-

343

-

"

Lesern angelegentlich empfehlen, schildert Karl Legien   sein 3us| ständig auf. Biele ihrer Männer entwürdigen sich dadurch, daß sie sammentreffen mit einem amerikanischen   Millionär in Santa Cruz   durch die gewagtesten Geschäfte und einz unmenschliche Ausbeutung in Kalifornien  . Nach einem lustigen Tage in der freien Natur fam der ihnen verfallenen Arbeiter und Arbeiterinnen, ja sogar der er dort abends mit seiner Gesellschaft ins Hotel zurück, nicht ohne Kinser, das Geld zusammenbringen, das ihr dummes Weibervolk vorher noch einen fleinen Abstecher in die" Bar"( Schenke) zu dann sinnlos vertut. machen. Hier gesellte sich," so schreibt er, ein älterer Herr zu Mehr als einmal hat man schon angefeßt, die Geschichte der un, der keineswegs den Eindruck eines Millionärs machte. Bald großen amerikanischen   Vermögen zu schildern. Sie ist mit Gisen aber hatte er uns unterrichtet, daß unser Hotel mit seinem Gelde Blut und Teufelstinte geschrieben. Nicht alle Millionenvermögen erbaut sei, daß die Bank auf der anderen Seite der Straße sein sind in ihren Anfängen so harmlos entstanden, wie die eines Eigen sei, furz, daß eigentlich die halbe Stadt, die etwa 6000 Gin- Bankiers aus dem Staate Wisconsin  , der auf die Frage, wie er wohner hat, ihm gehöre. Er war ganz verdußt, daß dieser Reich den sein Geschäft begonnen habe, die Auskunft gab: Eines Tages tum mir nicht imponierte und daß meine ganze Antwort auf seine habe ich einen leeren Laden gemietet und ein Schild mit der Auf­Erzählung die Worte waren: Na, wenn die Sache so ist, denn schrift Bant" ausgehängt. Am folgenden Tage kam ein Hand Prost!" In der Tat, was haben diese Leute von ihrem Reichtum?" werfer und deponierte 100 Dollars. Am dritten Tage erschien ein Eine lustige Antwort auf diese Frage gab jener Spaßvogel, der da Farmer und hinterlegte bei mir 150 Dollars. Da gewann ich meinte: Reichtum allein macht nicht glücklich, man muß ihn auch selbst 3utrauen zu dieser Bank und schoß ebenfalls haben." 100 Dollars in das Geschäft ein!" Der Ursprung der meisten voi Ein charakteristisches Erlebnis mit einem amerikanischen   Millio- den immer wieder genannten Kapitelanhäufungen, die zum Teil när, das auch in Salifornien spielt, erzählt unser englischer Partei- in die Milliarden von Mark gehen, ist irgendein gigantischer Betrug genosse John Keir Hardie, der Führer der unabhängigen Arbeiter- oder ein gewissenloser Mißbrauch staatlicher oder kommunaler partei( J. 2. P.). Er fam in den neunziger Jahren des vorigen Macht, wenn es nicht einfach Diebstahl war. Durch Politik sind Und Jahrhunderts mit einem Freunde zu einer Agitationstour nach den viele große Vermögen jenseits des Ozeans gemacht worden. Vereinigten Staaten. In San Franzisko machte er in einer Ber  - die großen Vermögen haben seither nur zu oft die Politik des samlung, der ein sozialdemokratischer Pfarrer präsidierte, die Bes Landes und der Städte gemacht. Jahrelang haben die angesehen fanntschaft des damaligen Bürgermeisters der Stadt, eines viel- sten Monatsschriften des Landes die reichen Beutepolitifer er­genannten Silberkönigs. Herr Harriman, so ist sein Name, bezeigte barmungslos Spießruten laufen lassen und nachgewiesen, daß viele große Freude darüber, daß er endlich die langersehnte Gelegenheit von den ehrenierten Senatoren, Oberrichtern, Gouverneuren, fand, die Hand des von ihm schon lange bewunderten Hardie Aktiengesellschaftspräsidenten und Banfdirektoren, die als die kühn zu schütteln und lud unseren Freund und seinen Begleiter ein, ihn sten und schlauesten Geschäftemacher gelten, mit ihrem Aermet das einmal auf seinem Landgut am Goldenen Tor zu besuchen, wo sie Zuchthaus nicht etwa bloß gestreift, sondern ganz blank poliert eine herrliche Aussicht auf die Küste und die weite Fläche des haben. Ginige von den erfolgreichen Banditen sind dabei unter den Stillen Ozeans genießen fönnten. Hardie folgte dieser höflichen Schlitten gekommen, andere, die mehr Glück oder ein diceres Fell Einladung an einent der nächsten schönen Tage. Als man die un- hatten, verschivanden für eine Weile aus der Oeffentlichkeit, unt beschreiblich herrliche Natur bewundert und sich zu Tisch gesetzt hatte, dann vergnügt und froh wieder aufzutauchen und das alte Geschäft brachte der alte Millionar das Gespräch mit einigen schlau gewählten weiter zu betreiben vorausgesetzt, daß sie nicht. inzwischen Umwegen auf den Bimetallismus, der damals in Amerika   eine die fromm geworden waren und das Hauptbuch durch die Evangelien politischen Parteien bis in die Tiefen aufregende Frage war. Er ent- und den Psalter ersetzt hatten, ohne natürlich dabei den Geld­wickelte zunächst lang und breit seine Ansichten über die Schädlich- schrankschlüssel aus den Fingern zu lassen. feit der reinen Goldwährung und die Vorteile der Silberwährung, Aber wie gesagt: es gibt Solche und So'ne". Auch Amerifa sprach dann über die Aussichten der amerikanischen   Silberpartei, hat sehr reiche Leute, und zwar Frauez wie Männer, deren Geist die damals in dem jetzigen Staatssekretär des Auswärtigen, ganz anders gerichtet ist, Menschen, die de Taschen wirklich voll Geid William Bryan  , einen Präsidentschaftstandidaten im Felde stehen haben und doch weit davon entfernt sind, ihr Leben in der Affen hatte, und beklagte lebhaft, daß sich alle englischen Parteien ganz komödie des Nichtstuns und der Liederlichkeit zu verludern. Allera einmütig gegen die Silberwährung ausgesprochen hätten; wenn ings: ein bißchen Auftrumpfen, ein bißchen Renommieren, das können auch nur eine einzige politische Gruppe in England offen für das auch selbst diejenigen schver unterlassen, die schon zu den besseren Silber als Währungsgeld eintreten würde, dann sei der Sieg in unter diesen Leuten gehören. Es scheint das nun einmal zu den Amerita so gut wie sicher. Für ihn, den Silberkönig, sei das eine unausrottbaren amerikanischen   Eigenarten zu gehören und bietet rein geschäftliche Frage und er erlaube sich daher, seinem verehrten den vielen humoristischen Gesellschaftskritikern drüben immer Gafte einen fleinen geschäftlichen Vorschlag zu machen: er werde wieder Stoff zu einer mehr oder weniger harmlosen Beruffung ihm einen Scheck über 100 000 Dollar geben, wenn er den nächsten ihrer Landsleute, die unter allen Umständen das Größte haben Parteitag der Unabhängigen Arbeiterpartei dazu bringe, eine Re- müssen: die höchsten Häuser, die längsten Eisenbahnen, den größten solution zugunsten der Silberwährung anzunehmen; 20 000 Dollar Wasserfall, die didsten Bäume, selbstverständlich auch die dicksten aber sollte er haben, wenn zwar dies nicht gelänge, wenn er in- Kartoffeln, und wie Mare Twain die Aufzählung vervollständigie dessen persönlich in einer Rede für die Doppelwährung eintreten auch die größte Klappe. In New York   bat mich ein Freund, der wolle. Als Keir Hardie  , der ungefähr soviele Dollar in der Tasche von einem Kreise von Kaufleuten wegen seiner Vertrautheit mit hatte wie ihm Zehntausende für eine solche Rede versprochen deutschen   Verhältnissen zu einem Gutachten über unsere Handels­wurden, nach diesen Zumutungen der Gasterei ein schnelles Ende kammern aufgefordert war, ihn zu der Sißung zu begleiten, da er bereitete, war der alte Silberkönig offenbar ganz erstaunt wie sich selbst über die Organisation und die Zuständigkeit der Handelss fonnte nur ein geschäftlicher Vorschlag so verständnislos aufge- tammern nicht ganz flar sei. Die Sigung tagte in einem der nommen werden! schönen Klubhäuser in der mittleren Stadt und war von etwve 400 Personen besucht. Der Präsident verfehlte nicht, seine liebens würdige Begrüßung des ausländischen Gastes mit den Worten zu schließen, daß die Männer in diesem Saal über mehr Kapital vers fügten, als nach der letzten Statistik in ganz Deutschland   vorhanden sei". Ich hatte Legiens schlagfertige Bemerkung nicht gleich bei der Hand, dachte mir aber auch so ungefähr: Na, wenn die Sache so ist, dann prost!": Während der folgenden Verhandlung zeigte sich daß die Männer zumeist eine sehr klare Vorstellung von der Not wendigkeit organisatorischer Zusammenfassung nicht nur ihrer eigenen Kräfte, sondern auch der anderer Volksgruppen hatten, weshalb sie denn auch eine Bemerkung von mir, daß ich die Beis Mangel der deutschen   Handelskammern ansähe, sofort zu dem mit großer Mehrheit angenommenen Antrag formten, daß bei einer geplanten Handelskammergesetzgebung in ihrem Staate auch die Vertretung der Gehilfenorganisationen in den Handelskammerm gesichert sein müsse. Ob das nun freilich, wenn die Sache einmal so weit ist, auch wirklich ausgeführt wird, darüber habe ich kein ilrteil. Die Männer, die damals in dem Klub zusammen waren, gehörten zu den erfolgreichsten Geschäftsleuten ihres Landes, und tatsächlich ist der kapitalistische Auslebungsdrang" dort von sozial politischen Erwägungen und Maßnahmen ganz gewiß noch nicht start eingeengt worden.

Diese beiden Vertreter der Millionenzunft waren alles andere als sympathisch. Aber ich habe aus eigenen Beobachtungen in Amerika   gelernt, daß es auch noch andere gibt, die sehr viel schlechter oder besser sind. Allerdings in die Verlegenheit, ein Redehonorar von 80 000 M. ausschlagen zu müssen, weil daran die einzige kleine Bedingung hing, zum Rumpen zu werden in diese Verlegenheit bin ich selbst nicht gekommen.

Mit amerikanischen   Millionären steht es wohl so, wie es sich nach dem wißigen Urteil des Berliners mit allen Menschen und Dingen auf dieser Welt verhält: Es gibt Solche und So'ne." Von Zeit zu Zeit liest man bei uns in den Blättern von ganz ver­rückten Ausschreitungen der oberen Vierhundert" des Dollar- seiteschiebung der Angestelltenorganisationen als einen starten landes. Da hat einer goldene Krippen für seine Pferde angeschafft oder sich eine Schwimmhalle aus spiegelndem Silber bauen lassen; oder einer hat eine unerhörte Fresserei veranstaltet, bei der das Gedeck für jeden Teilnehmer ungefähr soviel fostete, wie eine Arbeiterfamilie im ganzen Jahr nur mit Aufbietung aller Kräfte verdienen kann; oder es hat sich einer einen schwimmenden Palast erbauen lassen, um sein Leben ganz auf dem Meere zu verbringen; cin anderer hält sich 100 Geheimpolizisten, weil er an Verfolgungs­wahn krankt und was dergleichen mehr ist. Nach den Erfahrungen, die ich selbst mit amerikanischen   Reportern gemacht habe, und nach den Räubergeschichten, die gewisse deutsche Zeitungen jahraus, jahr ein über meine Schlösser, meine Automobile, meine Krawattenschränken und meine Ladstiefelorgien verbreiten, bin ich sehr geneigt, vieles davon für Aufschneiderei zu halten. Anderer­seits steht allerdings fest, daß in den Kreifen der reichsten Geld­aristokratie jenseits des großen Wassers( wie übrigens auch bei uns) ein arger Luxus herrscht. Namentlich die weiblichen Ange­hörigen dieser Gesellschaftsschicht gehen zum Teil in den Nichtig feiten des Puzes und Tandes, der Liebeleien und des Sports voll.

Kleines Feuilleton.

Wie Huerta zur Macht fam. Victoriano Huertas Tage als Präsident von Megiko scheinen ihrem Ende nahe und man revidiert die Anfänge. In Paris   läßt der bekannte französische   Publizist André Tudesq soeben ein Buch erscheinen, in dent er, der in den