo ich im Gebet zu Gott verweilte. Da vernahm ich Deine Stimme und wagte, die Tür ein Weniges zu öffnen. Ach, Mann, da Du nun hier bist, erkläre mir diesen ganzen Wirrwarr, wenn Du es vermagst."
,, Weib," entgegnete Smetse, das müssen wir Kligeren als wir sind, überlassen. Denfe einzig daran, das Gebot der Stimme in Obacht zu nehmen. Salt Deinen Mund, sprich zu feinem von dem, was Du diese Nacht gesehen, und gehe wieder zu Bett, denn es ist noch dunkle Nacht."
„ Ich gehe", sprach sie, aber kommst Du nicht auch, Mann?"
„ Ich kann meine Schmiede nicht verlassen," erwiderte er. Da er also redete, kamen hintereinander ein Bäder, so heiße Brote trug, ein Strämer, so Käse, ein Mezger, so Schinken trug. Smetse erkannte an ihren bleichen Larven, hohlen Augen, roten Saaren und frummen Fingern wohl, daß es Teufel waren, zumal sie beim Gehen so wenig Ge
räusch machten.
Bei diesem Anblick konnte er nicht mehr an sich halten, und hub an zu tanzen, zu springen und laut zu lachen. Und schrie dabei:„ Ich habe meine Schmiede, meine wirkliche Schmiede! Gent gehört mir!" Dann ging er hinein. Dieweil er alles musterte, betrachtete und berührte, so gewahrte er auf dem Estrich in guter Ordnung allerlei Eisen: Eisen zu diese Egwaren herbeitragen fah, und wollte sie aufhalten, aber Das Weib war verdukt, da es sie ins Haus treten und Rüstungen, Eisen zu Stäben, Eisen zu Pflugscharen. Bei Artevelde!" sprach er, der Teufel hat nicht gefie glitten ihr gleich Aalen durch die Hände, und gingen in logen!". Und er nahm eine Stange und machte sie im Feuer die Küche mit geraden und rubigen Schritten. Allda, ohne ein glühend, was bald getan war. Dann schmiedete er das Eisen, Wörtlein zu sagen, legte der Bäder seine Brote in die Lade, ließ den Hammer wie hundert Donnerschläge auf dem Ambos indes der Mezger und Krämer ihre Schinken und Käse im ertönen und sprach dazu:„ Hei! halte ich doch wiederum mein Steller einräumten. Und sie taten es, ohne sich um des Schmiegutes Werkzeug und höre diesen fröhlichen Stlang, welchen des Weib zu kümmern, welches ihnen zuschrie:„ Nicht hierher ich solange nicht vernommen!" Und wie er sich eine Freuden müßt Ihr das bringen; ihr irret Euch, gute Leute, ich verzähre abwischte, welche mit ungewohnten Naß seine Augen sichere es Euch. Geht andersivo hin." Aber ohngeachtet ihres nette, fabe er auf einer Truhe eine schöne zinnerne Kanne Geschreis räumten sie die Brote, Fleischstücke und Käse gleichund daneben einen schönen Becher. Und er schenkte sich aus Das brachte das Weib noch mehr außer sich, und sie
der Kanne den Becher voll und leerte ihn, nachdem er ihn
etliche Male wieder gefüllt hatte.
mitig ein.
erboste sich und rief: Ich sage es Ench, Ihr irret Euch. Hört Hei," sprach er, das gute Braunbier, welches Mannes. Ihr mich nicht? Es ist ein Versehen! Nicht hierher müßt fraft gibt! Ich hatte seinen Geschmad vergessen! Wie treff- hr fommen, nicht hierher, sag' ich, an diesen Ort, ins Haus von Smetse, den Bettler, welcher nicht einen roten Heller lich es ist!" Und er hub wieder an, das Eisen zu schmieden. bat, Euch zu bezahlen! Ach, sie wollen mich nicht hören."
Während er solch groß Getöse volführte, hörte er sich bei Namen rufen, und da er lugte, woher die Stimme käme, sab er sein Weib, welches aus der halboffenen Küchentüre den Stopf vorstreckte und ihn gar verwirrt anblickte.
Smetse," sagte sie ,,, bist Du es, Mann?" " Ja, Weib", antwortete er.
Und sie schrie aus Leibeskräften: Ihr Herren Kaufleute, Ihr seid bei Smetse, wisset Ihr das? bei Smetse, dem Bettler! Sagte ich es nicht laut genung? Jesus , Gott, Heiland! Bei Smetse, dem Bedürftigen! Smetje, dem Zerlumpten! Smetje, dem Hungerleider! Smetse, der nicht reich ist, es
Smetse," sprach sie ,,, komm zu mir, ich getrane mich nicht sei denn an Lumpen! Der Euch nicht bezahlen wird, hört Ihr in diese Schmiede."
,, Und warum getraust Du Dich nicht, Weib?" fragte er. Ach," sprach sie und hielt sich an ihm fest und blidte immerfort in die Schmiede, warst Du allein drinnen, Mann?"
Freilich", sagte er.
mich? Der Euch nie, nie, nie bezahlen wird!"
,, Weib," sprach der Schmied, Du bist von Sinnen, mein Liebchen; ich selbst habe diese guten Männer bestellt."
Du!" sagte das Weib, Du! Du bist toll, Mann; ja, Ibr Herren, er ist toll, gänzlich toll. Also Du hast sie hierher geschickt! Haha! Du heißest Brot, Schinken und Käse baufen
Ach, Smetse," sprach sie, es sind hier, dieweil Du fern weis herbringen wie ein Reicher, und Du weißt doch, daß Du warst, erschröckliche Dinge geschehen."
Was denn für Dinge, Weib?"
,, Da ich im Bette lag," erwiderte sie ,,, erzitterte jählings unser Haus; eine glühende Kugel fuhr durch unsere Stammer, ging durch die Tür, ohne Schaden zu tun, sauste die Stiege binunter und fam in die Schmiede. Dort zerbarst sie sonder Ziveifel und machte ein Getöse gleich hundert Donnerschlägen. Im Nu gingen in der Schmiede die Fenster und Türen mit Lautem Krachen auf. Ich stund auf und sabe den Uferdam erleuchtet, wie jetzo. Da glaubte ich, unser Haus brenne, und stieg in großer Hast hinunter, trat in die Schmiede und sabe das Feuer entzündet, und die Blasebälge schürten es mit großem Lärmen. In jeder Ecke legten sich von selbst allerlei Eisenstüde in schönster Ordnung zurecht, zu unterschiedlichen
sie nicht bezahlen fannst; und also bezeugst Du, daß Du nicht Tren noch Glauben hast."
Weib," entgegnete der Schmied gar geruhig ,,, wir sind reich und werden alles bezahlen."
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Wir reich?" sprach sie.„ Ach, armer Lump! Weiß ich nicht zu wohl, was in unserer Truhe ist? Hast Du je die Nase hineingesteckt, desgleichen in die Lade? Willst Du jezo Weiberröde fragen? Wehe, mein Mann ist toll, Gott helfe ums!"
Indessen stiegen die drei Männer wieder in die Schmiede herauf.
Da die Frau fie erblickte, lief sie auf sie zu und sagte: Ihr Herren Kaufleute, Ihr habt mich gehört, sintemalen Ihr nicht taub seid, so glaube ich. Wir haben nichts, wir werden Euch nichts bezahlen; nehmt Eure Eßwaren wieder mit."