Der Laubenkolonist.
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habent. Die Banane bedeutet für viele Tropenvölker das, was file uns das tägliche Brot bedeutet.
Briezte war ganz Auge und Ohr, als ich ihm Vorstehendes er Schon seit Jahr und Tag wird bei mir immer und immer zählte und meinte dann fleinlaut, daß es doch noch manches unter wieder Nachfrage nach Briegle gehalten, nach seiner Frau Nofine, der Sonne gäbe, wovon er sich nichts habe träumen laffen. Neben Brieyle gibt es noch viele andere Optimisten unter den nach seinen Töchtern, nach seiner Tante Röschen aus Franz. BuchHolz, ja, besonders neugierige Leute fragen an, ob schon Urenkel da Kolonisten, die sich schon mitten in den Sommer versezt glauben. find. Alle diese Fragen habe ich nicht beantworten können, weil sich alles ist grün, so denten sie, alles blüht, die Grillen zirpen, in ben Briegle nicht mehr bei mir sehen ließ; nur eins wußte ich, daß von Nestern sperren die hungrigen jungen Finten weit die Gelbschnäbet Ürenteln noch teine Rede sein könne, da sich bei uns Menschen nicht auf, und an Nachtfröste, so glauben fie, ist sicher nicht mehr zu nur jetzt zur Zeit des Geburtenrüdganges, sondern auch schon früher denten. Aber trotz alledem werden die Nachtfröste noch kommen, die Generationen nicht so schnell folgen, wie z. B. bei Mäusen und nur fommen fie dies Jahr zu spät, und das ist unser Glück und be Kaninchen. Aber in diefen Tagen bekam ich wieder von Prieste festigt unsere Hoffnung auf ein gutes Jahr. Im Vorjahre tamen Wind; er ist jetzt Vorsitzender der Kolonie Vom nassen Dreied, die schweren Nachtfröste, während deren das Thermometer bis auf früher Zum flaffischen Dreied genannt, und hat in den letzten Jahren 7 Grad Celsius fant, zu früh, d. h. turz vor der Pflaumen-, noch verschiedene Nachbarparzellen hinzugepachtet, denn er fühlt sich Kirschen- und Birnblüte, während die Aepfel noch weit zurüd waren. heute mehr als Gärtner, denn als Gelbgießer. Weit und aber gleichviel, ob die Blüten vor oder zurüd waren, sie fielen breit hält er in den Kolonien Vorträge über sachgemäße diefen schweren Frösten zum Opfer; denn die Geschlechtsorgane der Blüten, die Staubgefäße, die männlichen Drgane, die Griffel, gut bezahlen läßt, denn er einen die weiblichen, find gegen Frost außerordentlich empfindlich; wenn fie einige Rältegrade treffen, mag die Blüte nun
Gartenkultur, die er sich
fagt, für 80 Pfennig pro Stunde macht er zwar einen Gelbguß, aber eine Nede hält er nicht dafür, und wenn man ihm nicht mindestens eine Stunde bewilligt, fängt er erst gar nicht über schon offen oder mag sie noch fest geschlossen sein, so find sie berGartenbau zu reden an, während seine Frau schon aufrieden ist, nichtet, und alle Aussichten auf eine gute Ernte sind dahin. wenn er sie einmal fünf Minuten ausreden läßt, ohne feinen Senf Biel günstiger liegt aber die Sache in diesem Jahre, denn die Bedazu zu geben, denn er weiß natürlich immer alles beffer, und da fruchtung ist jetzt vollzogen, späte Aepfel ausgenommen. Der Frucht er davon felsenfest überzeugt ist, hat er sogar mich, seinen Lehr- boden, der die werdende Frucht darstellt, ist bereits geschwollen, und meifter, in den letzten Jahren lints liegen laffen. Er sieht jetzt in ihn zu vernichten, bedarf es schon eines sehr träftigen Spätfrostes, mir einen Konkurrenten und schneidet mich. Dieser Tage tam er wie ihn die sogenannten ältesten Leute bisher noch nicht erlebt haben aber doch unverhofft zu mir, einmal weil er gehört hat, daß ich und wie wir, die jüngere Generation, ihn hoffentlich auch nicht mehr eine Pomeranzenbowle angesetzt habe, nach der er ein ungewisses erleben. Verlangen zu haben schien, weil er bisher nur Waldmeister- und Briezke, der sich über das Wiedersehen mit mir außerordentlich Selleriebowle getrunken hatte, dann aber auch, um mich einzuladen, freute, mir wieder und immer wieder so fräftig die Hand drückte, einmal feine folossale Obstbaumblüte zu beaugenscheinigen. Obwohl daß die Knochen frachten, und sich daneben die Pomeranzenbowle er Optimist ist, also das Leben nur von der heiteren Seite be- trefflich munden ließ, wollte nun einmal die Stunde, die ihn erneut trachtet, zieht er doch vorzugsweise nur Sauerkirschen, und diese mit mir zusammengeführt hatte, auch in gärtnerischer Hinsicht bestens blühen alle Jahre wie verrückt, in diesem Jahre aber am ber- ausnuten, und drang deshalb auf mich ein, ihm weiteres zu erzählen. rüdtesten seit seiner zehnjährigen gärtnerischen Praxis, die im Es ist jetzt die Apfelblüte, die sein besonderes Interesse erregt, Laufe dieses Jahres zu einer intimen Jubiläumsfeier führen und ich habe ihm gesagt, daß unter allen Obstgattungen wird, zu welcher er mich schon vorgestern per Ansichtskarte ein der Apfelbaum zweifellos die intereffantefte Blüte zeitigt. geladen hat. Na, ich habe mir Priezies Obstblüte angesehen; fie Sie steht an erster Stelle in bezug auf ihre Größe, auf konnte sich mit den Obstblüten in Werder und Guben messen und die Breite der einzelnen Blütenblätter und ist außerdem durch Das Rosa der Pfirsich hatte den Vorzug, daß sie leichter und billiger zu erreichen war. ihre zartrofa Färbung ausgezeichnet. Briezke war berauscht beim Anblick feiner schneeigen Blütenpracht, blüte, das sogenannte Pfirsichroia, ist zwar ein fräftigeres, aber an in welche die rosa Blüten der Pfirsiche und der reiche Flor der Größe und Schönheit steht die einzelne Pfirsichblüte weit hinter der Birnen willkommene Abwechselung brachten. Beim Betrachten der Apfelblüte zurüd. Interessant ist es aber auch, die Blüte der berBlüten sieht er schon die riesigen Ernten vor seinem geistigen Auge, schiedenen Apfelsorten zu beobachten. Es gibt da außerordentliche die gefüllten Körbe und die zum Plazen vollgestopften Taschen Unterschiede in der Größe und Vollkommenheit. Bei näherem seiner Herren Schwiegerföhne. Der Fährnisse, die noch kommen Studium fällt uns auf, daß die fleinfrüchtigen Sorten, die aber vielfönnen, achtet er vorläufig nicht; die Blüte war riesig und das fach im Geschmack die weitaus feinsten sind, die unscheinbarften Brachtblüten entfalten frente ihn, sie ist vorzüglich ohne Frost verlaufen und das freut ihn Blüten zeitigen. dagegen die meisten wieder, und die Befruchtung war eine vorzügliche, was ihn aber großfrüchtigen Aepfel. der schönsten hat der Graven der mals freut. Daß die Sache noch schief geben kann, daß andauernde steiner, bekanntlich auch einer unserer feinsten Aepfel, Dürre, Hagelschaden und Sturm noch späterhin alle Hoffnungen ver- zwar am schönsten im feuchten Klima der Meeresnähe gedeiht, aber nichten können, das alles weiß er; als Optimist denkt er aber vor auch in der Mark Brandenburg noch Paradefrüchte zur Ausbildung läufig nicht daran. Er freut sich, und zum Aergern ist es, wenn es bringt. notwendig wird, späterhin immer noch Zeit.
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Wenn man sich nicht damit begnügt, die Apfelblüte vom CoupéBriefe weiß ja alles beffer als ich; aber trotzdem nahm fenster der Eisenbahn aus oder auf mehrere Meter Abstand vom er es beifällig auf, als ich ihm sagte, daß die Aus- Baum zu betrachten, sondern die Nase den Blüten möglichst nahe fichten wirklich die besten sind. Ich habe ihm im Laufe der bringt, um nicht nur den Honigduft einzuziehen, sondern auch um Unterhaltung erzählt, daß folche Obstblüte, bei der am Tage die sie genau zu beobachten, so erkennt man eine Reihe von Knospen, Bienen und ein großes Heer anderer Insekten die Blüten lustig um- die sich furz vor dem Erblühen eigentümlich rotbraun verfärbt Das ist schwirren und in Verbindung mit den leichten Winden die Befruch haben und absterben, ohne die Blütenkronen zu entfalten. tung außerordentlich fördern, während in der Nacht das Thermometer die Folge einer Pilzinfektion, der sogenannten Monilia, die mehr nicht unter den Nullpunkt sinkt, daß solche Obstblüte so ist, wie sie sich oder weniger auf allen Kern und Steinobstgattungen vorkommt. der Obstzüchter nur wünschen fann. Ich habe ihm dann weiterhin In einem reichen Blütenjahr wie dem gegenwärtigen braucht man erzählt( und das war ihm doch trotz seines vielseitigen gärtnerischen den durch diesen Pilz vernichteten Blüten keine Träne nachzuweinen, Wissens noch neu), daß manche Obstgattungen, bezw. sorten auch denn es bleiben ihrer noch mehr als genug, die Früchte anfeßen. ohne voraufgegangene Befruchtung die Fähigkeit befizen, Früchte Der Pilz , gegen den es noch kein Mittel gibt, geht aber auch auf anzusetzen und auszubilden. Die so zustande kommenden Früchte die Frucht über, die er kurz vor der Reife zum Faulen und Abfallen nennt man Jungfernfrüchte. Im deutschen Obstbau fängt bringt. Auf den reifenden Früchten verursacht er eigentümliche Pilzman eben erst an, dem Wesen dieser Jungfernfrüchte auf die Spur polster, welche die Früchte meist ringförmig umgeben. Zum Teil zu gehen. Die nächstfolgende Generation wird vielleicht schon fallen die befallenen Früchte ab, die man durch Bergraben oder durch Aepfel, Birnen- und Pflaumenforten kennen, die der Befruchtung Berbrennen unschädlich machen muß, zum Teil trocknen sie an den überhaupt nicht mehr bedürfen, also in ihrem Ertrag ziemlich un- 3weigen zu Mumien zusammen, die man noch im Frühling des abhängig von den Witterungseinflüssen sind, Frostschäden natürlich nächsten Jahres, ja noch jetzt an den Bäumen finden kann. Diese ausgenommen. In wärmeren Klimaten hat man Obstsorten, die Früchte kannte Briezke, sie waren ihm schon aufgefallen, er wußte ohne Befruchtung Früchte reifen. Starken Apfelfinenessern werden sie nur nicht beim richtigen Namen zu nennen, weshalb er in seinen schon Früchte unter die Zähne gekommen sein, die auch nicht einen Vorträgen auch nicht darauf zu sprechen tam. einzigen Kern besaßen, und die Bananen, deren Früchte jetzt auch regelmäßig auf den deutschen Markt gelangen, find das Ideal einer Jungfernfrucht. Diejenigen Bananenarten, die in ihren Früchten Samen reifen, find fleischlos und kommen als menschliches Nahrungsmittel überhaupt nicht in Frage; aber die Bananen mit eßbaren Früchten sind ohne Ausnahme famenlos, und können deshalb nur auf fünstlichem Wege, durch Stammsproffungen, fortgepflanzt werden. Der Hauptstamm, der einen riesigen Fruchtkolben zur Entfaltung gebracht hat, stirbt nach der Fruchtreife ab, aber aus seinem Wurzel stod entwickeln sich junge Stämme, die den Fortbestand der Art gewährleisten. Ganz genau ebenso verhält es sich mit der Ananas, einer foftbaren Tropenpflanze. Auch die Ananas find Jungfern früchte, die freilich nicht die volkswirtschaftliche Bedeutung der
Was die Apfelblüte, von ihren Neizen abgesehen, besonders interessant macht, so erzählte ich Briefe weiter, das ist der Umstand, daß sie uns nach dem Abfallen der Blütenblätter bald zeigt, ob eine Befruchtung und in welchem Grade eine solche stattgefunden hat, so daß schon eine gewisse Schäßung der Ernteaus sichten möglich ist. Während der Blüte und nach dem Abfallen der Blütenblätter sind die grünen Kelchblätter unserer Ostbäume nach außen, also über den noch winzigen Fuchtboden zurückgeschlagen. Bei Birnen und anderen bleiben sie auch so, nicht aber bei Aepfeln. Hier beginnen sie sich nach der Blüte mehr und mehr zu heben, unt sich schließlich über dem Kelch zusammenzuschließen. Dieser Vorgang zeigt uns, daß eine Befruchtung stattgefunden hat. Das Schwellen Banane des Fruchtbodens allein ist fein sicherer Beweis dafür. Häufig schwillt
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