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Nr. 57. 17. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Zur heutigen Stichwahl!

Freitag, 9. März 1900.

städtischen Krankenhäuser Geisteskranke vorübergehend aufgenommen; laufenden Jahres in einen würdigen Zustand zu versehen, daß diese Bestimmung aufgehoben ist, ist nicht bekannt gemacht und ersucht den Magistrat, ihr baldigst Plan und Kostenanschlag Heute Freitag findet im 44. Kommunal- Wahlbezirk die Stich- worden, ebensowenig, daß die Diphtheriestation am Urban während borzulegen. wahl zwischen unserm Parteigenossen Theodor Glocke und dem des Umbaues dieses Krankenhauses geschlossen ist. Stadtv. Singer: Ich darf dem Herrn Stadtrat versichern, bürgerlichen Bäckermeister Wolf statt. Es ist bekannt, welche Stadtrat Straßmann: Die Erhöhung der Kranken- daß wir den Plaß uns nicht erst anzusehen brauchen, wir kennen ganz besondere Bedeutung diese Wahl hat, es ist bekannt, daß die Verpflegungsfäße ist veranlaßt worden, um der Ueberflutung der ihn, und haben die Abhaltung eines Lotaltermins nicht nötig. Wem Antisemiten nicht ohne Grund ihre Hoffnung auf die Selbst- Krankenhäuser nach Erhöhung der Säge in der Charité entgegen er nicht für notwendig erachtet, an dem Platz irgend etwas vor­Antisemiten nicht ohne Grund ihre Hoffnung auf die Selbst zuarbeiten. Die Reduktion der Betten in der Charité geschieht nur all- nehmen zu lassen, so entspricht diese Auffassung nicht den entmannung der mieterparteilichen und freisinnigen Wähler sezen. mählich. Solange leichte Fälle da sind, müsse sie zu Gunsten der schweren Empfindungen und Ansichten, welche in dieser Versammlung wieder Die eigentümlichen Verhältnisse im 44. Wahlbezirk fennzeichnen zurückgewiesen werden. Die Pavillons find bisher nicht gebraucht holt zum Ausdruck gebracht worden sind. Wollen wir die Vorgänge fich in dem Zwang, der auf alle Wähler ausgeübt wird, die man worden und es sind auch keine Betten eingeschoben worden, weil es bezüglich des Friedhofs richtig illustrieren, dann thäten wir am besten, für Wolf zu gewinnen trachtet, sie treten ferner darin her- bisher nicht nötig war. Auf bessere Bekanntgabe der Aenderungen ihn in dem jetzigen Zustand zu belassen, dann würde er ein bor, daß der zur Rede und Gegenrede in öffentlicher Ver- an die Aerzte kann ja vielleicht Rücksicht genommen werden. Im Monument von unsrer Zeiten Schande sein. Der jezige Zustand fammlung unfähige Herr Wolf in intensiver Hausagitation Urban und im Friedrichshain besteht noch eine Zelle für eine halb- des Friedhofs mag denen genügen, die sich überhaupt nicht gern an die Wähler zu beeinflussen sucht. Diese immerhin wirkungsvolle verständlich kann während des Umbaues des Diphtheriepavillons nicht mehr davon, weil es irgendwo mißliebig aufgenommen tägige oder nächtliche Unterkunft von Geistestranten. Selbst die Märztage von 1848 erinnern lassen, die da wollen, man spräche Agitation erfordert umfassende Maßnahmen von unsrer feine Aufnahme Diphtheriekranker stattfinden. Es wäre ganz un werden könnte, Seite. und wir haben Sie erfordert zunächst, daß unsre Parteigenossen im Wahl zweckmäßig gewesen, Privathäuser für Kranke einzurichten, und wir waltung Männer, die ja auch in unsrer Ver­mit bezirt selber mit vollem Eifer sich der Agitation widmen; vor werden auch in Zukunft nicht darauf eingehen. dem Grafen Brandenburg der Meinung sind: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.( Heiterkeit.) allem wollen daher die Parteigenossen, welche als Geschäftsleute 2c. Stadtv. Freudenberg: Wir wollen gar nicht, daß Miets- Wenn wir auch nicht den Wunsch haben, daß äußerlich noch etwas abkömmlich sind, sich Freitag früh 8 Uhr bei Pfarr, Putligstr. 10, räume für diesen Zweck gewonnen werden. Seit 16 Jahren geht geschieht, so wollen wir doch wenigstens auf unfrem Grund und dem Central- Wahlkomitee zur Verfügung stellen. Aber auch die Hilfe der diese Klage im Winter durch die Blätter, hat doch Stadtrat Bail Boden, wo Polizei und Ministerium nix to seggen hewwen", eine nicht im Bezirk wohnenden Genossen ist notwendig, wenn das Mandat ausdrücklich erklärt. Wir stellen jetzt schon den Antrag, damit die entsprechende Ausschmückung haben. Der Plaz sieht schön aus, der Reaktion entrissen werden soll. Thue daher jede seine Pflicht. Verwaltung nicht im kommenden Winter wieder sagen kann, sie könne wenn das Volk von Berlin am 18. März ihn schmückt. Zu andren Das Central- Wahlkomitee befindet sich beim Genossen J. Pfarr, Krankenhauses Moabit hat drei Monate gedauert. Es ist auch nicht genug fertig bekommen können, die Kränze und Schleifen zu ent­tein Krankenhaus aus der Erde stampfen. Die ganze Bauzeit des Zeiten aber, wenn die Herren Obergärtner es nicht schnell Butligstraße 10. Die Wahl findet statt im Artushof", Perlebergerstr. 26. Dienschenswert, wenn diphtheriekranke Kinder lange Spazierfahrten fernen, dann macht er den triften Eindruck der Armenfriedhöfe. ganze Stadt machen müssen. Die Reduktion Diesen Zustand möchten wir nicht konservieren. Die gestellten An­der Betten in der Charité der Charité ist ganz plöglich erfolgt von träge genügen mir nicht. Weder der Antrag Rosenow noch der 1956 auf 1454. Hätte die Stadt die Erhöhung nicht mit Antrag Kalisch haben Aussicht auf Ausführung durch den gemacht, dann wären die Privat- Krankenhäuser nicht gefolgt, und Magistrat. Aber die Versammlung kann doch den Magistrat nach­dann hätte die Charité schon mit Rücksicht auf ihren Lehrzweck wieder giebig machen, indem sie selbst eine bestimmte Summe in den zurücktreten müssen.( Lebhafter Beifall.) Etat einsetzt. Dann stellt sie den Magistrat vor die Frage, ob er die Summe mußen oder den Etat ablehnen will. Daß die Ver sammlung zur Einstellung kein Recht hätte, muß ich durchaus be­streiten. Genehmigen wir heute den Etat, daim stehen doch die 1000 M. noch nicht darin; die bloße Resolution Rosenow hat keinen praktischen Zwed. Herr Kalisch will eine besondere Vorlage; auch da hängt alles vom Magistrat ab. Im Etat stehen Summen für Regulierung von Pläzen und Straßen, ohne daß wir bezügliche Vorlagen erhalten haben, so 130 000 m. für die Regulierung des Schloßplatzes.( hört, hört!) Geld in Vorrat sollte überhaupt nicht bewilligt werden. Ich beantrage, 3000 m. in den Etat einzusehen; ich bin überzeugt, daß der Magistrat auch damit den Etat acceptiert und die Summe verwenden wird für den Zweck, den wir für durchaus notwendig erachten. Wenn wir auch keine Denksteine sezen, keine Thore bauen können, so können wir doch den Platz, wo die teuren Toten ruhen, würdig ausstatten.

Wahlhandlung dauert von 9 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends. Das Wahlkomitee.

Kommunales.

Stadtverordneten Versammlung.

10. Sigung bom Donnerstag, den 8. März, nachmittags 5 Uhr.

Der Vorsteher Dr. Langerhans beglückwünscht den Beisitzer Stadtv. Seibert feierlich zu seinem 25jährigen Jubiläum als

Stadtverordneter.

Der Referent bestreitet die Richtigkeit der thatsächlichen An­gaben des Dr. Freudenberg; die Kranken würden nicht morgens 8 Uhr, sondern erst nach der Visite des Arztes entlassen. Beide Anträge werden abgelehnt, die Etats der Krankenhäuser Friedrichshain , Moabit , Urban und Gitschinerstraße unverändert genehmigt.

Die Etats für die Frren- und Idiotenanstalt in Dalldorf, für die Frrenanstalt Herzberge, für die Anstalt für Epileptische ,, Wuhlgarten" bei Biesdorf werden ohne Debatte genehmigt, des­gleichen der Etat der Bade- Anstalten, wobei die te so lution angenommen wird, den Magistrat zu ersuchen, schleunigst auf die Errichtung einer Volts- Bade- Anstalt im Stadtteil Wedding Bedacht zu nehmen.

Zumi Etat für die Desinfektionsanstalt in der te i chenbergerstraße liegt der Antrag Singer vor:

Den Magistrat un eine Vorlage zu ersuchen, nach welcher fünftig die Desinfektion in allen den Fällen unentgelt lich sein soll, in welchen sie ärztlicherseits für notwendig er­flärt wird.

Es sind wiederum einige Ausschüsse eingesetzt worden. Zunächst berichtet Stadtv. Friedemann über die folgende Petition. Der frühere Straßenreinigungsarbeiter Hermann Böttcher , Wartenburgstr. 27, jetzt 50 Jahre alt, 24 Jahre lang im Dienst der Feuerwehr und der Straßenreinigung, bezieht seit 1898 als dauernd frank eine laufende Unterstützung von 500 M. Er hat 39 Wochen lang von der Krankenkasse der städtischen Straßenreinigung Kranken­geld erhalten und ist dann statutgemäß von der Mitgliedschaft aus­geschlossen worden. Gegen diesen Ausschluß ist seine Beschwerde gerichtet. Der Petitionsausschuß hatte schon im November v. J. Uebergang zur Tagesordnung beantragt; es wurde jedoch Bericht­erstattung verlangt, und so hat sich der Ausschuß nochmals mit der Sache zu beschäftigen gehabt. Im Ausschuß ist ein Antrag auf Stadtrat Straßmann: Der Antrag hat mir Berechtigung, Ueberweisung zur Berücksichtigung abgelehnt, und der Ausschuß wenn er zur Entlastung der minderbegüterten Bevölkerung führen antrag geht nun dahin, die Petition dem Magistrat zur Verfoll. 63 Broz. aller Kosten werden schon jest niedergeschlagen; den fügung zu überweisen, wonach der Magistrat in eine nochmalige Wohlhabenden brauchen wir ein solches Benefizium, wobei wir immer Erwägung einzutreten hätte. noch 150 000 m. zuseßen, nicht zu teil werden zu lassen. Das Kranken­zimmer wird unentgeltlich desinfiziert. Stadtv. Dr. Freudenberg: Es wird bei uns in Berlin fast nur bei Diphtherie desinfiziert, wo eben der Zwang entscheidet. Bei Scharlach , Masern usw. scheint so gut wie gar nicht desinfiziert zu werden. Nach dem Etat sollen von 75 Beamten der Anstalt 27 Lohnzulagen erhalten, durchschnittlich 30 M. Das ist 30 doch keineswegs sehr opulent. Die Wagenfahrten, welche die Leute machen müssen, sind auch nicht zu den Lichtseiten ihres Berufs zu Die Special- Etats Grundstücke in der Stadt, Ländliche rechnen, und sie müssen warten, bis der Wagen sie abholt. Ließen Grundstücke, Mietsgrundstücke, Se a It steinbruch zu Rüdersdorf , sich nicht Fahrräder und Automobilen hier in Dienst stellen? Berechtigungen, Taub stummenschule, Blinden - Der Posten von 22 000 m. für die Fuhrkosten macht den achten Teil anstalt, Fortbildungs- Unterrichtswesen, werden der Gesamtausgaben aus. vom Referenten Stadtv. Mommsen zur unveränderten Feststellung Stadtrat Straßmann: Die Desinfektoren haben von nach dem vorgelegten Entwurf empfohlen. Ueber die Etats der Krankenhäuser usw. berichtet Stadtv. Kalisch. Zu denselben liegen folgende Anträge der Stadtvv. Singer und Genossen vor:

Für den Ausschußantrag tritt aus der Versammlung nur Stadtv. Rosenow ein, wogegen die Stadtvv. Mentel und Wallach den Uebergang zur Tagesordnung empfehlen.

Mit schwacher Mehrheit wird der Uebergang zur Tagesordnung beschlossen.

Darauf beginnt die Specialberatung des Stadt Haushalts Etats für 1900 an der Hand der Berichte des Etatsausschusses.

1. Die Versammlung ersucht den Magistrat, die Verpflegungs­sätze in den städtischen Krankenhäusern wieder auf 2 M. pro Tag für Erwachsene und 1,50 M. pro Tag für Kinder herabzusetzen: 2. die Versammlung ersucht mit Rücksicht auf die alljährlich wiederkehrende Ueberfüllung der städtischen Krankenhäuser den Magistrat um Einbringung einer Vorlage, durch welche die Be­schaffung geeigneter Räume zur Unterbringung erkrankter Personen ficher gestellt werden soll.

9-3 Uhr Dienst, worin die Hin- und Rückfahrt eingerechnet sind. Die Leute bekommen 3,50 M. täglich, und der Sazz steigt bis 3,85 M.( Heiterkeit; Ruf: Ungeheuer!); sie bekommen auch die Sonntage bezahlt und haben Dienstkleidung. Sie haben keine leichte Arbeit, werden aber auch entsprechend belohnt( Na, na!). Stadtv. Friedemann: Es ist doch anzunehmen, daß der Zwang der Bezahlung häufig dahin führt, daß eine im Interesse der Allgemeinheit wünschenswerte Desinfektion unterbleibt. Aus diesem Gründe stimme ich für den Antrag.

Der Antrag wird abgelehnt, der Etat der Desinfektions­anstalt unverändert genehmigt. Ueber die Etats des Arbeitshauses in Rummelsburg , des Städtischen Obdachs, der Heimstätten referiert Stadtv. Friederici. Dazu ist der Antrag Singer gestellt:

Den Magistrat zu ersuchen, schon für diesen Sommer Vorsorge dahin zu treffen, daß während der warmen Jahreszeit eine dem starken Andrange der Patienten entsprechende stärkere Belegung der Heimstätten stattfinden kann.

Stadtv. Dr. Freudenberg: Ich empfehle beide Anträge dringend zur Annahme. Vor 3 Wochen erklärte der Magistrat, die bekannten alarmierenden Zeitungsnachrichten seien durch­aus unberechtigt gewesen. Es ist inzwischen regelmäßig den Zeitungen ein Bericht über die freien Plätze zu gegangen. Trotzdem hat sich die allgemeine Beunruhigung nicht in vollem Maße gelegt.( Lachen, Rufe: Unsinn!) Wären die Zeitungen übrigens etwas mehr orientiert gewesen, so hätten sie die Stadtv. Freudenberg: Den 6-7000 Blägen in unsern Sache wohl noch mit größerem Nachdruck verfolgt. Die städtische Ver- Krankenhäusern stehen mur 270 Pläge für Genesende in den waltung hätte den Mangel an Betten bezeiten ausgleichen müssen. Heimstätten gegenüber eine durchaus ungenügende Zahl. Die Aber erst 1897 ist der erste Schritt in dieser Beziehung geschehen durch die Batienten müssen ganz unverhältnismäßig lange auf Aufnahme Eröffnung des Gitschinerstraßen- Krankenhauses. In den Krankenhäusern warten, in manchen Fällen bis zu einem Vierteljahr.( Hört, hört!) Am Urban, Friedrichshain und Moabit findet die Entlassung morgens Da muß Abhilfe geschafft werden. Ueber die Heimstätte in 8 1hr statt, so daß morgens 9 Uhr der Rettungsgesellschaft schon Malchow ist in der Presse Klage geführt worden. Es soll dort eine hätten authentische Zahlen zur Verfügung gestellt werden können; Ausschlagepidemie entstanden sein und daher rühren, daß für täglich wenn sie also den Bescheid bekam, es feien feine Betten frei, so abzureibende 40 Batienten nur 10 Badetücher vorhanden sind. Ferner find eben auch keine frei gewesen. Die Mitteilungen des Stadtrats Bail soll die Oberschwester der Heimstätte einem Kranten wegen un entsprachen also in diesem Punkte nicht den Thatsachen. Die Zurück- gebührlichen Betragens die Milch entzogen haben. weisung hat sich auch nicht bloß auf leichte" Fälle erstreckt. Halten Stadtrat Straßmann: Heinersdorf und Blankenburg sind Sie Hautkrankheiten für leichte Fälle? Gerade wenn ein Haut- niemals überfüllt gewesen. Die Lungenheilstätten werden demnächst franker die Krankenhauspflege in Anspruch nimmt, ist aller um die in Buch vermehrt, und dieser soll baldigst eine in Gütergozz Grund vorhanden, seinem Ersuchen zu entsprechen. Der Stadt- folgen. In Malchow wird von jest an jeder Kranke seinen eigenen rat weigerte sich damals auch gewissermaßen, die beiden Bademantel haben. Daß die Entziehung der Milch, welche nach dem Pavillons im Friedrichshain sofort in Benußung nehmen zu lassen; Abendbrot zur freien Verfügung steht, sowie Eutziehung von Nah­er wollte lieber noch Betten in die Säle einschieben. Das Kranken- rungsmitteln als Strafe nicht mehr Blaz greifen darf, habe ich haus Moabit steht schon bei normalen Zeiten bezüglich des Normal- verfügt.

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Oberbürgermeister Kirschner: Der Magistrat hat erklärt, er wird den Friedhof angemessen gärtnerisch herstellen. Es wird aus­gegeben werden, was das foftet, ob im Etat 400, 1000 oder 3000 m. stehen. Sezen Sie man scheint sich ja übertrumpfen zu wollen 30 000 Mark ein, mehr als die Kosten verständig betragen, wird nicht ausgegeben. Eine Verpflichtung, Geld auszugeben über das: hinaus, was Sachverständige anerkennen werden, kann ich nicht ein­gehen. Die drei Anträge haben ihren Zweck wohl bereits erfüllt. Einen Druck auszuüben ist nicht notwendig.( Beifall.)

Stadtv. Rosenow: Der Magistrat scheint durch sein Ver­halten diese Friedhofsdebatte verewigen zu wollen. Ich werde aller­dings das Meinige thun, die Sache nicht versumpfen zu lassen. Der Antrag Singer ist nicht gangbar, denn nach dem Belleschen Kom­mentar fann die Versammlung Ausgaben nicht selbständig in den Etat ſtellen.

Stadtv. Singer: Diese Rechtsauffaffung kann ich nicht teilen. Wenn wir selbständig eine Summe einfegen, wird damit das Recht des Magistrats, zuzustimmen oder abzulehnen, nicht berührt. Man wendet eben auch im Verwaltungswege Mittel an, um einen widerspänstigen Gegner durch derartige Berkoppelungen vor eine bestimmte Alternative zu stellen. Der Oberbürgermeister sagt, die Sache wird gemacht werden. Sie hätte bei einigem guten Willen schon fertig sein können. Wir haben ein volles Recht, aus dem Verhalten des Magistrats zu schließen, daß noch gewisse Widerstände vorhanden sind. Die Versammlung muß selbständig zum Ausdruck bringen, was ihr als das Notwendige erscheint, nämlich eine Ausschmückung des Plazzes, welche über jene 400 m. hinausgeht. Ich empfehle nochmals meinen Antrag.

Oberbürgermeister Sirschner: Der Magistrat hat die Sache nicht verzögert. Wären wir im vorigen Jahre ant den Friedhof herangegangen, dann hätte ich die Reden hier nicht hören mögen, welche dem Magistrat eigenmächtiges Vor­gehen und die Unterstellung vorgeworfen hätten, daß es ihm mit der Klage nicht ernst sei. Der Dezernent stimmt mit mir darin überein, daß ein schöner gärtnerischer Schmuck geschaffen werden soll. Dabei schließe ich auch die Umzäunung ein. Der jezige Heckenzaun bedarf sicherlich einer Aufbesserung. Aber sehen Sie die Position noch so hoch ein, eine Berpflichtung für den Magistrat, das Geld auch auszugeben, erwächst daraus nicht.

Damit schließt die Debatte.

Stadtv. Rosenow ändert seinen Antrag dahin um, daß 3000 M. in den Etat eingesetzt werden sollen; Stadtv. Singer zieht darauf seinen Antrag zurück.

Der Antrag Kalisch wird mit schwacher Mehrheit an­genom me it. Von der Abstimmung über den Antrag wird ab­gesehen.

Im übrigen wird an dem Etat der Park- und Gartenverwaltung nichts geändert. Außerdem wird für die Vorlage betreffend die Neu- und Um­pflasterung der Straßen für 1900 ein Ausschuß eingefeßt,

Ein dringlicher Antrag Schwalbe bezweckt die Stiftung von 100 000 9. zur 200jährigen Jubelfeier der Akademie der Wissenschaften. Der Antrag wird einem Ausschuß überwiesen. Schluß 94 Uhr.

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Der Etatsansschuß der Stadtverordneten Versammlung erledigte in der am Mittwoch abgehaltenen Sigung eine Reihe von Special- Etats nach dem Vorschlag des Magistrats ohne wesentliche Menderungen. Im Etat für Geschäftsbedürfnisse und Prozeßto sten" verlangt der Magistrat 8000 m. statt 5000 m. im Vorjahr für Unterhaltung und Vermehrung der Magistrats= raums für ein Krankenbett nicht mehr auf der Höhe der heutigen Hygiene. Auch dieser Antrag Singer wird abgelehnt. bibliothet und des Archivs. Begründet wird diese Mehr Ein Arzt aus einem städtischen Krankenhaus hat den Ausspruch gethan: Stadtv. Rosenow beantragt, den Magistrat zu ersuchen, in forderung mit der Teilung der Bibliothek und der Notwendigkeit, Wir sind ja jetzt die reinen Rausschmeißer geworden!( Große Un- das Extra- Ordinarium des Etats der Part- und Garten die umfassende Litteratur zum Bürgerlichen Gesezbuch an ruhe.) Mit dem Einschieben von Betten wäre also nichts gethan. verwaltung 1000 M. zur Instandsetzung des Märzgefallenen zufchaffen. Stadtv. Bruns beantragte eine Resolution, worin Unfren ersten Antrag haben wir jezt ohne Zeitbeschränkung erneuert. Friedhofs im Friedrichshain mit gärtnerischem Schmuck einzusetzen. der Magistrat aufgefordert werden foll, noch int Etat Die Schädlichkeit der Erhöhung der Krankenhausgelder hat seiner Im Ausschuß habe man den Antrag abgelehnt, der Magistrat für 1900 eine Summe von 15 000 M. einzusetzen, die zur Beit Herr Dr. Neumann ganz vorzüglich auseinandergesezt. Ich weise habe sich auf den Dispositionsfonds zurückgezogen und notwendigen Ergänzung des Bücherbestands der städtischen Bibliothek außerdem auf die trefflichen Ausführungen hin, welche der Oberbürger wolle sich erst den Zustand des Friedhofs näher ansehen. in der Zimmerstraße zu dienen habe. Der Ausschuß lehute die meister von Charlottenburg bei der Verhandlung über die gleiche An- Man könne aber einen leisen Zweifel nicht unterdrücken, daß Resolution ab. Beim Etat der Wasserwerke bemängelte Stadt­gelegenheit gemacht hat; ich stelle endlich fest, daß der Kranke, der nicht der Magistrat eventuell zu dem Resultate kommen werde, daß über- verordneter Borgmann, daß von den städtischen Werken an gleich zahlen kann, das Wahlrecht noch 7 Monate länger verliert als haupt nichts geschehen soll. Es handle sich hier trotz alledem um franke oder invalide Arbeiter, oder an Witwen verstorbener städtischer es bisher der Fall war. Die Strankenkassen erfahren durch die Er eine Ehrung der er Der Friedhof befindet sich keineswegs in ein Beispiel folcher Ungerechtigkeit führte Redner die Unterstützung Märzgefallenen! Arbeiter völlig ungenügende Unterstützungen gezahlt würden. Als höhung eine Mehrbelastung von 350 000 M. oder 80 Pf. pro Kopf; Stadtrat Mielenz: und gerade die am schlechtesten dastehenden Kassen werden durch die einem devastierten Zustande, und es ist vielleicht über die üblichen eines frühern Maschinenputzers an, der jetzt 66 Jahre alt ist, und Maßregel am schärfften betroffen, sie müssen die Beiträge erhöhen. 400 M. im Etat nichts mehr erforderlich. Vielleicht bedarf es über- infolge eines Betriebsunfalls im städtischen Betriebe Die Stadt hat doch kein Interesse daran, diese schon notleidenden haupt keiner besonderen Anlage.( Hört! hört!) Von einer neuen einen Arm verloren hat, während der andre ihm noch gebliebene Kaffen noch weiter zu schädigen. Die Schädigung der Kassen be- Umzäumung, von einer neuen Mauer u. dgl. ist ja doch nicht mehr Arm infolge eines Falles fast gebrauchsunfähig ist. Ferner leidet deutet eine Schädigung der Stadt, denn sie bewirkt, daß die Kassen die Nede. der Mann an Rheumatismus , auch fehlt ihm die Schkraft des einen sich mit der Mindestleistung begnügen müssen, die Unterstützung nur Stadtv. Kalisch: Auch ich halte den Zustand des Friedhofs Auges; seine Ehefrau ist wegen andauernder Krankheit nicht fähig. 13 Wochen zahlen können und die Kranten, wenn ihre Strankheit nicht für schön und vermisse vor allem das Gitter. Da es auch einem Erwerbe nachzugehen, und von den Kindern können Unter­länger dauert, der städtischen Armenpflege verfallen laffen müssen.mir auf die principielle Seite der Sache ankommt, stelle ich stigungen an die Eltern nicht abgegeben werden. Dieser Arme, der Durchaus ungenügend ist die Art der Bekanntmachung wichtiger Ver- folgenden Antrag: im Betriebe der Stadt Berlin zum Krüppel geworden ist, änderungen in den Berliner Krankenhäusern. Die Aerzte, aber auch Die Versammlung nimmt Kenntnis von der Erklärung des erhält jährlich 300 Mark! Stadtvv. Borgmann und bie ganze Bevölkerung haben darunter zu leiden. Früher haben die Magistratsdecernenten, den Friedhof noch während des Bruns forderten in einer vom Ausschuß einstimmig angenommenen