, Er sieht nicht schlecht knis, der Bursche du? ist wahr.. Larry hat sich zu Boden gebückt, um seine Zigarre im Sand auszulöschen. Aber plötzlich besinnt er sich und steckt sie, so wie sie ist, brennend Jim Wheeler vom Stab des Präsidenten in die Hand. Ein?, zwei ist er die Böscbuna hinauf. Jim Wheeler be- merlt vor Staunen erst, wie Larry schon oben ist, was er in der Hand hält. .Hölle! I" ruft und wirft den Stummel auf den Boden...Hat mir der Bursche seinen Stummel in die Hand gesteckt!" .Der kommt noch in Teufels Küchel spricht einer von den Lachenden.Der war in Teufel» Küche, verdammt noch einmal. Der ist nicht unterm Wagenbodcn geboren, Gott verdamm' mich!" Alle blicken jetzt zu Larry hinauf. Er steht oben vor dem Gepäckwagen, unter dem ihn der Neger herausgezogen hat. ES stimmt schon, er sieht nicht übel auSi heruntergekommen, oder nicht gemein. Trotz und Verachtung kleiden Heruntergekommene vor- trefflich. Es ist nicht ausgeschlossen, dast er der Sohn eine? Bankier? ist, eines Reichen. ES ist möglich, daß er auf einer UnvcrsitätS- dank gesessen hat, ehe er so aussah. Wer weiß, was der auf- aufreffen gehabt hat. So einfach ist dieses Leben wohl nicht von statten gegangen, da» eine steht fest. Die Phantasie der Zu- schauer hat die Wahl, die Ursachen seine» Niedergänge» festzustellen. E» gibt außer Diebstahl und Mord noch hundert andere Ursachen, je nach seiner Veranlagung mag der einzelne sich einen Reim auf dieses Menschenschicksal schmieden. Möglich, daß eS au» Aben- teuerluft gewoben ist, und weiter nicht». Zwischen Chikago und dem Stillen Ozean wimmelt e» von Existenzen, die au» einem Fragezeichen bestehen. Zwischen Ehikago und dem Stillen Ozean nimmt man e» nicht so genau damit, wa» einer war, wa» einer ist. Larry hält oben vom Rand der Böschung, wie von einer Tribüne herab, einen Vortrag, vor der Volksversammlung. Mit kaum merklicher Ironie gibt er sich so, al» wär'» ihm nur um eine Anleitung zu tun, seinen Mitmenschen zum Frommen darzustellen, wie sie es in Fällen, die sich ja immer ergebe» können, mit Gratis- fahren anstellen sollen.(Forts, folgt.)

Kleines 5euilleton. Wie va» Gogh zu« Maler wurde. Den Schlüssel zu der noch in mancher Beziehung so rätselvollen Psychologie der Persönlichkeit und de» Werke» von van Gogh , de» letzten Vollender» und Ueber- minder» de» Impressionismus, bietet un» nunmehr die große zwei- bändige Publikation der Briefe an seinen Bruder Theo, die soeben deutsch im Berlage von Paul Eassirer in Berlin er- scheinen. Selten wohl wird man ein ähnliche» Beispiel der Auf- opseruna und Hingabe finden, al» e» der jüngere Theo in seinem unablässigen Wirken für den Bruder dargeboten. Daß der geniale. aber früh nervös zerrüttete und von der Last eines tragischen Geschicks erdrückte Künstler einen so beispiellos raschen Aufstieg in seiner Kunst durchlebte und einen Höhepunkt seine» Schaffen» erreichte, bevor er zusammenbrach, da» verdankte er in erster Linie dem Bruder, der sich für ihn aufrieb und ihm schon nach einem ha ben Jahr in» Grab folgte, in dem st« nun beide nebeneinander ruhen. Rur den, Bruder hat sich der scheu« und mit Bekemrtnissen so karge van Gogh rückhaltlos hingegeben, und so offenbaren sich nur in diesen Briefen all die er» greisenden Leidensstationen seine» zunächst so wirren und dumpfen, zuletzt aber doch in der Kunst über da» Leben triumphierenden Dasein». Ban Gogh war schon al» Knabe ein launenhafte» und schwer zu behandelnde» Sind-, eine besondere Begabung zum Zeichnen be- merkte man aber nicht an ihm. Später trat Bincent in die bedeutende Kun st Handlung seine» reichen Onkel» und Paten Tersteeg ein und wurde von diesem im Mai 1873 seinem Londoner Zweiggeschäft zugeteilt, wo e» ihm zunächst recht gut gefiel. Dem Zwanzigjährigen scheint damals zuerst die Mög- lichkeit aufgetaucht zu sein, daß er nicht nur mit Kunst handeln. sondern selbst Kunst machen könnte. Doch da» waren nur dunkle Wünsche! sein Geschmack aber entwickelte sich allmählich zur Selb- ständigkeit, und e» wurde ihm verhaßt. Bilder zu verkaufen, die er selbst für schlecht hielt, und nicht für die Kuustanschauungen eintreten zu können, die in ihm immer mächtiger wurden. Er füllte seine Stellung schlecht au»: der Onkel zog die Hand von ihm ab, und so stand er denn mit 23 Jahren brotlos da,»ohne irgend eine Ausficht für die Zukunft." Er wollte erst Lehrer»»erden, kam dann auf kurze Zeit in eine Buchhandlung; da» von Anfang an in ihm starke religiös« Emp- finden steigerte sich jetzt so, daß er. der ja au» einem Pfarrhaus stammte, durchaus Theologie studieren wollte. Doch da» viele Lernen sagte ihm erst recht nicht zu; niedrig und demütig wollte er Christ«« dienen, imd dazu brauchte er keine Zeugnisse, kein Latein und kein Griechisch. Schließlich ging er auf die Missionsschule in Brüffel. Nach langem Warten bekommt er eine Anstellung al» Missionar in dem traurigen Kohlengebiet de» Borinage; hier gibt er sich seiner Tätigkeft mit Leib und Seele hin. schenkt sein Geld weg, seine Kleider, sein Bett, darbt und hungert, um Christi Lehre praktisch zu verwirklichen, und stößt auch damit wieder an, sodaß er entlassen wird. Run lebt er zu Hause bei den Eltern, trauriger und ver- zweiselter denn je. In einem tiefergreifenden Brief an den Bruder voranlw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Druck u. Verlag!

vom Juli 1880 offenbart er all seine Haltlosigkeit, da« grauenhafte Gefühl der Ueberflüssigkeit:Mein Kummer ist kein anderer als dieser: wozu könnte ich tauglich sein, könnte ich nicht helfen und in irgendeiner Weise nützlich sein V* Da dämmert ihm endlich in diesen Tagen der tiefsten Entmutigung ein rettende» Licht auf; nicht in Büchern und nicht um Studium kann er Be- friedignng finden, sondern nur-im Zeichnen und Malen. Wie ein Schrei der Erlösung klingt e»»un:Ich habe mir gesagt, ich greife wieder zum Stift, ,ch gehe wieder an» Zeichnen, und seitdem hat sich alle» für mich geändert." Er ist gerettet und endlich auf dem rechten Wege; er kapiert mit rastlosem Eifer Millet und schreibt dann im September 1880:.Ich kann Dir gar nicht sagen, wie glücklich ich mich fühle, weil ich da» Zeichnen wieder aufgenommen habe. Schon seit langem beschäftigte mich da», aber ich hielt die Sache immer für unmöglich und mir unerreichbar." Und nun begann mit einer unheimlich gewaltsamen und bewundernswerten Tatkraft jener steile Ausstieg, der den Maler innerhalb von 10 Jahren auf eine schwin- delnde Höhe der Kraft und de» Ausdruck» führte und zugleich zu dem jähen Absturz ins Nicht». Literarisches. Da» Paradie» der Kindheit. Fast siebzig ist nun der Schweizer Karl Spitteler . Lange wußten nur wenige von ihm mehr al« den Namen, und ich fürchte, obschon sein Verleger Diederich» sich in den letzten Jahren tätig für ihn eingesetzt hat, gilt noch heute von seinen allegorienschweren Dichtungen da« Lessingwort:.Wer wird nicht einen Klopstock loben, doch wird ihn jeder lesen? Rein!" ES ist eigentlich kein Wunder, wenn e» so ist. Hat er doch daS Undank- barste unternommen, was man heute tun kann:«in BerSepoS von einigen 000 Seiten zu schaffen, eine mächtige Folge mythischer Bilder. Man sagt sich unwilllürlich: loa« soll un» da»? Sind im» die olympischen Gestalten noch lebendig genug, um zu Trägem«ine» neuen, allgemein gültigen Mytho» zu werden? Gewiß, e» wäre schön, wenn unsere Zeit au» sich heran» einen neuen Mytho» ge- bären könnte. Aber diese» Spiel mit toten Göttern: ist e« mehr al» eine subjektive, barocke Phantasielaun«? Ich muß gestehen, ich bin nicht kompetent. Ich Hab« Gesänge der Dichtung gelesen. Ich fand sie mächtig in Bild und Sprache. Aber ich konnte mich nicht dazu zwingen, mich in da» Ganze hineinzuarbeiten. Immer hatte ich da» Gefühl: wa» geht da» un» an? Und wie mir, scheint e« manchen zu ergehen. Da» ist vielleicht ein große» Unrecht gegen den Dichter, und ich habe mir vorgenommen, e» gut zu machen. Vielleicht, daß ich an» einem Saulu» ein Paulu»«verde; trotzdem e» auch ganz einsichtige Leute gibt, die bei allem Eifer, den sie ihm ge- widmet, sich in kein Verhältnis zu Spitteier zu setzen vermögen, u»d denen der.Olympische Frühling" al» ein grandioser Irrtum erscheint. Jedenfalls will ich'» nicht berufen. Zeitgenosien haben sich schoir oft vor dem Genie blamiert. Den Montblanc kann keiner abschätzen, «venu er dicht davorsteht. Nun habe ich ein reizende» kleine» Büchlein von Spitteler ge- lesen, da» mir den Dichter lieb macht. ES sind Kindheitserinnerungen, erste Eindrücke, die die Seele festgehalten:Meine frühesten Erleb- nisse' betttelt.(Verlag Eugen Diederich«, Jena .) Spitteler hat die seltene Gnade, darf man sagen. Bilder au» dem Märchenland jener frühen Tage zu bewahren, an die uns später, in der Fülle von allen Seiten zuströmender LebenSlvirklichkeiten, da« Bewußtsein meist schwindet. Rur ganz selten und ganz'vag verirrt sich, durch irgend eine fremdartige Assoziation veranlaßt, ein Ton von dorther noch tn unfern Alltag, und meist wissen wir ihn gar nicht zu deuten. Und doch wird vielleicht in jenen ersten vier Jahren de» Leben» gerode die Grundlage unserer ganzen menschlichen Existenz und damit unsere» Schicksal» gelegt. ES ist die Zeit, da die Seele zum Sein erwacht, und die ersten Geftihle von der Welt, der kleinen Welt, die sich um da» Kind schließt, scheinen unverlierbar und bestimmend zu sein. Eine KindcSseele, deren früheste Berührung mit dem Leben freundlich und gütig ist, begleitet von schönen Träumen und Bildern, tvird dauernd einen Gefühl?« besitz in sich haben, der Reichtum und Liebe bedeutet, während ein Kind, denr die Wirklichkeit gleich hart, lieblo», nüchtern nahe kommt, nie mit reinen, güttgen Augen die Dinge sehen und sich nicht der blühenden Pracht der Schöpfung selig hingeben kann. Jene» frühe Leben ist durchaus insttnktiv, gefühlsmäßig, voll holder Dumpfheit: aber gerade dadurch, daß alles durch daS Medium de» Gefühls zu im» kommt und von ihm festgehalten wird, um so grundlegender. Ich erinnere mich daran, toie Hermann Bang in seinem Kindheit»- buchDa» weiße Hau«' ein Bild seiner Jugend entwirft, da» schon ein Bild seine» ganzen Leben» ist. lieber Spitteler« Jugend ist reinste» Licht auSgegoffen, ein helle» weiße» Licht, da» alle« in Glanz und Schönheit taucht. Seine Erinnerungen sind naturgemäß lückenhaft; aber sie haben eine einheitliche Stimmung, einen harmonischen vollen Klang. Die ganze Atmosphäre ist märchenhaft verklärt. Wie ein Wunder blüht da» Dasein dein Kinde auf. bevölkert von guten Menschen und freund- lichen Erlebnissen, und Phantasie und Traum spinnen da» Wunder, da» Märchen weiter. Alle» ist verNärt. Der Geist der Liebe, die den Knaben von überall her anweht, schwebt auch über der Land- schaft, und e» sind herrliche Worte, die Spitteler hier(jeder Groß- städter sollte da» lesen) über die Entstehung de» Heimatgefühl» sagt. Und dieser Kindheitswelt fühlt der Dichter noch heute sein Beste» entkeimen.____ P- H. vorwärts Buchdruckeret u.verIag»anstaltPaul Singer»cCo., Berlin ZW.