Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Mr. 94.

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Smetse der Schmied.

Sonnabend, den 16. Mai.

Eine flamische Legende von Charles de Coster .

16. Wo Smetse auf der Leye ein gar wunder­sam Spettafel siehet..

Indes der Teufel entwich, wußte Smetse sich vor Freuden nicht zu lassen, und er lief au seinem Weibe, welches sich an die Küchentür gestellt hatte. Aus lauter Fröhlichkeit stieß, schlug, füßte und umhalste er die Frau, schüttelte sie und drückte sie an sich, ging zu seinen Gesellen, gab ihnen allen die Hand und rief: Bei Artevelde! Ich bin quitt, Smetse ist quitt!" Und es war, als ob seine Zunge kein ander Wort denn quitt sagen könnte. Und er blies es seinem Weibe ins Ohr, feinen Gesellen ins Gesicht und einem alten, räudigen, hustenden Kater auf die Schnauze. Der fuhr aus seinem Winkel hervor und gab ihm für sein Quitt eins mit der Tage ins Gesicht.

Der Tölpel," antwortete Smetje, scheint mir nicht froh genug über meine Erlösung. Sollte es auch irgendein Teufel fein? Denn man sagt, daß sie sich unter allerlei Gestalten verbergen." Du," sprach er zum Rater, welcher vor heftigem Schrecken fauchte ,,, haft du es gehört, verstanden und begriffen, Teufelskage? Ich bin quitt und frei, quitt und ledig, quitt und fröhlich, quitt und reich. Und ich habe allen Teufeln das Maul gestopft. Und von nun an werd ich fröhliches Traf­tament halten, wie es einem franken und freien Schmied ansteht. Weib, ich will, daß man heute Slimbroek hundert Philippstaler schicke, denn der arme Schelm soll sich auch alsogleich freuen, daß Smetse quitt ist."

Aber die Frau gab keine Antwort, und da der Schmied fie suchte, fab er sie die Stiege herunterkommen, in der Hand ein groß Becken voll Weihwasser, darein tauchte sie einen schönen Buchsbaumzweig vom Palmsonntag.

Sobald sie in der Schmiede war, hub sie an ,, ihren Mann, die Gesellen samt Hämmern, Ambossen, Blasebälgen und anderen Geräten mit Weihwasser zu besprengen.

,, Weib," sagte er und versuchte dem Wasser auszuweichen, ,, was machst Du da?"

Ich rette Dich, Du anmaßender Schmied; glaubst Du wahrhaftig, der Teufel ledig zu sein, derweil Du noch das Gut besizest, das ihnen gehört? Vermeinst Du sogar, weil sie Deine Seele nicht mehr haben, welche der Preis für Deinen Reichtum war, daß sie Dir besagten Reichtum lassen werden? D, über den dummen Schmied! Sie werden abermals ins Haus kommen, ja; und wenn ich Dich nicht mit diesem heiligen Wasser beträufele, desgleichen mich und alle Gefellen, wer vermöchte die Uebel aufzählen, mit denen sie uns peinigen werden, wehe!"

Und das Weib war gar geschäftig mit seinem Zweige. Da plößlich rollte ein starker Donner unter der Erde, also daß der Damm erzitterte, die Steine barsten, die Glasscheiben flirrten, alle Türen, Fenster und Ausgänge der Schmiede sich auftaten und ein heißer Wind wehte.

1914

Schaum auf ihrem Kamme. Alsdann stieg der Schaum jeder Woge und zog das Waser gleich einer Säule nach sich, und es däuchte dem armen Snetse, seinem Weibe und den Gesellen, daß ihrer wohl hunerttausendmal tausend schwankende, wogende Wassersäulen bären.

Alsdann ward jede Säule in ein gräßliches Tier ver­wandelt, und plößlich eichienen alle Marterteufel der armen Verdammten, drängten ith durcheinander und schlagen und verwundeten sich. Da sabe man ungebeure Krabben auf frummen, wackelnden Menschenbeinen, Verschinger derer, welche im Leben friechend waren; neben selbigen Krabbeit stunden flügelschlagende Strauße, größer denn Pferde. Die trugen Lorbeer, Zepter and Krone unter dem Schweif; und die, so in unserer Welt eitlen Ehren nachgestellt hatten, ohne Gutes zu tun, mußten ihnen nachlaufen. Und die Strauße liefen schneller benn der Wind und sie eilten ohne Rast hinter ihnen her, um die Lorbeeren, Zepter und Krone zu kriegen; aber es gelang ihnen nicht. Also wurden sie bis an einen garstigen Weiher voll verräterischen Schlammes ge­lockt, darein sie mit Schanden fielen und während aller Ewig­feit stecken blieben, indes der Strauß ihnen zum Hohne am Ufer streifte und ihren Land hin und her warf. Zwischen den Straußen ergößten sich schöne Schwadronen vielfarbiger Affen, bunt wie Sommervögel; die waren für wucherische Geizhälse, sowohl Juden wie Lombarden bestimmt, welche, wenn sie zur Hölle fuhren, wohl umherspäheten, die Augen unter ihren Brillen zusammenkniffen und verrostete Nägel, alte Schlappschuhe, efle Lumpen, schäbige Knöpfe und anderes Gerümpel auflajen. Dann scharrten sie hastig ein Roch, vergruben darin ihre Beute und setzten sich ein Stück weiter hin. So die Affen dies sahen, sprangen sie auf das Loch, leerten es und warfen, was drinnen, ins Feuer. Als­bald buben die Geizhälse an, zu weinen und zu klagen und wurden von den Affen geprügelt. Dann suchten sie endlich einen verborgenen Ort, um allda wiederum ihren Raub zu bergraben, und aber ward das Loch geleert und aber wurden sie geschlagen und so durch alle Ewigkeit.

In der Luft über den Affen schlugen Adler mit den Flügeln. Sie hatten an Stelle des Schnabels sechsundzwanzig Musketenläufe, so allzumal schossen. Diese Adler waren föniglich geheißen, dieweil sie für die eroberungssüchtigen Fürsten bestimmt waren, welche zu ihren Lebzeiten den Lärm der Kanonen und Kriege allzu sehr liebten. Und zu ihrer Ergößung schossen sie ihnen mit besagten Geschützen durch alle Ewigkeit aufs Maul.

Neben diesen Straußen, Affen und Adlern bäumte, wiegte und wand sich eine große Schlange, so ein Bärenfell trug. Sie war über die Maßen groß und did und bewegte hundert­tausend zottige Arme, deren jeder eine eiserne Hellebarde, scharf wie ein Schermesser, hielt. Man hieß sie die hispanische Schlange, sintemalen sie in der Höllen alle Truppen der grau­famen Plünderer, welche unsere Länder verheerten, mit ihren Hellebarden zerschnitt.

Vor selbiger Schlange gar fürsichtig ausweichend, schwirr­ten boshafte, kleine, geflügelte Ferkel herum, die hatten eine ,, Ha," rief die Frau, da sind sie; bete, Mann." Leberwurst als Schwänzlein. Dieses Schwänzlein war der Und wahrlich, am Himmel erschien ein nacender und ewigen Gier des Vielfraßes vorbehalten, welcher zur Höllen wunderbarlich schöner Mann, der stund auf einem demantenen hinabfuhr. Das Schwein aber kam auf ihn zu und hielt Wagen, welchen vier feurige Rosse zogen. Und in der Rechten ihm die Wurst vor den Schnabel; er wollte hineinbeißen, hielt er ein Banier, und auf selbigem Panier stund geschrie- und im Nu flog das Schwein davon und also durch alle ben: Schöner als Gott!" Und aus dem Leibe des Mannes, Ewigkeit.

ihre Behausung ein ausgelernter Geck und Fant, welcher sich in seinem schönen Buz blähte, so ging der Pfau auf ihn zu und spreizte den Schweif, als wolle er ihn ermuntern, sich eine schöne Feder herauszuziehen, um seinen Hut zu zieren. Aber nicht sobald kam der Ged nahe und gedachte ihn zu rupfen, als ihm Herr Pfau gerad ins Gesicht stinkendes, ekles Wasser sprigte, welches seine schönen Kleider verdarb. Und durch alle Ewigkeit wollte Meister Gerk die Feder ausrupfen, und immer ward er also gewaschen.

welcher von schimmerndem Fleisch war, drangen herrliche Da waren auch ungeheure Pfauen zu sehen, welche sich Strahlen, welche die Leye, den Uferdamm und die Bäume mit ihren wundernswerten Federn brüsteten. Ram nun an gleich wie eine Sonne erhellten. Und selbige Bäume begannen zu schwanken und ihre Stämme und Aeste zu drehen, und das ganze Ufer schien sich wie ein Schiff auf dem Meer zu be­wegen und tausendmal tausend Stimmen riefen zumal: Herr, wir schreien zu dir in unserem Hunger und unserem Durst! Herr, sättige uns, Herr, tränke uns!" Ha," rief die Frau, ,, das ist der hohe Herr Luzifer mit all seinen Teufeln!" Und da die Stimmen schwiegen, winkte der Mann mit der Hand, und jählings stieg das Wasser der Leye, gleich als hätte Gott ihr Bett erhöhet. Und der Fluß war gleich der hochgehenden See. Aber die Wogen wallten nicht nach dem 11fer, sondern eine jede regte sich allein und trug feurigen

Unter diesen scheußlichen Tieren schwirrten paarweis männliche und weibliche Grashüpfer mit menschlichem Leibe. Der eine blies die Querpfeife, der andere schwenkte einen mäch­