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Baas," riefen die Gesellen, welche mit Stangen und Hämmern aus der Schmiede zurückkamen, wir stehen zu Deinem Befehl; was jollen wir tun?"

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Da ich ihn mit Eichenholz gefämmt habe," sprach Smetse, ,, muß er jekt mit Stangen und Hämmern gelauft werden." " Danke, Smetse, danke!" schrie der Teufel; Stangen und Hämmer, das ist zuviel; die sieben Jahre sind Dein, Schmied."

Schreibe flugs die Quittung," sprach Smetse. Da ist sie."

Der Schmied nahm sie, sabe daß sie gut war, und sprach: Du magst heruntersteigen."

Aber der Teufel war so schwach und lendenlahm vom Prügeln, daß er auf den Rücken fiel, da er zu springen ver­meinte. Und er machte sich hinkend davon, bedräute Smetse mit der Faust und sprach:. In sieben Jahren wart ich Dein in der Höllen, Schmied."

Das magit Du," sprach Smetje.

( Forts. folgt.)

Und Smetse schlug ihn gewaltig und sprach: Herr Rat, Ihr religiösen erteilt, unter Androhung von Strafe untersagt. Das siget fest im Sattel, so deucht mich. Ich will Euch herunter- war die Zeit des Bedlißschen Schulgesetentwurfes! Um das Ver holen, denn so ich es nicht tue und Euch mit aller Straft bot zu begründen, framte die Kultusbehörde aus der Konserven durchbläne, würdet Ihr mir den Baum samt den Wurzeln ena, hervor. Die Sache war für die Freireligiösen schließlich eine iste" einige verstaubte Kabinettsordern, etwa aus der Zeit von aus der Erde reißen, und die Leute sähen Euch allerorten Prinzipiensoche. Wille unterrichtete weiter, und eines Tages prä lustwandeln und den Zwetschenbaum als Schwanz am Gesäß fentiert ihm der Erefutor eine Rechnung über 2400 M. für un­nachschleppen. Das wäre ein jämmerlich und lächerlich Schau- erlaubte Unterrichtserteilung. Da aber die Pfändung fruchtlos spiel für einen so edlen Teufel wie Ihr. Schenket mir lieber ist, muß Bruno Wille , wie jener andere Bruno ( Giordano), in die sieben Jahre." den Kerfer der Inquisition , um für seine leberzeugung zu büßen. Und damit beginnt die Geschichte eine Wendung ins Komische zu verhaftet und eingefocht. Die Kultusbehörde vertritt ihre Prin­nehmen, die von zwerchfellerschütternder Wirkung ist. Wille wird zipien; also muß Wille sie auch vertreten. Die Freireligiösen sind stolz auf ihren Märtyrer, den neuen Bruno; Versammlungen empörten sich über den modernen Inquisitionsprozeß und von den Litfaßsäulen schrien die Plakate: Sibirien in Deutschland ." Man malte eine furchtbare Henferszene, und Wille war der bedauertite Manu in Deutschland . Bedauernswerter aber war die Friedrichs­ hagener Behörde, der Wille und der Kultusminister mit ihrer Prin zipienreiterei etwas aufgepackt hatten, was fic empfindlich drückte. Friedrichshagen hatte keine sibirischen Kerker, nicht mal ein ver nünftiges Arrestlokal, sondern nur ein Kittchen für aufge griffene Pennbrüder, eine ehemalige Waschtüche im Hofe eines Gasthauses. Und in dieses Loch sollte Wille hin­ein! Friedrichshagen fah plötzlich Alldeutschlands Augen auf sich gerichtet, fah seine Gefängniszustände in der Presse enthüllt und den Umsturz seine Verhältnisse unwühlen. Die Ortsbehörde hätte nun den Wille gerne laufen lassen. Aber er wollte ja ins Gefängnis; er macht direkt ein Anrecht darauf geltend. Und wie er einmal in dem Loch war, machte er noch mehr Rechte geltend. Es war schon so'n bißchen Erpressung, Ausnutung der Berlegenheit einer hohen Behörde. Und der Inquisitionsterfer" wurde nachgerade zu einem fidelen Karzer. Die Sache war so ulfig, daß der Vorsteher der Freireligiösen Gemeinde, Friderici, der er martet hatte, einen Märtyrer anzutreffen, fast empört war, als er bei einem Besuche Wille in behaglichster Lage und Laune fand und nun sah, daß man mit ungeheuer tragischem Apparat nur eine Kleinstädterpofse hatte inszenieren helfen. Man muß diese wunder­bollen Gespräche zwischen Wille und seinem Gefängniswärter Bolle lesen, wie der Gefangene dem Wächter der Ordnung Angst vor der Bresse macht und die Gesetzesvollstreder zur Ueberschreitung des Gefeßes zivingt. Er streift mit Bolle stundenlang im Walde herum, und wenn Bolle feine Zeit hat, bekommt Wille die Schlüssel und muß sich selber betwachen. Er empfängt seine Freunde und feiert mit ihnen im Kerker der Inquisition italienische Nacht, bei welcher Gelegenheit Paul Scheerbart mit dem Feuerkalb", einem ledernen Tuthorn, die Feuerwehr alarmiert. Zu nächtlicher Stunde zecht der Staatsverbrecher sogar mit Strindberg und anderen in der Wald­schenke und tann schließlich nicht in sein Quartier, weil Schlüssel zum Teufel ist. Und das passiert in Breußen, ohne daß der Staatsbau in Trümmer geht! Endlich kommt die Befreiung, nicht so sehr für Wille, als für die Friedrichshagener Behörde, und auch für eine andere Stelle, der die Affäre reichlich unbequem ge­worden. Ein Lizentiat erscheint in höherem Auftrag, um Wille zu veranlassen, daß er, wenn nicht um Erlassung der Strafe, was immerhin ein Anerkenntnis derselben wäre, so doch um Urlaub, natürlich auf unbestimmte Zeit, einfomme. Es geht auf Weih­ nachten . Den Gefangenen überkommt alte Sehnsucht der Advents zeit, und er tut nach dem Rate des Lizentiaten. Der Urlaub wird bewilligt. Und versöhnlich endet, mit allseitigem Aufatmen, der Inquisitionsprozeß von Frißenwalde, der eine Weile die Oeffent lichkeit in Atem gehalten hat.

Inquisition in Schilda .

Friedrichshagen ist zwar nicht so berühmt wie die Klassiterstadt Weimar oder andere Stätten der Geistesgeschichte. Aber es hat, um mit Bölsche zu reden, einige" Dünger- Noten" der Literatur­geschichte verschuldet als ein Ort, mit dem ein Stüd literarischen Lebens verknüpft ist. Vor 25 Jahren hatten hier die jungen Geister vom Kreise der Freien Bühne"( die heute neue Rund­schau heißt, und der zu jener Zeit With. Bölsche vorstand) ihr Hauptquartier. Hauptmann hat in der Gegend gewohnt, und alles, was in jener Geistesbewegung von 1890 einen Namen hat, hat irgendwie in Beziehung zu jenem Vorort Berlins und seiner Künstlergemeinde gestanden. Strindberg, Hansson, Maday, die Gebrüder Hart und Kampffmeyer, Hartleben , Willi Pastor, Peter Hille : fie und manche andere weilten auf längere oder fürzere Zeit in dem damals noch dörflich- idyllischen Frißenwalde", in dem morgens das Tuten des Kuhhirten, der das Vieh durch die unge­pflasterte, von Maulbeerbäumen aus der Zeit des alten Fris um­jäumte Hauptstraße trieb, die Bewohner aus dem Schlaf wedte. Heute ist die Friedrichshagener Schar längst auseinandergegangen. Nur die Beiden, die zuerst die Einsamkeit von See und Heide ent­deckt hatten, sind ihr auch treu geblieben: Bruno Wille und Bölsche. Die Friedrichshagener Bohême" mit ihren teilweise recht originellen Gestalten ist öfter, legendär verbrämt, geschildert worden. Daß es hier aber, im Gegensatz zwischen bideren Bürgern und den Künstlern, manchmal zu recht humoristischen Situationen fam, läßt sich denken. Menschen der Enge und Menschen der Weite! Hengstliche Ordnungsmenschen und renitente Geister, die den Um sturz predigen! Man darf vor allem aber nicht vergessen, welche Zeit damals war, um sich das Bildchen auszumalen. Biberpelz­Atmosphäre wehte! Man malte dem Bürger den Kinderschreck des bösen Sozialismus an die Wand, und die Bespißelung blühte. Und die Wehrhahne saßen nicht nur in Erfner, wenn sie auch ander­wärts feiger, friecherischer, fleiner waren als ihr Kollege aus dem Biberpelz.

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Zwerchfellerschütternd ist diese Zeitfatire, die den vergeblichen Kampf der Macht gegen den Geist prächtig verspottet. Aber darüber hinaus enthüllt Wille den Humor der Ernsthaftigkeit und schafft eine nachdentsam vertiefte, töstliche Geschichte von der Verwirrung. die die Menschen mit ihren Stedenpferden, alias Prinzipien, in dem friedlichen Schilda des Tafeins anrichten. Wir alle leben in Frißenwalde und tragen in uns unser Schilda mit seinen falschen, engen Einstellungen. Und davon fommt alles Unheil, von der Jch­Friedrichshagener Erinnerungen aus jenen Tagen zwischen Enge, die uns das Ganze, das Universum nicht sehen läßt. Und 90 und 95 erzählt jcht Bruno Wille in einer Art humoristischer wir sind alle schuld daran, daß die Keßergerichte noch immer be­Jdylle Das Gefängnis zum Preußischen Adler. stehen. So erhält Willes humorvolles Idyll einen tiefen Sinn, und Eine selbst erlebte Schildbürgerei."*) Die Geschichte die Biberpelzatmosphäre durchranft mit zarter Lyrit die weisheits­hat einen politischen Hintergrund, der in jener Zeit erregter volle Lebensbetrachtung des Einsiedlers in der Kiefernheide, alle Kämpfe um die Geistesfreiheit von größter Bedeutung war. Aber Bitterfeit zu einem stillen, milden Lächeln versöhnend. Und gerade fic spielt sich in einer Atmosphäre ab, in einer Enge, in der die dieser Ton macht einem das Werkchen so lieb. Es führt uns über Weltgeschichte, in der Preußen und alle Geistestämpfe zu einer die Zeitaftualität hinaus auf einen Standpunkt der wahren inneren Posse für die Puppenbühne und den Hanswurst werden. Freiheit, die uns das reine Lachen lehrt, in dem so viel Güte schwingt. Ihr Ernsten! Ihr Schildbürger! Humor ist, wenn man troßdem lacht!

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Wenn ich ganz knapp sagen soll, was der Inhalt des Buches ist: Inquisitionsgericht in Schilda .

Mit Bespißelung und Schikanen fängt das an. Dr. Bruno Wille ist als Religionslehrer der Freireligiösen Gemeinde dem Kultusministerium berhaßt. Man sucht ihm Fußangeln zu legen, und ein stellvertretender Amtmann, Rat Hegel , der gel genannt, bemüht sich, Wille im Verhör über seinen Atheismus" aufs Glatt­eis zu loden. Eines Tages wird Wille dann der Unterricht, den er, ohne einen Unterrichtsschein zu besitzen, den Kindern der Frei­

*) Jena , Verlag Eugen Diederichs .

P. H.

Die Streifversammlung im Walde.

Eine Erinnerung von F. Bieren! ämper. Das war ein Mai, der neumundachtziger. Bis tief in den April hinein stürmten falte Regenschauer durch das Land, und aus Nordost blies ein eisiger Wind, der alles teimende Leben in seinen schüßenden