werden.

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geradezu nach oben drängt, wo er mit dem kleinen Flämmchen in Berührung und dadurch zur Explosion tommen kann. Bei einem Flach oder Mitrailleusen- Brenner ist diese Gefahr nicht ganz so groß, weil hier der Docht den Dochtkanal überall ebenso gut verschließt trie am oberen Rande. Bei den gebräuchlichen Rund­brennern aber ist das Auslöschen durch Herabschrauben des Dochtes stets gefährlich und sollte daher unter allen Umständen vermieden Viel sicherer führt zum Verlöschen der Flamme das Ausblasen, von dem viele Frauen ein Zurückschlagen der Flamme" nach unten Befürchten. Es empfiehlt sich auch feineswegs direkt von oben in die Flamme zu blasen, weil man ja dadurch Luft zuführen könnte, sondern es genügt ein feises Blafen schräg gegen den oberen Rand des Zylinders, wenn es nur so start ist, daß der Luftstrom im Zylinder sich unlehrt. Dann werden ja die Verbrennungsgafe ( Kohlensäure und Wasserdampf) am weiteren Aufsteigen ver­hindert und die Flamme wird in ihren eigenen Verbrennungs­gafen erstickt. Sehr praktisch sind Zylinder mit ab geschrägtem oberen Rand. Man fann dann bequem ganz horizontal gegen den höheren Wandteil blafen und die Flamme dadurch in einfachster und gefahrlosester Weise zum Verlöschen bringen. Unsere gute alte Petroleumlampe, zu der noch eine gewisse per­sönliche Beziehung besteht, die bei den moderneren, glanzvolleren Beleuchtungsmethoden und Beleuchtungskörpern gar nicht mehr auf Tommen kann, verwandelt sich also nur dann aus einem lieben Freunde in einen gefährlichen Gesellen, wenn man sie unsachgemäß behandelt. Aber die Rücksicht sachgemäßen Umgebens darf alles von uns mit Recht verlangen sowohl Menschen wie Dinge. B. Borchardt.

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Von amerikanischen Millionären.

Aus Tagebuch blättern von Albert Südefum. Der Traum des Millionärs.

Wir alle haben wohl schon im Leben einen jener unglückseligen Erfinder getroffen, die flagend behaupten, eine epochemachende Neuerung ersonnen zu haben, deren Verwendung nur leider an dem Unverstand und der Túde anderer Menschen scheitere. Nun ist es ja unter der Herrschaft des Kapitalismus in der Tat so, daß auch gute Gedanken nur dann ausgeführt werden, wenn sie reichlich Unternehmergewinn abzuwerfen versprechen; mancher geniale Mann ist an der Unzulänglichkeit einer Ordnung" gescheitert, die nicht durch das allgemeine Wohl, sondern nur durch das private Geldintereffe bestimmt wird. Aber man darf auch nicht übersehen, wie weit verbreitet der Irrtum ist, irgendein guter Einfall allein genüge schon zu einem geschäftlichen Erfolge. Wer so denkt, ver­kennt die Bedeutung der geschäftlichen Organi sationsarbeit, die eine wertvolle Idee erst in die Wirklichkeit überführen kann. Ob wir uns auf dem Gebiete der Volkswirtschaft bevegen oder auf dem der staatlichen und gemeindlichen Ber­waltungstätigkeit; eine geschäftliche Idee, ein Gejeß, eine Ver­waltungsvorschrift sind nichts, sind tote Buchstaben, solange sie nicht in die Tat umgesetzt werden. Auf diese Umseßung tommt es an, und in ihr liegen die Schwierigkeiten. Soweit diese Schwierigkeiten mit der Sache selbst zusammenhängen, werden sie unter jedem ökonomischen und gesellschaftlichen System vorhanden sein, unter einem sozialistischen nicht minder als unter dem heutigen. Es ist auch nichts dagegen zu sagen, daß ihre Ueberwindung ihren Lohn finden solle. Nur nimmt heutzutage dieser Lohn" in vielen Fällen dank der Kapitalsmacht und mit Hilfe der Gesetzgebung den Charakter einer monopolistischen Ausbeutung der Konsumenten an.

sicher sein fonnte, Erfaßteile auch auf den Fahrten in abgelegenen Gegenden zu finden. Ford hat das für seine verhältnismäßig sehr wohlfeilen Kraftwagen schon beinahe durchgefeßt; in seiner Fabrik werden im Durchschnitt in der Stunde 90, das heißt im Tage mit drei achtstündigen Wechseifchichten rund 2000 Wagen hergestellt, werden aber auch abgeseizt.( Vergl. die genauen Angaben in Every bodys Magazine, 1914, Nr. 176.) Was das in einem Lande mit einem noch ganz weitmaschigen Eisenbahnnetz, mit ausgedehnten, unerschlossenen Länderstrecken, mit färglichen Verbindungswegen bedeutet, fann man fanm überschäßen. Die Hauptabnehmer der Fordschen Automobile sind die Farmer. Bis jetzt noch zum Teil vom Weltverkehr beinahe ganz abgeschnitten, treten sie nunmehr mit dem vasch pulsenden Leben der nachbarlichen Provinzstädte und mit dem reißenden Gewoge der Großstädte in direkte Beziehung. Das kann nicht ohne gesellschaftliche Folgen für die Nation bleiben. Der Einfluß der geschäftlichen Organisation einer Automobilfabrik wird sich in mannigfaltiger Weise bemerkbar machen.

Was geschäftliche Organisation bedeutet, kann man vielleicht wir ja auch in Deutschland einige haben. Ich erinnere des ci­am besten an einzelne Welthandelsartikeln erkennen, von denen piels wegen an das Odol - Mundwasser, das in der Dresdener abrit von Lingner hergestellt wird und den Fabrikanten im Ver­auf von zwei Jahrzehnten zum reichsten Manne Sachsens gemacht hat. Odol ist nach meinem Urteil nicht besser und nicht schlechter Reflame und eine vorzügliche Verkaufsorganisation haben ihm den als viele andere Mundwässer. Aber eine in ihrer Art imposante Erfolg gebracht. Odol kann man tatsächlich auf der ganzen Welt faufen: in Befing ist es ebenso sicher zu haben wie in den Stores einsamer Goldgräber in Alaska , in Südafrika wie in den Anden­städten Perus . Es wäre wahrlich nicht zu verwundern, wenn den nengebackenen Albanierkönig bei seinem Einzug in Durazzo neben der Ankündigung des unvermeidlichen Kinos und den müßlichen Insektenpulvers auch ein Odolplafat in seiner Hauptstadt" be grüßt und die Gefühle des Heimwehs in ihm ausgelöst haben würde.

Einen zweiten ähnlich verbreiteten Artikel produzieren wir in in Deutschland wohl faum, es jei denn man dächte an die Bleistifte, mit denen wir allerdings einen sehr großen Teil des Weltmarftes versorgen, ohne daß indessen eine ebenso laute Reklame dafür ge­macht würde. England hat schon mehr Weltmarken, so z. B. Pears Scife und Beachams Pillen, die mit unermüdlicher Sorgfalt immer aufs neue angefündigt werden, zum Teil so aufdringlich, daß der Reisende, der während ines Tages in der Eisenbahn dreihundertmal die Versicherung entgegennehmen mußte, Pears Seife sei wirklich die allerbeste, auch nachts noch durch aufgeregte Träume gepeinigt wird, in denen die schwarzen Seifenkugeln eine grausame Rolle spielen.

Bear und Beacham in allen Ehren, aber ich glaube, daß sie in den letzten Jahren den eriten Plaß unter den Reklamemachern an den Amerikaner King Camp Gillette , den Fabrikanten eines Rasierapparates abtreten mußten. Jeder bartbewachsene, stoppel­haarige Mann, der die Annehmlichkeiten des Rasierapparates ein­mal gefojtet hat, heist Willette als einen Wohltäter des Menschen­geschlechts. Aber am lauteit.n preist Gillette sich doch selbst. Nicht mit Unrecht scheint er das für sicherer als freundliche Empfehlungen seiner Stunden zu halten. Den schon vor ihm bekannten Rafier­apparaten, die den altertümlichen Barbier überflüssig machten, fügte Gillete etwas Neues hinzit, nämlich die leichte und leicht aus­wechselbare biegsame Klinge, die man nach Abnutzung einfach weg­werfen kann. Aber nicht die neue Erfindung, sondern die Art ihrer nachdrücklichen Empfehlung und die Verkaufsorganisation haben seine geschäftlichen Erfolge begründet. Wenn ihm heute nachgesagt wird, daß er zu den Nabobs von Boston gehöre, dann müssen diese Erfolge wahrlich nicht flein gewesen sein.

Gillette hat sich aber nicht damit begnügt, durch seine Fabris fation und seinen Handel einen Haufen Geld zusammenzubringen, sondern hat sich in seiner Art zu einem Gesellschaftskritifer und Wirtschaftsreformer entwickelt. Wenn er sich heute einen Titel bei­legt, so nicht den des Erfinders eines Rajierapparates, sondern den folgenden:

,, Discoverer of the Principles and Inventor of the System of World Corporation"

Welt- Aktiengesellschaft".

Ich sprach in meinem lebten Aufsatz von den großen geschäft lichen Erfolgen des arbeiterfreundlichen", aber gewerkschaftsfeind­lichen Automobilfabrikanten Ford in Detroit . Diese Erfolge, die selbst für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich groß sind, be­ruhen in der Hauptsache auf einer großartigen Organisationstechnif. Der tatkräftige Unternehmer möchte es dahin bringen, daß, wie das Schlagwort in den Anpreisungen lautet, Jedermann in Amerika , der ein Automobil braucht, auch ein eigenes Automobil Halten kann." Mit dem Jedermann" hat es, wie nicht weiter d. H. Eutdecker der Grundsätze und Erfinder des Systems der auseinandergesezt zu werden braucht, natürlich einen kleinen Hafen; der Fabrikant denkt dabei an Leute, die immerhin über einiges Mapital oder größere Einfünfte verfügen, sagen wir also einmal: die oberen Schichten der Mittelklasse. Aber wenn man auch nur diesen ein bis dahin wesentlich als Lurusgefährt für sehr reiche Familien oder als Geschäftsfuhrwert für sehr große Geschäfte ge­bautes Vehifel zugängig machen will, dann muß der Kraftwagen nicht nur billig, von einfachster Konstruktion und ganz leicht zu bedienen sein, sondern es muß namentlich auch die Voraussetzung erfüllt sein, daß man Erjazzle.le überall im Lande ohne Schwierig feiten erhalten und selbst einfügen kann. Beim Automobil muß sich also die Geschichte der Geschäftsorganisation wiederholen, die wir beim Zweirad schon einmal durchlebt haben. Auch das Rad wurde erst dann wirklich volkstümlich, als sich der Preis auf eine vernünftige Höhe einstellte, als sich die Fabrikanten auf gewisse normale Maße für bestimmte Teile geeinigt hatten und als man

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Die Anfänge seines Nachdenkens über die Schäden der kapitali­ stischen Wirtschaftsordnung reichen lange zurück, und schon vor 20 Jahren veröffentlichte er ein nicht uninteressantes Buch über die Entwickelungstendenzen der menschlichen Gesellschaft, dem er später andere folgen ließ, von denen namentlich das abschließende: World Corporation" von 1910 als ein Beitrag zur Geistesgeschichte amerikanischer Millionäre Interesse erweckt. Es fällt darin manch scharfes und scharfgeprägtes Urteil über die ökonomischen und sozia­len Mißstände unserer Zeit, die er allerdings anscheinend nur in seiner Heimat genauer studierte. Auch von den Bemühungen der Sozialisten, die Ursache der Mißstände zu erkennen und sie abzue stellen, hat er gehört, ohne allerdings ein tieferes Verständnis dafür zu befunden. Offenbar haben seine eigenen geschäftlichen Erfolge sein Selbstbewußtsein sehr gestärkt und in ihm den Gedanken er­wedt, er sei zum Erlöser der Welt vom kapitalistischen lebel be=