Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 90.
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Smetse der Schmied.
Dienstag, den 12. Mai.
Eine flämische Legende von Charles de Coster . 11. Wo die Gesellen ehrlich mit Smetsereden. Dieweil der Teufel von dannen ging, blidte Smetse seine Gesellen an und merkte, daß sie einander anschauten, leise redeten und in ihrem Gehaben verlegen schienen, wie Leute, die sprechen möchten und es nicht wagen.
Und Smetse sprach zu sich selber: Werden sie mich dem Priester anzeigen?"
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Da trat Flipke, der Bär, auf ihn zu. Baas," sprach er, es ist uns bewußt, daß das Gespenst Hessels Dir von dem geschickt wurde, welcher da unten regieret. Du hast mit dem Teufel einen Baft gemacht und bist nur durch sein Geld reich, schon lange hegen wir diesen Verdacht. Aber auf daß Du nicht verfolgt würdest, hat keiner darüber in der Stadt geredet und feiner wird fürder reden. Das wollten wir Dir sagen, auf daß Du ruhig seiest. Somit guten Abend, Baas, und gute Ruhe."
" Ich danke Euch, Jungens," sprach Smetse schier gerührt. Und sie gingen fort. 12. Wie Smetse, daersein Geheimnis wahren wollte, es seinem guten Weibe nicht unter die Zunge gab.
Da der Schmied in die Küche trat, sah er sein Weib auf Senien liegen, sich an die Brust schlagen, weinen, seufzen und schluchzen. Und sie sprach: Jesus , Herr und Gott! Er hat mit dem Teufel einen Paft gemacht, aber nicht mit meinem Willen, das versichere ich. Und auch Du, Frau Maria, Du weißt darum und auch Ihr alle, hohe Heilige. Wehe! Ich bin schier betrübet, nicht um meinetwillen, nein um meinen armer Mann, welcher dem Teufel seine Seele um elendes Gold verkauft hat. Wehe! ja, er hat sie verkauft. Ach, Ihr hohen Heiligen, die Ihr gar glücklich und glorreich seid, bittet den allergnädigsten Gott für ihn und geruht anzusehen, daß wenn ich, wie ich zu hoffen wage, christlich sterbe und ins Paradies eingehe, ich allda allein sein und Reiskuchen mit silbernen Löffeln essen werde, dieweil mein armer Mann in der Höllen brennt, über Hunger und Durst flagt, und ich werde ihm nicht zu essen und zu trinken geben können. Ach, ich werde so unglückselig sein! Ach, Ihr hohen Heiligen, Frau Maria, Herz Jesus, er sündigte nur dies eine Mal und war sein ganzes anderes Leben ein guter Mensch und guter Christ; er gab den Armen und war sanftmütig. Errettet ihn aus dem immerwährenden Feuer und trennet dort nicht, die hier unten so lange veréint waren. Bittet für ihn, bittet für mich, wehe!"
So bist Dit denn sehr betrübt, Weib," fragte Smetse. „ Ha, Du böser Mann," sprach sie, nun weiß ich alles. Es war das Höllenfeuer, welches im Hause ausbrach und die Schmiede entzündete; diese Bäder, Brauer und Weinhändler waren Teufel, und ein Teufel auch der Abscheuliche, so Dir den Schatz wies und mir den entsetzlichen Badenstreich gab. Wer wird sich fünftig getrauen, in diesem Hause gerubig zu leben? Wehe, unsere Speise ist des Teufels, unser Trant ist des Teufels; vom Teufel ist unser Fleisch, Brot und Käse, vom Teufel unser Geld, Haus und alles. Wer unter dieser Wohnung grübę, der sähe flugs das Höllenfeuer emporzüngeln. Sie sind alle da, ich sehe sie oben und unten, rechts und links, wie sie gleich Tigern mit weit offenem Rachen auf ihre Beute lauern. Ha! welch schönes Schauspiel wird es für mich sein, meinen Mann durch alle diese Teufel in hundert Stücke zerrissen zu sehen, und das in sieben Jahren, denn er hat es gefagt, ich hab es wohl gehört, in sieben Jahren fommt er wieder."
"
Weine nicht, Weib," sagte Smetse, in sieben Jahren werde ich ihn wie heute meistern können."
Aber so er nicht auf den Zwetschenbaum gestiegen wäre, was hättest Du da getan, armer Schelm? Und wird er wie heute in Deine Fallen gehen?"
Weib, er wird hinein gehen, denn es sind himmlische
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Fallen, und was von Gott kommit, hat allzeit Gewalt über den Teufel."
Lügst Du nicht," sprach sie, und willst Du mir sagen, was für Fallen das sind?"
,, Das kann ich nicht," sagte er, denn Teufel haben feine Ohren, und so leise ich auch zu Dir spräche, sie hörten mich doch; alsdann würde ich sonder Zweifel vom Teufel geholt werden."
,, Ach," sagte sie, das möchte ich nicht, ohngeachtet es mich gar nicht erfreut, hier zu leben und sie nichts zu wissen, gleich wie eine Fremde. Jedoch will ich lieber, daß Du schweigst und gerettet wirst, denn daß Du sprichst und verdammt wirst." ,, Weib, Du sprichst weise."
sie,
„ Ich werde alltäglich für Deine Erlösung beten," sagte und eine gute Messe in Santt Bavo für Dich lefen lassen." Aber," fragte er, willst Du diese Messe von Teufels Gelde bezahlen?"
" Des habe feine Sorge," antwortete sie, sobald dies Geld" in die Truhen der Kirche gelangt, wird es im Nu geheiligt sein."
Tue also nach Deinem Belieben, Weib," sagte Smetse. „ Ei," sprach sie, Herr Jesus soll jeden Tag eine dice Serze haben und Frau Maria desgleichen."
Vergiß nicht Herrn Sankt Joseph, denn wir danken 13. Der Blutherzog.
ihm viel."
Das Ende des siebenten Jahres kam heran, und am lekten Abend betrat ein Mann die Schwelle des Hauses bon Er hatte ein hispanisch Gesicht, Smetse, dem Schmied. hoffärtig und finster, eine Nase gleich einem Habichtschnabel, barte, starre Augen und einen langen, weißen Spitbart. Im übrigen trug er ein feingeschmiedet und vergüldet Eisenkleid, den erlauchten Orden des goldenen Vlieses und eine schöne, rote Feldbinde. Die linke Hand stützte er auf den Knauf feines Degens und hielt in der Rechten den siebenjährigen Pakt und einen Marschallsstab.
Er trat in die Schmiede und ging stracks auf Smetse zu, trug das Haupt hoch und würdigte keinen der Gesellen eines Blickes.
Der Schmied stund in einer Ecke und bedachte, wie er den Teufel, welcher ihn holen sollte, zum Siten auf dem Lehnstuhl bringen fönnte. Da schlich unversehens Flipfe zu ihm heran und raunte ihm ins Ohr: Baas, hüte Dich, es ist der Blutherzog."
Wehe," sprach Smetse bei sich selbst, es ist um mich geschehen, da Alba mich holen kommt."
Dieweil war der Teufel zum Schmied herangetreten, hatte ihn, ohne zu sprechen, am Arm gepackt, um ihn mitzuschleppen, und zeigte ihm den Paft.
,, Euer Gnaden," sprach Smetse fläglich, wohin wollt Ihr mich führen? In die Höllen? Ich folge Euch. Es ist zuviel Ehre für mich Elenden, einem so fürnehmen Teufel wie Euch zu gehorchen. Aber ist es wahrlich schon die Scheidestunde? Ich glaube es nicht, und Euer Hoheit hat eine zu rechtschaffene Seele, um mich früher mitzunehmen denn der Baft besagt. Geruhe Euer Hoheit sich derweilen zu seßen. Flipke, einen Stuhl für Seine Gnaden, den schönsten aus meinem geringen Hause, den großen, flaumweichen, welcher in meiner Küche nahe der Lade beim Ramin steht unter dem Bildnis des Herrn Sanft Joseph. Staube ihn wohl ab, Buriche, daß kein Stäub lein darauf hafte, und hurtig denn der edle Herzog steht."
Indessen sagte Flipfe, welcher unverweilt in die Küche gerannt war:
,, Baas, es wird mir sauer, den Lehnstuhl allein zu tragen, so schwer ist er."
Smetse gab sich den Anschein, zu zürnen. Hört Ihr nicht," sprach er. Er vermag ihn nicht allein zu tragen. Geht, helft ihm, und wenn zehn vonnöten sind, so sollen zehn gehen. Schnell doch, Pfui, Ihr Tölpel, sehet Ihr nicht, daß der edle Herzog steht?"
Neun Gesellen gehorchten und trugen den Lehnstuhl nicht ohne Beschwer in die Schmiede; und Smetse sprach:„ Stellet ihn hinter seine Gnaden. Ist nicht noch Staub darauf? Bei Artevelde! diese Stelle haben sie nicht abgewischt. Ich werde